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Ist es schlimm nicht zu studiert zu haben?

Silverfox

Mitglied
Hallo ihr,

ich bin gerade noch im 2. Semester und habe heute meinen Zweitversuch in Mathe geschrieben. Leider wieder total versagt. Ich gehe nun davon aus, exmatrikuliert zu werden, denn einen Drittversuch (bzw. Härteantrag) möchte ich nicht starten.

Vor dem Studium habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht, ich stehe also glücklicherweise nicht nackig da.

Und dennoch fühle ich mich gerade sehr schlecht. Auf der einen Seite hat mir das Berufsleben sehr Spaß gemacht, ich hatte nette Kollegen und habe in meiner Lieblingsabteilung arbeiten dürfen. Die Entscheidung, zu studieren, wuchs eigentlich aus dem Glauben heraus, mit dem Abitur noch was anfangen zu wollen. Natürlich bin ich enttäuscht, dass es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber ich meine, dass ich darüber hinweg kommen könnte; ich glaube, dass ich im Berufsleben glücklicher bin. Es ist die Scham der Familie und Freunden gegenüber, mit der ich nicht klar komme. Meine Eltern haben mir die Miete für die WG gezahlt - umsonst; ich habe meine Freunde fürs Studium vernachlässigt - umsonst. Ich habe die Erwartungen nicht erfüllt und habe meine Eltern enttäuscht. Das macht mir unglaublich zu schaffen. Klar sagen sie "das Leben geht weiter" und "man muss nicht studiert haben" aber vielleicht nur aus reiner Nettigkeit?

Ich habe Angst, dass mir die Exmatrikulation wie ein Vorwurf vorgehalten wird. Alle anderen schaffen es, nur ich nicht. Wie soll ich das evtl. meinem zukünftigen Arbeitgeber erklären? "Ja äh sorry, Mathe ist nicht so meins" ? Es wird doch bestimmt jemand vorgezogen, der diesen kurzen Teil des Studiums nicht im Lebenslauf hat. Dann heißt es wieder ich könne kein Mathe und alles was da noch dranhängt.

Ist es denn so schlimm, gescheitert zu sein? Muss man denn studiert haben, um beruflich was aus sich zu machen? Ich möchte nicht, dass jemand denkt, ich wäre dumm oder unfähig zu lernen, weil ich durch Mathe gefallen bin. Denn ich weiß, dem ist nicht so. Und trotzdem ist es zu schwer, diese Niederlage zu akzeptieren. Mein Bestes hat nicht gereicht, und das schmerzt.

Ich denke, ich wollte das mal loswerden :( Vielleicht geht es ja jemandem ähnlich.

Danke
 
E

Edy

Gast
Denke ich schon, dass es schlimm ist. Ab sofort gehörst du zu "den Verlierern", nicht zur Elite.


Herzliches Beileid, durchaus ernst gemeint.
 
P

Panthi

Gast
Hallo liebe Silverfox,

dass du dich jetzt erst mal schlecht und gescheitert fühlst, kann ich verstehen. :blume: Du hast ja auch schon einiges an Zeit und Energie reingesteckt - 1 Jahr? Dann trägt es keinerlei Früchte... Irgendwie klingt es andererseits für mich aber nicht so, dass du mit deiner Ausbildung, deinem Job jetzt total unzufrieden warst. Von daher wäre es vielleicht keine schlechte Idee, wieder dorthin zurückzugehen. :)

Ich finde es nicht schlimm, wenn man merkt, dass etwas nicht für einen ist. Und es ist keine Schande, nicht studiert zu haben. Studieren wird überbewertet. Ganz ehrlich, ich habe einen Studienabschluss, aber irgendwie nicht den Eindruck, dass ich REIN DURCHS STUDIUM so einen hohen Kompetenz- und Wissenszuwachs habe. Diese Zuwächse habe ich durch andere Erfahrungen sammeln können. Therapie, Coaching, Selbststudium, durch Freunde, Auslandsaufenthalte usw.

Im Übrigen bin ich ein Fremdsprachler bzw. Lehrämtler... und ich bin absolut nicht der Auffassung, dass mir das Studium für meinen späteren Beruf etwas gebracht hat. Die Sprache lernt man vor Ort am besten, sprich im Ausland. An der Uni lernt man die Sprache nicht weiter. Unsere Pädagogikveranstaltungen waren nur philosophisch orientiert. Nun kann ich viele Texte von Kant, Adorno usw. auswendig, habe aber von praktischer Pädagogik keine Ahnung. Pädagogische Ahnung habe ich nur deshalb, weil ich schon viel unterrichtet habe nebenher. Aber diejenigen, die sich bei uns nur auf die universitäre Ausbildung verlassen, werden enttäuscht. Ich setze meine Hoffnung aufs Referendariat... sprich dass da noch mal was Handfesteres kommt.

