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Ich weiß nicht mehr weiter mit meiner Mutter (vorsicht, sehr sehr lang!)

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G

Gelöscht 124125

Gast
Hallo ihr Lieben,
Ich weiß nicht, ob mir irgendjemand helfen kann, aber ich muss das einfach mal loswerden.
Da dieser Text sehr lang ist, habe ich ihn in mehrere Abschnitte unterteilt, ich hoffe, dass das in Ordnung ist.
Es geht um meine Mutter. Leider ist sie ein sehr schwieriger Mensch und ich habe in meiner Kindheit massiv unter ihr gelitten.
Es muss immer so laufen, wie SIE es will. Allein IHRE Meinung ist richtig, alle die etwas anderes denken, liegen falsch. Was sie tut ist automatisch völlig in Ordnung. Und selbst als sie mich als am Hals gepackt und gewürgt hat, war das in Ordung, weil... naja, ich war ja so unverschämt, dass ich das verdient hatte.(Ich wollte ausziehen und habe sie darauf aufmerksam gemacht, wo sie sich beim Staat Geld für sich beantragen kann, damit sie nicht mehr auf mein Einkommen angewiesen ist).
Was ich (und andere) dagegen getan habe, war immer falsch. Ich wurde zusammengeschrien, wenn ich die falschen Joghurts vom Einkaufen mitgebracht habe, ich von einem bestimmten Kind nicht zum Geburtstag eingeladen wurde, ich das schmutzige Wasser aus dem Spülbecken raus gelassen habe (sie wollte noch eine Tasse abwaschen), ich im falschen Moment Küche/Bad/ ect betreten habe (sie will ihre Ruhe),ect,.... eigentlich wurde ich täglich zusammengeschien, wegen der kleinsten Lappalien.
Meine ganze Kindheit musste ich mir anhören... wie "fett" und "unförmig" ich bin... wie "faul" und "dumm" ich sei... dass sie sich wegen mir schämt und dass eine Schlampe wie ich niemals alleine zurechtkommen wird und dass alle Menschen in Wahrheit schlecht über mich denken...
Sie hat mich als Kind gegen den laufenden Gasofen getreten, weil sie einen schlechten Tag hatte. Ich wurde zum Baumarkt geschickt, um blaumen zu kaufen. Ich habe leider die falschen gekauft, die 2 Euro zu teuer waren. Dafür hat sie mich aus dem Haus geschmissen. Erst am Abend, nachdem mein Vater mich überredet hatt zurückzukommen lenkte sie ein: Es sei ja eigentlich ihre Schuld, sie hätte wissen müssen, dass ich dafür zu blöd bin.
Einmal sollte ich eine Wand streichen, und habe wohl irgendwas falsch gemacht. Sie stand die ganze Zeit hinter mir und hat mich angebrüllt und von hinten gestoßen. Solange bis mir der Farbtopf aus der Hand geflogen ist. Dann eskalierte es natürlich richtig...
Sie hat mir vor fremden Menschen das Oberteil von Körper gerissen um ihnen zeigen zu können, wie fett ich bin.
Wenn sie mit meinem Vater gestritten hat, dann musste ich bei ihr im Bett schlafen, obwohl ich das gehasst habe. Bei Wiederspruch gab es aber riesigen Ärger. Überhaupt hat sie immer ein riesiges Theater um mich gemacht, wie sehr sie mich liebt und sich aufopfert, aber was ich eigentlich wollte - das war ihr völlig egal. Danach wurde nie gefragt und wenn ich es sagte, wollte sie es nicht hören.
Obwohl ich einräumen muss, dass sie nicht immer so war. Manchmal ist sie explodiert - dann war sie plötzlich wieder so lieb und nett, dass man ihr eigentlich gar nicht böse sein konnte.
Man wusste einfach nie, woran man bei ihr war...

