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Identitätskrise - Rückkehr in alte Region als Schock

D

Desperado4785

Gast
Guten Morgen zusammen,

ich muss mir was von der Seele schreiben und brauche da mal einen Rat von jemanden, der vielleicht etwas ähnliches erlebt hat.

Ich bin letztes Jahr in einer gewissen Art und Weise in meine Herkunftsregion dem Niederrhein/Rheinland zurückgekehrt nach fast 7 Jahren.

7 Jahre lang war ich mal woanders, habe in einer Region gelebt und völlig andere Menschen um mich herum gehabt. Unter anderen habe ich auch das mittlere Ruhrgebiet kennengelernt.

Nun ist es so, dass ich seit letztes Jahr aus beruflichen
Gründen mich in diese für mich alte Region (Niederrhein) zurück gekehrt bin wo ich zuvor 27 Jahre lang gelebt habe. Irgendwo hat mich das völlig aus den Latschen gehauen und bin aktuell damit beschäftigt wie ich das ganze ein Ordnen soll.


Ich werde hier aktuell mit meiner uralten Vergangenheit von vor sieben Jahren konfrontiert. Und kann dies nicht wirklich einordnen. Bisher habe ich mich mit der Stadt in der wohne beschäftigt und habe festgestellt, dass schon innerhalb dieser Stadt ein starkes Gefälle zwischen Nord und Süd gibt. Im Grunde genommen ist der Süden dieser Stadt sehr ländlich, hat die Landschaft vom Niederrhein und mit dem Ruhrgebiet nichts zu tun. Der Norden dagegen, wo ich aktuell wohne, ist sehr durch die Industrie geprägt und teilweise recht hässlich. Wohnlich gerade nicht sehr schön.

Durch meine Zeit im mittleren Ruhrgebiet habe ich andere Menschen kennengelernt und auch eine andere Umgangsform mit Menschen und so sehe ich mich mit einem Konflikt zweier Gegensetzlichen Regionen auseinander gesetzt-. Einmal den Niederrhein meine alte Heimat und dem Ballungsraum XXL.

Nun ist es so, dass ich an den Punkt gekommen bin, dass ich mit dem Ruhrgebiet quasi in einer gewissen Art und Weise ,durch meinen aktuellen Wohnort, einen endgültigen Cut setzen könnte, sofern ich es wollte. Da ich die Möglichkeit hätte, mir ein neues soziales Umfeld in den Nachbarstädten aufzubauen. Bisher war ich nur wenig in den Nachbarstädten unterwegs und halte mich überwiegend im mittleren bis östlichen Teil des Ruhrgebiets auf. Hinzu kommt das nach wie vor ein Restliches soziales Umfeld in Essen besteht. Dies habe ich in der letzten Zeit vernachlässigt aufgrund eben meiner neuen wohnlichen Situation.

Und so habe ich den Konflikt: Wohin mit mir. Zurück ins Mittlere Ruhrgebiet oder hier bleiben?

Das Problem ist: Kann man sich einfach so, eine für sich längst vergangene Zeit zurückholen?

Seit 5 Jahren habe ich eine sogenannte Idenitätskrise. Ausgelöst durch einen Kontaktabbruch zu einem Elternteil. Da durch ist mir ein restliches soziales Umfeld aus meiner alten Region (Niederrhein) weg gebrochen. Im Grunde genommen habe ich seit drei jahren mit dem Niederrhein nichts mehr zu tun. Aus beruflichen Gründen bin ich nun am Rand dieser Region zurück gekehrt. Im Grunde habe mit der Stadt in der ich wohn beides. Ruhrpott wie Niederrhein.


Für mich ist diese SItuation aktuell einfach schwierig.

Danke für Antworten
 

Julchen.

Mitglied
Desperado,
eine Zeit zurückholen kann man m. E. nicht.

Ich habe das nach mehr als 10 Jahren berufsbedingter Abwesenheit (in Städten, wo ich mich nicht zugehörig fühlte) erfahren; die Zeit bleibt an keinem Ort stehen - die Menschen hatten sich arg verändert.

