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Irritiert über mein eigenes Verhalten - er zieht weg

Lisla

Mitglied
Guten Morgen,
vor zwei Jahren habe ich einen Kollegen über ein gemeinsames Projekt kennengelernt, er ist 48 Jahre alt, ich bin 51.
Er kommt aus Frankreich, wohnt aber seit 4 Jahren hier und hat auch in Frankreich keinen Wohnsitz oder Anbindungen, außer Familie mehr.

Bis zur Pandemie hatten wir immer mal Kontakt, ab März 20 änderte das sich durch Home Office. Plötzlich stand er beim Einkaufen vor mir und wir wohnten wohl nicht weit weg von einander. So kam es, dass wir oft gemeinsam unterwegs waren, am WE trafen wir uns und unternahmen viel.

Tolle Gespräche, Zärtlichkeiten und täglicher Kontakt per Telefon, Whatsapp und Co. führten dazu, dass es plötzlich ein "wir" gab. Ideen aufkamen, unter anderem vom "Wie willst du eigentlich in ein, zwei Jahren leben"......

Ich hatte immer das Gefühl, dass er nach einer gescheiterten Beziehung einfach etwas Zeit braucht, weshalb wir kein Tempo machten, sondern uns viel Zeit ließen, vor allem mit nächsten Schritten, wie auch Sex. Ich glaube wir waren uns einig, dass gerade die Länge, in der wir in jeder Kennenlernphase verweilten, viel bedeutete.

Wir verbrachten das erste Mal ein gesamtes Wochenende zusammen und es war so intensiv und wir waren uns einig, dass wir zusammen waren.

Durch den Lockdown im Herbst letzten Jahres wurden bei uns viele Projekte endgültig aufgelöst und die Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, in feste Positionen zurück zu gehen, was bei mir klar der Fall war bei uns wieder in die Abteilung zu gehen. Er hatte mir nie erzählt, dass er nach Projektende als Standortwunsch Frankreich angegeben hatte.

Es muss wohl eine Woche vorher gewesen sein, wo er vom obersten Chef die Möglichkeit erhalten hat, ein ähnliches Projekt in Frankreich zu begleiten. Er hat nach einigen Tagen Bedenkzeit angenommen. Ich wusste davon garnichts und es war als dass plötzlich alle meine Ideen zerplatzten.

Er habe mich nicht eingebunden, da er bis zu diesen letzten Tagen nicht gewusst habe, wie es wohl mit uns weiterginge, von mir sei nie klar geäußert worden, dass ich eine Beziehung möchte mit ihm und er habe mich immer als Lebensgefährtin haben wollen, aber sich nicht durchringen können, mich zu fragen, andernfalls hätte er anders entschieden und wäre hier geblieben.

Ich war zunächst stinksauer, da ich mir dachte, was ist das für ein Kindergarten hier. Klar teile ich nicht ohne Sinn und Verstand meine Gefühle mit, wenn man sich gerade erst kennenlernt, außerdem ergibt sich im Normalfall vieles einfach ohne ständig zu definieren, was man gemeinsam ist.

Ich habe seither das Gefühl, er drückt auf die Tube, macht Tempo, es wird erheblich intensiver, was schön ist einerseits, aber ich schaffe es nicht mehr, mich so einzulassen wie vorher, da ich nun das Ablaufdatum kenne. Es ist der 30. April.

Für mich war klar, dass ich mich nie auf etwas einlassen würde, was befristet ist oder keine Zukunft hat. In den ersten Tagen dachte ich, ich hab keine Lust auf sowas, das ist für mich vorbei. Der Umstand und alles, was dazu gehört. Ich möchte nicht durch die Gegen reisen und meine künftigen Urlaubstage nach ihm ausrichten.

Tausend Erinnerungen und Gedanken schossen mir durch den Kopf, die schönen Erlebnisse, Erinnerungen, die kurze und intensive Zeit.

Nach einer Woche hat sich meine Wut und Traurigkeit gelegt, wieso er es mir nicht eher gesagt hatte und wieso er das so weit hat laufen lassen. Ich erkenne mich aber selbst kaum mehr wieder. Normalerweise nie wäre ich etwas eingegangen oder hätte es laufen lassen, was definitiv abläuft. Aber irgendwie lasse ich mich darauf ein, merke aber auch, dass ich zunehmend mehr auf mich konzentriert bin, was ich möchte, mache mehr Sport und mehr Freizeit, die ich nur mit mir verbringe, kommuniziere auch klar, wenn ich keine Zeit für ihn habe und vieles mehr, so war ich nie und kenne mich auch nicht, da ich eigentlich immer sehr zugewandt war, mich nach ihm gerichtet habe.

Plötzlich hat er offenbar Bedenken, dass ich keinen erhöhten Aufwand bereit bin zu bringen und macht sich Sorgen, dass das ganze nicht weiter hält nach dem Weggang.......