Und dieses ewige Gejammer. Meine Mutter ist extrem, aber wirklich extrem unselbstständig und kann sich um nichts selber kümmern. Sie hat auch nie in ihrem Leben selber gearbeitet. Es haben immer andere ihr Geld verdient, was für sie völlig selbstverständlich war. Schließlich hat mein Vater uns verlassen. Bis heute ist sie der Meinung, dass er der Böse ist, sie einfach für eine Jüngere im Stich zu lassen. Ich habe aber lange genug mitbekommen, wie sie ihn behandelt hat und ich weiß, dass sie ihn jahrelang geschlagen und tyrannisiert hat. Aber natürlich ist sie sich keiner Schuld bewusst. Sie ist sich nie irgendwelcher Schuld bewusst. Selbst wenn sie einräumt, einen Fehler gemacht zu haben, dann jammert sie wieder los, wie schlecht es ihr da doch ging, dass es gemein ist ihr böse zu sein und dass der Andere aber das und das gemacht hat...
Wenn meine Mutter irgendetwas will, dann kümmer sie sich nicht selber drum, sondern jammert meinem Vater oder mir die Ohren voll, was sie nicht alles für uns getan hat, und wie schlecht es ihr doch geht (wahlweise, dass wir daran Schuld sind, dass es ihr so schlecht geht, weil wir sie ja bis aufs Blut ausnutzen) und und und....
Dabei hat mein Vater ihr zur Trennung nicht nur ein eigenes Haus geschenkt, sondern ihr auch noch 2000 Euro Unterhalt, plus Unterhalt für mich gezahlt. Und erstbeideres sogar völlig freiwillig. Als ich später gearbeitet habe, hat sie auch mein gesamtes Gehalt eingestrichen. Es ging ihr also finanziell also mehr als gut, trotzdem hat sie immer gejammert, wie arm wir doch sind. Gleichzeitig hat sie für sich das Teuerste von Teuersten an Kosmetik gekauft und stundenlang mit irgendwelchen Kartenlegern telefoniert ( 2 Euro die Minute). Für eine Fahrkarte für mich zur Arbeit, oder etwas anderes als Fertiggerichte für mich zu Essen, hat es dann leider nicht mehr gereicht.
Sie wollte meinen Vater nach der Trennung übrigens schriftlich dazu verpflichten lassen, dass er für sie auf Abruf steht, wenn sie Hilfe im Haushalt braucht. Kein Witz.
Ich könnte noch so viel mehr erzählen, weil eigentlich jeden Tag in meinem Leben irgendwas vorgefallen ist. Aber ich will mich etwas kürzer fassen.
 
G

Gelöscht 124125

Gast
Es ging mir bis damals sehr schlecht, ich war ein völlig verunsicherter, verängstigter Mensch. Lange habe ich einfach nur verzweifelt versucht, es meiner Mutter recht zu machen, was natürlich nie geklappt hat.

Ich war (was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste) depressiv und hatte an nichts mehr Freude. Meist habe ich einfach nur in meinem Zimmer gesessen und bin jedes Mal zusammen gezuckt, wenn meine Mutter an meiner Zimmertür vorbeigegangen ist. Ich habe mich zu der Zeit auch selber verletzt. Irgendwie hat es sich gut und richtig angefühlt mir wehzutun und danach habe ich mich manchmal sogar so etwas wie glücklich und irgendwie befreit gefühlt. Auch über Selbstmort habe ich nachgedacht. Es schien mir so verlockend, einfach nicht mehr da zu sein... (Meine Mutter hat mich, als ich mit ihr darüber reden wollte als dramatisch, undankbar und hysterisch abgetan. Sie sagte sogar, dass sie bei einem Kind wie mir auch öfters den Drang nach Selbstmord verspüre)

Ich weiß wirklich nicht, was aus mir geworden wäre, WENN.... ja wenn ich nicht meine beiden heutigen besten Freunde kennen gelernt hätte (ich war 21). Die haben mich nämlich wirklich gerettet. Zum ersten Mal hatte mich jemaden wirklich gern.

Ich dachte bis dahin die ganze Zeit, dass meine Mutter im Recht ist und ich eben einfach ... naja.... "falsch" bin. Diese Erkenntnis, dass ich auch liebenswert bin und es verdiene "geliebt" zu werden... dieses Gefühl.... das war einfach unbescheiblich. Diese beiden haben mich so aufgerichtet und unterstützt und das werde ich ihnen nie nie nie vergessen.


