Ich glaube, meine Schwester isst Toilettenpapier

Hallo,
diese Sache ist sehr schwierig und macht mir große Sorgen. Meine Schwester ist Mitte Zwanzig und war kürzlich zu Besuch. Sie hat eine Essstörung und wiegt laut eigener Aussage 40 Kilo bei 1,60 Größe. Ich glaube eher etwas weniger, denn als ich sie umarmte, kam sie mir fast schon wie ein Geist vor. Sie deswegen anzusprechen ist extrem schwierig und hat bislang nur zu Streit geführt. Sie droht dann immer, nicht mehr zu Besuch zu kommen.
Jedenfalls ist mir etwas aufgefallen. Ich fand schon immer (als wir noch zusammen lebten), dass wir unfassbar viel Toilettenpapier verbrauchten. Ich dachte immer, ich sei verschwenderisch. Jetzt da ich alleine lebe weiß ich, dass ich im Gegenteil sehr sparsam bin. Als meine Schwester nun da war, verschwand eine neue Packung Toilettenpapier innerhalb von drei Tagen (ihr Freund war bei ihr, auch ein dünner Kerl, benutzte mein Bad häufig gar nicht). Ich kann es mir nicht erklären, was mit diesem Toilettenpapier passiert sein soll. Es wegzuspülen hätte doch die Toilette verstopft, und auch das häufige Spülen wäre aufgefallen. Sie redet auch immer davon, dass sie Bauchschmerzen hat und er sich aufbläht, blockiert und hart wird . Zwei Mal 'ertappte' ich sie dabei, wie sie endlos lange im Bad verschwand (sie hat keine Hemmungen zu erzählen, dass sie Durchfall hat, das glaube ich nicht ). Ich... hab einfach dieses Gefühl, dass sie es isst. Sie hat ohnehin ein krankhaftes Verhältnis zum Essen. Aber wie, wie könnte ich herausfinden, ob es tatsächlich so ist? Und wenn, wie kann ich ihr helfen? Kann mir jemand helfen?

Ich kenne nur einen einzigen Weg, Essgestörte zu überführen und mit ihrem Verhalten zu konfrontieren. Essgestörte Personen streiten ihr gestörtes Verhältnis zum Essen ab, streiten es ab sich nach den Mahlzeiten zu übergeben, streiten es ab die unmöglichsten Dinge zu essen (Klopapier, OBs mit Orangensaft... etc.). Daher empfehle ich, heimlich Videoaufnahmen zu machen um Gewissheit zu erlangen und die betroffene Person anschließend damit zu konfrontieren. Auch wenn das eine tiefe Verletzung in die Privatsphäre ist. Lieber so, als tatenlos zusehen zu müssen.

So long
Combustiman

sag deiner schwester was du vermutest und mach ihr nochmal eindringlich klar, dass sie dringend zum arzt muss. du kannst ihr ja vorschlagen, sie zu begleiten wenn sie wieder abblockt.

Huhu,

ich habe davon mal gehört das es oft Magersüchtige sind die Toilettenpapier essen um ihren Hunger zu stillen um eben nicht an Gewicht zu zunehmen. Da deine Schwester sehr dünn ist, ist eine Essstörung sehr wahrscheinlich.

Ich habe dir mal einen Link rausgesucht wo es viele Tipps gibt im Umgang mit Anorektikern und Unterstützung für Betroffene.

Hinweise zum Umgang mit Betroffenen | Magersucht-Online

Liebe grüße
SchwarzeSeele

Wie aeussert sich Deine Schwester von sich aus zu ihrem geringen Gewicht?

Unter 40 kg gehts ja doch langsam auf lebensbedrohenden Zustand hin.
Mit blossem Zusehen ist es also evtl. bald nicht mehr getan.
Inwieweit vertraut sie denn auf ihren Freund, bzw. wie schaetzt Du es ein,
dass / ob er selbst auch von massiver Ess-Stoerung betroffen?

Wie lang isst denn Deine Schwester nicht mehr normal (bzw. seit wielange ist sie auffallend duenn)?
Was koennte eine Ursache dafuer sein
(die Ess-Stoerung evtl. als Ventil fuer diese Ursache "gebraucht" von Deiner Schwester, deshalb frage ich danach)?

Gast meinte:

Und wenn, wie kann ich ihr helfen? Kann mir jemand helfen?

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Hallo Gast,
so lange deine Schwester keine Hilfe möchte,
ist es wohl nicht möglich, ihr zu helfen. Du
kannst für sie da sein, den Kontakt halten, ihr
zeigen, wie ein glückliches Leben ausschaut
und (auch wortlos) signalisieren, dass du für
sie da bist, wenn sie Hilfe braucht. Viel mehr
wird wohl nicht gehen, auch wenn das hart ist.

Ich nehme ja an, sie ist erwachsen und weiß,
was sie tut oder lässt.

