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Ich weiß nicht mehr weiter mit meinem Sohn :-(

G

Gast

Gast
Liebe Forum,

ich erhoffe mir hier ein bisschen Hilfe.

Ich mache mir große Vorwürfe das mein Sohn (13) so ist, wie er ist.
Es ist unglaublich schwer und ich befürchte das es meine Schuld ist, denn ich habe viele Fehler gemacht!

Ich nenne meinen Sohn jetzt mal Nico.
Ich heiratete meinen jetzigen Ex-Mann, weil der Junge unterwegs war.
Daher war ich von Anfang an unglücklich und habe ihm sicher nicht so die Liebe gegeben, die er brauchte.
Ich war oft sehr ungeduldig, vor allem als er partout nicht laufen lernen wollte.
Mir wurde sehr früh bewusst das er mich irgendwie ablehnte, denn er streckte mir nie seine Ärmchen entgegen oder lächelte mich an. Dafür hing er an seinem Papa.
Ich war furchtbar unreif und schimpfte mit ihm, wenn er Fehler machte. Er war sehr ungeschickt und ständig fiel irgendwas um. Einmal schickte ich ihn nur über die Straße zum Bäcker als er 5 war. Er kam fast unters Auto und ich flippte fast aus weil ich so eine Angst gehabt hatte.
Ich wollte ihn zu einem selbständigen Jungen erziehen, aber er war nicht wie andere Kinder. Er ließ sich schon als Kleinkind treten und schubsen und hatte ständig Angst.
Wenn wir mal Bekannte trafen und sie ganz lieb auf ihn zugingen, war er extrem mürrisch und zeigte keinen Blickkontakt.
Im Kindergarten war er auch verhaltensauffällig. Wenn Kinder ihn ärgerten, ließ er die Wut an Gegenständen oder der Kindergärtnerin aus.
Mein Mann und ich stritten oft, und das wird ihn auch sehr verunsichert haben. Zu Hause war er aber meistens lieb.
Wenn er aber mit anderen Kindern spielte oder wir bei Bekannten waren, warf er mit Schimpfworten um sich oder wurde anderweitig frech. So warf er einmal der Oma von Nachbarn ein kleines Spielzeug gegen ihre Brille so das das Glas zu Bruch ging.
Auch zeigte er einmal nach einem Besuch bei Freunden stolz ein Spielzeugauto das er einfach eingesteckt hatte.
Wir erklärten ihm das dies unrecht sei und beließen es dabei.
In der Schule wurde es nicht besser auch wenn er ruhiger wurde.
Im zweiten Schuljahr wurden wir zum Klassenlehrer bestellt. Er sagte uns das Nico zwar ein guter Schüler wäre aber seltsame Verhaltensweisen an den Tag lege. Wenn er z.B. in kleinen Wettkämpfen bei Rechenaufgaben gewinnen würde, würder er einfach auf einen Stuhl oder Tisch steigen.
Es fiel auf das er nicht lange ruhig sitzen konnte, manchmal aber auch verträumt und gelangweilt aus dem Fenster sah.
Es wurde dann ab dem 3. Schuljahr schwieriger. Nico tat nur noch etwas für die Fächer die ihm Spaß machten. In den anderen sackten seine Leistungen ab.
Es tut mir leid wenn ich das schreiben muss, aber ich habe ja auch nur Nerven.
Ich habe ihn manchmal angeschrien wenn er alles wieder nur hinschmierte was ihn nicht interessierte.
Mein Mann bekam nicht viel mit von den Schwierigkeiten, weil er sich selbständig gemacht hatte und kaum zu Hause war.
Nico war oft bei einem Freund, mit dem er sich gut verstand doch irgendwann wollte die Mutter nicht mehr das unser Sohn so oft kam weil oft etwas kaputt ging. Er tat es nicht mit Absicht, es passierte durch seine Ungeschicklichkeit das mal etwas zu Bruch ging oder er sich aus Versehen auf eine Brille setzte.
Der Junge kam dann mal zu uns, verlor aber bald die Lust weil wir keinen Garten zum Toben haben.
Ich hielt es dann für eine gute Idee, ihn bei einer Jugendgruppe von der Kirche anzumelden. Ich wollte alles dafür tun das er sozial angepasster wurde. Er wurde in der Gruppe aber nicht besonders akzeptiert weil er auch dort aus der Rolle fiel. Was Nico nicht wollte, wollte er nicht. Wenn er keine Lust hatte zum basteln oder malen, ließ er es.
Seine Welt ist das Lesen.
Er interessiert sich für Astronomie und Physik. Auf diesen Gebieten ist er schon ein kleiner Spezialist.

