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Ich hasse Menschen und ihr Verhalten

Contrapunctus

Neues Mitglied
Mein Problem, wenn es denn eines ist, erscheint selbst mir etwas komplex, da es vermutlich an verschiedene psychische Störungen anknüpft. Wie ich nun beginnen soll, diese Problematiken verständlich zu umschreiben, fällt mir etwas schwer und ich hoffe, dieser lange Text schreckt nicht ab.
Im Alter zwischen 19 und 30 Jahren erlebte ich kaum eine Phase, in der ich ohne Alkohol auskam, die länger ging, als ein paar Wochen, im günstigsten Falle waren das mal drei Monate im Jahre 2000. Ich lebte ein recht unruhiges, emotionales und buntes Leben, kostete alles aus, was mir das Leben bot und habe damit im Nachhinein mehr kaputt gemacht, als mir heute Recht wäre. Regelmäßig verlor ich dadurch meine Arbeitsplätze. Ich hatte viele, wechselnde Geschlechtspartner, Beziehungen hielten aufgrund meines Alkoholkonsums und später wegen psychischer Störungen meist nicht lange, bis auf drei Beziehungen zwischen 2001 und 2009, die nahezu alle um die zwei Jahre hielten. Nun kam es auch so, dass man mir mit 25 schon sagte, ich würde mit diesem Lebenswandel und den daraus entstehenden Folgekrankheiten nicht lange zu leben haben. Ich lachte darüber, weil es mir bis auf meine fast täglichen Entzugserscheinungen doch recht gut ging. So kam es dann in den Folgejahren, dass ich einige Krankheiten, auch kurzzeitig schwerwiegende erlebte, die ich nahezu alle bekämpfen konnte. Psychische Auffälligkeiten wie Depressionen, Manien, bipolare Störungen, Borderline-Störung, Agoraphobien, Panikstörung, Anpassungsstörung wurden im Laufe der Jahre ebenso bei mir diagnostiziert und mit einigen, insbesondere die Agoraphobie, die sich besonders durch absoluten Vermeiden von öffentlichen Verkehrsmitteln (U-Bahnen) äußert, habe ich noch heute zu kämpfen. Ich war schon bei unzähligen Psychologen, Psychiatern und Ärzten, oftmals brach ich Therapien ab weil ich keinen Sinn mehr sah, oder es oft daran scheiterte, in der Praxis zum Termin zu erscheinen. Durch Suizid, Alkohol und Tablettenintoxikationen war ich schon mehrmals in Kliniken untergebracht, zuletzt 2008.
Nun kam im letzten Jahr im November die Wendung, als ich abermals von einer Krankheit erfuhr, die mir sehr Angst machte. Mein täglicher Konsum begann mittags schon mit Bier oder Likör und endete in den frühen Morgenstunden mit drei, oder mehr Flaschen Rotwein. Meine Depressionen, auch durch die graue Jahreszeit bedingt, waren sehr ausgeprägt und ich war teilweise nur noch apathisch. Ich ließ mir von meinem Doc Tranxilium verschreiben. Widerwillen verschrieb er mir sie, mit der Hoffnung ich würde sie nicht missbrauchen. Mit diesem starken Willen, vielleicht erstmals in meinem Leben, überleben zu wollen, war ich innerhalb von drei Tagen völlig trocken und blieb es ca. vier Monate. In dieser Zeit begann ich sogar, Hass gegen Alkohol zu entwickeln und mied Betrunkene und waren es auch Freunde, absolut. Ich wollte nie wieder trinken, bzw. genehmigte mir dann in seltenen Fällen mal ein oder zwei Gläser Wein, die mir dann auch schon reichten. Trotz meiner starken Gewichtsabnahme von bis zu 16kg ging es mir in dieser Zeit psychisch so gut wie selten zuvor in einem Winter. Manchmal fuhr ich sogar wieder U-Bahn und war dann voller Freude, dass ich es kann. Auch erlebte ich in dieser Zeit eine Art Wesensveränderung, um die es hier nun geht. Ich habe einen guten Freundeskreis, kann mich sogar manchmal nur schwer entziehen, d.h. ich bin nicht allein oder sozial völlig isoliert. Mit den Nachbarn im Wohnhaus habe ich ein sehr gutes Verhältnis und zwei meiner langjährigsten Partner leben auch hier. Wir verstehen uns sehr gut. Mittlerweile trinke ich (leider) wieder. Viel vertrage ich aber nicht mehr und fange heute mal wieder damit an, ganz aufzuhören.