Gruß, Werner

Hallo,
danke für die bisherigen Antworten. Arzt beziehungsweise Psychotherapeut haben ich und meine Eltern schon vorgeschlagen. Das wurde vehement abgeblockt. Da gehen ja nur gestörte Kinder und Teenager hin, da weiß sie ja bestens Bescheid. Sie zu begleiten ist nicht möglich, sie wohnt im Ausland und kommt nur halbjährlich zu Besuch. Wir haben angeboten, dass sie doch eine Art Kur machen könne, das heißt einen Krankenschein (ihr Chef hat sich auch schon besorgt geäußert), zu uns kommt und zu einem Arzt geht. Auch abgelehnt. Vor einem halben Jahr wog sie noch zwei Kilogramm mehr, mir sagte sie (wie ich fand mit hörbarem Stolz), dass sie vor kurzem die 39 Kilogramm auf der Waage hatte.
Ihr Freund ist nicht so. Er ist zwar sehr dünn, isst aber sehr viel. Auch ungesunden Kram wie Süßigkeiten schlingt er regelrecht runter. Ich als leicht Übergewichtige kann da nur staunen, denn ich bekäme so viel gar nicht herunter. Meine Schwester isst davon nichts. Normale Mahlzeiten meistens auch. Ich habe ein Gemüsecurry gekocht, das ihr Freund regelrecht verschlungen hat, sie hat keinen Bissen probiert. Vom Braten, den unsere Mutter gemacht hat, hat sie ein winziges Stück gegessen und sofort behauptet, gleich einen 'Schwangerenbauch' zu kriegen, ein Spruch den sie immer bringt, den ich bislang noch nicht gesehen habe.
Was sie sehr gerne isst, sind Reiswaffeln. Da streut sie Gewürze drauf. An Weihnachten saßen ich und meine Eltern beim Weihnachtsessen und sie aß Reiswaffeln. Es gab deswegen auch Streit und wir baten sie darum, diesen (für Sie) Mist nicht mehr mitzubringen. Sie hat sie neulich trotzdem gegessen. Als sie sie an Weihnachten auspackte (sie hatte genug Proviant für Wochen dabei) bemerkte ich, dass ihre Hände zitterten.
Was kann ich noch sagen. In ihren Augen ist die ganze Welt fett. Und daraus folgend hässlich, dumm und eigentlich nicht lebenswert. Sie bezeichnete ehemalige Kolleginnen als fette Wale, wenn wir über Skype telefonierten verlor sie sich in regelrechten Hasstiraden. Manchmal konnte man ihr kaum zuhören, weil das Wort 'fett' in einem fort fiel. Ich dachte also bei ihren Kolleginnen an 150 Kilo Frauen. Als ich später ein Bild von einer Feier sah, musste ich feststellen, dass alle ganz normale, wenn auch keine abgemagerten Frauen waren. Keine erschien mir auch nur ansatzweise 'dick'.
Ich habe schon mit einer Psychologin gesprochen und war bei einer Beratungsstelle. Beide sagten mir, man könne wenig tun. Sie sei erwachsen, zudem im Ausland, etc. Doch diese neue Entwicklung macht mir große Sorgen. Ihr Gewicht ist bereits so besorgniserregend, und dann besteht die Vermutung, dass sie Toilettenpapier isst? Ich habe Angst, dass sie so etwas wie eine Darmblockade bekommt, genauso wie schlimme Mangelerscheinungen. Sie darauf anzusprechen ist unmöglich. Sie droht bereits damit, nie wieder zu Besuch zu kommen und redet den Rest ihres Aufenthaltes kaum ein Wort mehr wenn man fragt 'Willst du wenigstens mal was vom Curry probieren?'

Ich werde am Montag noch einmal bei der Beratungsstelle anrufen.

Noch einmal danke für die Antworten.

So Schlimm und Bedauerlich es auch für euch ist, aber leider könnt ihr da gar nichts machen. Erst wenn sie erkannt hat das sie ein Problem hat und Hilfe braucht ist diese erst Möglich.

Leider muss es erst oft Lebensbedrohliche Ausmaße annehmen um den Hilfsbedürftigen die Augen zu öffnen. Die Tatsache das dann in solch einer Situation sehr vielen der "Stift" geht trägt dazu bei, sich für Hilfe zu öffnen, weil ihnen dadurch erst ihre Situation so richtig Bewusst wird, und erst dann sind sie für Hilfe bereit und auch Offen. Wie gesagt ihr könnt da Recht wenig machen, außer ihr zu zeigen das ihr immer für sie da seit.
Tut mir Leid, das ich dir nichts anderes sagen kann.

Am besten teilst du deine bedenken dem Freund deiner Schwester mit damit er ein Auge auf sie wirft und im ernstfall den Notarzt rufen kann. Wenn sie erstmal im Krankenhaus zwangsernährt ist und von Psychologen betreut wird kann sie sich so leicht nicht mehr vor ihrer Krankheit die Augen verschließen. Und deine Schwester bewundert ihren Freund wohl weil er eine Schilddrüsenüberfunktion hat und essen kann ohne dabei zuzunehmen, sie wird ihn wohl auch regelrecht beim essen zuschauen und bewundern. (Nur eine vermutung!)

Gast meinte:

Was sie sehr gerne isst, sind Reiswaffeln. Da streut sie Gewürze drauf.

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Es gibt in der moderneren Psychotherapie auch den
Ansatz der paradoxen Intervention. In diesem Fall
etwa könntest du ihr aus Sorge, dass du sie bald
nicht mehr als Schwester hast, weil sie zu verhun-
gern oder zu erkranken droht, mal zehn Kilo Reis-
waffeln verschiedenster Art schenken/schicken und
nur einen Zettel "Ich liebe dich" dazu legen.

Manchmal erzeugen solche Verwirrungen dann den
erhofften Effekt.