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Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"?

erdbeertore

Neues Mitglied
Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"?

Hi Forum,

ich (17) warne schonmal vor, das wird wahrscheinlich ein ziemlicher Roman.

Und zwar gibt es bei uns in der Familie schon seit guten 7 Jahren Probleme, zwischendrin irgendwann habe ich mit SVV angefangen und hatte Selbstmordgedanken. War aber nichts Akutes, ist wieder vorbeigegangen und schneiden tue ich ich eigentlich auch nur alle paar Monate. Ich hab wirklich tolle Freunde und seit ein paar Monaten einen Freund, den ich unglaublich liebe und er mich. Es gab in der ganzen Zeit auch immer wieder gute Phasen in der Familie, grundsätzlich bzw. so im Alltag lief dann eigentlich doch immer alles. Insofern hatte ich bisher immer das Gefühl, irgendwie doch stabil zu sein, trotz allen Problemen.
Aber seit 1,2 Jahren scheint es irgendwie doch nicht mehr zu laufen. Die Suizidgedanken sind zwar nicht mehr wieder gekommen, aber dafür plagen mich zum ersten Mal in meinem Leben seit einiger Zeit echt böse Albträume, in denen meine Eltern mich demütigen, sich sadistisch über mein Leid freuen und mich sogar töten wollen.
Im Groben sieht das Ganze so aus: Wir haben finanzielle Probleme und mein Vater trinkt. Gewalt gibt es aber keine, bis auf dass er mich manchmal packt oder sich vor mir aufbäumt. Er vernachlässigt durch den Alkohol seine Arbeit nicht und ist auch nicht am hellichten Tage oder in der Öffentlichkeit voll. Aber der Alkohol hat seinen Charakter verändert, er ist ein unglaublich jähzorniger, freudloser, zynischer und cholerischer Mensch, dementsprechend gibt es immer wieder Streit. Meine Mutter wird durch ihre Eltern (mein Großvater ist sein einigen Monaten allerdings tot; Leberzirrhose, mehr brauche ich wohl nicht sagen...) unter Druck gesetzt bzw. hat ihr ganzes Leben lang Probleme mit ihnen, zusätzlich muss sie noch arbeiten gehen und leidet unter meinem Vater, ergo ist sie psychisch total im Eimer, macht aber trotzdem immer weiter, Haushalt wird aber vernachlässigt; mein Vater ist und war da nie eine Hilfe und mein Bruder (15) tut auch nichts, und obwohl ich mit anpacke, ist es immer noch viel zu viel. Bei uns stapelt sich die Wäsche, wir hatten letztens ein Leck im Rohr etc. (was übrigens nicht behoben ist, da mein Vater zu faul ist anzupacken und ein Fachmann ja zu teuer wäre) Wir müssen also das Wasser aus der Wanne und der Waschmaschine mit Eimern ins Klo kippen und so weiter und sofort...
Kurz: Es läuft nicht, wie es sollte.
Nun ist es so, dass sich meine Eltern deshalb bei mir ausheulen. Mein Bruder hört nicht zu und geht dann zu Freunden. Ich habe bisher immer versucht zu helfen, irgendwie. Aber ich bin auch nicht der Hampelmann, bei dem sie ihren Mist abladen können, der teilweise in Vorwürfe ausartet. Werde ich entsprechend sauer und mache das klar, sind sie ach so verletzt und beleidigt, werden aggressiv und machen mir nur noch mehr Vorwürfe. Wenn ich dann sage, dass mir das wehtut, stoße ich nur auf härteres Granit, dann wird mir Undankbarkeit und Gefühlskälte vorgeworfen und ich werde sogar beleidigt. Sie würden ja ihr ganzes Leben nur für mich und meinen Bruder arbeiten und ich tue ihnen so weh, wieso ich so bin und sowas mache und sage. Dabei mache ich ja nicht mal was, das ist es ja. Ich mache mein Abi, bin noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, beleidige sie nicht oder sonst was - das Einzige, was ich tue, ist hin und wieder mal laut zu werden, wenn sie persönlich werden. Wenn ich dann meine, ich hätte auch ein Recht, mich schlecht zu fühlen, nicht nur sie - fangen sie an mich verächtlich anzusehen, wie ich nur von "Rechten" sprechen und so kalt sein könnte, es ginge schließlich um Gefühle. Ich kann einfach auf keine Weise zu ihnen durchdringen, egal wie ich es versuche. Und wenn ich dann passiv werde, weil es einfach keinen Sinn macht, in mein Zimmer gehe oder wochenends bei Freunden bzw. meinem Freund bleibe, dann sind sie wieder tief verletzt und beleidigt, wenn ich zurückkomme. Dann kommen so Sachen wie die Familie wäre mir total egal, ich würde nur an mich denken, wäre nicht für sie da. Und wenn ich dann sauer werde, weil das schlicht nicht stimmt und ich mich ausnahmsweise auch mal gut fühlen will ohne schlechtes Gewissen, schaukelt sich das hoch. Dann bin ich plötzlich schuld, dass die Familie zugrunde geht, ich mache angeblich alle Familienmitglieder kaputt mit dem was ich tue, ich bin ja so schlimm, dass mein Freund mich bald verlässt. Wenn ich sage, dass das nicht in Ordnung ist und mir wehtut, dann wird's abgetan, schließlich habe ich sie provoziert und wüsste doch ganz genau, dass sie das gar nicht so meinen und nur in der Wut sagen. Aber wenn mir was rausrutscht, fangen sie vor meinen Augen das Flennen an und wollen gar keine Erklärungen mehr hören und meinen, ich soll ausziehen.
Vor allem von meiner Mutter fühle ich mich emotional einfach nur manipuliert. Zuerst heult sie sich bei mir über ihre Mutter aus, was sie für eine schlimme Kindheit hatte und ich sehe sie weinen, nehme sie in den Arm. was bleibt mir anderes übrig, wenn das sonst keiner tut? Und wenn dann meine Oma vorbeikommt, motzt sie bei ihr rum, wie schlimm ich bin. Genau das Gleiche macht sie bezügl. meines Vaters, erst über ihn bei mir auskotzen und dann andersherum. Sie erpresst mich mit Tränen, quält mich damit, dass sie nicht mehr leben will und nicht mehr weiter weiß, beleidigt teilweise meine Freunde. Und wenn ich nicht mehr kann und ihr das sage, ist sie entweder ach so verletzt (wenn ich es ruhig sage) oder wird aggressiv (wenn ich auch lauter werde).
Ich weiß einfach nicht mehr weiter, mache mit teilweise selbst Vorwürfe, vielleicht bin ich wirklich so schrecklich und merke es nicht einmal? Ich fühle mich schlecht und würde am liebsten sagen, dass ich sie hasse für das, was sie mir antun, aber wenn ich das denke, schäme ich mich, weil sie meine Eltern sind, für mich schuften und es auch gute Zeiten gab. Vielleicht bin ich auch einfach wirklich nur so egozentrisch, quasi eine innerliche Drama-Queen. Ich weiß es einfach nicht.