Nun bemerke ich aber in den letzten Wochen und Monaten vermehrt, dass ich nur noch in der Natur glücklich sein kann; ich hasse Lärm und hasse Menschen mit ihren Hunden, die mich in meiner Ruhe stören. Es kommt schon vor, dass Freunde auf mich im Garten warten und ich so tue als wär ich nicht zuhause und dann durch ein Nachbargrundstück verschwinde, denn zum Glück hab ich die pralle Natur fast um die Ecke. Dort schreibe ich Gedichte, lese gute Literatur (Hesse, Camus, Heine) und philosophiere über den Menschen und die Welt. Ich finde es dann oft schlimm, wenn es kühl wird und ich wieder nach Hause muss. Ich möchte manchmal keinen sehn, nicht mal meine besten Freunde. Und fremde Menschen, auf den Straßen, Spazierwegen oder Supermärkten gehen mir unheimlich auf die Nerven; ich wünschte sie wäre alle weg oder sie wären weniger. Ich habe in meinem Leben, begonnen in meiner frühen Kindheit selten Glück erfahren. Meine Enttäuschung über die Menschen, was sie aus ihrer Welt und mit anderen tun, auch wie sie mich geprägt haben, ist so groß geworden, dass ich sie nur noch verabscheue.
Sehr treffend und ausführlicher habe ich das in einigen Texten beschrieben, die ihr hier nachlesen könnt:


Contrapunctus » Steppenwolf? Früher und Heute
Contrapunctus » Mensch versus Natur
Contrapunctus » Isolation?
Contrapunctus » Ort der Entspannung


Würde mich freuen, wenn jemand ähnliche Erfahrungen macht/gemacht hat, oder ob jemand die Ursachen für meine Anti-Mensch Haltung erkennt. Ich würde manchmal so gerne wieder Dinge unternehmen, die einfachsten, aber sie sind kaum mehr mit mir möglich. Eine Bahnreise, zB. oder ein Kinobesuch ist ein Martyrium.



Liebe Grüße John
 

Pego

Mitglied
Hallo John und Willkommen!

Du sagst:
Ich würde manchmal so gerne wieder Dinge unternehmen, die einfachsten, aber sie sind kaum mehr mit mir möglich.
Ist es vllt. der Grund warum Du all jene Menschen denen Du auf der Straße begegnest "hasst", weil Du selbst gern wieder so sein möchtest?

Du scheinst schon so allerhand erlebt zu haben und daher meine ich wäre es vllt. gar nicht schlecht wenn Du Dein Leben von einem Fachmann in Gesprächen etwas entwirren lässt. Denn ich denke, dass Du schon wieder zum von Dir erwünschten Punkt zurück kehren kannst aber dafür wird es sicher professionelle Hilfe brauchen. Keine Angst, es macht heute jeder zweite eine Gesprächstherapie aus unterschiedlichsten Gründen, also ist es nix verwerfliches oder etwas wofür man sich schämen muss! Vllt. hast Du auch schon in diese Richtung gedacht?
 
G

Gast

Gast
Ganz ehrlich,ich find die Menschheit eigentlich auch ziemlich sch**ße.Aber ich bin nunmal einer und..naja muss damit leben.Ich musste persönlich zwar nicht so etwas wie du durchleben,aber mir ist auch klar,dass es in der Natur viel friedlicher zu geht.Kein ständiges Kindergeschrei,wie du auch schon erwähnt hast keine nervigen Hunde oder herumstolzierende Leute.Man ist einfach auf sich allein gestellt und vergisst alles was sonst noch existiert,aaaaber irgendwann muss man da eben wieder raus.Das Leben hat es wohl nicht drauf abgsehen,dass es den Menschen immer gut geht,oder die Menschen haben das Leben dazu gemacht,dass es bald nur noch anstrengend,schwierig und nervig ist.Was eigentlich einfach nur schade ist...
 

