Ist mein berufliches Leben verpfuscht ?

Hallo an alle. Ein tolles Forum, vielleicht könnt ihr mir helfen.

Ich bin bald 27 Jahre alt und habe auf dem Papier (trotz Gymnaisumbesuchs) nur mittlere Reife. Auf die Gründe - auch privater Natur - will ich jetzt nicht näher eingehen.

Jedenfalls habe ich noch eine kaufm. Ausbildung solide abgeschlossen, und bin jetzt bisher als kaufm. Angestellter in einem relativ langweiligen Gebiet tätig.

Da ich auf diese Art sowohl bezügl. Selbstverwirklichung als auch vom Gehalt her nicht auf einen grünen Zweig kommen werde, meint ihr meine berufliche Laufbahn habe ich mir schon verpfuscht? Ich höre immer nur, dass man ohne Studium nicht mehr weit kommt, und in der Gesellschaft nichts mehr zählt (Unterhaltungen mit studierten Freunden). Leider habe ich kein wirkliches Ziel vor Augen was ich mit meiner "Qualifikation" überhaupt noch machen könnte.

In letzter Zeit habe ich immer mehr schlaflose Nächte, auch weil ich immer an Gleichaltrige denken muss, die bereits als Ingenieur tätig sind und ein gutes Gehalt verdienen, von dem ich nur träumen kann. Mir war auch früher gar nicht so bewusst, wie sehr der Beruf im Vergleich zu früher mehr und mehr Lebenszeit einnimmt.

Ich frage mich halt auch, was machen heutzutage die ganzen Menschen die eben nicht studiert haben? Alle irgendwann eingehen oder am Minimum leben? Was mein iht könnte ich noch tun? Ich habe eigentlich Angst mich überhaupt irgendwo zu bewerben weil ich ja "nur" Sachbearbeiter war.
Ich kann grade wieder nicht schlafen, deshalb schreibe ich hier.

Hallo,

ich denke nicht, dass Dein berufliches Leben verpfuscht ist. Und lass Dir nicht einreden, dass Du ohne Abi nicht weit kommst. Das stimmt nicht.

Du solltest Dir erstmal überlegen, wo Du beruflich hinwillst.
Es gibt schließlich Weiterbildungsmöglichkeiten, Du könntest auch das ABI nebenbei nachholen, wenn Du das möchtest.

Ich denke nicht, dass man nur mit ABI viel Geld verdienen kann. Es kommt darauf aus, was Du aus Deiner Ausbildung machst. Ich habe auch kein ABI und "nur" einen Sachbearbeiterjob, aber trotzdem verdiene ich noch recht gut. Es kommt auch immer auf die Branche drauf an, in der man tätig ist. Und schließlich kann ja nicht jeder studieren und nach höherem greifen.... es gibt so viele Berufsgruppen, da ist für jeden was dabei und ich denke, viele sind auch mit dem zufrieden, was sie haben.

Rente kriegst erst ab 67, das sind noch 40!!!!! Jahre

Im Fernsehen wurde mal ne Frau vorgestellt die mit 70 anfing zu studieren und mit 75 ihr erstes Buch geschrieben hat und eine qualifizierte, hochangesehene Fachfrau auf ihrem Gebiet ist.

Ich bin 50 und ackere mich nun durch nen Kurs zur Ernährungsberaterin.

Du hast massenhaft Zeit! Kannst also ganz beruhig sein.

Die wichtigste Frage ist: WAS möchtest Du von Herzen gerne tun? Arbeit sollte nämlich auch Spaß machen.

Also, packs an! Du schaffst das und lass die Anderen reden und hab den Mut auch "quer" zu denken.

Hallo Tilo,

mit Deinem Leben haderst Du derzeit sehr, mh? Wenn Du Dir aussuchen könntest, was Du arbeitest (ohne die Voraussetzungen zu sehen), welche Arbeit reizt Dich denn so sehr?