In Therapie geht mein Vater nur über seine Leiche und für meine Mutter wäre es eine Schande ("Was sollen denn die Nachbarn denken?"), wenn wir eine Familientherapie machen würden. Trennen wird sie sich auch auf keinen Fall, das widerspricht dem Willen des Herrn und außerdem gäbe es finanziell keine Perspektiven ohne meinen Vater.
Es scheint alles ausweglos und selbst wenn ich nächstes Jahr mit dem Abitur fertig bin, ist mein Umzug nicht sicher, wovon soll ich leben? Außerdem will ich meinen Bruder nicht in dieser Hölle zurücklassen, ich liebe ihn über alles.

Kann mir bitte jemand helfen? Mir wenigstens sagen, was ich bezüglich meines eigenen Verhaltens denken soll, keine Ahnung... Irgendeine Stütze, ich werde noch wahnsinnig.

Danke schonmal.

Liebe Grüße,
erdbeertorte
 

Nemo

Aktives Mitglied
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Du scheinst die Verantwortung dafür zu tragen, dass deine Familie funktioniert. Besser gesagt: Alle anderen fühlen sich wichtiger als du, und du sollst dich erst um alle anderen kümmern, und dann vielleicht noch um dich. Wie lange soll das bitte so weitergehen?
Das hat nichts mit Drama-Queen zu tun.

