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Ist das ganze Leben versaut, wenn man keine Mutterliebe erfahren hat?

Brighterdays

Mitglied
Hallo,

mich beschäftigt schon lange die Frage, ob meine Mutter dafür verantwortlich ist das ich im Leben nur Schiffbruch erleide.

Ich habe leider nie Mutterliebe kennengelernt. Im Gegenteil, ich hatte oft das Gefühl das meine Mutter mich regelrecht hasste. Kein Wunder, ich war ein völlig unerwünschtes Kind und sie wäre bei der Geburt fast verblutet.
Da ich an meine frühe Kindheit kaum Erinnerungen habe, hat mir meine Tante erzählt das meine Mutter da schon sehr aggressiv mit mir umgegangen ist. Als ich laufen lernte und mich am Glastisch im Wohnzimmer abstützte, hat sie mich wohl angeschrien und geschüttelt, weil sie die Fingerspuren dann wieder wegwischen musste.
Wenn ich im Alter von 2 Jahren noch ab und zu in die Hose machte, hat sie mir mit entsprechenden Gesten mir gleich eine reinzuhauen, die Pampers gewechselt.
Ich wurde von Anfang an extrem vernachlässigt so das ich motorische und sprachliche Entwicklungsstörungen hatte. Ich zeigte auch früh auffällige Verhaltensweisen. So rastete ich z.B. in fremder Umgebung oft aus und ich konnte mich später nirgendwo in eine Gemeinschaft integrieren.
Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern wo meine Mutter mich mal in den Arm genommen hat. Weder um mir Liebe zu zeigen noch um mich zu trösten.
Ich lernte alles mit mir selbst auszumachen und begann Selbstgespräche zu führen. Es gab auch mal eine Phase in der ich mich selbst verletzte. Ich schlug mir dann gegen den Kopf oder biss mir in die Hand.
Meine Mutter hat auch kein einziges Mal etwas mit mir unternommen. Auch in den Ferien war ich immer mir selbst überlassen. Das lief dann so ab das ich mich nach dem Aufstehen im Hobbyraum in unserem Keller frühstücken musste, mit einem Brot und einer Tasse kalter H-Milch. Die Küche war aufgeräumt und sauber, und so hatte sie keine Lust für mich noch mal Kakao bzw. Kaffee zu machen. Anschließend wurde ich auf die Straße geschickt.
Ich durfte fast nie Kinder mit nach Hause bringen, da meine Mutter nichts so sehr fürchtete wie Schmutz und Kinderlärm überforderte sie. Ich erinnere mich das ich zweimal meinen Geburtstag feierte zu dem ich ein paar Klassenkameradinnen einladen durfte. Meine Mutter beschäftigte sich nicht mit uns, sondern kam immer wieder ins Zimmer, um mit bösem Gesicht zu kontrollieren, ob wir keinen Unfug machten.
Einmal fand sie heraus das ich mit einem Mädchen im Keller Verstecken gespielt hatte. Dabei war wohl ein Möbelstück leicht verrückt worden. Sie schickte das Mädchen umgehend nach Hause und ich bekam eine Tracht Prügel.
Ich wurde unterdrückt, wie es schlimmer nicht ging. Durfte keine eigene Meinung vertreten, durfte mir meine Kleidung im Teeniealter nicht selbst aussuchen, dufte nicht baden, wann ich wollte, mir nicht mal eine Kleinigkeit zu essen machen.
Ich durfte keine Gefühle zeigen. Traurigkeit schon gar nicht und Fröhlichkeit wurde auch nicht gern gesehen.
Einmal lachte ich über einen Witz, und sie schrie mich an, ich sollte aufzuhören zu lachen wie eine blöde 8-jährige!
Sie bestimmte auch darüber, mit wem ich Umgang zu pflegen hatte. Dabei waren ihr andere Mädchen kaum gut genug. Entweder war der Umgang unerwünscht, weil das Mädchen nur die Hauptschule besuchte oder der Vater nur ein einfacher Arbeiter war.
Einmal erwischte sie mich dabei, wie ich mit Nachbarskindern spielte obwohl sie es verboten hatte. Da drohte sie mir, mich beim nächsten Mal an den Haaren ins Haus zu reißen, wenn ich noch mal dort spielen würde.

Die Folge war das ich immer angepasster wurde, auch in der Schule. Fast niemand wollte etwas mit mir zu tun haben weil ich kaum noch sprach.
Ich knüpfte zwar immer mal wieder Kontakte, aber die brachen nach kurzer Zeit immer ab, weil ich zu still war und niemanden mit nach Hause nehmen durfte.