Man kann an bestimmten\vertrauten Orten Erinnerungen aufleben lassen und Heimat sind für mich diese Orte, die Landschaft, Bräuche evtl. Dialekt.
Ich möchte in dieser Gegend leben - aber es ist nicht "wie früher".
Viel Glück !
 

trigital

Aktives Mitglied
Hallo D.,

ich habe dein Beitrag interessiert durchgelesen und habe erstmal nicht verstanden, warum du ein Problem haben solltest.
Ich habe mich darüber gewundert und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass du deshalb eine Identitätskrise haben könntest, weil du deine Identität nie wirklich mit dir alleine ausgemacht hast, sondern immer im sozialen Verband gefunden hast. Jetzt ist dieser Spiegel weg und du erkennst dich nicht mehr. Vorallem, wenn dir jetzt ein Spiegel vor die Augen gehalten wird, dann kannst du nichts erkennen, weil der Spiegel anders reflektiert und dich vor fremden Anforderungen stellt, die du nicht gewohnt bist. Deshalb kommst du dich vielleicht mit dir fremd vor.
Ich denke, dass die Menschen da vielleicht so anders sind, weil in einem Ballungsraum immer viele Menschen kommen und gehen und es gar keine richtigen Einheimischen mehr gibt. Und die die es noch gibt leben weitestgehend anonymisiert von einander. Deshalb gehen die Menschen anders miteinander um. Oberflächlicher, höflicher, abgegrenzt? Auf jeden Fall mit einem ganz anderen Hintergrund, wie du es gewohnt bist.
Was kannst du tun?
Interessiere dich für das Problem. Wenn du Zeit hast, dann setzt dich hin und analysiere das Problem. Manchmal hilft es auch nur sich an die Situationen zu erinnern, die das Problem zum Ausdruck bringen. Wenn du genügend Informationen gesammelt hast und gewisse Erfahrungen machen konntest, dann kannst du für dich deine Stellung einnehmen und so zu dem Sachverhalt deine Identität wiederfinden. Es ist auf jeden Fall ein Phänomen unserer Zeit und zeigt, dass du ein gewisses Problem/Umstand unseres Daseins erkannt hast. Was du daraus machst, das liegt denke ich noch vor dir.
Sei dir einfach gewiss, dass es ein sehr spezielles Problem ist. Kein Fach in unserer Schule bearbeitet dieses Problem und seriöse Schriften gibt es bestimmt auch sehr wenige. Dieses Rätsel zu lösen ist vielleicht eine Lebensaufgabe. Bei manchen passieren auch Dinge, dass sie schneller verstehen. Aber nimm dir Zeit und glaube nicht, dass man solche Probleme einfach versteht. Gestehe dir ein, dass es dich verrückt macht und lerne zu verstehen, dass der geistige Zustand ein wichtiges Gut ist. Mit gelösten Problemen umgehen zu können ist einfach. Aber es ist eine Kunst mit einem Problem umgehen zu können.
Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung von der man im Leben für gewöhnlich nicht so viel erfährt. Aber es gibt sie. Schon alleine dass du sie wahr nimmst ist beleg dafür.
Bleib nüchtern und besonnen. Ruhig und aufmerksam. Dann kannst du vielleicht das Beste draus machen aus dem Mensch sein in unserer heutigen Zeit. Is nich mehr so wie früher ;-)
Bewundere das Problem. Ehrlich. Oder hättest du gedacht, dass das eine Schwierigkeit des Lebens sein soll?
lg
 

trigital

Aktives Mitglied
Ich hab nochmals an deine Situation gedacht und ich kann dir nur bestätigen, dass solche Dinge sehr schwierig sind. Aber ich möchte dich auch warnen, dass es noch viel schwierigere Dinge auf diesem Gebiet gibt. Sei behutsam mit dir selber und scheue dich nicht professionelle Hilfe zu suchen. Das Problem ist denke ich "einfach", dass das Menschsein aus mehr besteht, wie du dachtest. Oder du merkst auch, dass du dich mit dem Problem nicht auseinandersetzen möchtest und kehrst zurück nach Hause. Oder lerne damit zu Leben, dass es Dinge gibt, die du nicht weißt und nicht wissen möchtest. Zu mindest mußt du dich denke ich auf ein schlechteres, weil unverstandenes Lebensgefühl einstellen. Oder zu mindest anders. Extrem hilfreich und wertvoll ist es immer, wenn du trotz der Schwierigkeit Spaß am Leben haben kannst. Man kann das vielleicht kombinieren oder zu mindest dran glauben oder sich ermahnen es zu tun oder so ähnlich. Weil die Welt ist so wie sie ist. Es ist sozusagen mehr deine Wahrnehmung und die Sache mit dem Verständnis vom Leben. Kann das Leben schön sein, auch wenn man eine Identitätskrise hat?
Lass dich nicht fertig machen. Nicht immer. Leg diese Aufgabe auch ab und zu zur Seite und lass sie Ruhen.
vg
 

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