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Ich werde meine Scham nicht los

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LaLunaLoca

Mitglied
Hallo an alle,
Ich hoffe hier vielleicht ein paar gute Denkanstöße zu meinem Problem zu finden,ich habe das Gefühl dass ich gerade auf der Stelle trete und nicht weiterkomme…
Mein Problem ist folgendes:ich habe in meiner Jugend noch vor dem entdecken meiner eigenen Sexualität zweimal gewaltsame Missbrauchserfahrungen gemacht. Ich habe zum damaligen Zeitpunkt nicht darüber geredet und mich niemandem anvertraut. Ich habe versucht einfach irgendwie weiterzumachen und verdrängt,mehrere Jahre.Mit der Zeit habe ich eine Essstörung entwickelt und begonnen mich selbst zu verletzen,ich kam nach einiger Zeit dann in stationäre Therapie.Dort habe ich vor allem familiäre Probleme aufgearbeitet,über den Missbrauch (nicht in der Familie passiert)habe ich nicht gesprochen.Die Therapie hat trotzdem geholfen und vieles verbessert.Ich habe danach weitergemacht,bin ausgezogen,habe zwei Ausbildungen gemacht und gearbeitet und mich gut geschlagen.Das Thema Sexualität und Beziehungen war schwierig,ich habe mehrere sexuelle Erlebnisse gehabt,zu denen ich mich (und ich weiß wie ekelhaft sich das liest) quasi gezwungen habe,weil ich damals dachte,die Angst davor lässt sich nur dadurch besiegen dass man sich der Situation aussetzt.Das hat auch teilweise funktioniert,das Verhältnis zu den Personen mit denen ich Sex hatte, war immer gut,allerdings gab es eine Gemeinsamkeit:es ging immer um das Vergnügen meines Gegenübers.
Ich dachte ich wäre nicht fähig dazu etwas zu fühlen oder einen Höhepunkt zu erreichen und habe das als gegeben hingenommen und akzeptiert,weil ich es nicht anders kannte und dachte so läuft das eben.
Aus einer einjährigen Beziehung entstand meine Tochter.Danach gab es über zehn Jahre keine Männer mehr in meinem Leben.Ich habe angefangen an mir zu arbeiten und mich rückwirkend furchtbar geschämt für das,was ich mir freiwillig angetan habe,ich hab mich so dreckig und benutzt gefühlt.Ich habe viel aufgearbeitet und bin ein großes Stück weitergekommen,war auch länger wieder in ambulanter Therapie,was mir gutgetan hat. Vor anderthalb Jahren habe ich meinen jetzigen Partner kennengelernt und zum ersten Mal gemerkt wie es sich anfühlt wenn man liebt und geliebt wird.Ich habe zum ersten Mal Vertrauen in einen Mann und er war auch der erste,dem ich überhaupt von meinen Erfahrungen erzählen konnte.
Er ist sehr einfühlsam damit umgegangen,hat mich in punkto Sex und Körperlichkeit nie unter Druck gesetzt und es langsam angehen lassen. Er sagt und zeigt mir immer wieder wie schön ich für ihn bin.Er respektiert meine Grenzen und mein Nein,wenn ich einen schlechten Tag habe.
Der Sex den wir haben ist sehr innig und zärtlich und ich kann es wirklich genießen.
Nur grüble ich oft und zunehmend darüber,dass ich mich so häufig noch schäme,angeschaut zu werden,dass ich mich schäme nackt zu sein,dass ich mich schäme,ihm zu zeigen dass ich Lust auf ihn habe und dass ich mich schäme den Anfang zu machen.
Die Scham blockiert mich in den Momenten komplett,ich könnte heulen,ich weiß in dem Moment vom Kopf her auch,dass nichts passiert und ich mich nicht schämen muss,ich weiß auch wie sehr er sich freuen würde wenn ich mich traue…wir haben auch schon mehrmals darüber gesprochen….ich bekomme diese Blockade einfach nicht gelöst und ich würde so gern…weil ich ihn wirklich liebe und weil ich spüre dass es so wichtig für mich wäre…aber ich finde den Anfang nicht.
Vielen Dank fürs Lesen,entschuldigt bitte den langen Text,ich hoffe ich konnte rüberbringen was ich meine…und vielen Dank im Vorraus für eure Meinungen🙂
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Hallo, es tut mir leid, dass Du soviel Leid erfahren hast in Deiner Jugend.

Ich kann mir vorstellen, dass es lange dauert, damit umgehen zu können und auch wieder Sexualität genießen zu können. Ich kann mir vorstellen, dass Du in solchen Situationen automatisch wieder bilder aus Deiner Vergangenheit vor Augen hast, dass Du Dein damaliges Selbst vielleicht verurteilst und es nicht trennen kannst. Und Dir vielleicht auch noch nicht vergeben kannst.

