Hallo Ks.,
ich sehe einige Dinge, die ich aus meinem Leben auch kenne. Opferrolle und bedingungslose Liebe sind die zwei Wichtigsten.
Ich erlebe schon, dass man den Spieß mit der Opferrolle umdrehen kann. Aber ich finde es nicht sehr einfach. Und ich finde es auch schwierig damit umzugehen, wenn man es schafft.
Das Problem mit der Opferrolle ist, dass man sich selber daran erinnert. Man legt sich ein paar Verhaltensmuster zu und schon ist man froh, dass man in die Rolle schlüpfen kann, weil man damit umgehen kann. Weil man kennt sich so und man ist immer froh, wenn man so sein kann, wie man ist. Das ist mit allem so. Nur mit der Opferrolle geht es seltenst in etwas Positivem auf. Deshalb kann ich dich nur zu gut damit verstehen, dass du darüber hinweg kommen möchtest.
Und bedingungslose Liebe kann ich auch sehr gut als Lösungsvariante für dieses Problem sehen. Nur denke ich, dass man so sehr viel an den Lebenskleiderhaken "Liebe" dranhängen möchte und man nie weiß, ob der Ursprung des Liebenden auch dieses Fundament bietet, dass sich dieses hartnäckige und erlernte Problem auflösen soll.
Ich selber finde die Liebe zu wertvoll, um sie zu benutzen. Außerdem denke ich, dass bedingungslose Liebe nicht durch die Bedingungslosigkeit definiert wird, sondern durch die Menschlichkeit. Und zwar die der Liebenden. Ich denke, dabei kommt es auf die Menschen an. Und nicht darauf, dass man tun und lassen kann, was man will. Man muss ja auch wachsen können an der Liebe. Also ich finde perfekte Liebe besser. Aber man muss einen Menschen auch formen denke ich.
Deshalb sehe ich als deinen einzigen Ausweg denjenigen, dass du versuchst so vieles und das so gut wie möglich aus deinem Leben zu machen, dann kann auch viel in Erfüllung gehen.
Du willst doch aus deinem Loch heraus kommen. Davon kann ich ein Lied singen. Ich sitze schon über 10 Jahren darin und langsam fühle ich mich wohl dort ;-)
Man brauch vieles, um aus einem Loch heraus zu kommen, wenn man mal reingeraten ist. Es ist wie ein Strudel im Wasser. Alle Kräfte steuern auf den Mittelpunkt zu und man befindet sich in der Mitte, der tiefsten Stellen, und man geht einfach nicht unter. Und trotzdem wirken alle Kräfte dahin...
Jede Kraft, die dagegen wirkt ist gut. Sei es einfach nur die gewöhnliche Liebe, die bedinungslose Liebe oder die Nächstenliebe, Glück, Können, Selbstwertgefühl usw. was auch immer. Jede Kraft die dagegen wirkt ist gut. Das Schwierige ist, dass man mit der Zeit auch lernen muss damit umzugehen und Lebenssituationen tiefer einordnen zu können.
Und deshalb ist aus meiner Sicht der einzige Ausweg aus der Verdammnis zu verstehen. Auch wenn man sonst nichts bekommt, weiß man selber darauf zu reagieren. Auch wenn eine Kraft einen erniedrigen möchte, wenn man es bewusst versteht, dann kann man darauf reagieren, dass es einem hilft. Und dann können auch all die anderen Kräfte viel besser wirken. Aber man muss begreifen. Und ich weiß, dass es sehr schwierig ist zu begreifen. Es zu erkennen und zu verstehen ist das Eine. Nicht nur dass man eine Schlüsselsituation dazu brauch. Man brauch auch das Leben, das einen bestätigt. Egal wer oder wie man ist. Man muss bestätigt werden. Und deshalb ist für mich zu verstehen der einzige Weg. Kein Ausweg. Sondern ein Reinweg. Rein in sein Leben. Rein in seine Rolle. Rein in die Erfahrung und sich entwickeln. Egal, wie alt man ist, jeder Tag ist dazu da, um sich zu entwickeln. Auch wenn man schon erwachsen ist. Erst mit dem Alter kommt die Weisheit. Und ich kenne keinen weisen Menschen. Nur glückliche, die darum kämpfen, dass ihr Glück nicht abbricht.
Und damit man aus der Opferrolle rauskommt brauch man auch jeden Tag. Zumindest ist es bei mir so. Ich kenne die Opferrolle schon sehr gut. Und ich finde, dass man sich rein Objektiv nie damit anfreunden kann an so eine Rolle. Aber der größte Feind dabei ist seine eigene Erinnerung, Erfahrung usw. Auch wenn niemand falsch ist erkennt man das Schicksal so, dass es so aussieht. Und man denkt drüber nach und es erscheint einem einfach so. Und um dies zu ändern muss man Tag für Tag aufstehen, ins Leben gehen und erkennen, dass man kein Opfer ist. Und man muss seine Antennen dafür frei halten. Man muss erkennen, wenn so eine Situation zustande kommt. Und man muss wissen, dass man vielleicht damit umgehen muss. Und mit den Jahren bekommt man die Erfahrung, dass man nicht das Opfer ist, dass man es merkt, dass man reagieren kann und alles hat, dass man die Opferrolle nicht mehr braucht. Aber so weit bin ich erst jetzt. Und ich erkenne, dass es sehr gut sein kann diese Antenne zu haben. Ich werde immer wieder durch die kleinsten Kleinigkeiten an meine Rolle erinnert. Und ich kann immer drauf eingehen und darauf reagieren. Auch für andere. Wo ich sehe, dass sie noch jünger sind und mit manchen Situationen nicht umgehen können. Man kann lernen seine Rolle als Fähigkeit zu sehen. Man erkennt Opfersituationen und man hat das Empfinden einschreiten zu wollen und sein selbst dazu zu tun. Weil man die Rolle als Opfer kennt und weiß, was Hilfe ist. Und dann bin ich sehr froh, dass ich diese Rolle kenne und handeln kann. Und abends trotzdem wieder zu Hause sitze und merke, dass einen diese Rolle verfolgt.
Was ich dir sagen will ist, dass ich sie nicht los bekomme. Aber das es für das soziale Geschehen sehr gut sein kann und dass man mit dieser Erfahrung sehr gut sein kann. Dass man stark sein kann, dass man sich einsetzen kann und dass man dank dafür bekommt. Auch wenn es nicht oft ist. Fühle ich, dass man aus allem aus der inneren Welt etwas Gutes und etwas Schlechtes machen kann. Und das Einzige was einem immer zur Seite steht ist der eigene Verstand und die eigene Weisheit.
Das ist der Ausweg, der mein Leben mir in dieser Situation anbietet. Und ich versuche ihn hier zu nutzen.
Ich hoffe du kannst verstehen, was ich sagen wollte und deine Frage auch irgendwie beantworten. Vielleicht fühlst du dich wenigstens nicht so alleine mit deinem Problem. Und auch mir hat es gut getan mich mit deinem Beitrag und Problem zu beschäftigen. So merke ich, dass ich an meiner Rolle gewachsen bin. Und im Leben geht es nur um eines. Solange das Pflänzchen wächst und gedeiht ist alles in Ordnung. Und wenn nicht, dann muss es wieder anfangen zu gedeihen. Ich hoffe dein Pflänzchen kommt mit diesem Dünger klar.
lg t