Leider kam es dann 2009 so das mein Mann und ich uns trennten.
Als wir das Nico mitteilten weinte er und sagte er möchte das wir zusammenbleiben.
Aber es ging einfach nicht mehr.
Mit der Zeit hatte ich das Gefühl das er die Trennung verarbeitete.
Es war auch die Zeit wo der Schulwechsel anstand. Nico ging zur Realschule.
Auch da benahm er sich so ziemlich von Anfang an daneben. Wechselte von ruhig zu dreist und frech wieder zu ruhig. Er fand keine Freunde. Oft weigerte er sich auch beim Sportunterricht mitzumachen weil er manchmal ausgelacht wurde.
Es kam vor das er den Lehrer und seine Mitschüler altklug verbesserte. Genauso war oft der Fall das er ewig nicht antwortete, wenn ihm im Unterricht eine frage gestellt wurde.
Zu Hause war er auch zeitweise aggressiv so das wir echt Kämpfe hatten.
Seine Freizeit verbringt er wenig außer Haus. Es gefällt mir nicht aber ich habe da wenig Einfluss weil ich seit über einem jahr wieder arbeiten gehe.
Wenn ich mit ihm in Ruhe reden will, komme ich kaum an ihn ran.
Er verbringt viel Zeit vor dem Computer, liest alles über seine Interessen.
Zu anderen Aktivitäten ist er nicht zu motivieren.
Die schulischen Leistungen sind durchschnittlich, aber im letzten Jahr war die Versetzung gefährdet weil seine Mitarbeit in manchen Fächern mangelhaft ist.

Ich mache mir jetzt den Vorwurf ihm nicht genügend Liebe und Zuwendung gegeben zu haben.
Eben aus dem Grund weil ich selber meistens so unglücklich war, meinem Sohn aber andererseits eine komplette Familie bieten wollte.

Habt ihr einen Rat für mich?
 

Gummibär

Mitglied
Es ist nie zu spät Liebe zu zeigen!
Wenn er nicht mit dir reden möchte, dann schreibe ihm einen (möglichst kurzen! -Jungs in dem Alter lesen eher selten gern lange Texte) Brief oder fange damit an, dass du ihm durch kleine Aufmerksamkeiten zeigst, dass du ihn eigentlich doch lieb hast. Du kannst zum Beispiel einen Kuchen backen, den er gerne mag und gibst ihm ein großes Stück davon mit der Begründung "...weil ich dich so lieb habe" oder ähnliches.

Sag ihm, dass du stolz auf ihn bist, ganz egal ob du dich über sein Verhalten ärgerst oder nicht. Meiner Meinung nach hat sein Verhalten etwas mit den Umständen zu tun, dass du unglücklich warst, als er noch ganz klein war und er wird auch gespürt haben, dass die Liebe zwischen dir und seinem Papa nicht ganz da war.
Aber du bist stolz auf ihn, weil er dein gesunder Sohn ist und immerhin schon so viel in seinem Leben gelernt hat und erreicht hat.

Naja, du machst das schon :)

Hoffe, das war dir eine Hilfe!

Liebe Grüße,
Gummibär
:)
 
C

Chrislu

Gast
Da ist sicherlich einiges schief gelaufen,aber nichts, was man nicht mehr gerade biegen könnte.
Zum einen: Nutze das jetzige Alter deines Sohnes und suche mit ihm umgehend eine psychologosche Beratungsstelle auf. Noch kannst du dies "anordnen" - ist er erst einmal jenseits von 14, wirds damit schon schwieriger.

Zum zweiten - mach dir nicht zuviele Gedanken über sein zurückgezogenes Dasein. Sicherlich ist es nicht erstrebenswert, dass er soviel allein ist, aber es gibt einfach Veranlagungen und dazu auch Phasen, bei und in denen dies ausgeprägter der Fall ist.