Ab da ist es allerdings richtig schlimm geworden, denn meiner Mutter hat das überhaupt nicht gefallen, dass ich plötzlich begonnen habe Wünsche zu äußern und Grenzen zu ziehen und mich auch verbal zu wehren. Meine Mutter hält mir heute noch vor, wie schrecklich ich mich benommen habe und ich gebe auch zu, teilweise nicht besonders nett gewesen zu sein, aber ich konnte und wollte das alles einfach nicht mehr. Als eins meiner Kaninchen gestorben ist hat sie mir die Schuld daran gegeben. Es sei gestorben, weil es so darunter gelitten hätte, dass plötzlich meine Zimmertür geschlossen sein sollte und ich damit die Familie angeblich zerstöre. Sie ist wie sie wollte in mein Zimmer gepoltert und hat gesagt, dass sei ihr gutes Recht sei mein Zimmer zu betreten, es sei ja ihr Haus. Wobei ich für "ihr Haus" wohlgemerkt das Geld verdiente.


Sorry, mir fällt grade auf, dass ich schon wieder abschweife. Es gäbe noch so viel zu erzählen.

Jedenfalls habe ich mit 23 dank meiner Freunde endlich die Kraft gehabt auszuziehen. Anfangs hatte ich mächtig Angst, aber entgegen den Prognosen meiner Mutter kam ich ganz wunderbar alleine zurecht und fand bald noch mehr Freunde.


Da habe ich so gehofft, dass der Terror jetzt endlich ein Ende hat. Leider ging es aber munter weiter.

Nach meinem Auszug war meine Mutter gezwungen das Haus zu verkaufen. An sich war das eine sehr gute Idee, aber leider hat sie sich nicht um eine neue Bleibe gekümmert. Sie war - bis zu dem Vormittag der Hausübergabe der Meinung, Gott würde sich darum kümmern. Achja, das habe ich bis jetzt vergessen. Sie ist fanatisch gläubig und der Meinung, dass sie eine Auserwählte Gottes ist. Alle Unglücke die passiert sind, hat sie als "Glaubensprüfungen" bezeichnet. Und wenn ich versucht habe sie zu kritisieren dann "lässt Gott mich das sagen um ihr wehzutun".

Durch ihren Glauben wurde sie unglaublich passiv. Immer hieß es "Gott hilft mir". Das es nicht Gott sondern mein Vater und ich, sowie andere Leute es waren, die sie oft im letzten Moment gerettet haben, will sie nicht wahrhaben. Oft hat sie aus diesem grund Rechungen nicht bezahlt oder andere Dinge versäumt und kam dann - wenns dann richtig Ärger gab bei mir an, und ich habe das dann irgendwie in Ordnung bringen müssen.

Wie gesagt, ich habe sie auf Knien beschworen, sich doch um eine Wohnung zu bemühn, aber sie war darüber beleidingt und meinte, ich würde mich schon noch schämen, wenn ich erstmal sehe, was Gott ihr bescheren wird.

Es kam, wie es kommen musste. Am Abend der Hausübergabe saß in meinem Wohnzimmer ein heulendes Häufchen Elend und verkündete, das Wunder würde wohl erst später geschehen und sie müsste solange in meiner Wohnung leben, bis Gott eingreift. Ich hatte ihr tatsächlich einige Tage zuvor den Kellerschlüssel gegeben, damit sie da ihre Möbel einstellen kann und da hing der Wohnungsschlüssel dran... Ich war natürlich nicht besonders glücklich (sie hat übrigens nicht mit einer Silbe gefragt, ob mir das denn überhaupt recht ist) und sie hat sich dafür tränenreich über meine Kaltherigkeit ausgelassen. Aber selbst jetzt wollte sie sich nicht um eine Wohnung kümmern. Gott macht das ja...

Meine Mutter hat in meiner Wohnung übrigens nur Mist gemacht. Sie hat die Terassentür offengelassen, sodass eins meiner Kaninchen auf die Straße gerannt ist, sie hat einen Schrank runtergeschmissen, von dem ich ihr hundertmal gesagt habe, sie soll bitte aufpassen, sie hat eine Plastikdose im Backofen vergessen (warum auch immer) sodass mein Ofen voller geschmolzenem Plastik war, hat ohne meine Erlaubnis wichtige Dinge von mir weggeschmissen und hat prompt ihren Wohnungsschlüssel verschlampt. Und wieder war sie an nichts schuld. Das hat alles Gott getan um sie zu quälen und ich sei herzlos so streng zu jemandem zu sein, der grade sein Zuhause verloren hat. Auf sämtlichen Kosten bin ich übrigens sitzen geblieben.