Vor 7 Jahren, direkt nach meiner Ausbildung, bin ich zu Hause ausgezogen aber nichts klappt, wie ich leider feststellen musste!
Ich bin nicht in der Lage einen Job zu halten. Fliege immer wieder raus weil ich so unsicher, gehemmt und ängstlich bin. Ich frage zu viel was für andere eben ein Zeichen von Unselbständigkeit ist. Ich habe eine langsame Arbeitsweise, weil ich nicht 100%, sondern 150 % bringen will. Ich bin nicht teamfähig weil ich mich schnell von anderen abkapsele.
Auch habe ich massive Bindungsstörungen. Wenn ich einen Mann kennenlerne, will ich ständig Liebesbeweise. Wenn er die nicht bringt, werde ich aggressiv. Gleichzeitig muss ich alles unter Kontrolle haben.
Ich bin auch extrem verletzlich. Schon die kleinste Kritik kann einen ganzen Tag kaputt machen.
Ich habe auch keine Freundin denn man gibt sich in der Regel nur mit mir ab um etwas von mir zu bekommen.
Entweder war ich gut fürs kostenlose Babysitten, um Geld zu verleihen, um beim Umzug zu helfen, um während des Urlaubs nach der kranken Mutter zu schauen, etc. Lehnte ich mal eine Gefälligkeit ab, wurde ich gleich fallengelassen.
Auch musste ich in den 7 Jahren schon dreimal umziehen weil es im Mietshaus mit den anderen nicht funktionierte.
Es verlief immer nach dem gleichen Schema. Irgendwas war für die anderen Mieter immer ein Anlass mit Schikanen anfzufangen. Dann hieß es plötzlich, ich hätte das Auto auf der Straße nicht korrekt geparkt, ich hätte nach dem Putzen den Schrubber nicht zum Trocknen an die Hauswand zu lehnen, ich würde zu laut die Treppe runtergehen, etc. Da ich nicht der Mensch bin, der sich das gefallen lässt, werde ich pampig und ein Wort ergibt dann das andere.

Ich war mal in therapeutischer Behandlung, wo sich die Therapeutin aber aufregte das ich so viel Schuld meiner Mutter zuschiebe. Sie wies auch empört meine Aussage ab, meine Mutter hätte mich nicht geliebt!
Doch irgendwie habe ich das Gefühl, die ganzen Rückschläge nicht mehr verkraften zu können.
Denn die Erfahrungen aus der Kindheit - nämliche permanente Ablehnung - setzen sich ja schon jahrelang fort.
Daher denke ich das das lieblose Verhalten meiner Mutter mich doch irgendwie geprägt haben muss.
Wie kann man diese Bürde loswerden?

Gruß,
Brighterdays
 
P

Pierre-Adrian

Gast
Hallo!
Ich schreib Dir hier nicht als Theoretiker, sondern, weil ich durch eigenes Kindheits-/Jugendzeiterleben, das Deinen Erfahrungen ähnelt, mitreden kann.
Inzwischen bin ich 50, wählte den Weg, mich komplett von "meiner" Familie zu lösen, also seit vielen
Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihr zu haben. Ihn auch nicht zu wollen. Entgegen vieler "Ratschläge", dass man das doch nicht so machen könne/solle, etc.
Und ich bleibe der Meinung: Doch! Es ist eine große Erleichterung gewesen für mich, mit alldem mich nicht mehr zu befassen.
Lasse, wenn Du kannst, genau das los, was Dir im Elternhause immer wieder eingebleut wurde. Spüre davor mal in Dein Inneres, welche Wünsche (unabhängig von Geld und/oder vermeintlicher Realisierbarkeit), welche Sehnsucht da in Dir schlummert, gehe dieser Fährte nach, halte Deine Sinne offen, und lasse - ohne groß herumzuplanen - zuversichtlich geschehen was geschieht.

Mit anderen Worten:
Am Beispiel der Psychologin siehst Du ja sehr gut, was die Eintrichterungen seitens Anderer zu Dir, bewirken: Da meinen manche, sie wüssten besser über Dein Innenleben Bescheid, und Du spuerst und weisst: Nein! DU weisst es selbst am besten. Und darum wies ich Dich auf Deinen inneren Wegweiser. Der weiss, was Du brauchst, und der weiss auch, was zu tun ist, wenn Du Dich ihm öffnest.
 

