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Ich habe fast jede Nacht Alpträume nach dem Tod meines Papas

S

Stephanie

Gast
Hallo zusammen,
vielleicht kann mir hier jemand helfen oder Erfahrungen mitteilen.
Mein Papa ist vor knapp 3 Wochen nach langer Krebskrankheit doch recht plötzlich und schnell verstorben. Er hat 12 Jahre gegen den Krebs angekämpft. Er ist für mich der stärkste Kämpfer überhaupt. Selbst die Ärzte meinten, es schaffen nur wenig Menschen den Krebs so rauszuzögern. Das Thema Tod war NIE ein Thema!! Trotzdem ging es ihm die letzen 3 Monate schlechter und er baute immer mehr ab. Der Tod kam dann doch sehr plötzlich für alle, besonders für ihn innerhalb weniger Tage. Er hat bis zum Schluss gesagt er kämpft weiter und er hängt am Leben. Der Tag des Todes war dann wirklich für mich und meine Familie schlimm. Mein Papa hat nachdem alle ( meine Mutti und Schwester ) da waren 9 Stunden im Stundentakt aufgehört zu atmen und immer wieder angefangen zu atmen. Das waren die schlimmsten Stunden meines Lebens. Bei jedem Atemaussetzer dachte ich mein Herz bleibt stehen und ich sterbe mit. Nachdem wir dann nach vielen Stunden alle drei ( meine Mutti, Schwester und ich ) mal bewusst aus dem Zimmer gegangen sind um es ihm vielleicht zu erleichtern, verstarb er innerhalb von 25 Minuten. Mein Papa war schon immer ein Mensch der für uns sein letztes Hemd gegeben hat und bis zum Schluß immer nur an uns gedacht hat und auch meinte: was tue ich euch nur an. Ich war auch immer ein Papakind und hatte ein starkes Band zu ihm. Jetzt ist es so, dass ich seit seinem Tod fast täglich Nachts schlimme Alpträume habe wobei ich ich nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden kann. Meine Träume handeln immer davon, dass ich sterben muss, gestorben bin oder sterbe sobald ich die Augen zu mache. Ich wache dann panisch, schlimm weinend mit Herzrasen auf und habe Angst wieder einzuschlafen. Diese Träume sind so wahnsinnig real. Ich habe schon immer ein Problem mit dem Thema Tod gehabt und nie groß drüber geredet und sowohl Angst wichtige Personen zu verlieren als auch große Angst vor dem eigenen Tod.
Kennst jemand diese Problem und was kann ich machen. Gerade heute nacht bin ich vier mal wegen diesem Traum weinend voller Angst aufgewacht und völlig gerädert. Danke fürs Lesen.
 

Daoga

Urgestein
Bei Jugendlichen in einem bestimmten Alter häuft sich die irrationale Angst vor dem Tod, das liegt daran daß die Jugendlichen in diesem Alter selber in einer Umbruchphase ihres Lebens stehen, das Kind das sie waren und das sich für unsterblich hielt "stirbt" wie eine Raupe, die Metamorphose zum Schmetterling/Erwachsenen steht bevor, aber was dabei herauskommt ist absolut unsicher, so wie die ganze Zukunft unsicher scheint, denn auch die gewohnte und "sichere" Schulzeit dauert nicht ewig.
Das liegt also nicht nur am Tod Deines Vaters, der war nur ein Auslöser, sondern auch an Dir selber, ich nehme an daß Du gerade in diesem Alter bist.
Und nicht der Tod ist das was den Schrecken verursacht, sondern die Ungewißheit.
Sag Dir immer, der menschliche Körper ist verdammt stabil gebaut, sonst hätte er die ganze vergangene Evolution samt Mammutjagd und Kampf gegen Säbelzahntiger in der Urzeit gar nicht durchstehen können, einfach so aus heiterem Himmel sterben die wenigsten und warum sollte es gerade Dich treffen, das wäre wie ein negativer Volltreffer im Lotto.
Und wenn wir alle tatsächlich mal dahingehen, egal aus welchem Grund, dann landen wir sowieso alle am gleichen Ort, je nachdem was Du glauben willst ist das vielleicht ein Paradies oder eine Hölle oder einfach ein Nichts, das völlige Verlöschen, das nichts-mehr-wissen und nichts-mehr-mitbekommen. Also allein wirst Du auf keinen Fall sein, egal wie.
Deshalb schieb die Angst vor dem Tod einfach beiseite. Wenn er kommt dann kommt er, aber daß das bald passiert ist einfach ziemlich unwahrscheinlich, wenn Du jung und gesund bist.
Wichtig ist, daß man das Leben lebt. Alles mitnimmt was sich mitzunehmen lohnt, lernt, Spaß hat, seine Dinge durchzieht, Verantwortung übernimmt, was einen so antreibt.
 