Contrapunctus

Neues Mitglied
Eigentlich möchte ich gar nicht so sein, wie sie, oder die Masse. Ich halte die meisten Menschen sogar für dumm. Ich meine manchmal, in kurzer Zeit ein ausgeprägtes Rechts- und Unrechtsbewusstsein entwickelt zu haben, was den meisten da draußen fehlt. Ich will nie der Spießer sein oder der, der den Medien jeden Scheiß abkauft. Ich bin Freigeist. Aber ich möchte Menschen um mich wieder besser ertragen können, um Leben zu können. Ich will nicht sein wie sie.
 

Skynd

Aktives Mitglied
das was du da grade erlebst, ist die "Balance" dazu, dass du dich bis dahin sehr exzessiv in Gesellschaft befunden hast.

ich bin sonst nicht der esotherische Typ, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass alles im Leben nach einem Ausgleich strebt.

so wie frühere extrem-Raucher zu militantischen Nicht-Rauchern werden.
so wie ex-exzessiv-Alkoholiker zu militanten Anti-Alkoholikern werden. (so was ähnliches hast du ja auch durchgemacht durch das strikte Alkohol-Meiden)
Leute die in Städten wohnen suchen den Ausgleich in der Natur und die aus der Natur erfreuen sich dem lebhaften Treiben der Städte.
Menschen die ständig in Gesellschaft sind suchen nach einem stillen Plätzchen, einsame Menschen streben nach Aufmerksamkeit und Freunden.
diese Liste kann man nahezu unendlich weiterführen.


da du grade die Phase insbesondere auch auf deine Freunde ausweitest, empfehle ich dir DRINGENDST!!! hier einen guten Mittelweg zu finden.
denn diese Phase wird irgendwann enden und du wirst dich irgendwo in der Mitte einpendeln.
schau, dass du deine Freunde bis dahin nicht zu stark vernachlässigst/von dir stößt/meidest.
Freunde sind ein "Gut", dass dir evtl bisher nicht als achtenswert erschien - sie waren durch dein gesellschaftlich offenes Wesen (Saufen :rolleyes: :D ) halt da.
aber ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass man sie auch sehr schnell verlieren kann.

und selbst wenn sie dir, nachdem du Jahre später wieder auftauchst, verzeihen würden, kann es passieren, dass man sich dennoch auseinandergelebt hat und einfach die Gemeinsamkeiten/Interessen/Gesprächstoff fehlen, um da weiter machen zu können, wo man aufgehört hat.

und wenns nur jeden Monat 1-2 Treffen sind. besser als es komplett einschlafen zu lassen.
es wäre nur eine Frage der Zeit, bis du es SEHR!!!! bereuen würdest.
außerdem sind seltene Treffen meist viel intensiver, weniger oberflächlich, man hat sich mehr zu erzählen - insgesamt wertvoller.
glaub einem, der durch jahrelanges Computersüchteln viele Freunde eingebüßt hat.:(

ansonsten ist nix schlimmes dabei seinem Leben eine - wie in deinem Fall doch sehr erfreuliche - neue Wendung zu geben. :)

viel Spass


Skynd
 
G

Gast

Gast
Lieber Contrapunctus,

beim Lesen Deines Beitrages ist mir das Enneagramm der Persönlichkeiten eingefallen, mit dem ich mich seit vielen Jahren beschäftige. Das ist ein "Werkzeug" zur Selbsterkenntnis, mit dem Du herausfinden kannst, was Deine Hauptgewohnheiten und die verborgenen Talente dahinter sind.
Mit "Gewohnheiten" ist die Art und Weise gemeint, wie Du das Leben wahrnimmst. Diese Wahrnehmungen kommen meistens noch aus aus der Kindheit und stehen uns dann im Erwachsenenleben im Weg.

Ich komme darauf, weil Du fragtest, ob jemand auch solche Erfahrungen wie Du gemacht hat. Als ich damals das Enneagramm kennenlernte war ich sehr froh, dass es "von meiner Sorte" mehr Leute gab. Und danach wusste ich dann auch besser, wie meine nächsten Heilungsschritte aussehen würden.

