S
Sasum
Gast
Über viele, viele Jahre hatte ich ein sehr kompliziertes Verhältnis zu meiner Mutter. In den letzten Jahren hatten wir so etwas ähnliches wie einen Waffenstillstand. Ich kam regelmäßig zu Besuch und wir unterhielten uns auf sehr oberflächlicher Ebene sehr nett. Es war aber nie ein inniges Mutter-Tochter-Verhältnis. Ich bin davon überzeugt, dass sie mich haßt. An Stellen, an denen wir über die Vergangenheit reden, rutschen ihr immer wieder eindeutig Bemerkungen (ala 'Da habe ich mich dafür geschämt, sowas erzogen zu haben.') raus. Ich war kein einfaches Kind. Ich habe viele Fehler gemacht. Keine wahnsinnig schlimmen Fehler, aber... Ich habe niemanden umgebracht, war nicht drogenabhängig, habe einen sehr guten Schulabschluß, eine fertige Ausbildung. Fehler eben. Ich war dumm. An vielen Stellen bin ich nicht so, wie sie es mir von mir erwartet. Ich habe keine tollen innigen Freundschaften, ich habe mich mit meinen (inzwischen Ex-)Freunden sehr laut und peinlich gestritten. Ich habe mich mit ihr sehr schlimm gestritten, wenn sie Erwartungen an mich hatte, die ich einfach nicht erfüllen konnte. Ich war oft sehr, sehr verzweifelt. Sie hat mir wenig bis gar nicht geholfen.
Ich habe selbst vor einem Jahr einen Sohn geboren. Meine Mutter wünschte sich ein Enkelkind. Sie freute sich sehr darauf. Ich habe den Fehler gemacht auf ihre Hilfe oder Unterstützung zu hoffen. Seit seiner Geburt war sie einmal an meinem Wohnort. Es war überhaupt erst der dritte Besuch in unserer Wohnung, in der ich nun schon seit fünf Jahren wohne. Ich hatte im ersten Jahr oft Probleme. Große Zweifel und viele widersprüchliche Ratschläge kamen auf mich zu. Das fand ich sehr schwierig. Ich hätte Hilfe gebraucht. Es kam keine Hilfe, nicht einmal auf Betteln. Stattdessen kamen viele, viele böse Kommentare (ala 'Ihr macht das ganz falsch so.' 'Laßt ihn doch jetzt endlich einmal brüllen.' 'Ihr seit ja völlig überfordert.'), wenn wir zu Besuch waren. So sehr, dass ich darum bitten mußte, ein bißchen netter zu meinem Mann zu sein, weil der sonst total die Nerven verliert. Mein Mann hat normalerweise eine Engelsgeduld, ganz anders als ich. Sie kauft gern für ihn ein. Sie gibt uns die Sachen für ihn nur teilweise mit - wenn sie sie nach den vielen Wochen, nach denen wir wieder zu Besuch kommen denn überhaupt noch findet. Es zermürbt mich total das zu sehen. Ich habe mich über die vielen Jahre damit abgefunden, dass ich nie ein auch nur annähernd gutes Verhältnis zu meiner Mutter haben werde. Aber für meinen Sohn, auf den doch auch sie sich eigentlich gefreut hatte, tut es mir irgendwie leid. Auch weiß ich überhaupt nicht damit umzugehen. Ich muss völlig frei zugeben, dass ich davon ausgegangen war, dass sie irgendwann einmal auf unseren Zwerg aufpaßt, mit ihm spielt, irgendwas... Sie nimmt ihn noch nicht einmal auf den Arm, wenn wir dort sind. Wir werden eingeladen und dann dort bewirtet. Es wird nix mit uns unternommen. Im besten Falle dürfen wir irgendwas im Garten helfen, wenn es wieder soweit ist. Aber wir werden alle Nase lang wieder eingeladen, weil es sich eben so gehört, dass die Kinder vorbeischauen. Ich habe das jetzt minimiert. Wir fahren nur noch einmal im Monat hin. Ich hätte es gern noch seltener. Es macht mich völlig fertig. Das paßt aber nicht in ihre Traumwelt. Wie geht man denn mit so etwas um? Ich kann nicht mit ihr darüber reden. Sie sieht Dinge ganz anders als ich. Sie lebt nicht in meiner Welt. Wenn ich ihr sage, wie ich Dinge empfinde, dann ist dies sehr heftig. Ungebracht heftig von meiner Seite. Fies. Es endet immer damit, dass sie zuhört, nix dazu sagt und sich am Ende besäuft oder Tabletten nimmt. Dann ist bald alles wieder so als ob nie etwas gewesen wäre. Ich bin traurig darüber. Was macht man da? Ich muss darüber ständig nachdenken. Es geht mir wirklich schlecht. Ich erwarte soviel anderes. Ich kann es ihr aber nicht sagen. Ich will das alles nicht und kann doch dem gleichzeitig nicht entfliehen, weil ...