Roselily

Sehr aktives Mitglied
Hallo Stephanie,

tut mir wirklich seht leid, das hier zu lesen. Eine schlimme Zeit für dich.

Ich habe inzwischen auch schon mehrfach von Krankenschwestern und -pflegern gehört, dass Sterbende leichter loslassen können, wenn keine Familienangehörigen im Zimmer sind. Das scheint wie eine Art Anker zu sein, der ihre Seele hier fest hält.

Wir haben leider alle ein Problem mit dem Tod. Weil wir ihn alle in unserem Leben so weit weg schieben. Dabei ist er ein unabdingbarer Teil des Lebens. Seit dem Tod meines Mannes habe ich aber seltsamerweise diese panische Angst irgendwie verloren. Es fällt mir jetzt leichter mit dem Tod umzugehen und auch darüber zu sprechen.

Was mir geholfen hat, war eine Trauergruppe und immer wieder mit gedulgigen Menschen über meine Erfahrungen und den Tod meines Mannes zu sprechen. Auch eine Art Tagebuch zu führen und die Gedanken niederzuschreiben hat mir geholfen. Damit wird man auch ruhiger.

Es braucht allerdings sehr viele Monate Zeit, so etwas zu verarbeiten. Ich wünsche dir alles Gute und kann dir nur eins sagen: Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels. Es wird wieder leichter.

Alles Liebe
 
S

Stephanie

Gast
Danke für eure Beiträge.
Ich möchte dazuschreiben, dass ich 43 bin aber schon seit meiner kleinsten Kindheit Angst vorm Sterben habe.
 

Daoga

Urgestein
Danke für eure Beiträge.
Ich möchte dazuschreiben, dass ich 43 bin aber schon seit meiner kleinsten Kindheit Angst vorm Sterben habe.
Sorry, Du hast Dich gelesen wie 15. Mit 43 sollte man wirklich darüber hinweg gekommen sein, in diesem Alter hat man schon genug vom Leben, dem eigenen oder dem anderer, gesehen um zu wissen, daß der Tod einfach zum Leben dazugehört und zumindest bei uns, da wir nicht in einer Kriegs- oder Notregion leben, selten so aus heiterem Himmel zuschlägt. Krankheiten kündigen sich meistens vorher an, und leichtsinniges Verhalten, das Unfälle provozieren könnte, kann man vermeiden. Axtmörder im Gebüsch oder Attentäter in Lastwagen gibt es zwar, aber sie sind zum Glück ziemlich selten, die Wahrscheinlichkeit einem davon zu begegnen ist nicht sehr viel höher als die, einem sibirischen Tiger über den Weg zu laufen. Wenn es trotzdem passiert, dann passiert es halt - aber das Leben soll man sich von diesem Gedanken nicht vermiesen lassen, denn die Wahrscheinlichkeit ist einfach gering. Und nach dem Tod juckt Dich sowieso nicht mehr, auf welche Weise Du gestorben bist. Es ist immer ein Ende mit (oder ohne) Schrecken, kein Schrecken ohne Ende wenn man keinen aus dem Leben macht.
 

Steph2711

Neues Mitglied
Wenn es trotzdem passiert, dann passiert es halt - aber das Leben soll man sich von diesem Gedanken nicht vermiesen lassen, denn die Wahrscheinlichkeit ist einfach gering. Und nach dem Tod juckt Dich sowieso nicht mehr, auf welche Weise Du gestorben bist. Es ist immer ein Ende mit (oder ohne) Schrecken, kein Schrecken ohne Ende wenn man keinen aus dem Leben macht.