An deiner Stelle würde ich mir irgendwo Hilfe suchen.
Habt ihr einen (vertrauenswürdigen) Beratungslehrer an der Schule?
Im Zweifelsfall würde ich mich ans Jugendamt wenden. Da sollte es dir auch egal sein, was der liebe Herrgott oder sogar die Nachbarn denken; die Erwartung dass du das Leben deiner Familienmitglieder auf die Reihe kriegst, wirst du nicht erfüllen können. Das könnte nur jeder für sich selbst angehen, aber da scheint deinen Familienmitgliedern ja der Wille zu fehlen.
 

erdbeertore

Neues Mitglied
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Der Fairness halber muss man dazusagen, dass meine Mutter auch viel am Laufen hält.
Das ist sogar eines der Hauptthemen, wenn sie sich bei mir ausheult: Dass sie sich um alles kümmern muss und ihr aber niemand hilft und dass das ja ihr ganzes Leben so war. Sie sieht sich da vollkommen in der Märtyrerrolle und nutzt jede Gelegenheit, um sich bei jedem über jeden und ihr Scheißleben auszukotzen. Ich habe ihr letztens gesagt, dass ich nicht ihr Ventil bin, da ist sie komplett ausgeflippt und hat gemeint, sie würde ihr Leben auf die Reihe kriegen und wie ich mir nur sowas anmaßen könnte...

Was irgendwer von außen denkt, geht mir ehrlich gesagt an meinem Hinterteil vorbei... Aber solang keiner bereit ist, etwas zu ändern, bringt das leider nix. Und wenn ich mit dem Jugendamt ankomme, dann kann ich mir sicher sein, dass mein ganzes Leben lang keines meiner Familienmitglieder mehr mit mir redet...
So kotzübel wie mir wird, wenn ich das sage: Aber irgendwas bindet mich an sie. Ich kann nicht einfach gehen..
 

noche

Aktives Mitglied
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Wie nemo schon gesagt hat - sprich mit jemand. Gibt betreute WG's für Jugendliche wo Du selber erst mal wieder zu Atem kommen kannst - Deine Schultern sind nicht dafür da, daß von allen Seiten Müll draufgepackt wird, bis Du dann selber vor lauter Ballast - der noch nicht mal Dein eigener ist - nimmer laufen kannst.

Geht ja wohl schon eine ganze Weile so - und obwohl ständig bei Dir abgeladen wird, wird's ja nicht weniger bei Ihnen. Wenn Du Deinen Bruder zur Sprache bringst - kann er vielleicht mitkommen. So wie Du es schilderst hat der inzwischen ja komplett dichtgemacht...

Dich anmisten, weil sie es selber nicht geregelt kriegen - auch Deine Eltern werden Hilfe brauchen und sollte sie auch annehmen. Dein Vater wehrt sich ja noch dagegen, daß der Alk ihm komplett den Boden unter den Füßen wegzieht - aber sein Charakter hat ja schon einiges abgekriegt. Mit bißchen Hilfe kriegt er es vielleicht hin, den Alk bleiben zu lassen. Alleine mit dem Alk, er könnte den Kampf verlieren...

Muß nicht sein... gibt in jedem größeren Ort auch Sozialberatungsstellen , da sind Behörden noch außen vor bzw. die sitzen da auch bißchen als Mittler...
 

Nemo

Aktives Mitglied
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Was deine Mutter betreibt, läuft glaube ich unter dem Begriff "erlernte Hilflosigkeit".

Was das Jugendamt angeht:
Auch wenn die kein Wort mehr mit dir reden würden, scheint es doch deine einzige Option zu sein, aus diesem destruktiven Kreislauf auszubrechen.
Natürlich fühlst du dich deiner Familie verbunden, immerhin sind das deine Eltern und dein Bruder. In den meisten Fällen liebt man seine Familienmitglieder.
Das schließt allerdings nicht aus, dass die Leute auch ihre Fehler haben, und evtl. für dich als Tochter deine Situation unzumutbar werden lassen.
Da du ihnen nicht helfen kannst, wenn sie es nicht wollen, solltest du wenigstens zusehen, dass ein Familienmitglied Hilfe bekommt: Du selbst.

PS: Ein Jugendamt ist übrigens nicht nur da, dass man aus einer Familie raus kommt. Eher wird erst einmal versucht, die Familie wieder zusammenzubringen, und zwar so dass alle glücklich sind.
Nur, weil du geschrieben hast, du könntest nicht einfach gehen.
 

noche

Aktives Mitglied
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Richtig, und der Rest deine Familie ist augenscheinlich nicht in der Lage oder willens was zu ändern.

Kann gut sein, daß die einen mächtigen Fackelzug veranstalten, weil Du 'outsider' involviert hast.

Aber sie werden wieder mit Dir reden - sobald die Hilfe, die Du geholt hast, greift.

Weil du was ändern willst.

