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Ich glaube, ich werde vom Pech verfolgt

Sandra_86

Mitglied
Guten Abend,

eigentlich wollte ich das Thema erst bei "Beruf" reinstellen, aber ich glaube, dass es hier besser rein passt.

Am Freitag kam mein Chef mit einer Hiobsbotschaft: Meiner Kündigung.

Wie es dazu kam? Ich hatte mich im Mai auf diese Stelle beworben und wurde auch tatsächlich zu einem Gespräch eingeladen mit anschließendem Probearbeiten. Für diese Bürotätigkeit war auch bereits seit 10 Monaten eine über 50 Jährige Frau eingestellt, für die aber eine weitere Kollegein gesucht wurde. Ich vermute mal, dass die Frau zu langsam war.

Nach einem Tag Probearbeiten versprach man mir, mich einzustellen. Einige Tage später, entschied die Kollegin spontan, in Frührente zu gehen. Also musste noch ein weiterer für die Stelle gefunden werden. Ca eine Woche nach mir wurde meine Kollegin eingestellt, mit der ich dann zusammengearbeitet habe.

Nach kurzer Einlernzeit waren meine Kollegin und ich bereits so schnell, dass die Arbeit nie den ganzen Tag ausgefüllt hat. Normalerweise hätten wir jeden Tag ohne Pause von 6 bis 14 Uhr arbeiten sollen, wir konnten jedoch meistens spätestens um 13 Uhr nach Hause. Sehr oft sogar schon um 12. Es gab auch Tage, an denen wir bis 15 Uhr bleiben mussten, aber die waren sehr selten.

Uns wurde gesagt, dass in den vorrangegangen Jahren in der Winterzeit so viel zu tun war, dass man die Stunden locker wieder einholen konnte, nur dieses Jahr zog der Verkauf wie gewöhnlich nicht an, was schon im September hätte passieren sollen und wir konnten auch im Oktober noch jeden Tag bereits um 12 Uhr nach Hause.

Meine Kollegin und ich hatten deswegen ständig Angst, einer von uns beiden könnte seine Stelle verlieren, weil für die Tätigkeit eine Person völlig ausreichend ist. Wir redeten uns aber ein, dass im Winter sicher so viel los sein wird, dass Überstunden gemacht werden müssen.

Nun hatte ich am Freitag ganz normal gearbeitet bis alles fertig war und wurde dann vom Chef zu einem Gespräch gebeten, in dem er mir mitteilte, er könne mich aufgrund von der viel zu geringen Arbeit nicht mehr weiter beschäftigen, er würde sich aber wieder bei mir melden, sollte sich die Situation wieder ändern (da kann man lange drauf warten). Mir hat das natürlich erst mal den Boden unter den Füßen weggezogen, da ich die Stelle ja gerade erst seit 4 Monaten hatte und ich eigentlich dachte, ich wäre jetzt endlich fest im Berufsleben angekommen. Als Begründung warum ich gehen muss und nicht meine Kollegin, sagte er, er hätte die Kollegen abstimmen lassen und meine Kollegin hätte mehr Stimmen bekommen als ich. Was sind denn das bitte für Methoden?

So langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich machen soll. Nach meiner Ausbildung, die ich 2011 beendet habe, wurde ich für nur 3 Monate befristet übernommen, wobei ich dann noch einmal drei Monate Verlängerung bekommen habe. Ca drei Monate nach meinem Austritt bekam ich wieder eine Stelle, bei der ich 11 Monate und 2 Wochen angestellt war, als ich diese auch aus betrieblichen Gründen verlor. Das war dieses Jahr im Februar. Die Kündigungsfrist ging allerdings bis Mitte März. Anfang Juni erhielt ich ja dann die letzte Stelle, die ich auch nach vier Monaten wieder verlor und das nur, weil ich absolutes Pech hab. Ich frage mich immer wieder, warum immer mir das passiert.