Du schreibst, dass Du Dich mit Deinen studierenden Freunde nicht wirklich unterhalten kannst. Weil Du Dich schämst, da sie einen "höheren Bildungsabschluss" haben oder weil sie Dich 'verspotten', Du Dich also von ihnen angegriffen fühlst? Es ist ein Unterschied. Im ersten Fall würde ich auf Dein minderes Selbstbewusstsein tippen und im 2. Fall auf den falschen Freundeskreis.

Meine persönliche Meinung ist, dass der Mensch nicht den Bildungsabschluss aus macht. Ich mein, Freundschaften entwickeln sich doch nicht, weil mein bester Freund 1000 Euro am Tag verdient und dieser die ganze Welt gesehen hat. (übertrieben geschrieben), sondern weil ich mich von meinem besten Freund/meiner besten Freundin verstanden und akzeptiert werde und fühle. Ich finde, dass eher die "kleinen Dinge" sooo groß sind, zum Beispiel Vertrauen, respektvoller Umgang,....

Außerdem betonst Du, dass Du nicht auf die Gründe des nicht erreichten Schulabschlusses nicht sagen möchtest. Belastet Dich persönlich, dass Du das Abi nicht erreicht hast, oder wegen Deinen Freunden?

Und dasTinchen hat schon recht - Du hast überall weiterbildungsmöglichkeiten. Selbst studieren kannst Du mit der Hochschulreife.

Was möchtest Du denn gern arbeiten?

Hallo Ihr, hallo Kelvin.

Ich hatte damals während des Abis große private Probleme, über die ich hier aber jetzt nicht näher schreiben will.

Meine Freunde akzeptieren mich eigentlich auch wie ich bin, verspotten mich nicht oder lassen sich über meinen "Nur"-Sachbearbeiterjob aus. Wenn Sie aber manchmal anfangen sich über diese Akademiker-Themen zu unterhalten, fühle ich mich am Tisch wie so ein kleines Würstchen, der im Vergleich zu Ihnen nichts erreicht hat. Sicherlich habt ihr Recht, dass mein Selbstbewusstein sehr leidet und auch noch nie stark ausgeprägt war.

Zusätzlichen Druck macht mir derzeit immer mein alter Herr, der immer wieder betont, man muss mind. 4000 Euro verdienen um in Zukunft noch einigermaßen leben zu können, er lässt eigentlich nonstop an der Gesellschaft und an Staat und Politk kein gutes Haar. Alles würde imm schlimmer, immer weniger Geld usw...

Ich frage mich dann doch ob die anderen es alles besser gemacht haben und / oder glücklicher sind. Ich bin z.B einfach kein Typ der nur ackern möchte, mir ist Familie und "Leben" ansich eben auch wichtig. Deswegen ist die Frage wohin ich will schwer zu beantworten, ich sehe eben auch irgendwie diese Karriere-ist-alles-Entwicklung, jeder möchte hoch hinaus und meint er wäre etwas Besseres. Das menschliche Denken ansich fehlt mir irgendwie, findet ihr nicht auch, dass dies früher noch besser war?

Ich habe jetzt langsam schon angefangen mich etwas zu distanzieren und so kam es erstmals nach Jahren, dass ich schonmal Samstag Abends daheimgesessen bin, weil ich einfach diese studierten "Götter" und das ganze Gerede nicht um mich herum haben wollte. Ich werde auch schon öfter gefragt wieso ich in letzter Zeit so komisch sei, da kann ich natürlich nicht antworten, dass es mich stört als einziger ganz normal zu arbeiten.

Ich selbst schätze mich nicht gerade als ungebildet ein, habe eine gute Umgangsform und bin vor allem zuverlässig und hilfsbereit. Also es geht nicht darum dass ich mich mit denen nicht unterhalten könnte. Vielleicht bin ich auch nur unzufrieden weil die Gesellschaft heutzutage nur noch Akademiker mit sich bringt ?
Ich weiß momentan nicht wie ich den Kummer lösen könnte, immerhin hat er meine Stimmung schon oft in Situationen mit gemeinsamen Unternehmungen stark getrübt. Langsam habe ich auch Angst, dass sich die anderen von mir abwenden könnten.

omg.

Du hast Angst dich zu bewerben weil du begelhnt werden könntest? Du glaubst den studierten Wichtigtuern, das ihr Weg der einzig Wahre ist, nur weil die dran glauben wollen?