Du gehst auch nicht einfach - du gehst Hilfe holen. Weil es Deine Familie ist. Weil Mama/Papa/Tochter/Sohn ....
das sind nicht 'jobs', die sich kündigen lassen...

Du gehst Um Hilfe: nicht, weil Du die Familie auseinanderbrigen willst, sonder weil Du sie zusammenhalten willst...
 
G

Gast

Gast
AW: Ist das seelische Misshandlung? Bin ich vielleicht einfach nur eine "Drama-Queen"

Hallo,

Du kannst nichts ändern.

Und Du bist an gar nichts Schuld!

Es ist die Aufgabe Deiner Eltern, für ihr Lebensglück zu sorgen und sich gut um Euch zu kümmern. Beides tun sie nicht. Dafür kannst Du nichts und ändern kannst Du es auch nicht.

Auch wenn sie sich bei Dir ausheulen: Du kannst ihnen nicht helfen, denn Du kannst weder sie noch ihr Leben ändern. Du kannst nicht die Verantwortung übernehmen dafür, dass sie ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen oder unglücklich sind.

All das kann ich Dir sagen, weil ich früher in einer ganz ähnlichen Situation war. Und ich kann Dir sagen: Wenn Du auch nur ein Fünkchen Verantwortung für Deine Eltern udn ihre Situation übernimmst, suchst Du Dir eine Aufgabe, die Du NIEMALS meistern kannst. Du hast es nicht in der Hand, aber den Schaden: was passiert, wenn man sich an einer Aufgabe die Zähne ausbeißt, die man nicht erfüllen kann? Richtig. Das eigene Selbstbewusstsein geht flöten. Bin ich nicht gut genug? Ich helfe, höre zu, aber es ändert sich nichts. Bin ich nichts wert, wenn meine Eltern nichts ändern, obwohl es mir schlecht geht? Und so darf man sich dann jahrelang einer labilen Psyche erfreuen, weil man ständig das Gefühl hatte und hat, zu versagen.

Doch hier kann jeder, der versucht zu helfen, nur versagen. Es sind Deine Eltern, die die Verantwortung übernehmen müssten, nicht Du!

Ich sage Dir auch noch, wie ich damals dieses Problem gelöst habe: Ich habe meinen Eltern im Geiste ihr Problem zurück gegeben: Das ist Euer Problem. Damit habe ich nichts zu tun. Und seit ich selbst Kinder habe, weiß ich, dass es niemals die Aufgabe eines Kindes sein kann, das Leben der Eltern schöner zu machen, die Probleme der Eltern zu lösen und als seelische Müllabladestation zu fungieren.
Ich bin damals sehr jung einfach ausgezogen. Meine Eltern haben bis heute Probleme, die keiner lösen kann oder will, aber es sind nicht mehr meine Probleme, weil ich gegangen bin. Ich komme mit beiden hervorragend aus und liebe sie sehr, aber wohnen möchte ich in dieser Atmosphäre nicht.

Lern daraus für Dein eigenes Leben! Du siehst mitan, wie sich Deine Eltern um ihr Leben betrügen. Sie sind labil, Dein Vater trinkt, Deine Mutter ist surzunglücklich - lass nicht zu, dass Du die gleichen Fehler machst! Das Leben ist wertvoll und hat viel zu bieten, wenn Du Dich nicht ebenso hängen lässt, sondern nach vorn schaust.
Belaste Dich nicht mit ihren Problemen. Es ist nicht Deine Sache.

Alles Gute!
Ein Gast

PS.: Meine Eltern haben mich früher gern als Schiedsrichter benutzt. "Dein Vater ist so gemein"... "Deine Mutter trinkt so viel", "kannst Du ihm/ihr nicht sagen, was meinst du? Wer hat schuld?" - heute schüttel ich den Kopf darüber! Das ist wirklich seelische Misshandlung eines Kindes! Heute kann ich sagen: Ich verstehe, was Dich wütend/traurig macht, aber es ist Dein Problem und das musst Du mit Deinem Mann/Deiner Frau besprechen. ICH habe keine Meinung dazu, weil ich das nicht muss. Wenn irgendwer schuld an der Situation ist, dann IHR BEIDE. Wenn Du unglücklich bist: Ändere was! Wenn Du das nicht kannst: Schade für Dich, aber nicht mein Problem. Ich habe nämlich noch ein eigenes Leben, dass ich gern nicht so verpfuschen würde, wir Ihr Eures.
 

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