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Ich mag das nicht - und trotzdem mache ich es - weil ich muss - sagt wer?

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GastWerBinIch

Gast
Hallo verehrte Gemeinschaft,

ich habe ein schreckliches Problem. Und zwar bin ich gerade nicht wirklich ich selbst.

Ich studiere aktuell Mathematik und Physik. Beides auf Bachelor. Warum? Weil ich es kann. Nicht weil ich so intelligent bin. Wäre ich so intelligent würde ich überhaupt nicht studieren. Ich hasse es.

Ich studiere nur weil ich mich selbst dazu verdonnert habe. Ich habe mich nicht dafür entschieden. Ich habe mich für rein gar nichts entschieden und das ist dabei heraus gekommen. ...Studium... Ich werd mal schlauer werden als meine Eltern! ... Wie dumm. AHHHH. Im ernst. Wie dumm kann man sein?! Ich habe das lernen an sich noch nie gemocht. Ich habe es allein meiner Kreativität und Fantasie zu verdanken mein Abitur erfolgreich absolviert zu haben. Ich würde mich selbst als wirklich unglaublich kreativen Kopf beschreiben. ...Grenzenlose Fantasie... Ich bin in Gedanken schon wieder ganz wo anders.

Ich fühle mich so stark unter Druck gesetzt. Von allen. Jeder suggeriert mir ich wäre ein sehr schlauer und intelligenter junger Mann. Jemand der mal irgendetwas erfinden wird, dass der Menschheit dient. ... Wieso fragt mich denn niemand ob ich das überhaupt will?!

Ganz ehrlich. Ich mag keinen Job bei dem ich viel denken muss. Ich kann gut denken. Ich mag es aber nicht. Zumindest hab ich so die Schnauze voll von Logik. Ich verstehe die Logik ja. Aber sie ist so langweilig, so öde, so leer. Lieber arbeite ich als Maler.

Geld. GELD. GELD!!!! Es dreht sich alles nur ums Geld! Ich muss später mehr verdienen als meine Frau, weil sie davon ausgeht, ich hätte das Zeug dazu. - Ja. Ich hab das Zeug dazu. Ich hab aber keine Lust. Tag für Tag sitze ich alleine da. Trist glotze ich in meinen Monitor. Ich rechne. Ich beweise. Ich zeige. Toll! (/sarcasm) Was könnte man sich schöneres im Leben vorstellen? (/sarcasm) Ich bin ein Träumer. Ein Idealist. In meinem Kopf spielen sich hunderte Welten gleichzeitig ab. Unterschiedlicher wie sie nicht sein können. Ein farbiger, flüssiger Klecks der gezwungen wird sich der starren, kantigen Welt anzupassen. Und schon könnte ich eine ganze Geschichte darüber schreiben.

Schreiben allgemein ist sehr schön. Es befreit. Es lässt Vorstellungen aus meinem Kopf ohne dass sie verschwinden. Und es schafft Raum für mehr. Für noch mehr und neuere Fantasien. Ich könnte einen ganzen Tag damit verbingen mir irgendwelche Geschichten auszudenken. Das mache ich im Grunde aktuell bei meinen Hausaufgaben. Ich habe absolut keine Ahnung was ich mache. Ich denke mir etwas aus und es ist schockierenderweise ausreichend zum Bestehen.

Ich mag aber nicht mehr. Ich mag einfach nicht mehr. Doch was ist die Alternative? Ich werde Künstler. Lächerlich, wovon willst du denn später mal leben und deine Familie ernähren? - Sagt der Mathematiker in mir. Wundervoll, das regelt sich schon irgendwie, so wie sich bisher immer alles geregelt hat. - Sagt mein unterdrücktes Ich.

Ich habe bald Klausuren. Ich habe noch nichts gelernt. Ich mag auch nichts lernen. Ich hab die Schnauze voll vom lernen. Ich will mich selbst entfalten. Wer bin ich? Was will ich? Dann verdiene ich später eben "nur" 2000 im Monat. Mir selbst reichen 1000. Aber was ist mit meiner Familie? Will ich ihr "nur" das bieten, was mir geboten wurde? Habe ich nicht andauernd gejammert? Ich habe nie aus finanziellen Gründen gejammert. Ich hatte ansich ein schönes leben. Wir waren sehr arm. Ja. Aber etwas schönes hat Armut schon auch. Es schweisst zusammen. Dieses Zugehörigkeitsgefühl war berauschend. Jetzt bin ich ein Otto-Normal-Verbraucher. Jemand, der sich entscheiden kann ob er die Salami im Angebot nimmt oder doch die besser schmeckendere und teurere.