Sie hat auch eine Jacke von mir in die Altkleidersammlung gesteckt, weil sie ihr nicht gefiel. In der Tasche war ein weiterer Wohnungsschlüssel, der dann natürlich weg war. Auch das musste ich dem Vermieter beichten und NOCH MAL für einen verlorenen Schlüssel blechen. Sie meinte nur spöttisch: "Ja, das kommt halt dabei raus, wenn man seine Sachen nicht in Ordnung hält" Natürlich war auch das meine Schuld, weil Schlüssel ihrer Meinung nach nicht in Jackentaschen gehören.

Dann hat mein Vater sich um eine Ferienwohnung für sie bemüht in die sie provisorisch einziehen konnte. Leider ist sie schon am dritten Tag aus der Wohnung rausgeflogen, weil die anderen Mietparteien sie als "unzumutbar" bezeichnet haben. Ich weiß aber nicht, was genau vorgefallen ist. Meine Mutter hat nur gejammert, wie gemein da alle zu ihr gewesen wären. Also saß sie wieder bei mir in der Wohnung. Aber tatsächlich hat sie in der Ferienwohnung jemanden gefunden, der ihr eine neue Bleibe vermitteln konnte. Da war ich 25.

Ich habe so gehofft, das jetzt endlich Ruhe ist, aber das war es immer noch nicht. Meine Mutter hat sich mit ihrer Art nach und nach alle Freunde vergrault. Das führte dazu, dass sie irgendwann in der neuen Wohnung sehr alleine war.

Und das hat ihr wohl überhaupt nicht gutgetan.

Sie hat sich in diesen Glaubenswahn immer weiter reingesteigert. Es wurde bröckchenweise immer schlimmer. Plötzlich hieß es, Gott würde ihr verbieten das Haus zu verlassen. Gott würde ihr verbieten die Waschmaschine zu benutzen. Gott würde ihr Nachrichten für sie in die Wolken schreiben. Gott würde sie quälen wollen, weil er das mit seinen Auserwählen so macht. Gott würde eine Liebesbeziehung mit ihr führen wollen. Gott würde wollen, dass sie hungert, deshalb darf sie auch nicht mehr einkaufen gehen.


Erst bin ich regelmäßig für sie einkaufen gegangen. Wenn ich bei ihr geklingelt habe, waren ihre ersten Worte immer :"Hast du etwas zu Essen dabei?" Aber meine Freunde haben irgendwann gesagt, ich soll damit aufhören. Körperlich ging es ihr immer sehr gut. (na gut, inzwischen hat sie wirklich Schmerzen beim Laufen, aber das ist doch auch kein Wunder, wenn man jahrelang die Wohnung nicht verlässt) Sie wäre anfangs durchaus in der Lage gewesen einkaufen zu gehen.

Sie haben gesagt, wenn ich aufhöre sie zu versorgen, dann muss sie ja selber raus. Leider ging das aber nach hinten los. Wenn meine Mutter nichts mehr zu Essen hatte, dann hat sie angefangen bei den Nachbarn zu betteln, im Haus nebenan das Vogelfutter zu essen oder hat sogar in der Mülltonne nach Essen gesucht (das hat sie zumindest erzählt). Trotz allem war sie der Meinung, Gott würde sie versorgen. Gott hätte die Nachbarn veranlasst die Vögel zu füttern um sie zu ernähren.

Sie hat sich stundenlang bei Gott für das Essen bedankt, wenn ich ihr etwas gebracht habe.

Bei Gott wohlgemerkt, nicht bei mir.
 
G

Gelöscht 124125

Gast
Auch die Nachbarn haben sich wohl teilweise sehr rührend um sie gekümmert, wofür ich wahnsinnig dankbar bin.

Ich muss auch gestehen, dass ich in diesen drei Jahren seitdem sie in der Wohnung lebt auch einmal den Kontakt für ein halbes Jahr abgebrochen habe, weil ich einfach nicht mehr konnte. Die Besuche bei ihr sind so anstrengend, das kann sich keiner vorstellen.

Sie redet dann immer wie ein Wasserfall. Sie redet die Nachbarn, die soviel für sie getan haben schlecht, Sie redet meinen Vater schlecht, sie redet mich schlecht, meinen Mann schlecht, sie redet so ziemlich jeden einzelnen schlecht. Dann gibt sie ihre Meinung kund, die mich regelmäßig erschaudern lässt. So ziemlich alle berühmten Menschen werden von Gott nur geduldet, sie sei die einzige, die es verdient für ihr Leiden berühmt zu sein. Dann jammert sie, wie schlecht es ihr doch geht, was auch mittleiweile wirklich der Fall ist, aber jegliche Hilfe die von Mitleid und Lebensmitteln abweicht lehnt sie bitterböse ab.