Dachs572

Mitglied
Hallo Du,
Deine Geschichte erinnert mich stark an mich selbst, nur schlimmer. Auch ich bin für mich allein, ohne menschliche Wärme von beiden Eltern aufgewachsen. Immer auf mich allein gestellt, immer angepasst und mit der verzweifelten Sehnsucht nach Liebe. Ich habe nie einen richtigen Beruf gelernt, bin sehr dick und stark depressiv. Ich kann auch schwer Kontakt mit anderen aufnehmen oder aushalten.:(
Das hat dazu geführt, dass ich allein und ohne Perspektive lebe.
Mittlerweile habe ich auch meine Eltern überlebt, denen ich eine schlimmer Jugend und späteres Leben verdanke.
Sie haben gewiss an vielen Dingen Schuld. Leider entbindet dieses Wissen mich nicht von meiner eigenen Verantwortlichkeit und ich muss langsam selber sehen wie ich Stück für Stück aus meiner Missere herauskomme.
Dir kann ich raten Dir Hilfe zu suchen, und wenn deine Therapeutin das irgendwie nicht zur Gänze stemmen kann, musst Du vielleicht jemand anderen finden.
Ich selbst versuche bei einer Tagesstätte hier in meinem Ort einen Platz zu finden, damit ich langsam und in einem gesicherten Umfeld, irgendwie ins Leben finden. Auch wenn ich selbst mittlerweile auch körperlich und mental gehandicapt bin. Vielleicht wäre das auch was für Dich?
MfG Dachs :wein:
 
G

Gast

Gast
Deine Geschichte hat mich sehr berührt, weil ich ähnliche Erfahrungen in meiner Kindheit gemacht habe, nur nicht in solch einem Ausmaß...Zudem hatte ich andere Leute, die mich liebten und mich somit ein wenig aufgefangen haben. Aber ich sehe es schon ein wenig so: Wir haben ganz andere Startschwierigkeiten mit auf den Weg bekommen und dürfen unseren Eltern ruhig die schuld dafür geben. Natürlich ist man irgendwann groß und selbst für sich verantwortlich, nur hallt eben vieles aus der Kindheit nach und Du bist nun mal von Deinen Eltern erzogen worden. Niemand anderes hat die Verwantwortung für Dich als Baby und auch kein anderer hat dafür zu sorgen, dass es Dir gutgeht!

Du musst Deine Mutter weder ehren noch sonst was, nur, weil sie Deine Mutter ist. Du darfst sie ruhig dafür hassen, was sie Dir angetan hat! Sonst wirst Du Dich nie lösen können und wie andere auch schon schrieben, ist die Abnabelung der erste Weg zur Besserung. Das, was Du alles erlebst, sagt mir, dass Deine Mutter immer noch ständig präsent ist...Sonst würdest Du nicht immer die falschen Leute anziehen! Deine Therapeutin war offenbar auch keine Passende für Dich, wenn sie Dir solche Dinge rät. Da muss man sehr viel Geduld haben, aber die Suche lohnt sich. Du wirst das ohne Hilfe eines Therapeuten nicht bewältigen können, dafür sind die Muster zu tiefgreifend...

Wie sieht es denn mit Freundschaften aus? Oder Partnerschaften?

Ich habe oft ganz ähnliche Gedanken wie Du, aber dann freue ich mich darüber, dass es andere Menschen gab, die mich aufgefangen hatten und es geht mir ein wenig besser...Die Probleme an sich, die auch ich mit anderen Menschen habe und vor allem das tiefe Misstrauen, die Bindungsängste konnte ich selbst noch nicht lösen. Ich bin in Therapie, mir geht es auch schon besser, aber es ist ein langer, steiniger Weg und ich bin oft sehr ungeduldig. Ich bin nun nach JAHREN soweit, dass ich falsche Muster erkenne und mich von den Leuten lösen kann. Wie man allerdings die "passenden" Leute erkennt und findet, weiß ich leider auch nicht...

Das Leben ist insofern schon irgendwie versaut und es dauert viel zu lange, Probleme zu erkennen, zu lösen und das Ganze umzukehren! Du hast aber keine Wahl...Wenn man ein besseres Leben führen möchte, muss man weiterkämpfen. Aber das sind wir ja gewohnt!!!
 