Jetzt gehen wieder das Bewerbungen schreiben und die Vorstellungsgespräche los und wieder muss ich Angst haben, es könnte nicht klappen oder ich könnte die Stelle wieder verlieren. Ich hab so langsam keine Kraft mehr, immer diesem Druck ausgesetzt zu sein. Das Schlimme ist noch, dass mein Beruf so dermaßen überlaufen ist oder die Anforderungen so hoch sind, dass ich kaum eine Chance habe, eine Stelle zu bekommen.

Das Schlimme ist auch noch, dass mein Vater mir die Situation nicht einfacher macht. Als ich ihm am Freitag davon erzählte, fiel ihm nichts besseres ein, als mir zu sagen, er wusste ganz genau, dass ich diese Stelle wieder verlier und ich werde auch jede weitere Stelle, die ich bekomm, wieder verlieren. Wegen meines Charakters -.-. Da ich von Kind an klein gehalten und mir immer wieder eingebläut wurde, ich könne nichts und würde zu nichts taugen, mir wurde auch nie etwas zugetraut und sofort wieder alles weggenommen, wenn ich etwas beim ersten Mal nicht geschafft habe, bin ich eine sehr ruhige und unsichere Person geworden und glaube so langsam selber, dass ich nichts kann. Trotz allem wurde mir aber immer wieder gesagt, ich sei sehr sympatisch und liebenswert, auch wenn ich so ruhig und zurückhaltend bin. Manche Menschen kommen aber scheinbar nicht so gut mit mir aus, wenn sie mich nicht kennenlernen wollte. Ich denke mal, dadurch, dass ich so ruhig bin, komm ich nicht einfach nur schüchtern, sondern unfreundlich und Arrogant rüber, was ich aber auf keinen Fall sein möchte. Für meinen Vater bin ich scheinbar, um es vereinfacht auszudrücken, eine verbitterte Giftschlange, mit der keiner zurecht kommt und mit der niemand was zu tun haben möchte. Zumindest steckt er mich in diese Schublade, obwohl er mich eigentlich kennen müsste. Meine Freundinnen, die mich ja kennen, sagen immer ich wäre der freundlichste, hilfsbereiteste und selbsloseste Mensch, den sie kennen und sie könnten sie keine bessere Freundin vorstellen. Komisch, dass mein Vater dann so eine schlechte Meinung von mir hat.

Als ich mal erwähnte, dass meine Kollegin nächste Woche ja wieder arbeiten würde, fragte er ganz erstaunt, warum sie denn dort weiter arbeiten würde. Daran merkte ich, dass mein Vater mir überhaupt nicht zugehört und sich für mich interessiert hatte, sonst wäre er nie auf den Gedanken gekommen, mir zu sagen, ich hätte sie Stelle aufgrund meines seiner Meingung nach miesen Charakters verloren. Ich hatte echt das Gefühl, mir den Mund fusselig geredet zu haben. Es ist ja wohl klar, dass wenn für die Stelle nur eine Person ausreicht, dass eine der beiden Personen auch dableiben muss. Sonst würde das ja gar keiner mehr machen.

Mein Vater sagte dann zu mir, ich müsse an mir arbeiten, um das zu verbessern und ich solle Kurse machen, um mein Selbstbewusstsein aufzubauen. Jetzt darf ich das wieder richten, was man in meiner Kindheit falsch gemacht hat und das wird dann gleich wieder von meinem Vater zunichte gemacht, weil er seine Einstellung nicht ändert.

Das Seltsame ist ja, ich weiß oder ich glaube, dass mein Vater mich liebt, aber dann ist da noch die andere Seite und die hängt mir jetzt mein ganzes Leben lang nach.