Langsam glaube ich, dass sie psychisch krank ist. Aber gegen jegliche Hilfe in dieser Richtung wehrt sie sich mit Händen und Füßen. Ich bin verrückt. Und alle anderen auch. Die Menschen in der Ukraine seien alle selber Schuld, wenn sie im Krieg ihr Leben und Zuhause verlieren, die müssen ja alle irgendwie gesündigt haben, sonst würde Gott ja nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert. Corona hätte Gott nur wegen ihr erschaffen, um es den Ungläubigen zu zeigen und wenn ihre Nachbarin an Corona sterben sollte, dann nur weil sie Gott nicht genug vertraut. Da sei sie dann selber schuld. Ich solle bloß niemals ein Kind bekommen, das sei das letzte, was wir jetzt gebrauchen könnten (danke, dass ich nach meiner Meinung gefragt werde),.... und so geht das stundenlang! Sie klammert auch enorm und lässt einen gar nicht wieder weg, wenn man erstmal da ist. Mir ist klar, dass sie völlig vereinsamt ist. Ich versuche sie so alle zwei Wochen zu besuchen, aber ich halte das langsam nicht mehr aus.

Mir ist klar, dass viele denken, warum kümmert sich dieses Mädchen (jetzt übrigens 28) nicht mehr um ihre hilfsbedürftige Mutter, aber ich kann einfach nicht mehr!!!

Und die ganzen Altlasten gegen sie, die ganze alte Wut, Verzweiflung und Hilflosigkeit machen es kein Stück einfacher. Sie ist bis heute immer noch der Meinung, ich sei ein undankbares, schwieriges und unverschämtes Kind, dem sie aber großmütig verziehen hat. Und es hört einfach nie nie nie auf, sondern eine Katastrophe jagt die nächste!

Diese Besuche funktionieren nur, solange ich ihr nach dem Mund rede. Tue ich das nicht bricht sie in Tränen aus und erklärt mich für dumm und was weiß ich nicht alles.


Mir geht es vor den Besuchen schon immer richtig mies. Ich ertrage ihre Anwesenheit einfach nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl in ihrer Nähe zu ersticken. Nach 20 Minuten Gespräch habe ich das Bedürfnis schreiend aus der Wohnung zu rennen und nie wieder zu kommen. Ich fange manchmal an zu zittern und einmal habe ich - mitten in ihrer Wohnung - mich aus heiterem Himmel erbrechen müssen.

Ich habe Alpträume, in denen sie mich anschreit, mein Vater zu einer regungslosen Marmorstatue erstarrt ist und ich mich nicht wehren kann, weil meine Stimme verstummt ist. Ich versuche stumm zu schreien und schreie und schreine und keiner hört mich. Ich habe Alpträume wo mich kalte weiße Hände packen und aus dem Haus zerren und ich schreie stumm und sie hört mich nicht.... ich kann einfach nicht mehr.

Gestern hat mich eine Nachbarin angesprochen, dass es so nicht weitergehen kann. Wenn nicht irgendwas passiert, wird meine Mutter in ihrer Wohnung sterben. Auch sie ist der Meinung, dass meine Mutter psychisch krank ist und dringend Hilfe braucht.

Und ich als Tochter sei nunmal in der Verantwortung, da die nötigen Schritte einzuleiten. Sie (die Nachbarschaft) könnten und wollten sich aus bestimmten Gründen nicht mehr um sie kümmern (was ich voll und ganz verstehen kann!!!)


Ich weiß, dass sie absolut Recht hat, aber ich hatte trotzdem nach den Gespräch Zuhause einen Nervenzusammenbruch, mit dem ich mein Mann und unsere Kaninchen zu Tode erschreckt habe. Gestern waren auch plötzlich die Selbstmordgedanken wieder da,... dieser Wunsch einfachzu verschwinden... mich zu verletzen...
Weil ich das einfach nicht mehr aushalte! Weil es einfach kein Ende nimmt!!! Weil ich mich ihr ausgeliefert fühle und das Gefühl habe, da niemals raus zu kommen. Am liebsten würde ich einfach wegziehen und nie wieder von mir hören lassen, aber ich weiß, dass das nicht richtig wäre. Ich könnte mir selber nicht mehr in die Augen schauen, wenn ich das täte...

