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Interessen- und Persönlichkeitsverlust

G

Gast

Gast
Hallo,

ich schildere stichpunktartig meine Situation, aus der ich keinen Ausweg finde. Auf die Tränendrüse möchte ich nicht drücken, vielleicht stell ich mich auch einfach zu sehr an. Aber ich finde halt allein nicht mehr heraus, habe mich irgendwie fest gefahren. Daher versuche ich es mal hier anonym.

1. Als ich mein Studium angefangen habe war es die Erfüllung meines Lebenstraums. Zum Einen wollte ich das schon immer machen, zum Anderen sah die Realität im Studium auch noch genau so aus wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war glücklich und erfolgreich, alles lief perfekt.

2. In meiner Familie und meinem Freundeskreis war ich immer der Ansprechpartner, wenn es um Probleme ging. Scheinbar hatte ich eine Begabung dafür zuzuhören.

3. Meine Hobbies, Langstreckenlauf, Lesen und Filme, bereiteten mir immer viel Freude.

4. Als gläubig hätte ich mich nie bezeichnet, wohl aber als religiös. Religiöse Ansichten spendeten mir immer viel Kraft. Es existierte so etwas wie ein ungreifbarer Sinn meines Lebens, der mir zwar unverständlich aber vorhanden war. Meine größte Angst war es ihn zu verlieren und als "unsinniger", kraftloser Mensch durch die Gegend zu laufen.

5. Ich weiß nicht, was als erstes verloren ging. Jedenfalls habe ich mich in etwa durch die genannten Punkte definiert. Jetzt ist aber keiner davon mehr haltbar.

6. Ich bin so motivations- und konzentrationsschwach, dass ich kaum noch Arbeiten für mein Studium zu Ende bringe. Mir fehlt auch die Begeisterung, ich sehe gar keinen Sinn mehr in meinem Studium. Die Inhalte scheinen mir Humbug zu sein, den die Welt nicht braucht. Jetzt befinde ich mich in der ungünstigen Situation, dass teilweise Dozenten ein sehr hohes Bild von mir haben, das ich nicht halten kann, und ich teilweise schon gefährdet bin, mein Studium überhaupt noch zu bestehen.

7. Ich kann meinen Mitmenschen nicht mehr zuhören. Ihnen überhaupt zu folgen, wenn sie reden, fällt mir schwer. Außerdem fehlt jetzt natürlich die emotionale Bindung an ihre Probleme, das Verständnis, das ich früher einmal aufbringen konnte.

8. Meine Hobbies bieten keinen Ausgleich mehr. Sie sind nur noch eine zusätzliche Belastung. "Du musst jetzt mal laufen gehen." "Les' doch mal wieder ein Buch."

9. Religiöse Vorstellungen kann ich gar nicht mehr denken. Wie beim Studium, den Beziehungen und den Hobbies erscheinen sie unsinnig und leer.

10. Dieser Niedergang ist kein plötzlicher Einbruch sondern ein schleichender Prozess, den ich immer versucht habe selbstständig zu bewältigen. Schon in der Schule gab es bei mir enorme Leistungsschwankungen. In manchen Zeiten fühlte ich mich der Klasse um Jahre voraus und arbeitete zuhause sogar schon an Inhalten des Studiums. Es gab aber auch Phasen, in denen ich überhaupt nichts tat, viel schwänzte und einfach alles laufen ließ. Beides zusammen ergab dann unter'm Strich kein gutes, aber ein souveränes Abitur.

11. Von Zeit zu Zeit wurde ich von Wahnvorstellungen ergriffen. Größen-, Verfolgungs- und religiöser Wahn. War Spielball höherer Mächte, hatte die Kriminalpolizei vor der Tür sitzen, fühlte mich als ein verkanntes Genie oder mein Vater hatte das Essen vergiftet.

12. Mit Mitmenschen hatte ich auch oft Probleme, derart, dass ich vor ihnen flüchtete. Manchmal überkam mich ein unerklärliches Gefühl, dass mich davon abhielt in Geschäfte zu gehen, einen Anruf zu tätigen, etc..

13. Auch die Punkte 10 bis 12 gehörten zu meinen Selbstbild, da sie sich über Jahre hinzogen. Verknüpft mit meinen religiösen Vorstellungen ergab sich auch daraus mein Lebenssinn. Jetzt fehlen eben die Wahnvorstellungen und ich hätte sie am liebsten wieder zurück. Denn dann würde ich wenigstens etwas empfinden. Ich weiß wie man mit Angst und co. umgeht, aber inzwischen fühle ich nichts mehr oder etwas unbestimmtes.

