DIe Suche habe ich mittlerweile aufgegeben. Klar gibt es viele Momente, in denen ich mir wünsche Freunde zu haben, die mich vor Allem auch mit all meinen Macken akzeptieren. Aber ich denke es ist relativ hoffnungslos und daher versuche ich mich mit der Situation anzufreunden und das Beste daraus zu machen.
Wieso ist das hoffnungslos? Ich weiß, es ist unglaublich schwer, aber wenn ich was gelernt habe, dann ist es das, dass man sich alles erarbeiten muss, die einen eben mehr als die anderen. Ich weiß nicht wie das bei dir ist, aber wofür lebst du, wenn nicht für Wünsche und Träume... Ich glaube nicht, dass irgendetwas hoffnungslos ist, vielleicht findet man nicht gleich den richtigen-kürzesten-bequemsten Weg, aber dennoch gibt es immer einen, den man gehen kann... Sicher wirst auch du einen dahin finden!
Bei Dir hört sich das ja wirklich nach diesem typischen Borderline-Verhalten an, das ich zum Glück nicht so habe. Ich war/bin zwar auch immer auf der Suche nach Nähe, aber wenn ich sie bekomme, dann macht mich das auch nicht glücklich bzw. ich kann - gerade bei Freundschaften - den KOntakt einfach nicht halten. Ich weiß nicht warum...einerseits sicher, weil ich schnell in Stress gerate und mir das Kontakthalten zu anstrengend ist, andererseits auch, weil mich dann diese Freundschaft nicht so erfüllt, wie ich das gerne hätte. Ich stecke da wohl meist unbewusst zu viele Wünsche rein und werde dann dadurch enttäuscht.
Das klingt einleuchtend, kann ich sicher verstehen. Meinst du, du bist zu anspruchsvoll oder bist du einfach der Typ, der alleine besser zurecht kommt?
Wenn Du zum Beispiel einen Streit heraufbeschworen hast, gab es danach noch klärende Gespräche, in denen du deine Situation deutlich machen konntest? Oder war es dann einfach vorbei?
Ja, eigentlich immer, weil niemand lässt sich einfach so wegschieben. Aber dadurch wird eigentlich oft alles nur noch schlimmer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Leute, sobald sie hören, dass ich die BPS habe, sofort zurückschrecken. Ganz nach den Vorurteilen: der ritzt sich jeden Tag, kommt nicht klar und mit dem kann man sich nicht unterhalten. Das stimmt zwar zum Teil, aber die wenigsten beschäftigen sich damit und das verlange ich eigentlich, weil nur dann können sie auf mich eingehen oder zumindest versuchen mich zu verstehen...
In diesen Gesprächen stehe ich dann da und sage: Jetzt steh ich hier und kann/konnte nicht anders. In diesen endgültigen Gesprächen ist es einfach nur anstrengend, weil man sich tausend Dinge vorwerfen lassen muss und man weiß ja, dass die meisten begründet sind, aber niemand versteht, dass ich gar nicht anders konnte... Danach kenne ich diese Person nicht mehr, ich hasse sie, ich verbanne sie, nicht lang und ich habe sie vergessen... irgendwie schade, ich will ja gar nicht so sein...
Wie ein Kind in einer Welt voller Erwachsener...absolut richtig! Eigentlich müsste ich reif sein, bin früh ausgezogen, etc. Aber trotzdem fühle ich mich oft wie ein Kind und lange nicht so reif wie andere in meinem Alter (ich bin übrigens so alt wie Du), obwohl außenstehende mich als sehr erwachsen einschätzen. Schon komisch....
Ich bin mit 18 ausgezogen und hab das studieren angefangen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir über die BPS noch gar nicht bewusst, alle haben immer gesagt, ja der ist halt "anders". Ich hab ne Menge Zeit verstreichen lassen, ohne mich den Dingen zu stellen, weil ich nie im Leben davon etwas gehört hatte, bis es fast zu spät war...
Ja mich schätzen auch viele sehr erwachsen ein, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, dass setzt mich irgendwie unter Druck... Aber sie können eben nicht in mich schauen und da liegen Welten dazwischen...
Das sollte er definitiv! Das ist schließlich irgendwie seine Aufgabe...Schade, wenn es nicht so ist. Aber leider leider weicht die Realität ja so oft von dem Soll ab. Hast Du die konkrete Diagnose BPS bekommen? Durch deinen Thera?
Ja, aber erst nachdem ich mich selbst informiert habe. Die erste Zeit musste ich jeden Tag zur Ambulanz im Krankenhaus und verkünden, dass es mir gut geht, aber die Ärzte dort hatten einfach keine Zeit sich intensiv um mich zu kümmern und da ich was ändern wollte, habe ich es zum Teil selbst in die Hand genommen... Therapieplätze waren erst nach zwei Monaten wieder frei... eine lange Zeit, wenn man nicht weiß wohin oder was mit einem eigentlich los ist. Da braucht es viel Hoffnung...
Da bin ich auch absolut Kind. Manchmal habe ich das Gefühl, ich hole jetzt das nach, was ich in "meiner Jugend" verloren hab. Ich musste früh selbstständig sein und bin ja wie gesagt recht früh ausgezogen. Theoretisch müsste ich total erwachsen sein
Naja, und in einer Beziehung brauch ich genauso unendliche Nähe und Aufmerksamkeit.
Was bedeutet früh ausgezogen? Warum? Wolltest oder musstest du deine eigenen Weg gehen? Ich bin mit 18 ausgezogen, nach meinem Abitur. Wahrscheinlich wars ein schlimmer Fehler, weil ich die Struktur brauche und eben meine Eltern, die immer da sind, wenn ich jemanden brauche. Jetzt wohne ich wieder bei ihnen (und es geht mir viel besser), weil ich zich Jahre später gesagt bekomme, warum es mir immer schlechter ging, warum ich immer mehr abgenommen habe, warum SSV eine immer größere Rolle gespielt hat. Es ist schön einen Namen dafür zu kennen und zu wissen, dass man nicht alleine damit ist. Ich weiß jetzt, dass ein "normales Leben" für mich in diesem Zustand einfach nicht möglich ist, eben wie bei einem Kind... und das hat Jahre gedauert... Selbständigkeit muss ich erst erlernen...