Ich spreche da von meinem Jüngsten - beim Auszug seiner älteren Brüder war auch in eben diesem Alter, und da die Jungs gleichzeitig auch seine besten Freunde waren, hat ihn das völlig aus der Bahn geworfen und er, ohnehin schon ruhig "gestrickt", zog sich auch auf unser Zuhause (ich war auch alleinerziehend) und oft vor seinen PC zurück (ich hatte nur ein Auge drauf. was er da spielte, aber da wir kein Inet hatten, war dies relativ einfach zu kontrollieren).

Es gab einige Jahre, in denen ich mir ernsthafte Sorgen um ihn machte - denn ich kannte die spätere Entwicklung da ja noch nicht.;)

Heute ist er 23, wird im Sommer heiraten, studiert auf Lehramt (!:D - ich hätte echt alles gedacht zum damaligen Zeitpunkt, aber sicherlich nicht, dass er mal Lehrer werden würde) und schafft es mühelos, auch Gruppen zu leiten und zu coachen.

Aber noch immer braucht er auch viel Zeit für sich allein, Ruhe, die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, ist oft mehr als "maulfaul", ganz einfach, weil es seinem Naturell entspricht.

Ihr schafft das - im Moment vielleicht mit ein bisschen psychologischer Unterstützung, die ich mir damals auch gesucht habe und die meinem Sohn gut tat - auch, sei nicht zu besorgt. Es tut sich noch viel in diesen nächsten Jahren bis zum Erwachsenendasein!
 
G

Gast

Gast
Lieber Gast,
als ich deinen Text gelesen habe, überkam mich großes Mitgefühl für deinen Sohn und für dich.
Für dich, weil du nicht mit Schuldgefühlen und Vorwürfen an dich aufhören kannst und deinen Wert von deiner Leistung abhängig machst, für deinen Sohn, weil du so unerfüllbar hohe Erwartungen an ihn hast, die ihn völlig erdrücken müssen. Ich glaube, dein Sohn ist mittlerweile völlig gelähmt vor Unsicherheit.
Aggressionen gegen anderen deutest du als Verhaltensauffälligkeit und denkst gar nicht daran, dass dein Sohn dir damit sagen wollte: hör auf damit, ich wehre mich jetzt und wenn ich es mich gegen dich nicht traue, dann eben gegen andere. Das ist nicht schön aber menschlich.

Du verstehst das Verhalten deines Kindes als Ablehnung und gegen dich. Das tut einer Kinderseele sehr weg, denn sie lieben ihre Eltern und sind nicht gegen sie. Aber Kinder können sich nicht perfekt mitteilen. „partout nicht laufen lernen wollte.“ „das er mich irgendwie ablehnte“. Du fühlst dich von Situationen verletzt, in denen nichts verletzendes gesagt oder getan wurde. Das kann mit Stress oder deiner Vergangenheit zu tun haben.

Ich denke, dein Sohn hat viel durchgemacht, z.B. kann es gut sein, dass er sich von seinem Vater im Stich gelassen fühlt. Wie du schreibst ist er ein Papakind und als Papa kaum mehr Zeit hatte, muss ihm das sicher sehr weh getan haben.

Und du scheinst eine genaue Vorstellung davon zu haben, wie dein Sohn sein soll und was gut für ihn ist: „Ich hielt es dann für eine gute Idee, ihn bei einer Jugendgruppe von der Kirche anzumelden. Ich wollte alles dafür tun das er sozial angepasster wurde.“

Ich würde mir an deiner Stelle eine Beratung für dich suchen, damit du deine Schuldgefühle ablegen kannst. Die führen zu nichts und hemmen alles. Das zweite ist, dass du deine Verantwortung als Mutter wieder voll wahrnehmen kannst und deinem Sohn mehr emotionalen Halt bietest und er dir wieder vertraut. Und damit du besser damit zurecht kommst, dass dein Sohn so in Ordnung ist, wie er ist. Du scheinst ihn gerne mit den Kindern zu vergleichen, die in deinen Augen normal und gesund sind. Und damit du lernst, nicht weiter über seinen Kopf hin ihn zu entscheiden, sondern gemeinsam mit ihm überlegst, was gut für ihn wäre und was er sich wünscht. Vielleicht muss auch das Verhältnis zu seinem Vater geklärt werden.

Und für deinen Sohn wäre es wichtig, wenn er wieder Vertrauen in dich fassen kann und offener mit dir redet. Dann erfährst du auch, was er sich wünscht.
 

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