Sorry ich sehe das leider nicht so pragmatisch. Für mich ist der Tod die schlimmste Erfahrung im Leben und nun wurde ich das erste mal direkt konfrontiert. Ich weiß, das er unumgänglich ist aber es ist für mich schwer zu akzeptieren, sowohl bei meinen Liebsten als auch bei mir. Da tröstet es mich nicht, dass es mir nach meinem Tod egal sein kann. Allein die Tatsache, dass mein Papa nicht mehr ist und irgendwann auch meine Mutti und ich , machen mich unendlich traurig. Und auch wenn Krankheiten sich ankündigen ist es kein Trost. Mein Papa wollte trotz schwerer Krankheit bis zum Schluss nicht sterben und diese Tatsache macht es mir besonders schwer. Er hing am Leben und ich eben auch!!
Diese tiefliegende Angst kommt jetzt gerade besonders zum Vorschein. Ich habe mich vorher nie mit dem Thema auseinandergesetzt. Es sogar gemieden. Vielleicht auch weil ich wußte wie krank mein Papa ist.
 
D

Dunkles Licht

Gast
Jetzt ist es so, dass ich seit seinem Tod fast täglich Nachts schlimme Alpträume habe wobei ich ich nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden kann. Meine Träume handeln immer davon, dass ich sterben muss, gestorben bin oder sterbe sobald ich die Augen zu mache. Ich wache dann panisch, schlimm weinend mit Herzrasen auf und habe Angst wieder einzuschlafen.
Hey Stephanie! Den langen und langsamen Tod meines Vaters musste ich ähnlich miterleben - mit Atemaussetzern und den damit einhergehenden Gefühlen. Daher fühle ich mit dir und wünsche Dir viel Kraft.

Was Deine Alpträume betrifft, sind sie ein Teil des Trauerprozesses. Im Traum zu sterben (also wenn der Focus auf dem Symbol "sterben" liegt) kommt sehr häufig dann vor, wenn eine Lebensphase zuende geht. Genau das ist bei Dir auch der Fall, denn die Zeit, in der Dein Vater für Dich und Du für ihn da war, ist vorbei. Bewusst hast Du es noch nicht verarbeitet, aber über Deine Träume zeigt sich, daß Du unbewusst dieses Thema bereits aufgreifst.

Mein Rat an Dich: Gib Deiner Trauer Raum und Zeit, denn der Prozess der Trauer ist für jeden anders. Lass die Trauer in all ihren Facetten zu. Die Träume werden sich wieder ändern, wenn Du durch die Trauer hindurch bist und ein neuer Lebensabschnitt - nämlich ohne deinen Vater - beginnt.

Wenn Du (therapeutische) Hilfe brauchst, dann scheue nicht davor zurück diesen Weg zu gehen.
 
E

Eva M. J.

Gast
Hallo Stephanie,
ich verstehe Dich und deine Trauer. Trauer hat nichts mit dem Alter zu tun. Egal wie alt wir selber sind, egal wie alt der Verstorbene war, hatte man eine enge Bindung zu ihm, dann schmerzt es. Und eine Mama oder Papa zu verlieren ist besonders schlimm. Sie sind die Menschen, die uns am längsten kennen, die immer uneingeschränkt zu einem stehen und bei denen wir uns auch im Erwachsenenalter als Kind fühlen dürfen und können.
Vor einem Jahr habe ich selbst meine Mama, mit ihr meine Freundin, Beraterin, Trösterin und Vertraute, verloren. Meine Mama war 90 Jahre, ich 60 Jahre. Und trotz dem hohen Alter bin ich immer noch traurig. Immerhin war sie 60 Jahre Teil meines Lebens.
Denke viel an deinen Papa und erinnere dich an Erlebten mit ihm. Erzähl von ihm, so bleibt er ein wichtiger Teil in deinem Leben und ist irgendwie noch allgegenwärtig.
Liebe Grüße Eva
 

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