Mein Freund sagte zu mir, es wäre besser, wenn ich so wenig wie möglich zu meinem Vater nach Hause fahre, was aber nicht möglich ist, da ich alle zwei Wochen kommen muss, um seine Wäsche und die von meiner Mutter zu bügeln und zusammenzulegen und ihm im Haushalt zu helfen, weil er es nicht mehr kann aufgrund seines starken Übergewichts und seiner Arthrose. Das Schlimme ist, er tut rein gar nichts dafür, um vom Gewicht runter zu kommen. Im Gegenteil, er tut alles dafür, um noch mehr zuzunehmen. So kommt es mir jedenfalls vor. Er "frisst", entschuldigt bitte, wenn ich mich so ausdrücken muss, aber man kann es echt nicht mehr anders sagen, jeden Tag Süßigkeiten und Schokolade zusätzlich zum Mittagessen, bei dem zwei riesige Berge vertilgt werden und sitzt den ganzen Tag nur entweder vor dem PC oder dem TV. Sein Hund, zu dem ich übrigens ein viel besseres Verhältnis hab, weil ich mich als Welpe um ihn gekümmert habe, da ich da noch zuhause wohnte, kommt nur morgens mal für wahrscheinlich nicht mal eine halbe Stunde raus. Sonst darf er nur in den Garten. Dadurch hat er dann soviel angestaute Energie, dass ich alleine nicht mit ihm spazieren kann, wenn ich zuhause bin, da ich ihn nicht mehr unter Kontrolle hab. Ich trau mich das nur, wenn mein Freund auch mitgekommen ist, da er den Hund halten kann, wobei sogar er oft Schwierigkeiten hat. Nach einem langen Spaziergang ist er aber auch ruhig und zufrieden.

Mein Vater steckt mir zwar oft Geld dafür zu, aber das hilft mir auch nicht. Ich will kein Geld, ich will seine Anerkennung. Meine Mutter ist letztes Jahr ins Pflegeheim gekommen und ich kann es ja verstehen, dass mein Vater sich seinen Lebensabend anders vorgestellt hat aber so kann es einfach nicht mehr weiter gehen.

Ich möchte aber auch nicht den Kontakt abbrechen, weil ich damit erstens meiner Mutter das Herz brechen würde und ich dadurch zweitens meine kleine Nichte verlieren werde, die dieses Jahr auf die Welt kam und die ich über alles liebe.

Wie schaffe ich es, dass mein Vater aufhört, mich ständig so schlecht zu machen und runter zu ziehen, damit ich endlich selber an mich glauben kann und nicht immer Angst haben muss, jede neue Stelle aus welchem Grund auch immer zu verlieren?

Ich weiß, dass der Text sehr lang ist und ich danke wirklich jedem sehr, der sich die Zeit genommen hat, ihn zu lesen.
 
Mein Vater sagte dann zu mir, ich müsse an mir arbeiten, um das zu verbessern und ich solle Kurse machen, um mein Selbstbewusstsein aufzubauen. Jetzt darf ich das wieder richten, was man in meiner Kindheit falsch gemacht hat und das wird dann gleich wieder von meinem Vater zunichte gemacht, weil er seine Einstellung nicht ändert.

Guten Morgen! 🙂

vorab: ich kann Dich so gut verstehen, daß du wütend auf Deinen Vater bist. Ich denke, daß Problem ist lösbar ohne gleich den Kontakt abzubrechen.

Ich Idee mit den Kursen finde ich sehr gut und das würde ich Dir auch empfehlen. Die VHS bieten soetwas an, gerade auch für das Berufsleben. Falls dies nicht ausreicht, würde ich Dir eine Psychotherapie empfehlen.

Ja, und es ist gemein, aber sei froh, daß Du so früh zu dieser Erkenntnis gekommen bist. Die Eltern bauen sch****😱 und wir Kinder können das wieder ausbaden und nur wir und kein anderer Mensch. :wein: Da helfen auch keine Schuldzuweisungen oder Jammerei. Für mich war diese Erkenntnis sehr befreien, denn zum ersten Mal hatte ich das Gefühl für Eigenverantwortung und der Weg war plötzlich klar zumindestens in dieser Hinsicht: Es gibt viel zu tun!

Trotzdem würde ich mit Deinem Vater das Gespräch suchen, in den Du ihn auch alles sagst, wie Du das erlebst.