Du zweifelst ja schon vor einer Tat. Die Konsequenz ist eine völlig halbherzige Tat ohne Entschlusskraft. So wirst du deine Ziele nie erreichen. Zweifel macht erst NACH einer gerade schiefgegangen Tat Sinn.

Das 10 Jahre zurückliegende verpatzte Abitur zu beheulen ist so nichtsbringend. Willst du Abitur? Mach Abitur! Fachabi im kaufmännischen Bereich? Trägt vielleicht sogar deine Firma? Vielleicht bezahlen die auch dein nachfolgendes Studium. Ein zuverlässiger Mann wird überall gebraucht! und vielleicht auch gefördert. Zur Not must du eben parallel in Abendkursen amchen.

Dich nervt dein Vater mit seinem Pessimismus.
Hau auf den Tisch,
und sag das er sich seinen Pesimismus für sich behalten kann!

Dreh dich! Mach was! Am besten dein eigenes Ding. Pessimistengeschwafel an sich wirken zu lassen ist wie absichtlich gegen ne Wand zu laufen. Da kann man doch schon vorher wissen das man das nicht will, oder?

Also ich mach mir keine Sorgen bei meinem mickrigen Gehalt (knapp<1000 netto). Ne Familie ist so nicht drin. Fakt. Ich habe die Qualifikation für weit mehr Gehalt. Fakt. Ich kümmer mich drum. Fakt.

Ich wünsche dir die nötige Entschlossenheit dein Leben mal in die Hand zu nehemn.

Karsten

Hallo Namensvetter. Findest du eigentlich gut was du da schreibst? Ich denke nicht dass Thilo noch eins oben drauf brauchen kann, sondern Hilfe wie er sinnvoll aus dieser Situation raus kommt. Ich kenne die nämlich selber sehr gut, und als ob es immer so einfach wäre mit "man muss ja nur mal eben sein leben in die hand nehmen"...

Wenn alle so denken würden wie du, bräuchten wir hier ja das ganze Forum nicht. Gerade WEIL eben Menschen nicht einfach hin- und über allem stehen können schreiben sie ja hier.