Obwohl mein Vater, mein Mann und meine Freunde, ja sogar meine Kollegen von mir fordern einfach den Kontakt abzubrechen. Sie sagen, ich bin ganz allein selber schuld, wenn ich ihre Spielchen mitmache. Aber dann fällt die gesamte Arbeit auf die Nachbarschaft zurück und das möchte ich nicht. Ich weiß wie das ist, mit ihr zusammenleben zu müssen. Und die Nachbarn fühlen sich natürlich verantwortlich, wenn sie da hungrig sitzt und nichts zu Essen hat, und ich natürlich auch... Dann fühle ich mich wie ein Egoist, der ich definitiv auch bin :(


Und auch mein Vater macht mich, so lieb ich ihn habe, wütend. Damals hat er mich als Kind dort zurückgelassen, wo er selber aus gutem Grund nicht mehr sein wollte, obwohl er doch hätte sehen müssen, was sie mir angeten hat. Er hat jetzt eine neue Frau, ein neues Kind ein neues Haus und führt ein freies unbeschwertes Leben. Und es verlangt auch niemand von ihm, sich um meine Mutter zu kümmern. Und dieses Kind darf bei meinen Vater aufwachsen und wird niemals seelische oder körperliche Gewalt erfahren müssen und es gibt sogar schon eine Wohnung, in die er mit 16 ziehen darf... (ich meine, das ist ja nur gut!!! Und dennoch... irgendwie gibt es mir einen bösen Stich ins Herz) Ich weiß, wie sehr er unter ihr gelitten hat, aber er war es, der geschworen hat, ihr in guten und schlechten Zeiten beizustehen, nicht ich. Mich hat niemals jemand gefragt, ob ich ihr Kind sein will und trotzdem bin ich es auf die jedes Mal die volle Verantwortung fällt.


Es tut mir leid, das ist ungerecht und egoistisch, aber solche Gedanken kommen mir immer wieder.

Ich werde jetzt versuchen meine letzten Kräfte zu mobilisieren und versuchen, professionelle Hilfe zu bekommen. Auch wenn ich irgendwie keine so rechte Hoffung habe und nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.


Aber eins will ich klarstellen - sollte man mich zwingen, dass meine Mutter von mir gepflegt wird oder bei mir einzieht - dann nehme ich mir das Leben! Und das ist kein Witz. Das ertrage ich nicht. Nicht, nachdem ich gelernt habe wie es ist, wenigstens ein bisschen frei zu sein!


Wahrscheinlich haltet ihr mich jetzt für einen fürchterlichen Menschen... aber es tut so unglaublich gut, mal wirklich völlig ehrlich zu sein. Ich bedanke mich bei jedem einzelnen, der bis zum Schluss durchgehalten hat. Es hat wirklich gut getan, sich einmal alles von der Seele zu schreiben. Ich kann nämlich mit niemandem so wirklich drüber reden. Entweder es heißt: "Brich den Kontakt ab und gut ist" oder "Das ist deine Mutter! Um die musst du dich doch kümmern, ist doch klar!"


Noch mal vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Vielleicht hat ja jemand hier einen guten Ratschlag, was ich tun könnte.

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!
(Sorry, dass es so lang geworden ist, aber ich musste einfach mal...)
 
G

Gelöscht 79650

Gast
Obwohl mein Vater, mein Mann und meine Freunde, ja sogar meine Kollegen von mir fordern einfach den Kontakt abzubrechen. Sie sagen, ich bin ganz allein selber schuld, wenn ich ihre Spielchen mitmache. Aber dann fällt die gesamte Arbeit auf die Nachbarschaft zurück und das möchte ich nicht.
Dann musst du offenbar weiter unter deiner Mutter leiden.
Schade.
 
G

Gelöscht 115368

Gast
Oha, du würdest besser ein Buch schreiben. Wie alt bist du denn inzwischen?
 
D

Die Katze

Gast
Was hält dich konkret an ihr? Sie hat eindeutig schwere psychische Probleme und keine Krankheitseinsicht.
 