14. Zu meinen Gedanken: Wenn ich denke reißen meine Gedanken oft ab. Dann habe ich vergessen, was ich gerade dachte, nachdem sich ein Gedanke dazwischen geschoben hat, den ich auch sofort vergesse. Früher habe ich oft sehr viele Dinge auf einmal gedacht, jetzt fällt es mir schwer überhaupt noch etwas zu denken. Will vor allem Ruhe. Meine Gedanken sind nur noch Überlegungen, Theorie, sie könnten auch anders sein. Das, was ich bin, wird nicht mehr von meinen Gedanken bestimmt.

15. Zu meinen Gefühlen: Damit verhält es sich ähnlich wie mit den Gedanken. Sie definieren mich nicht mehr. Meistens fühle ich überhaupt nichts. Von Zeit zu Zeit merke ich aber, dass es egal ist, was ich fühle, daher kann ich mich so fühlen, wie ich gerade möchte, anstatt so, wie es der Situation angemessen wäre. Ich finde viele Dinge sehr komisch, die überhaupt nicht komisch sind.

16. Ich weiß, dass vieles von dem, was ich durchmache, Symptome einer Krankheit sein könnten. Aber zum Arzt wollte ich nie ernsthaft, weil eine mögliche Therapie mein Leben auf eine Weise verändern würde, die ich nicht akzeptieren wollte.
Inzwischen hätte ich gerne professionelle Hilfe. Es besteht aber das Problem, dass Psychologen in meiner Stadt scheinbar die Eigenschaft haben nie erreichbar zu sein und ich es nicht schaffe ihnen pausenlos hinterher zu telefonieren. Im Gegenteil. Für ein paar Anrufe brauch ich Tage. Tage die verstreichen ohne dass ich jemanden erreiche.
Gleichzeitig besteht das Problem, dass ich immer noch kaum akzeptieren kann, was sich durch einen Arztbesuch eventuell ändern würde. Was bedeutet das für mein Studium? Was sagen meine Familie und Freunde dazu, wenn sie plötzlich erfahren, dass ich krank bin und es ihnen seit Jahren verschweige?
 
I

iXmugl

Gast
Was sagen meine Familie und Freunde dazu, wenn sie plötzlich erfahren, dass ich krank bin und es ihnen seit Jahren verschweige?
Selbstbild auf Erfolg gepolt und nun ist Sand im Getriebe und die Welt bricht zusammen. Ars vivendi, ars moriendi.

Denn es gibt Medikamente die sehr gut helfen.
Dann nimm sie doch selber, wenn sie soooooo gut sind.

Du schwarz!!! Ich weiss...
 
G

Gast

Gast
Hallo!

Ich durchlebe derzeit eine offenbar ganz ähnliche Situation wie du!
Gravierend ist bei mir auch dieser "gefühlte Persönlichkeitsverlust", die Depression etc...
Nun war ich aber schon mehrmals bei einem (wie ich finde sehr guten) Psychotherapeuten, allerdings konnte ich auch mit ihm meine Krise ´nicht stoppen.

Ich entschloss mich dann, schamanisch arbeiten zu lassen, obwohl dies eig. gar nicht mein Fall ist. Bei mir hat sich im Zuge dieser schamanischen Arbeit herausgestellt, dass ich an einem Karma aus einem vorigen Leben zu leiden habe, dass mir jetzt Schwierigkeiten macht...

Ich werde dieses Karma mithilfe meiner karmischen Aufgabe in den nächsten monaten zu lösen versuchen.

Und ich werde das auch schaffen.


Aufgrund deines ähnlichen Leidensweges dachte ich mir, du solltest vielleicht auch prüfen lassen, ob auch du unter einem Erlebnis aus einem deiner vorigen Leben leidest. Allerdings kann dein Leiden auch andere Gründe haben.

Liebe Grüße, C.
 
G

Gast

Gast
Hallo!

Du beschreibst wirklich Symptome, die auf eine Krankheit hinweisen könnten und solltest daher einiges bedenken.