Hallo Thilo,

die ersten beiden Beiträge fand ich auch toll Karsten macht es offensichtlich auf die harte Tour, funktioniert eben bei jedem anders.
Ich denke, für dich ist es wichtig, herauszufinden, was du möchtest. Also vom Leben willst. Sehr viele meiner Bekannten haben auch mit Arbeitslosengeld Kinder bekommen -und nicht mal unter "schlechten Verhältnissen", je mehr Kinder, desto mehr bekommt man ja- wichtig für Kinder ist, dass man sie liebt und Zeit für sie hat und ihnen die richtigen Dinge beibringt. Einmal die Woche schwimmen oder Baseball oder töpfern oder was-auch-immer-zu-Bildung-und-Wohlbefinden-beiträgt sind sicher auch nicht verkehrt; aber dafür brauchst du auch keine 4000 Euro.
Was willst du also damit?
Brauchst du 7 Zimmer? Einen Pool? Wer sich 2 Weltreisen im Jahr leisten kann, hat gar keine Zeit für sie...
Dein Vater scheint ein ängstlicher Typ zu sein, zumindest sehr besorgt und misstrauisch; und das entläd sich eben in dieser harschen Kritik. Du musst dich aber nicht davon beeinflussen lassen. Wenn du in bestimmten Bereichen nicht seiner Meinung bist -ich nehme mal an, das ist der Fall- dann brauchst du es erst recht nicht in Bezug auf dein eigenes Leben zu sein.
Viel wichtiger ist, dass du damit zufrieden bist, dann kommt der Rest nämlich von allein. (Das Selbstbewusstsein, dieses Leben auch zu verteidigen, der Glaube daran usw.)
Lass dir keine Angst machen, 27 ist gar nichts.
Ich habe z.B. auch mehrmals Schulen besucht, gejobbt, Ausbildungen angefangen... Mittlerweile habe ich ein Fachabi und könnte immernoch studieren, wenn ich Lust hätte. (Gehöre eher zu den Leuten, die sich nicht hetzen lassen wollen und ein bisschen stolz darauf sind)
Wichtig ist immer, dass du mit Energie und Überzeugung an eine Sache rangehst - und deine bisherige Laufbahn zeugt doch auf jeden Fall von Durchhaltevermögen, Beflissenheit und Kompetenz!
Wenn du dich jetzt weiter (nach oben, links, rechts) orientierst (oder in eine ganz andere Richtung), muss das absolut nicht negativ ankommen, auch nicht bei Arbeitgebern... Viele finden es interessant und bereichernd, wenn jemamd schon in mehreren Bereichen Erfahrung hat.
Guck dich einfach um, du musst ja nichts überstürzen...
Was die Freundesrunden angeht, das kenne ich auch, man steht halt schon thematisch im Abseits. Aber das liegt vor Allem daran, dass sie in der Mehrzahl sind Würdest du mit Arbeitern/Angestellten um einen Tisch sitzen, könntest du mehr mitreden. Viele Studenten sind aus meiner Erfahrung auch sehr ausschließlich mit sich und ihrem Unileben beschäftigt, inhaltlich sehr gebunden... versuch doch mal, das aufzubrechen, pack ein anders Thema auf den Tisch, politisch, moralisch, gesellschaftlich.. frag sie gezielt nach ihrer Meinung! Oder du versuchst, Parallelen zu deinem Betrieb zu finden, übergeordnete Sachen vielleicht (Termindruck, Kollegen/Kommilitonen..) - dass sie dir "überlegen" sind, stimmt nicht, es kommt einem nur leicht so vor, es stimmt aber nicht. Du hattest andere Umstände und hast andere Entscheidungen getroffen - daraus entstehen natürlich andere Wege. Die sind aber nicht besser oder schlechter; wer weiß, wie sich jemand anderes (jemand von den anderen) in deiner Situation angestellt hätte.
Mach dich auf die Suche! Was willst du, was kannst du, was willst du noch können... das kann auch spannend sein
Liebe Grüße,
orbbl

@orange-blaue-blume :

VIELEN DANK FÜR DEINE SEHR TREFFENDEN UND BESONNENEN AUSSAGEN !!!!

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, doch passt diese Lebensauffassung leider nicht so recht ins Leben. Ich spreche von meinem Fachbereich, dem Maschinenbau, wo man als 30jähriger Studienabsolvent schon Probleme bei der Stellensuche bekommt. Egal wie gut man ist.
Ich teile voll und ganz deine Meinung, aber das Arbeitleben da draußen ist sehr menschenfeindlich und kalt. Meine Konsequenz daraus war, mit 35 nochmal ein Aufbaustudium auf Berufsschullehramt zu machen. Ich habe bis dahin eigendlich nur absoluten Mist, oder Arbeit über eine Leihfirma angeboten bekommen.
Im Lehramt ist es noch relativ egal wie alt man ist und derzeit bekommt eigendlich jeder eine Stelle, der die Lehrbefähigung in einem technischen Fach bzw. Naturwissenschaften hat. Auch mit 45 oder 50 noch.

Dem Threadersteller und allen anderen möchte ich ans Herz legen, das Lebensglück nicht außerhalb, sondern innerhalb seiner Selbst zu suchen. Wer glaubt, dass man glücklich ist, wenn man genug Kohle und heiße Frauen hat, liegt derbe auf dem Holzweg. Das funktioniert vielleicht ein paar Jahre, aber sofern man halbwegs intelligent ist, merkt man schnell, das Glück etwas ist, das wir nur in uns Selbst finden.

Noch etwas...mehr Geld führt streng genommen immer zu mehr Problemen. Ideal wäre ein Halbtagsjob, der einem ein gutes Überleben sichert. Mehr braucht man nicht. Vor allem sollte man sich nicht zu sehr über seinen Job identifizieren. Das ermöglicht einem, einfach zu Hause zu bleiben, wenn es einem nicht mehr gefällt und sich was anderes zu suchen. Das ist meine persönliche Definition von Freiheit !