Man steht plötzlich vor so vielen Entscheidungen. Dinge die einen früher nie interessiert hatten, weil es nicht anders ging. Ich habe auf nem Strohbett geschlafen. Es war schön und hatte einen unvergesslich angenehmen Duft.

Doch jetzt. Jetzt liegt er auf einer super sich dem Körper anschmiegbaren was-weis-ich-was Matratze. Sie duftet nach nichts. Höchstens nach einem selbst. Jetzt studiert er. Mathe und Physik. Wahnsinn. So ein schlauer Kerl. Ein richtiger Durchstarter, der später sicherlich mal in den höchsten Kreisen umherirren wird. Genau darauf hat er auch wirklich Lust! (/sarcasm)

Ich würd mich grad am liebsten irgendwo verkriechen wo mich niemand findet und ich mich nicht so vielen Zwängen ausgesetzt fühle. Irgend ein alter Indianer Stamm vielleicht. Dann werd ich eben keine 100 Jahre alt. Lieber gelebt als überlebt. Doch wieso verhalte ich mich dann so... So anders...

Was ist denn nur los mit mir?! Ich habe kognitiv die besten Voraussetzungen um ein erfolgreicher Wissenschaftler zu werden und dennoch entscheide ich mich dagegen?!

Wieso muss ein wissenschaftliches Genie und ein unbekümmerter Einfaltspinsel in meinem Kopf sein und nicht nur eines von beidem?!

Nein. Ich stehe nicht unter Drogen. Ich wäre froh wenn dem so wäre, dann hätte ich wenigstens eine vernünftige Erklärung für das ganze.

Ich muss jetzt weiterlernen.... Juhuu! (/sarcasm)

(Am liebsten würde ich mir in den Kopf bohren so wie der Mann in dem Film Pi.)

Ach, wie schön es doch war der kleine unbeholfene, unbekümmerte Thomas zu sein. (Name abgeändert)
Grexit - was soll das sein? Hört sich nach einer bösen Kreatur an. Weg damit!

Werde ich wahnsinnig? Bin ich es schon? Ist DAS der schmale Grat zwischen Genie und Wahnsinn?

Wen interessierts?!
 
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Gast

Gast
Mach einfach weiter und betätige dich nebenbei künstlerisch.
So ein Strohbett ist übrigens Mist, wenn einem mal der Kaffee umkippt oder die Katze reinpinkelt.
Mach deinen Abschluss und dann sieh weiter.
Wenn du allerdings ein anderes, tragfähiges Konzept im Ärmel hast (also nix mit Strohbett und so...), dann wechsel.
 
G

Gast

Gast
Phantasievoll zu sein ist ja schön und gut, aber hinterher muss trotzdem irgendwo das Geld für den Lebensunterhalt herkommen.

Wenn du es schaffst einen wirklich gutbezahlten Job an Land zu ziehen, dann ist das sehr gut, denn Geld gibt einem die Möglichkeit zu tun was man möchte. Konkret: nur mit einem gutbezahlten Job wirst du später in der Lage sein, z.B. Teilzeit zu arbeiten und damit wieder mehr Zeit für deine eigentlichen Interessen zu erhalten. Das Leben macht kein Spaß wenn man jeden Euro dreimal umdrehen muss und es an allem fehlt.

Ich an deiner Stelle würde schauen, dass du den Abschluss machst und dich erstmal nur in der Freizeit, also nebenbei, entfaltest. Das Leben kann sehr lange dauern; nur weil du im Augenblick etwas siehst wie du es siehst, heißt das nicht, dass du das in 5 oder 10 Jahren immer noch so siehst. Du musst aber jetzt die Weichen stellen, damit es im Zweifel für das restliche Leben reicht.
 
G

Gast

Gast
Indem du dir vorstellst wie es ist, als mittelloser Mann zu leben.
Und dir die Alternative, die dir zur Verfügung steht, anschaust.
 
G

Gast

Gast
Ich kann dich gut nachvollziehen.
Ich stecke auch bis zum hals in der mittleren Reife und habe bis jetzt keine 2 stunden gelernt.
Und ich frag mich wieso.


Es ist eine schwierige Situation. Entweder du denkst an dich, oder an andere.