Wie schaffe ich es, dass mein Vater aufhört, mich ständig so schlecht zu machen und runter zu ziehen

Weißt Du, mein Vater hat mir als ganz kleines Kind, wenn ich irgendetwas in Selbstinitiative machen wollte, gesagt: "Laß das, das kannst Du nicht!" Dieser Satz fiel so oft, daß ich mir dieser Wirkung erst später mit 20 bewußt wurde. Da sagte er zwar nicht mehr: "laß das, das kannst Du nicht", sondern immer, wenn ich sagte, ich mache dies oder das: "kannst Du das denn?" Und ich sagte ihn irgendwann, daß er damit aufhören soll. Ich habe ihn auch gesagt, daß ich gerade psychotherapiert werde, mir das Energie und Zeit kostet und ich nicht kontraproduktiv das mehr hören will. Damit ist Schluß jetzt! Und es war schluß. Nun ist mein Vater 80 Jahre und letztens haben wir uns zum Essen verabredet und er wollte Frikadellen machen und ich sagte: Prima, dann mache ich den kartoffelsalat und er meinte: "Kannst Du das denn". Ja, und nun konnte ich es mit Humor endlich aufnehmen und sagte: "Ich bin 47 Jahre alt, also im heiratsfähigem Alter, da werde ich ja wohl einen Kartoffelsalat hinkriegen. Wir habe gelacht.

Du kannst energisch sein zu Deinem Vater und ihn das auch zumuten, Dich zumuten mit Deinen Gefühlen und auch "Vorwürfen" und das Du Dir das oder das von ihm wünscht. Sage ihn ruhig, die Idee mit dem Selbstwertgefühlaufpuschen ist eine gute Idee, wobei Du Dir auch von ihm Unterstützung wünscht. Gebe ihn dabei auch das Gefühl, dass er die Möglichkeit und die Chance hat zur Veränderung!

Viel Erfolg bei den Bewerbungen und höre auf Deinen Vater und mache da so ne Kurse und rede mal so ordentlich Tachelis mit ihm! Ihr wollt doch ein Team sein und nicht streiten!

Übrigens "passiert" es sicherlich 1000 andere Menschen mit dem Arbeitsleben.

Alles Gute

w.
 
Guten Morgen,

danke für deine aufmunternde Antwort.

Ich wollte mich bei der VHS nach so einem Kurs erkundigen. Ob eine Therapie weiter hilft, weiß ich noch nicht, aber irgend etwas muss ich unternehmen und das dringend.

Es ist gut, dass dein Vater dann damit aufgehört hat, als du es ihm klar gesagt hast. Um ehrlich zu sein, glaube ich aber nicht, dass mein Vater das macht. Er ist einer von den Menschen, für den andere Ansichten nichts zählen und der auch nie einen Fehler zugeben würde. Ich müsste mir dann nur Vorwürfe in der Art anhören wie, wir haben alles für dich getan und das ist der Dank dafür. Meine einzige Möglichkeit wäre, mir einfach nichts mehr aus dem zu machen, was er sagt, aber so einfach ist das sicher nicht. Mein Freund sagt jedesmal, wenn ich mit meinem Vater telefoniert habe oder bei ihm war, dass ich mich total verändern würde. Ich wäre meistens voll durch den Wind und hätte oft totale Komplexe.

Er hat auch schon desöfteren bei meinem Freund während meiner Abwesenheit über mich abgelästert. Nicht, dass er mich meinem Freund madig machen wollte, aber er sagte im Großen und Ganzen so Dinge wie ich würde nichts taugen und wäre für alles zu blöd. Mein Freund ist mittlerweile so sauer auf meinen Vater, dass er gar keine Lust mehr hat, zu ihm zu kommen. Am Samstag war er zwar kurz zum Helfen da, weil er es versprochen hat und ich war auch froh, dass sie normal miteinander geredet haben, aber er sagte, mein Vater hätte von ihm allen Respekt verloren.