Du setzt Dich unter Druck, weil Du es möchtest, aber auch um ihm einen Gefallen zu tun.

Hast Du mal automatisches Schreiben probiert? Einfach auf ein Blatt alles rausschreiben, was Dir in den Kopf kommt zum Thema Scham oder Sexualität, ohne Dich zu kontrollieren und ohne Nachzudenken. Einfach nur schreiben solange Gedanken und Gefühle kommen. Und Dir das an angucken und verbrennen oder den Zettel zerreißen. Das bist Du alles nicht mehr, Du hast Du verändert und was auch immer früher war, ist vorbei.

Vielleicht würde Dir auch Meditation helfen über dieses Gefühl: ruhig hinsetzen, ein paar Atemübungen machen und Dich dann dem Gefühl nähern, gucken, welche Bilder kommen und das annehmen, was kommt und es einfach ziehen lassen.

Du könntest auch mit aktivem Visualisieren an Dir arbeiten. Dich an einen ruhigen Ort zurückziehen, Augen zumachen und Dir genau das vorstellen, was Du möchtest: Wie Du Deinen Partner verführst, Dich ausziehst, leise Musik auflegst etc. etc. Das, was Du eigentlich möchtest. Es erstmal behutsam in kleinen Schritten in Gedanken durchspielen und auch versuchen, gedanklich die Freude zu führen, wenn es klappt. Das Strahlen im Gesicht deines Partner zu sehen, ihn zu spüren, Dich selbst zu fühlen und Dich frei zu fühlen.

Je öfter man aktives Visualisieren probiert, umso eher kann man es dann in echten Situationen ausleben, weil man es eben schon oft geübt hat und es einem dann leichter fällt. Ich habe sowas oft bei unterschiedlichen Situationen angewandt und mir genau vorgestellt, was ich sage und tue und mein Gegenüber sagt und tut.

Und du kannst auch gucken, was Dir in winzigen Schritten jetzt schon möglich ist. Es muss ja nicht sofort die große Verführungsnummer werden. Vielleicht seine Hand ergreifen und auf Dich legen. Eine kleine Geste, es langsam üben, aber dich nicht unter Druck setzen. Lass Dir die Zeit, die Du brauchst und denke nicht, dass Eure Beziehung davon abhängt. Es wäre ein I-Tüpfelchen, aber nicht mehr, denke ich.
 

LaLunaLoca

Mitglied
Hallo Binchy,
Mit Meditation habe ich es im Rahmen meiner Therapie und auch noch mehrfach für mich allein probiert,das hat bei einigen anderen Baustellen gut funktioniert,was dieses Thema angeht aber nicht-ich habe mich körperlich unwohl gefühlt dabei,schwer zu erklären,ich bin eher angespannter geworden dabei als ruhiger.
Visualisieren habe ich auch schon probiert,dabei habe ich festgestellt,dass ich mich sehr schnell in die Situation einfühlen kann,dass ich die Situation genieße und mich darauf freue,sie umzusetzen-wenn es dann dazu kommt,blockiere ich jedoch komplett und ärgere mich dementsprechend über mich,weil ich es nicht geschafft habe.Ich kann diese Gefühle zwar annehmen und stehen lassen und es wieder versuchen,aber das Resultat ist das selbe und ich komme nicht über diesen Punkt hinaus 😔
Das mit dem automatisierten Schreiben ist mir völlig neu,aber es klingt sehr einleuchtend und gut für mich und ich werde es auf jeden Fall ausprobieren!
Damit,dass ich mir Druck mache,hast du recht..der Gedanke der oft dahinter steht ist :“ Jetzt kannst du,jetzt hast du die richtige Person gefunden um neu zu lernen,neue Erfahrungen zu machen,du musst dich trauen,dich entwickeln,weiterkommen…“
Ich danke dir von ♥,dass du dir die Zeit genommen hast,mir so ausführlich und empathisch zu antworten!
 

Binchy

Sehr aktives Mitglied
Sehr gerne. Ich denke, du muss einfach alles Mögliche ausprobieren und Du hast ja schon einiges gemacht.
Vielleicht könntest du beim Visualisieren dich jeweils nur jeweils auf den ersten winzige Schritt konzentrieren und das gedanklich versuchen.

Es gibt auch ein gutes Buch von Tsültrim Allione : den Dämonen Nahrung geben. Da gibt es auch eine gute Übung zu. Du kannst ja mal bei Amazon gucken, ob dich das anspricht. Und wenn du mehr zu der Dämonenübung wissen möchtest, schreib mir eine PN mit deiner email.

Lg, Binchy
 
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