Das mit den Ratschlägen im Internetz ist so eine Sache. Das ist zwar alles meistens gut gemeint und in der Sache selbst richtig, aber seien wir doch mal ehrlich...
Du weißt wahrscheinlich längst ganz genau, was Du tun müsstest um Deine Probleme anzugehen. Das eigentliche Problem ist die Umsetzung.
Da ich weder Dich noch Deine Situation im Detail kenne, kann ich natürlich nur spekulieren und komplett falsch liegen
, aber ich denke, da ich mich in einer zumindest ähnlichen Situation befinde, dass Deine Depression die Wurzel allen übels ist.
Also ja... Neue Hobbies, professionelle Hilfe, Vereine, Selbsthilfegruppen, den eigenen Alltag verändern usw. sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber der allerwichtigste Schritt ist erst einmal dahin zu kommen.
Was viele (nicht alle
) gerne vergessen, ignorieren und/oder nicht verstehen ist, dass eine langjährige Depression die eigene Denkweise dermaßen stark verändert, dass sogar die einfachsten und für andere normalsten Dinge, wie mal eben einen Termin bei einem Therapeuten machen, für einen selbst praktisch zu fast unüberwindbaren Hürden werden können.
Ich habe da so meine Erfahrung.
Was Du meiner Meinung nach also tun müsstest, ist dir zuallererst tatsächlich klar zu machen, wie stark diese Depression Deine Gedankenwelt und Dein Handeln beeinflussen und damit beginnen Deine Denkweise Stück für Stück bewusst zu ändern.
Das ist der schwerste Teil überhaupt.
Ohne fremde Hilfe, egal ob durch Therapie, Vereinsleben oder neue Freunde etc, wirst Du aus Deinem Hamsterrad wohl nur sehr schwer selber rauskommen, also musst Du Deinen inneren "depressiven Schweinehund" irgendwie lange genug an die Leine legen, um die eben notwendigen Schritte endlich anzugehen.
Leichter gesagt als getan, das weiß ich selbst nur allzu gut...
Ein Termin beim Hausarzt/Therapeuten... Ach das kann ich auch morgen noch machen... oder nächste Woche... Ach das bringt doch sowieso nichts.. "WARUM denke ich so?"
Wenn Dich ein Arbeitskollege fragt, ob Du bei was auch immer mitmachen möchtest, dann sag einfach mal Ja, auch wenn Du keine Lust dazu hast oder zu "müde" bist! Und so weiter...
Jedes mal, wenn Du Dir mal wieder eine weitere Ausrede/Begründung ausdenkst, warum Du dieses oder jenes doch wieder nicht tust oder auf "Morgen" verschiebst, dann frag Dich "WARUM eigentlich?" Stelle jeden negativen Gedanken in Frage. Immer und immer wieder!
Und zwar so lange, bis Du zum "Ist doch gar nicht so wild" oder zum "Ach Sch* drauf, ich machs einfach" gelangst.
Das geschieht nicht von Heute auf Morgen und wird wahrscheinlich etwas länger dauern, aber wenn Du diesen Punkt irgendwann endlich erreicht hast, wird es jedes weitere mal ein klein wenig leichter...