Ich bin aber froh, dass mittlerweile immerhin meine Mutter zu mir hält. Als sie noch nicht im Pflegeheim war, war das nicht der Fall. Als ich sie am Freitag anrief und fragte, ob mein Vater wirklich zu ihr gesagt hätte, er war sicher, ich würde diese Stelle wieder verlieren und auch jede Weitere, sagte sie zwar, ja, das hätte er ihr gesagt, aber sie findet es nicht in Ordnung, weil ich für die Situation nichts kann und dann bat sie mich, meinem Vater auszurichten, dass er sie anrufen soll und sie würde mit ihm ein paar passende Worte reden. Hat aber scheinbar nichts gebracht. Bei einem späteren Telefon bekam ich mit, dass er in etwas zu ihr sagte, die Erfahrung hätte das ja schon gezeigt. Wenn man es interpretiert: Also ist es hoffnungslos. Weil es schon zwei Mal so war, wird es natürlich immer so sein, da kann man gar nichts mehr ändern. Anstatt dass er sagt du schaffst das und es wird nicht mehr passieren.

Im übrigen habe ich noch nie eine Stelle aufgrund meines Charakter verloren. Ich weiß gar nicht, wie mein Vater da überhaupt drauf kommt. Es war beides Mal aufgrund von schlechter Auftragslage, sodass Stellen weggekürzt werden mussten. Was das mit meinem Charakter zu tun haben soll, kann ich nicht erkennen.

Ich hatte auch insgesamt zwei Mal für ca 1,5 Jahre als Produktionshelferin gejobt und bei beiden Stellen kam ich so gut an, dass ich sogar von der Geschäftsleitung gelobt wurde aber das zählt für meinen Vater natürlich nichts mehr. Er will immer nur das Schlechte in einem sehen und nicht von seiner negativen Einstellung abkommen.

Meine Mutter sagt mir ja auch ständig, dass alles wieder gut wird, ich den Kopf oben halten soll, sie an mich glaubt und mich liebt. Ich weiß nicht, warum mein Vater das nicht kann. Vielleicht waren seine Eltern ja auch so zu ihm und er hat es nicht anders gelernt.

Wenn ich meinen Freund und meine beste Freundin nicht hätte, die immer für mich da sind, wüsste ich nicht, was ich machen soll. Sogar die Eltern meines Freundes unterstützen mich im vollsten Maße.
 
Ich habe ja jetzt erst mal beim Lesen gedacht: "Hut ab, junge Frau".

Dein Vater ist scheinbar wirklich kein allzu vorsichtiger Mensch. Anfangs dachte ich ja noch, er würde bloß versuchen, dir etwas Druck und Feuer zu machen, damit du mit der Situation klar kommst und du dich auf die Beine stellst. Aber es scheint ja eher so, als würde er dich fast absichtlich bremsen.

Dass du dann auch noch die Wäsche und den Haushalt machst hat mich ziemlich beeindruckt, das ist wirklich nicht schlecht von dir. Nein, es gibt eigentlich keinen Grund, dir einreden zu lassen, du hättest einen miesen Charakter. Wäre er mies, würdest du das nicht machen und direkt auf den Haushalt pfeifen, vor allem, wenn er dir ja ein schlechtes Gewissen einredet.

Aber ja, das was dich gerade aufhält ist vielleicht wirklich Pech. Im Endeffekt hast du scheinbar gute Arbeit geleistet und nun ist eben etwas passiert, was passieren kann. Das muss jetzt auch nicht an dir oder deiner Leistung liegen, schließlich musste eine von euch gehen. Nun hat es dich getroffen.

Ich finde es gut, dass du deswegen nicht gleich aufgibst und schon sagst, dass nun das Schreiben von Bewerbungen wieder anfängt. Manch anderer wirft gleich alles auf den Boden und hat gar keine Lust mehr. Du kannst nicht mehr machen, als dein Bestes zu geben und dich zu bemühen. Bestimmt hat das der Chef auch gemerkt, deswegen musste er die Meinung anderer einräumen, er hätte es selbst vielleicht nicht entscheiden können, weil er euch beide wirklich gut fand. Versuch es doch mal so zu sehen.