In vielen Fällen ist das, was an der Uni gelehrt wird, an der Berufspraxis vorbei gedacht. Sicher, man bekommt eine theoretische Ausbildung; aber wenn die sich mit der Praxis gar nicht mehr decken lässt? - wie beim Lehramt??? Selbst beim BA/MA hat man das nicht ändern können.

Studieren ist für mich in erster Linie im Nachhinein betrachtet, dass man an Texte, Themen usw. herangeführt wird, etwas für die eigene Bildung tut --- aber berufsbezogen hat mir das so gut wie nichts gebracht. Ich studierte auf Grund- und Mittelstufenlehramt. Ich werde im Französischunterricht niemals Camus, Sartre usw. groß behandeln, zumindest nicht deren Originalwerke... genausowenig wie ich in Englisch Shakespeare behandeln kann. Man könnte in der achten Klasse vielleicht mal die Märchen von Oscar Wilde behandeln und das war es ansonsten.

Ein Freund von mir studiert Berufsschule und dessen universitäre Ausbildung ist ganz anders als meine. Die müssen wirklich schon richtige Berichte schreiben, wie sie im Referendariat gefordert werden. Ich habe so was noch nie aufsetzen müssen. Ich bin zwar wesentlich früher fertig mit dem Studium als er, aber er hat mir dennoch Vieles schon voraus...
Das liegt eben an dem Föderalismus, sprich dass jeder BL selbst für die Bildung verantwortlich ist und dies nicht vom Bund diktiert wird.

Tja, alles nicht so einfach.

Ich weiß, wofür ich studiert habe, sprich ich will meinen Beruf ja ergreifen; aber ich habe auch Tage, wo ich denke: ob es das, was ich alles reingesteckt habe an Geld, Zeit, Tränen usw., das wirklich wert ist. Immerhin bin ich erst mit 29 im Referendariat: durch 2 Krankheitssemester, 2 Langzeitauslandsaufenthalte, Studiengangswechsel usw. Bin dazu hoch verschuldet. Wenn ich mit 29 ins Referendariat einsteige.(oder vielleicht auch schon mit 28 3/4. lol Da haben andere längst eine eigene Wohnung, ihr festes Auskommen, ne Partnerschaft, das erste Kind usw. Bei mir kommt das alles sehr verspätet... und ja, ich gebe es als eine der Wenigen zu, dass ich mir da mit 20, 21 gar keine Gedanken drüber gemacht habe, dass ich ja diese beiden Auslandsaufenthalte definitiv machen muss (einen mache ich jetzt ab dem 15. Juli). Normalerweise hätte man so einen Aufenthalt ins Studium integrieren müssen.

Wer studiert, sollte definitiv weitsichtiger sein und das war ich einfach nicht. Ich habe mir da nie groß Gedanken gemacht, ob es vielleicht Probleme geben könnte... und auch nicht, wie das eben ist, wenn man 5-6 Jahre immer am Ball bleiben muss.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es so noch mal machen würde. So wie ich jetzt drauf bin, würde mir alles sehr viel leichter fallen; aber ich gehöre zu denjenigen, die keine familiäre Unterstützung gekriegt haben... und es ist hart, zu studieren und zu jobben. Vor allem auch dann, wenn man noch psychische Krankheiten entwickelt...

Nun, ich denke, du bist in deinem Beruf besser aufgehoben. :)

LG
Panthi

P.S. Tut mir leid, dass ich so weit ausgeholt habe...
 
S

Schmetterlingsflattern

Gast
jeder verhaut mal was im leben,der eine ne ausbildung der andere eben sein studium.;)

wichtig finde ich das du selbst lernst das zu akzeptieren, liest sich ja fast so,als könntest du das, wenn die andern stimmen nicht wären.
mir ging so manches mal auch was daneben.....hart aber ehrlich,was willste machen?...
du könntest wenns dir so nicht gefällt, ja noch einer prüfung stellen,aber du schreibst das willst du nicht...
warum nicht?
kene mich nicht so aus, wieviel zeit bleibe dir denn, um für die prüfung dann zu lernen?...vielelicht mithilfe von freunden...

ansonsten lass die andern reden....wenn du einen beruflichen weg vor dir siehst, der dir einigermaßen gefällt, gehe ihn...irgendwann wirds jeder akzeptieren und nicht mehr drüber reden.
;):)
 
P

Panthi

Gast
Wusste ich doch, dass da noch was Positives kommt, danke!;)
Na ja, viele, die am Anfang des Studiums stehen, haben sehr hohe Erwartungen und ganz realitätsferne Vorstellungen. Die gehen dann davon aus, dass sie danach die Uni mit einem großen Wissensschwamm und hoch-kompetent verlassen; aber das ist bei vielen nicht so. Wird mir immer wieder eindringlich auch von Kommilitonen, weiteren Studierten, die ich anderweitig kennen lernte bestätigt.