Ich mache mir weniger Gedanken über das was kommt, sondern vielmehr frage ich mich, was mit mir los ist. Wieso ich mich plötzlich auf etwas einlasse, was für mich irgendwie keine Zukunft hat bzw. ich persönlich denke, das Ablaufdatum ist fix und trotzdem lasse ich mich ein. Nicht mehr so stark wie zuvor, aber ohne Anstrengung bleiben meine Gefühle definitiv vorhanden, aber nur noch für den Moment, sie freuen sich nicht mehr auf das, was irgendwann sein könnte, sondern sie genießen nur noch den Moment.

Ich dachte mich, dass ich ich in meinem Alter, der nie irgend eine Beziehung hatte, die nicht wenigstens anfangs Aussicht auf Unendlichkeit hatte, noch einmal auf so einen Unsinn einlasse und freue mich über Austausch darüber, ob Menschen (ich in dem Fall) einen Wandel mit machen oder ob es mir nicht so wichtig ist, oder ob ich zu sehr genervt bin von dem was kommt (Fernbeziehung) oder wie sich binnen 1-2 Wochen ein solcher Sinneswandel einschleichen kann bei mir, der ich nie wechselhaft war sondern sehr konsquent in dem was sie tut und wie sie handelt.
 

momo28

Moderator
Teammitglied
Warum kannst du dich nicht mehr auf ihn einlassen?
Hast du Angst vor Veränderungen?
Warum nicht versuchen, die Verbindung vorerst als Fernbeziehung zu halten mit gemeinsamen Wochenenden und Urlauben?

Wenn er dir wichtig ist, du dir bisher eine enge Verbindung mit ihm vorstellen konntest, dann lass' es nicht einfach so kaputt gehen.
 
G

Gelöscht 116559

Gast
Ich kann mir vorstellen, dass du das Ende eurer Beziehung einfach für dich akzeptiert hast. Du hast ein Stück weit losgelassen. Das kann dauerhaft sein, es kann sich aber auch um eine Momentaufnahme handeln. Eventuell kommt die Traurigkeit mit voller Wucht, wenn er sich von dir verabschiedet.
Dass er dich nicht in seine Zukunftspläne eingeweiht hat, hat wohl auch etwas in deinem Denken verändert. Wenn man gefühlstechnisch in Richtung Beziehung tendiert, dann aber von einem Tag auf den anderen vor vollendete Tatsachen gestellt wird, dann zerstört es nicht nur einen Traum, sondern auch Vertrauen.
Mit seinem Wunsch nach einer festen Beziehung kann es dagegen nicht weit her sein, wenn er solche wichtigen Entscheidungen, die ja euch beide betreffen, einfach unter Verschluss hält.
 

Lisla

Mitglied
Hi Momo,
danke für die Antwort, ich hatte das Gefühl, mein "Inneres" macht dicht, um sich zu schützen. Dieses aufeinander einlassen war erstmal nicht mehr nur ein Wille, sondern mein Gefühl sagte mir, lass es nicht mehr so tief an dich heran, schütze dich. Noch ist er hier, also noch ist es eine "normale "Beziehung.

Ich hatte schon Fernbeziehungen, die mehr oder weniger gut funktioniert haben, und immer das Gefühl, von mir wird erheblich mehr Einsatz erwartet als von dem, der den Umstand herbeiführt.

Ich habe mir schon gedacht, ich lasse es passieren, wenn ich jetzt entscheide es vorzeitig zu beenden, würde ich es bereuen.
 

Lisla

Mitglied
Ich kann mir vorstellen, dass du das Ende eurer Beziehung einfach für dich akzeptiert hast. Du hast ein Stück weit losgelassen. Das kann dauerhaft sein, es kann sich aber auch um eine Momentaufnahme handeln. Eventuell kommt die Traurigkeit mit voller Wucht, wenn er sich von dir verabschiedet.
Dass er dich nicht in seine Zukunftspläne eingeweiht hat, hat wohl auch etwas in deinem Denken verändert. Wenn man gefühlstechnisch in Richtung Beziehung tendiert, dann aber von einem Tag auf den anderen vor vollendete Tatsachen gestellt wird, dann zerstört es nicht nur einen Traum, sondern auch Vertrauen.
Mit seinem Wunsch nach einer festen Beziehung kann es dagegen nicht weit her sein, wenn er solche wichtigen Entscheidungen, die ja euch beide betreffen, einfach unter Verschluss hält.

Ich habe lange gebraucht um zu glauben, dass er mir das nicht gesagt hat, weil er nicht wusste, woran er bei mir ist - auf der anderen Seite, wenn solche Entscheidungen anstehen, kann man auch einfach konkret fragen "Hey, ich habe vor dieses und das zu tun, wie stehst du dazu". Dann hätte es meinerseits ja in jedem Fall eine Reaktion gegeben. Wenn du jemanden kennenlernst, überschüttest du ihn ja nicht gleich mit Gefühlen oder mit irgendwelchen Dingen, lässt es sich ja entwickeln. Man fragt ja auch nicht nach jedem Schritt, sondern manches ergibt sich einfach.

Ja - es ist Vertrauen. Ich habe etwas dicht gemacht, weil ich mir denke, was kommt als Nächstes, welche "Überraschung". Ich bin keine 20 mehr, wo ich Lust auf Abenteuer habe und denke mir, irgendwie will man ja auch mal ankommen.