Und mit lieber gelebt als überlebt kann ich dir voll und ganz zustimmen



ich wünsch dir auf jeden fall viel glück in der prüfung :')
 
G

Gast

Gast
Mein Gedankenwelt bei meiner, natürlich befristeten, Arbeit ist ganz ähnlich und ich freue mich auch schon wieder ganz, ganz dolle auf morgen... Ich sehne mich nicht nach Reichtümern, ganz im Gegenteil, aber heute ist es selbst mit gewissen Formalabschlüssen schwierig, auf dem Arbeitsmarkt zu überleben. Den Begriff verwende ich ganz bewusst, mit Leben hat die "normale" Arbeitswelt imho nur am Rande zu tun. Man hat zu funktionieren, zu "leisten", am Wochenende darf man dann auch mal ausschlafen (um wieder fit für die Arbeit zu sein...) Toll.

Für wen, für was, wieso, weshalb, warum? Das wird alles schon längst nicht mehr in Frage gestellt, interessierte Kreise verkaufen dieses Modell als selbstverständliches Naturgesetz. Kreativität, Wissen, Geist interessiert mittlerweile sowieso nur noch in winzigen Nischen, auf die sich dann natürlich viele Menschen stürzen. Ein erster Schritt in Richtung Besserung wäre das Bedingungslose Grundeinkommen.
 
G

GastWerBinIch

Gast
Hey,

erstmal danke für all eure Antworten. Es ist schön andere Sichtweisen zu kennen. Die Argumente die ihr aufbringt sind alle sehr logisch und überzeugen natürlich den Logiker in mir. Ich glaube das Hauptproblem ist, dass ich bisher in meinem ganzen Leben immer vernünftig war. Ich habe nie irgend etwas angestellt oder Mist gebaut, da ich immer schon ein sehr rationaler Denker war. Mittlerweile lässt dieses rationale jedoch etwas nach, was vermutlich an meinem jetzigen Umfeld liegt - ein sehr warmes, freundliches, herzliches und in gewisser Weise unbekümmertes. Man denkt nicht nach. Man fühlt einfach. Das würde ich auch gerne mal machen...

Aber das bin ich nun mal nicht. Ich bin ein Mensch, der sehr viel an andere und seine Mitmenschen denkt aber jemand der nicht mit ihnen fühlt. Ich fühle sehr selten mit anderen Menschen und wenn dann nur mit mir sehr nahe stehenden Personen. Ich mache stets das was ich für richtig halte, aber nicht das wobei ich ein gutes Gefühl habe...
Ich weis nicht warum ich selbst es nicht akzeptieren mag ein kühler, rationaler Kopf zu sein. Vermutlich weil ich schon auch ein Zugehörigkeits"gefühl" suche. Ich möchte schon auch irgendwo dazugehören. Obwohl ich andererseits meine Individualität schätze. Das Paradoxe ist ja, dass mir fast jeder die Möglichkeit bietet dazu zu gehören. Egal wo ich auch bin. Ich fühle mich trotzdem immer irgendwie abseits. Selbst wenn ich im Mittelpunkt stehe. Vielleicht bin ich auch etwas größenwahnsinnig, aber ich vermute, die Menschen mögen mich nur, weil ich sympathisch und nett bin. Was vermutlich fast jeder normale Mensch möchte. Meine Haupteigenschaft ist aber nunmal mein Kopf, mein Verstand. Ich möchte, dass man mich wegen meiner Haupteigenschaft mag. Aber niemand mag Besserwisser...

Vielleicht ist das auch der Grund weshalb ich versuche mich von meiner Ratio zu trennen. Schließlich ist sie jedem egal. Niemand legt Wert darauf. Von daher ist sie vollkommen nutzlos. Deshalb will ich auch nicht lernen. Es würdigt schließlich niemand. - ... - Ich merke gerade, dass ich schon sehr von Lob abhängig bin. Und merke auch, dass das potentiell gefährlich ist, da es die besten Voraussetzungen für süchtiges Verhalten sind. Mir wird aber gerade auch bewusst, dass es DAS ist was mich im Leben antreibt. Das würde bedeuten, ich muss es nur irgendwie schaffen einen Belohnungseffekt zu bekommen für das was ich leiste... Das wird schwierig. Zumal ich mehr Wert auf Lob von anderen lege. ... Ich will Lohn. Wieso dann nicht nebenbei arbeiten?! Natürlich. Geld ist schließlich auch eine Form von Lohn. Eine sehr vernünftige sogar.

Entweder du denkst an dich, oder an andere.
Oder an beides. Geld = Lohn für mich, was ich wiederum für andere ausgeben kann.
Das klingt gerade irgendwie zu einfach.
Ich werde es dennoch versuchen. Am besten ich kleb mir irgendwo nen Zettel damit hin.

Geld = Lohn für mich, was ich wiederum für andere ausgeben kann.

Das hilft. Danke für eure Denkanstöße!
 

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