G

Gast

Gast
Hall zusammen,

Ich bin 35 Jahre alt und kenne die Situation bzw Lebenslage in der du gerade steckst zu gut bzw aus eigener Erfahrung, man selbst empfindet es immer als dramatisch was es im ersten Moment so erscheint aber genauer betrachtet gibt es schlimmeres wie in Kriegsgebieten auf zu waschen und seine Familie zu verlieren! Wie würdest du empfinden wenn deine Mutter morgen getötet wird wirst du sie immer noch hassen und dich darüber freuen? Ich denke nicht!
Und zweitens versuche es aus dem Blickwinkel deiner Mutter zu sehen, wie ist sie auf gewachsen? Wie waren ihre Eltern zu ihr bzw wie wurde sie erzogen, warum konnte sie dir ihre Liebe nie zeigen! Weil eines steht fest deine Mutter liebt dich aber sie weiss nicht oder hat es selbst nie gelernt!
Ich selbst habe zehn jahre mich damit beschäftigt es herauszufinden und habe gemerkt das ich mich im Kreis drehe und ich vergessen habe zu leben! Bis ich los gelassen habe mich von dieser Wut und auch egoismus zu befreien war eine Erleichterung! Du musst verzeihen können, nimm den kontakt zu ihr auf, rede mit ihr! Aber nicht über dich sondern über sie selbst, stelle ihr fragen über ihr leben und irgendwann wenn es soweit ist wirst du vergessen was mit dir ist, u es wird dir belanglos vorkommen! Du wirst dich frei fühlen, gib den kampf nicht auf, nur soe kann dir den Schmerz nehmen sonst niemand, es wird nicht leicht werden aber es lohnt sich!
Denk dran du kannst nur frieden finden wenn du dich mit der Vergangenheit beschäftigt, mit beschäftigen meine ich denk nicht darüber nach was sie alles getan oder auch nicht getan hat, das ist unwichig bzw sowieso zu spät! Beschäftige dich mit ihr! Du hast eine Mutter wenn sie tot ist kannst du dann nichts mehr ändern u du wirst es bereuen nichts versucht zu haben! Probiere es aus
 
G

Gast

Gast
Hallo,

Erstmal großen Respekt für Deine Schilderung und Deiner Offenheit von Deinem Leben und Mutter-Kind Verhältnis zu erzählen. Als ich Deine Worte gelesen habe kam es mir vor, als hätte ich das selbst geschrieben. Daher habe ich großes Verständnis für Dich und Deine Gefühle. Ich finde es bemerkenswert wie selbstreflektiert Du bist dass Du das alles so klar schildern kannst! Ich selber habe jahrelang Therapie machen müssen, habe jahrelang Anti-Depressiva genommen und gehe sporadisch heute immernoch zu meiner Therapeutin wenn ich akute Probleme habe und einfach nicht mehr weiter weiß. Ich rate Dir dringend einen neuen Therapeuten aufzusuchen! Einer, der Dich versteht und nicht Deinen Gefühlen widerspricht! Es kostet viel Kraft und dauert Jahre bis man bei sich aufgeräumt hat, wenn man so ein Päckchen mitzuschleppen hat.. Aber bei Dir bin ich sehr zuversichtlich weil es mir scheint dass Du schon sehr weit mit Deiner Selbstreflektion bist. Bei einem richtigen Therapeuten bekommst Du Tools beigebracht wie Du mit Deiner Vergangenheit umgehen kannst und um sie zu verarbeiten dass Du ein unbeschwertes Leben führen kannst. Ich wünsche Dir alles Gute dabei!
 
G

Gast

Gast
Ich darf hier nur eins sagen: Ich habe eine Psychologin die das ganze Problem erkannt und mir vor Augen geführt hat, denn nach dem Tod meines Vaters kam der Bluthochdruck und ich musste es jetzt mit 60 Jahren jetzt erst erarbeiten und neue Wege gehen, die sind hart und voller Angst, aber es sehen und dann stückweise handeln ist auch sehr erleichternd ...
Es gibt also auch gute Psychologen und die Kraft aus dieser Mühle herauszukommen ist schwierig aber ich glaube man kann es schaffen !!
 
S

Susette

Gast
Ich bin froh, dass ich mit meinem Problem nicht allein dastehe. Prima, dass Ihr den Mut habt, all eure Erfahrungen aufzuschreiben. Auch ich habe solche Erfahrungen in meiner Kindheit gemacht. Wenn ich zu Psychologen davon gesprochen habe, hiess es auch bei mir, ich würde in Selbstmitleid verfallen. Ich glaube die Zahl derer, die in der Kindheit schlecht behandelt wurden, ist ziemlich hoch. Das Problem wird in der Gesellschaft aber weitgehend totgeschwiegen. Es wird nur der rein körperliche Missbrauch thematisiert.
 
