Es ist schon beinahe belustigend dass ich einen 5 Jahre alten Thread hier nochmal auspacke aber um ehrlich zu sein habe ich mich gerade dabei ertappt wie ich bei fast jeder Zeile von Selina still u. zustimmend genickt habe und wie ihre Zeilen auch meine Probleme nahezu 1
auf den Punkt treffen.
Ob ich mir hier einen Rat erhoffe? Vielleicht, schön wäre es auf alle Fälle, denn so langsam merke ich auch wie mich meine aktuelle Beziehung belastet und ich nicht mehr wirklich weiter weiß...
Zur "kurzen" Vorgeschichte ist zu sagen dass ich erst knappe drei Monate mit meiner derzeitigen Freundin zusammen bin. Kennengelernt haben wir uns über lovoo und aus anfänglicher Sympathie beim ersten Treffen wurde eine gemeinsame Basis die ich mir auch heute noch sehr gut als Grundlage für eine längerfristige Beziehung vorstellen kann.
...wenn da der böse Kopfmensch und die negativen Gedankenspiralen nur nicht wären...
Auch heute noch, knappe vier Monate nachdem wir zusammen gekommen sind, bemühe ich mich unheimlich ihr eine schöne Zeit zu bescheren, bin ausnahmslos zu jeder Tages- u. Nachtzeit für sie da, tröste sie wenn sie einmal traurig ist, versuche sie aufzubauen wenn sie einen schlechten Tag hat, überrasche sie mit kleinen Geschenken, Gesten und all dem was ich ihr von meiner zwischenmenschlichen Seite zu geben vermag. Kurzum: Ich lege mich echt für Sie ins Zeug.
Sie erwidert diese Zuneigung auch, sagt mir dass sie mich liebt oder ich ein besonderer Mensch sei den sie nicht mehr loslassen bzw. nicht mehr in ihrem Leben missen möchte, ist liebevoll zu mir wenn wir zusammen sind und ist eigentlich genau das was ich immer gesucht habe. Wenn sie bspw. davon redet dass ich mal ein guter Papa werde ertappe ich mich selbst dabei wie ich mich in dieser Rolle reflektiere und mir eingestehe dass so etwas schönes eigentlich noch kein Mensch je zuvor zu mir gesagt hat.
Ich bin 31 und meine letzte Beziehung (...wenn man es so nennen kann) liegt nun knappe 5 Jahre zurück, hielt damals allerdings auch nur rund zwei Monate weil sich von meiner damaligen Freundin keine Gefühle aufgebaut haben. Ist bzw. war für mich auch kein Problem, besser so als ein "Ding" am laufen zu halten das auf lange Sicht wohl eh nicht funktioniert hätte...
Das aktuelle Problem allerdings liegt ebenfalls in meinem geringen Selbstwertgefühl bzw. der Tatsache dass ich mich von meiner aktuellen Freundin unfassbar abhängig mache (so zumindest meine Wahrnehmung) während es für sie nach nun knappen 16 Wochen schon leicht alltäglich zu werden scheint, eben weil ich zu 99% auf Abruf bereitstehe. Ich bin generell ein Mensch der sich meistens eingesteht "niemanden zu brauchen und gut alleine klarzukommen" dann aber in ein solches Loch verfalle und nichts mit mir anzufangen weiß wenn ich tatsächlich mal einen Abend alleine in meiner Wohnung verbringen soll und nur darauf warte bis mein Handy vibriert und sie an der anderen Leitung ist..ich bin mir halt einfach nichts wert, warum auch immer.
Ich meine damit nicht dass sie sich nicht bemüht und mir Aufmerksamkeiten macht, bzw. sie für mich da ist aber irgendwo in meinem Kopf sitzt dieser "Ich-bin-nicht-zufrieden-Mann" und hört diese Beweise ihrer Liebe u. Zuneigung überhaupt nicht, ganz gleich wie oft sie mir ihre Gefühle offenbart. Ständig vermute ich dass die Beziehung in die Brüche geht obwohl augescheinlich überhaupt kein Grund dafür vorliegt, wir bereits jetzt schon gemeinsame Pläne schmieden wohin der nächste Sommerurlaub geht bspw...
Ein großer Teil dieses Problems liegt wahrscheinlich auch darin dass sie schon jetzt die längste Beziehung ist die ich jemals hatte und sie auf einen Podest hebe bzw. ihr Wesen idealisiere obwohl es dafür überhaupt keinen Grund gibt. Ich habe schon oft bei ihr gelegen und bin in Tränen ausgebrochen weil ich ein so Sensibel bin und immer darüber nachdenken muss wie tief ich "falle" wenn diese Beziehung doch mal eines Tages in die Brüche geht und ich nicht weiß wer oder was in diesem Fall mein Rettungsschirm sein soll.
Ich schaffe es auch hin und wieder ihr das zu vermitteln und ihr meine Probleme mitzuteilen, bemerke aber auch wie ich nur an der Oberfläche kratze und nicht alle Gedanken preisgebe die in meinem Kopf dann so umhergeistern, eben aus dem Grund sie nicht von mir wegzustoßen...aber manchmal bin ich von kleinen Gesten schon so verunsichert und es reichen schon die geringsten Anzeichen damit in meinem Kopf die Warnsignale angehen...
Dazu ist noch zu sagen dass sie (sie ist ein Jahr jünger als ich) schon deutlich mehr Erfahrungen in Sachen Partnerschaft gesammelt hat. Ihre längste Beziehung hielt ganze fünf Jahre wobei sie sich damals mit ihrem Ex in dieser Zeit auseinandergelebt hat. Lange alleine ist sie im Gegensatz zu mir allerdings noch nie gewesen und ich bin mir sicher dass sie das auch nicht bleiben sollte wenn unser gemeinsamer Lebensweg tatsächlich einmal unterschiedliche Bahnen nehmen sollte.
Diese ganze Geschichte setzt mir in der Tat unheimlich zu, ein anderes Leben neben ihr habe ich schon gar nicht mehr und war auch vorher nicht wirklich da. Ich bin bzw. war fünf Jahre allein, mein ehemals großer Freundeskreis hat sich, geschuldet der heutigen Zeit und anderer privaten Entwicklungen mittlerweile auch mehr oder weniger verlaufen und ich weiß deshalb nicht was passiert wenn heute oder morgen plötzlich mal "Schluss" sein sollte...um ehrlich zu sein mag ich auch gar nicht daran denken.
In professioneller Hilfe befinde ich mich nicht, im hiesigen Einzugsgebiet tue ich mir wirklich schwer seriöse und empfehlenswerte Anlaufstellen zu finden bei dem diese Persönlichkeits...ja...sind es eigentlich -Störungen? einmal grundlegend aufgearbeitet werden können. Deshalb versuche ich das alles mit mir selbst auszumachen aber es gelingt mir im Zuge der Zeit wirklich immer weniger. Schade, dabei dachte ich eigentlich dass eine Beziehung zu seinem vertrauten und geliebten Menschen eigentlich etwas sehr schönes ist.
Danke für's Lesen bzw. zuhören, es tat gut sich das Ganze mal etwas von der Seele zu schreiben.
Gruß,
N-L-L
(...da ist der Name Programm)