Northern Light

Sehr aktives Mitglied
Das hört sich furchtbar an.
Mir ist klar, dass viele denken, warum kümmert sich dieses Mädchen (jetzt übrigens 28) nicht mehr um ihre hilfsbedürftige Mutter,
Und ich als Tochter sei nunmal in der Verantwortung
Ich weiß, dass sie absolut Recht hat,
Nein, hat sie nicht. Der einzige Mensch, der für deine Mutter verantwortlich ist, ist deine Mutter selbst.
wenn sie da hungrig sitzt und nichts zu Essen hat, und ich natürlich auch... Dann fühle ich mich wie ein Egoist, der ich definitiv auch bin :(
Warum? Weil SIE beschlossen hat, sich nichts zu essen zu kaufen?
Das sind die Glaubenssätze aus deiner Kindheit, die du da im Kopf hast.

Versuche, professionelle Hilfe für DICH zu bekommen.

Und den Gedanken, dass jemand dich zwingen könnte, deine Mutter zu pflegen oder bei dir aufzunehmen, den kannst du getrost vergessen. Es kann dich nichtmal jemand zwingen, den Kontakt aufrechtzuerhalten, diese Entscheidung hast du ganz allein getroffen. Und kannst sie ebenso allein revidieren.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
@Horizont , ich finde nicht, dass Kinder für ihre Eltern und deren Leben verantwortlich sind.

Ob deine Mutter krank ist oder nicht, lässt sich von Laien und aus der Ferne nicht feststellen, aber die Beschreibung ihres Verhaltens und ihres Umgangs mit dir, hört sich für mich schon krankhaft, vor allem aber sehr belastend und schwierig an.

Wenn du den Kontakt nicht abbrechen möchtest, aber es zugleich nicht aushältst, Kontakt zu haben, bleiben nicht viele alternativen Handlungsmöglichkeiten.

Vielleicht kannst du dich beraten lassen (Angehörigenberatung für Menschen mit psychischen Erkrankungen, Hausarzt,...), ob und was du überhaupt tun kannst, um deiner Mutter zu helfen. Solange sie sich nicht selbst oder andere gefährdet, ist und bleibt es nämlich allein ihre Entscheidung, wie sie leben möchte. Selbst wenn du professionelle Betreuung und Unterstützung für sie organisierst, muss sie die nicht annehmen. Beratungsstellen können aber vermutlich auch da helfen und Vorgehensweisen vorschlagen, welche Art von Hilfsangeboten passen würden, damit deine Mutter im Alltag versorgt wird.

Würde es dir denn helfen, dich abzugrenzen und den Kontakt einzustellen oder zu reduzieren, wenn du sie im Alltag betreut weißt? (Wobei du dann vermutlich trotzdem Ansprechperson bei Problemen und Schwierigkeiten aller Art bleibst und eine vollständige Abgrenzung damit auch nicht möglich sein wird)

Hast du deine Kindheit und dein Verhältnis zu deiner Mutter eigentlich jemals mit professioneller Begleitung aufgearbeitet, z.B. im Rahmen einer Therapie? Das halte ich für wichtig, um aus dieser emotionalen Abhängigkeit und Verantwortung rauszukommen.
 

8sam22

Aktives Mitglied
Hallo Horizont!
Mir ist klar, dass viele denken, warum kümmert sich dieses Mädchen (jetzt übrigens 28) nicht mehr um ihre hilfsbedürftige Mutter
Das denke ich nicht.
Es ist nachvollziehbar dass das überfordernd ist.
Du brauchst selber Hilfe, damit du daran nicht zerbricht.

Ich bin gerade etwas überfordert mit einer hilfreichen Antwort, wollte dass aber auch nicht unkommentiert lassen.
Es ist hart, was du da alles in deiner Kindheit erleben musstest und es ist hart wie es jetzt ist.
Als Außenstehende/r ist es immer leicht sich zu fragen, warum du dir den Kontakt immernoch antust, aber wenn man so mitten drin steckt, wie du ist es eben doch nicht so leicht.
Vielleicht kann dir der sozialpsychatrische Dienst in Bezug auf deine Mutter weiter helfen. Frag dich da mal durch.
Falls sie einen Hausarzt hat, sprich auch mal mit dem.
Und für dich wäre es langfristig gut das ganze therapeutisch aufzuarbeiten.
Ich hoffe, dass du Hilfe erhälst in Bezug auf deine Mutter und für dich.
Alleine kannst du das nicht wuppen.

Alles Gute!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

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