Vielleicht kannst Du ja mal danach googlen, die einzelnen Typen durchlesen und schauen, ob Dir das weiterhilft. Und falls nicht, dann war’s ein Versuch :)

Auf jedenfall alles Gute für Dich!
Franzi
 

Dalloway

Mitglied
Hallo!

Vielleicht ist diese Sicht aber auch einfach die logische Konsequenz aus Betäubungsmittelreduzierung bei manchem Freidenker.

Nun ist damit zwar alles gesagt; auf einen längeren post mit nur einem Satz zu antworten, wirkt allerdings so unschicklich, dass ich auch noch diesen schreibe.

Dalloway
 

Contrapunctus

Neues Mitglied
Hallo Franzi,

das mit dem Enneagramm klingt interessant; ich werde es mir mal ansehen, wenn ich wieder fitter bin.
Nun ist es ja so, dass ich gestern morgen wieder mal begann, mit dem Trinken aufzuhören und seither sind meine Telefone und die Klingel abgestellt, die Rolläden auf Halbmast und ich möchte KEINEN mehr sehn. Liegt vermutlich an der Depression oder am "Entzug", der aber fast problemlos verläuft.
Ich hab nur die große Angst, irgendwann nie wieder aus meinem Viertel rauszukommen. Schon heute geht es mir so, dass ich Plätze wie den Stachus oder Marienplatz kaum mehr wiedererkenne, weil sich in den Monaten, als ich nicht dort war, so viel verändert hat. So extrem kannte ich das die Jahre zuvor nicht.
Ich könnte ja auch aufs Land ziehen; das wäre für den Einen oder Anderen wohl eine tolle Alternative. Aber schick mal einen schwulen Single aufs Land. Da kann man sich ja gleich erschießen und bekanntlich sind die Menschen dort noch spießiger - ich hasse die Spießer unter den Menschen nunmal extrem...
Ich hänge eigentlich mittlerweile sehr am Leben, weil ich erkannt habe, dass es sovieles Schönes bieten kann. Aber ich erlebe so etwas eben kaum mehr und bekomme dadurch immer größere Zweifel, ob das alles noch einen Sinn hat. Außer für ein paar Freunde und die Menschen die sich an meinen Gedichten erfreuen, bin ich kaum ein produktives Mitglied für die Gesellschaft und die Menschen, die mich so gemacht haben kann ich nicht mehr zur Verantwortung ziehen -.- Ich bin zu schwach dafür, mich SELBST zu ändern, es sitzt so tief im Kopf..
 
G

Gast

Gast
Hallo Contrapunctus,

allein musst Du es ja nicht schaffen! München und Umgebung müsste doch eigentlich voller HeilpraktikerInnen sein :)
Ich würde mal damit anfangen, auch wenn das dann ein Kontakt zur Außenwelt ist.

Ah, da fällt mir noch etwas ein: Eine Heilpraktikerin hat mir erzählt, dass als Folge von jahrelangem Alkoholkonsum ein Mangel an bestimmten Stoffen im Gehirn entsteht. Man kann diese Stoffe aber einfach in Tablettenform einnehmen. Und im besten Fall hast Du dann nicht mehr diese Verstimmungen. Damit ich jetzt nicht noch mehr gefährliches Halbwissen weitergebe, würde ich Dir bei Interesse ihre Webadresse zukommen lassen. Ist ein für mich zu komplexes Thema, aber sie kennt sich damit sehr gut aus.

Herzliche Grüße
Franzi
 

Contrapunctus

Neues Mitglied
Hallo Franzi,

gerne wäre ich interessiert daran, ich hab Therapien und Gespräche und Kliniken hinter mir, mir hängt es zum Halse raus. Aber heilpraktisch hab ich mich nie erkundigt.

Jetzt war ich zwei Tage mal komplett allein, nüchtern und heut war eine so dermaßen asoziale Enttäuschung von einem meiner besten Freunde ausgegangen, dass ich hernach zu schwach war, nüchtern zu bleiben. Ich hätte sonst wohl was viel schlimmeres getan, vielleicht auch übelste Aggressionen bekommen. Ich muss mich ausgleichen.

Danke für den Tipp, sende ihn mir doch gern per PN oder hier :)
 

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