1. Wenn du so weitermachst und immer weniger Erfolge im Studium erzielst, deinen Mitmenschen nicht zuhören kannst und sowieso keine Hobbys mehr pflegst, gehst du irgendwann langsam aber sicher vor die Hunde. Das kommt schleichend und irgendwann bist du soweit, dass dein Leben eher starr als lebendig ist.
Das bedeutet, dass du dir Mut zusprechen musst, dich belohnen musst für kleinste Erfolge, deine Prioritäten in Bezug auf Leistungen neu setzen musst und Struktur in dein Leben lässt. Solltest du durch solche Schritte nicht weiterkommen, liegt wohl eine Krankheit vor und die sollte behandelt werden.

2. Es ist nur zu verständlich, dass du Angst vor den Veränderungen in deinem Leben hast und daher lieber wie gewohnt alles lässt, aber verändert sich dein Leben nicht schon die ganze Zeit?! Von einem energiegeladenen Menschen bist du zu einem kaum konzentrationsfähigen Zeitgenossen geworden. Medikamente sind nicht der Königsweg, aber überlege mal, was passieren könnte, wenn du sie von vornherein ablehnst. Vielleicht fehlen dir Botenstoffe, die du durch Medikamente wieder bekämst. Fehlende Botenstoffe oder Hormone wirst du wohl schlecht mit der Zeit auskurieren können.

3.Veränderungen können auch positiv sein. Lässt du dir helfen, könnte es sein, dass eine schwere Last von deinen Schultern genommen wird und nach erfolgter Behandlung du besser denn je zurecht kommst.

4. Wahnvorstellungen sind kein Spaß. Woher wusstest du denn, dass du welche hattest? Stecken da schon Erfahrungen mit Psychiatern oder Psychologen drin?

5. Hast du keine Angst vor dem totalen Zusammenbruch oder meinst du alles wäre vorübergehend?

6. Jeder hat schlechte Phasen und bei krassem Workload würde ich auch nicht ausschließen, dass du einfach mal Erholung brauchst. Gönne sie dir dann auch!
 
G

Gast

Gast
Hallo. Du musst versuchen, einen anderen Weg einzuschlagen. Lass los von deinem anscheinend von Perfektion geprägten Leben, das dich nur unnötige Kraft kostet.

-Siehe deine Verluste als einen Gewinn von Freiheit an. Die Angst vor Verlusten, sperrt dich in einen Käfig.
-Denke nicht zuviel im Voraus, was für einen Einfluss etwas für dein Leben haben könnte. Man selbst und die Lage in der man sich befindet, verändern sich nunmal. Veränderungen sind doch nichts schlechtes. Wenn man das tut, was man im Augenblick möchte, anstatt zu versuchen, sich irgendwas Imaginäres zu erhalten, kommt man am Schluss meistens doch besser weg.
-Durchbreche Gewohnheiten und schrenke dich nicht ein
-Was soll dir schon schlimmes passieren, wenn andere von dir enttäuscht sind. Na und? Das ist es nicht Wert, dass DU dich kaputt machst.
-Nimm dich nicht zu ernst und lache mehr über dich, so wirst du lockerer und glücklicher
-Hobbys dürfen keine Last sein, sondern dienen dem Ausgleich. In deiner Freizeit musst du tun, was dir Spaß macht. Da deine Hobbys für dich produktiv sein müssen, setzt du dich eigentlich permanent nur unter Druck. Nimm dir heraus, einfach mal nichts zu tun oder besser: tu irgendetwas neues, was dir in den Sinn kommt, auch wenn es noch so verrückt ist. Achja, Atheist sein ist supi.
 

Gelinda

Sehr aktives Mitglied
. Es macht sich ungünstig, wenn alle/viele Beiträge eines Themas von Gästen (ohne Nummer ) kommen. Werte Moderatoren: könnte man nicht eine Nummer einführen???


Hallo an Gast vom 21.9.09 Uhrzeit: 8Uhr51
Du gehst offensichtig sehr systematisch an alle Probleme. Du empfindest alle Veränderungen sehr diffenziert, also bewußt.
Psychopharmaka können sehr gefährlich sein – ich habe schon Menschen erlebt, die ich nach solchen Medikamenten total verändert erlebt.
Und: Bei diesen Vorfällen in Schulen und Amokläufen soll dererlei Medizin im Zusammenhang stehen. Vorsicht - es kommt immer auf die Dosis an ehe etwas ein Gift wird.
Ich denke auch, daß du fachmännische Hilfe brauchst.
Sicherlich hast du schon einen Weg gefunden – melde dich bitte ?


FG Gelinda
 

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