Ich habe selbst vor einem Jahr einen Sohn geboren. Meine Mutter wünschte sich ein Enkelkind. Sie freute sich sehr darauf. Ich habe den Fehler gemacht auf ihre Hilfe oder Unterstützung zu hoffen. Seit seiner Geburt war sie einmal an meinem Wohnort. Es war überhaupt erst der dritte Besuch in unserer Wohnung, in der ich nun schon seit fünf Jahren wohne. Ich hatte im ersten Jahr oft Probleme. Große Zweifel und viele widersprüchliche Ratschläge kamen auf mich zu. Das fand ich sehr schwierig. Ich hätte Hilfe gebraucht. Es kam keine Hilfe, nicht einmal auf Betteln. Stattdessen kamen viele, viele böse Kommentare (ala 'Ihr macht das ganz falsch so.' 'Laßt ihn doch jetzt endlich einmal brüllen.' 'Ihr seit ja völlig überfordert.'), wenn wir zu Besuch waren. So sehr, dass ich darum bitten mußte, ein bißchen netter zu meinem Mann zu sein, weil der sonst total die Nerven verliert. Mein Mann hat normalerweise eine Engelsgeduld, ganz anders als ich. Sie kauft gern für ihn ein. Sie gibt uns die Sachen für ihn nur teilweise mit - wenn sie sie nach den vielen Wochen, nach denen wir wieder zu Besuch kommen denn überhaupt noch findet. Es zermürbt mich total das zu sehen. Ich habe mich über die vielen Jahre damit abgefunden, dass ich nie ein auch nur annähernd gutes Verhältnis zu meiner Mutter haben werde. Aber für meinen Sohn, auf den doch auch sie sich eigentlich gefreut hatte, tut es mir irgendwie leid. Auch weiß ich überhaupt nicht damit umzugehen. Ich muss völlig frei zugeben, dass ich davon ausgegangen war, dass sie irgendwann einmal auf unseren Zwerg aufpaßt, mit ihm spielt, irgendwas... Sie nimmt ihn noch nicht einmal auf den Arm, wenn wir dort sind. Wir werden eingeladen und dann dort bewirtet. Es wird nix mit uns unternommen. Im besten Falle dürfen wir irgendwas im Garten helfen, wenn es wieder soweit ist. Aber wir werden alle Nase lang wieder eingeladen, weil es sich eben so gehört, dass die Kinder vorbeischauen. Ich habe das jetzt minimiert. Wir fahren nur noch einmal im Monat hin. Ich hätte es gern noch seltener. Es macht mich völlig fertig. Das paßt aber nicht in ihre Traumwelt. Wie geht man denn mit so etwas um? Ich kann nicht mit ihr darüber reden. Sie sieht Dinge ganz anders als ich. Sie lebt nicht in meiner Welt. Wenn ich ihr sage, wie ich Dinge empfinde, dann ist dies sehr heftig. Ungebracht heftig von meiner Seite. Fies. Es endet immer damit, dass sie zuhört, nix dazu sagt und sich am Ende besäuft oder Tabletten nimmt. Dann ist bald alles wieder so als ob nie etwas gewesen wäre. Ich bin traurig darüber. Was macht man da? Ich muss darüber ständig nachdenken. Es geht mir wirklich schlecht. Ich erwarte soviel anderes. Ich kann es ihr aber nicht sagen. Ich will das alles nicht und kann doch dem gleichzeitig nicht entfliehen, weil ...