D

Dalie

Gast
Hallo,

ich kann euch gut verstehen, ich habe Ähnliches erlebt - und erlebe es leider immer noch- , wenn auch in "abgemilderter" Form. Ich bin das erste von drei Kindern. Seit ich denken kann, ist meine Mutter mir immer ablehnend begegnet. Was auch immer ich gesagt oder beobachtet habe, ich wurde (und werde) belächelt, verhöhnt oder "angefahren", kurz: Meine Mutter verhält sich mir gegenüber durchgängig geringschätzig und ablehnend. Ich merke auch, dass sie sich in meiner Gegenwart unwohl fühlt. Das ist deshalb so krass auffällig, weil meine Schwester von meiner Mutter liebevoll und mit viel Zuneigung und positiven Gefühlen behandelt wird. Dieses Verhaltensmuster meiner Mutter ist mir erst vor wenigen Jahren voll bewusst geworden (ich bin jetzt knapp 50), unglaublich eigentlich, aber ich habe mir immer gedacht, dass das halt normal ist, dass man so behandelt wird. Mir geht es seit Jahren immer wieder schlecht - ich bin manchmal depressiv verstimmt. Als Teenager war ich magersüchtig und schwer depressiv. Meine Mutter macht mich seit damals für die Asthma-Erkrankung meines Bruders verantwortlich, weil ich in der Zeit so anstrengend gewesen war.
Kürzlich gab es dann wieder eine Situation, wo mich meine Mutter aus dem Blauen heraus angegiftet hat. Mein Vater meinte dann, er müsse mit mir reden, ich solle mich bei Mutti entschuldigen. Ich habe dann aber meinem Vater erzählt, wie sehr mich das Verhalten meiner Mutter belastet. Mein Vater mag mich, das weiß ich, er hat dann gemeint, wir sollten zu dritt sprechen. Meine Mutter wollte sich vor dem Gespräch drücken und war sehr sauer, dass wir sie - ihrem Empfinden nach - anschuldigen. Ich habe versucht, im Gespräch wertschätzend zu sein, und in Ich-Botschaften zu sprechen. Dazu muss man wissen, dass meine Mutter auch von ihrer Mutter geringgeschätzt wurde. In dem Gespräch meinte meine Mutter bloß, dass ich mit knapp 50 wohl darüber hinweg sein sollte, was mir als Kind widerfahren ist. Nur, es ist ja so, dass dieses geringschätzige Verhalten bis in die Gegenwart dauert, es ist also nicht abgeschlossen und vergangen, sie ist ja immer noch so negativ zu mir. Nun, ich hatte meinen Standpunkt klargemacht. Meiner Mutter war die ganze Gesprächssituation sehr unangenehm, sie meinte dann wohl, dass wir "Reset machen" sollten, aber in den Tagen danach merkte ich, dass sie sauer und vorwurfsvoll war. Vermutlich kränkt es sie auch, dass mein Vater nicht rückhaltslos zu ihr hält in dieser Sache, sondern ihr Verhalten ebenfalls kritisch sieht.
Ich hatte dann auch Gelegenheit, mit meiner Schwester darüber zu sprechen. Sie bestätigte auch, dass es ihr auffalle, dass ich so ganz anders behandelt werde als sie. Man muss auch dazusagen, dass mein Bruder ebenfalls lieblos behandelt wird von unserer Mutter, er steckt das aber weg, macht oft Witze darüber. Wahrscheinlich aber tut es ihm auch weh.
Ich weiß, dass sich meine Mutter nicht ändern wird, aber ich bin froh, dass ich meine Gefühle aufs Tapet gebracht habe - auch gegenüber meinem Vater und meiner Schwester.. Ich versuche, weiterhin wertschätzend und freundlich mit meiner Mutter zu sein, aber ich kann nicht verhehlen, dass ich insgeheim Groll gegen sie hege. Wäre ich als Kind liebevoll und bejahend behandelt worden, ich würde mir im Leben auch leichter tun. So bin ich recht gehemmt im Umgang mit meinen Mitmenschen (vorallem im beruflichen Kontext), weil ich hinter jeder Freundlichkeit Kalkül vermute bzw. Angst habe, dass um die nächste Ecke eine emotionale "Watsche" daherkommt. Wenigstens habe ich Kinder, die ich sehr wertschätzend und liebevoll behandle. Ich habe zumindest die Fähigkeit, den schlimmen Kreislauf aus meiner Kindheit, für meine Kinder zu unterbrechen.
Lasst euch nicht unterkriegen! Jeder Mensch ist einzigartig und liebenswert! Ich habe mal Folgendes gelesen: Wenn man eine Person für das eigene Schicksal verantwortlich macht, dann gibt man der Person unnötig Macht über einen selbst.
In diesem Sinne - bleibt stark und seid stolz auf euch!!
 

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