Für ihn ist das alles kein Problem, 5 Stunden mit dem Auto hin und her fahren oder fliegen, alles easy, für mich ist das ein riesiger Umstand, da ich hier auch Eltern habe, um die ich mich etwas kümmere, meine Freunde und Verwandte hier sind, ich betreibe Vereinssport, der am Wochenende Zeit nimmt, wenn nach der Pandemie das endlich wieder möglich ist, werden wir auch wieder trainieren und das Wochenende hatte ich nicht vor ständig nur unterwegs zu sein.

Er wird dort erstmal am Wochenende nichts haben und auf mich warten, er muss sich ja neu orientieren, ich nicht, mein Leben läuft hier weiter und ob ich auf diesen Umstand Lust habe, kann ich derzeit noch nicht sagen, ich lasse es passieren und warte ab.

So kenne ich mich nicht.
 

cucaracha

Urgestein
Wenn ihr euch beide liebt, dann würde ich auf jeden Fall an dieser Beziehung festhalten.
Eine gute Beziehung findet man selten im Leben.

Könnte er in eurem Ort bleiben ?
 

Lisla

Mitglied
Wenn ihr euch beide liebt, dann würde ich auf jeden Fall an dieser Beziehung festhalten.
Eine gute Beziehung findet man selten im Leben.

Könnte er in eurem Ort bleiben ?
Es hätte in jedem Fall eine Möglichkeit gegeben für ihn hier zu bleiben. Er verteidigt diese Entscheidung damit, dass er sie zu einem Zeitpunkt gefällt habe, wo er zwar Gefühle für mich gehabt habe, aber nicht wusste, ob ich diese erwidere und dann musste er schnell entscheiden. Wieso er nicht gefragt hat, bleibt mir schleierhaft.

Für mich war das anfangs schwer, hatte viel mit Vertrauen zu tun, andererseits denke ich mir, ich habe nichts zu verlieren.
 

Lisla

Mitglied
Es ist blöd, dass er dich nicht gefragt hat.
Du könntest ihm aber verzeihen.
Könnte er sich jetzt noch umentscheiden und in eurer Stadt bleiben ?
Das Getriebe ist quasi schon hoch gefahren und ich glaube, das wäre für ihn beruflich ein gewaltiger Knick, ich würde das auch irgendwie nicht wollen, da ich sonst immer denken würde, "wegen mir ....." und diese Verantwortung wäre mir zu groß zu tragen, da ich mir denke, wenn es daran scheitert, wäre es auch hier gescheitert. Für mich ist der Umstand sehr groß, nicht unmöglich, aber denke mir, ich erwarte jetzt keine 50/50 Lösung, sondern erwarte schon von ihm, auch wenn er den gesamten Umstand schultert, den er aber selbst verursacht hat, dass er deutlich mehr einbringt um diese Distanz zu überwinden, klingt egoistisch, aber ich bin gerade an dem Punkt wo ich mir denke, wir hätten es halt einfach haben können.
 

Q-cumber

Aktives Mitglied
Liebe @Lisla,

bei allem Verständnis dafür, dass er in sein Heimatland zurückkehrt: ich verstehe kein Stück, warum er Dich nicht in diese Entscheidung mit einbezogen hat.
Er schiebt Dir ein wenig den "schwarzen Peter" zu wenn er sagt, dass er sich in Bezug auf Deine Gefühle unsicher gewesen ist. Ich glaube, dass andersherum ein Schuh draus wird. Er war sich zu diesem Zeitpunkt seiner Gefühle nicht sicher und hat es vorgezogen, alleine eine Entscheidung zu treffen.
Vielleicht bereut er das zum jetzigen Zeitpunkt sogar und liebt Dich tatsächlich.
Trotzdem finde ich so ein Verhalten für einen 48-jährigen Mann wenig ausgereift.
Wie meine Vorposter hier schon sagten: er hätte Dir einfach von dem Angebot erzählen und Deine Reaktion abwarten können. Oder einfach eine offene Frage stellen können: "Wie fändest Du es, wenn ich nach Frankreich zurückginge?"

Das Du nun Dein Innerstes schützt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Aus meiner persönlichen Sicht ist es völlig offen, wie sich Eure Beziehung weiterentwickelt.
Ich finde es absolut wichtig, dass Du auch weiterhin Deine sozialen Kontakte, Interessen und Hobbys außerhalb der Beziehung pflegst und Dein Leben jetzt nicht komplett nach ihm ausrichtest.
Dein Sport, Deine Freunde, Deine Familie - sie alle tun Dir gut und dienen Deiner inneren Balance.
Letztlich kann ein ausgeglichener Partner nur gut für eine Paarbeziehung sein.
Niemand sollte den Fehler machen, sich nur noch um den Partner zu drehen und sein restliches Leben plötzlich zu vergessen. Früher oder später geht das immer in die Hose.

Warte ab, wie sich diese Beziehung weiterentwickelt, wenn ER in Frankreich ist.
Für den Fall, dass es dann auseinandergeht, hast Du hier zumindest Menschen, die Dich auffangen werden.
Alles Gute!
 

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