ja,leider bin ich noch da.was gibt es zu erzählen? ich bin alt,ich bin krank (pflegebedürftig) ich bin allein.nee,was richtig schönes gab es in meinem leben nicht,wird es auch nicht mehr geben.
Hallo Gast,
ich möchte nochmal auf ein schon etwas älteres Posting von
dir eingehen, weil ich dabei an meine Großmutter denken
musste, die letzten Herbst im Alter von 100 Jahren gestorben
ist. Als sie ins Heim kam, war sie noch recht fit und ihr Mann
lebte noch. Dann starb der Großvater und sie konnte nicht
mehr gehen, weil die Knie kaputt waren vom vielen Arbeiten.
Sie tat sich sehr schwer damit, von anderen gepflegt zu wer-
den, zumal von ständig neuen Menschen. Irgendwann er-
zählte sie mir, dass es ihr jetzt nichts mehr ausmache. Sie
hatte erkannt, dass sie durch ihre Pflegebedürftigkeit jungen
Leuten Arbeit gab, so wie früher andere Leute durch ihre
Bedürfnisse ihr Arbeit gegeben hatten. Und sie fand Freude
daran, mit diesen Pflegerinnen und Pflegern zu sprechen - es
war eine Entscheidung von ihr, sich daran zu freuen und es
nicht als etwas hinzunehmen, über das man sich ärgert.
Hölderlin hat einmal gedichtet: Wer möchte uns die Freude
verbieten? - einen Satz, den ich lange nicht verstanden habe.
Bis mir klar wurde, dass "sich freuen" etwas ist, für das wir
uns selbst entscheiden können - völlig unabhängig davon,
wie die äußeren Umstände sind. Ebenso liegt es in unserer
Entscheidung, ob wir das akzeptieren und annehmen, was
wir gerade erleben. Du bist also frei, dich über das Leben
zu ärgern, das du momentan erlebst, du bist frei, dich an
alles Gute oder an alles Schlechte zu erinnern, das du schon
erlebt hast, du bist frei, dein Leben bis zu seinem natürlichen
Ende zu leben oder es vorher zu beenden. Diese Freiheiten
solltest du dir nicht nehmen lassen - auch nicht von einem
Teil deiner Gedanken, die sich noch schwer damit tun, das
zu akzeptieren, was jetzt nun einmal an der Zeit ist.
Viele Grüße,
Werner