Viele Nichtstudierte denken sich auch, wenn sie ans Studieren denken: Oh, die sind dort alle total schlau, gebildet, hochkompetent, die totalen Überflieger, kriegen hinterher alle ganz super Jobs usw. Nun, heutzutage jedoch wird das Abitur viel zu inflationär vergeben. Im Grunde können ja auch Leute mit 3-4 dann studieren, v.a. wenn Studiengänge nicht NC-beschränkt sind. Das heißt jetzt nicht, dass nur die 1er- und 2er-Abiturienten schlau sind... aber man hat auch beim Abitur den Anspruch gesenkt. Das Hamburger Abi gilt als wesentlich einfacher als das in Bayern usw. ;) (will man ja jetzt einheitlich machen bundesweit).
Um es mal platt auszudrücken: heute kommt ja fast jeder Depp an die Uni --- v.a. auch dann, wenn man Beziehungen hat.
 
G

Gast

Gast
Hey Silverfox,

also wenn das heute wirklich "erst" Dein zweiter Versuch war, dann wirst Du ganz sicher nicht geext.
Das passiert nämlich wirklich erst wenn Du den dritten Anlauf versemmelt hast, es sei denn natürlich Du lässt Dich vorher freiwillig exen.

Das mit Mathe verstehe ich vollkommen, denn Mathe ist ein A*******. ;)
Ich selber schiebe meine beiden Matheprüfungen auch schon ewig vor mir her, wären dann beides Zweitversuche.
Aber irgendwann muss ich da wohl ran, sonst werde ich nicht mit dem Studium fertig.

Es ist absolut nicht schlimm wenn man nicht studiert hat.
Ich sehe diese ganze Studiererei sowieso etwas anders als denke ich mal die meisten Leute.
Ich denke das Abitur bzw. Hochschulreife ist lediglich die Voraussetzung um irgendwo studieren zu können und das Studium ist dann hinterher die Voraussetzung um an bestimmte Jobs zu gelangen. Mehr nicht! Also macht einen das Studium noch lange nicht zu einem besseren Menschen, obwohl dass viele Profs und Studenten gerne mal durchblicken lassen. Elitäre Gedanken etc. ich finde so etwas vollkommen dumm. Jeder ist wie der ist und als glücklicher "Arbeiter" kannst Du sicher jede Menge mehr erreichen als ein unglücklicher Akademiker. Denn dass man glücklich ist mit dem was man tut ist sehr wichtig, sonst wird man auch nie gut sein in seinem Job, ob nun als Maurer oder als Vorstandschef.

Als Industriekauffrau kannst Du doch jede Menge erreichen, auch ohne Studium. BWL nehme ich mal an? ;)
Du hast wenigstens schon richtige praktische Erfahrungen sammeln können und bist nicht nur einer von diesen reinen "Theorieaffen", die sich sonst gerne mal an den Hochschulen tummeln.
Als Chef würde ich eher jemanden mit praktischer Erfahrung einstellen, der sich auch selber einzuschätzen weiß.
Als jemanden der z.B. in seinem Leben noch nie richtig gearbeitet hat aber dann hinter an der Hochschule die dicken Management- und Personalerkurse belegt.

An Deiner Stelle würde ich es ruhig noch einmal probieren, falls es schief gehen sollte hast Du wenigstens alles versucht.
Außerdem bist Du ja erst im 2. Semester, so viel Zeit wäre dann doch gar nicht vertan und Du kannst Dir immer noch einen guten Job in der Industrie suchen.

Als Versager wird Dich deswegen sicher niemand bezeichnen können. Glaub mir, es gibt mehr "Versager" mit Hochschulabschluss als Leute mit einer eherlichen Ausbildung, hinter der sie auch stehen. :)
 

Silverfox

Mitglied
Panthi - danke für die Antwort :) Es ist interessant, auch die Geschichten anderer zu hören und was die so alles erlebt haben ;)

Ja, ein Jahr habe ich hier studiert. Das ist auch etwas, dass nicht gleich zu verdauen ist. Ein Jahr "verschwendet" zu haben, in dem man andere Dinge hätte machen können.

@Schmetterlingsflattern
Einen Drittversuch pack ich nicht. Ich habe für den Zweitversuch schon alles reingesteckt, was geht. Freizeit, Lerngruppe, Nachhhilfe, Anstrengung. Ich sehe darin irgendwie keine Chance für mich. Die nächste Klausur wird genauso schwer, so ist der Prof halt.
Ja richtig - wenn die anderen Stimmen nicht wären, würde mir die manch andere Entscheidung leichter fallen : / Mathe war schon immer mein Erzfeind; vielleicht würde es an einer anderen Hochschule besser klappen, aber dann müsste ich wieder bei 0 anfangen...

@paulemaule
Ich hab mich bereits an einer anderen Hochschule beworben, als weitere Alternative. Ich weiß nicht, ob ich wirklich nochmal anfangen oder mir lieber ne Arbeitsstelle suchen soll. Das muss ich die Tage entscheiden.
 

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