Bitte lass den Kopf nicht hängen, man liest schon, dass du recht verzweifelt und vielleicht auch verletzt bist wegen dieser Sache. Du kommst nur dann fest ins Berufsleben, wenn du es nun wieder versuchst. Und die Chance, dass diesmal alles klappt, die gibt es immer.


Und dein Vater könnte mal abnehmen, anstatt zu nörgeln. Sag ihm doch mal wirklich klar, dass dir das schon gewaltig auf die Nerven geht. Dabei kann man auch freundlich sein aber dennoch bestimmt. Er hat nicht so mit seiner Tochter, die sich Mühe gibt und hilft wo sie kann, umzuspringen.
 
Guten Morgen,

anfangs dachte ich ja auch, dass er damit versucht, mir Feuer unterm Hintern zu machen, aber das ist eine komische Art, jemanden zu Unterstützen. Naja, eigentlich hat er schon von klein auf so mit mir geredet und es damit geschafft, dass ich mir selber auch nichts mehr zutraue.

Ich wurde von meinen Eltern so erzogen, dass die Kinder den Eltern zu helfen haben, wenn sie mal alt sind und nicht mehr können. Dass ich geholfen habe, als ich noch zuhause gewohnt habe und meine Mutter so schwer krank wurde, dass sie nicht mehr konnte, war für mich selbstverständlich. Mein Vater ist, entschuldigt, wenn ich das so sagen muss, einfach nur Faul. Es ist nicht so, dass er gar nichts macht, aber er ist froh, wenn ihm so viel wie möglich an Arbeit abgenommen wird. Er sitzt dann halt lieber vor dem TV und dem PC, weil er der Ansicht ist, dass er in seinem Alter nichts mehr im Haushalt machen muss. Ich muss dazu sagen, mein Vater ist 66 und seit 16 Jahren aus dem Beruf draußen. Die Oma meines Freundes ist 80, verweigert jede Hilfe und hilft sogar manchmal noch bei der Familie meines Freundes. Wäre ich ihre Tochter, würde ich das nie im Leben erlauben. Meine Mutter hat ihm früher eben alles abgenommen und ihn behandelt wie einen Pascha. Als ich gestern mit einer Freundin telefonierte, sagte ich, dass bei ihm immerhin ordentlich aufgeräumt ist. Daraufhin sagte sie, das wäre ja auch normal, das man sein eigenes Zeug aufräumt. Wo sie Recht hat, hat sie recht, aber scheinbar war das für mich nicht normal. Mir sagt auch jeder, sogar Frauen, die selber Mütter sind, das Eltern kein Recht haben, ihre Kinder so zu beanspruchen. Meine Eltern sagen aber genau das Gegenteil, das Kinder dazu verpflichtet sind und das seine Eltern einem nicht wichtig sind, wenn man das nicht macht. Andrerseits sagt mein Vater immer, er kann mich nicht dauernd herordern, nur weil er mich braucht. Ich komm aber trotzdem mindestens alle zwei Wochen. Mittlerweile aber meistens nicht mehr das ganze Wochenende, weil irgendwann eh nichts mehr zu tun ist und ich dann nur noch rumsitzen kann. Er fragt dann aber jedes Mal, wann ich wieder komm.

Ich hoffe, dass es wirklich nur Pech war und ich bin traurig darüber, nicht mehr in der Firma arbeiten zu können. Damit muss ich mich aber abfinden. Ärgerlich ist auch, dass die Tätigkeit, die ich dort verübt habe, nicht dazu beigetragen hat, meine Berufserfahrung zu verbessern. Das war eigentlich Pippifax, was man dort machen musste. Ich war als Bürokauffrau angestellt und hatte weder PC noch Telefon, was ich bisher immer gewohnt war. Man kann eigentlich in einem Satz erklären, was man dort den ganzen Tag gemacht hat. Aber es hat Geld eingebracht und sogar mehr als bei meinem vorherigen Betrieb.

Ich werde noch lange nicht aufgeben, schon allein wegen mir, aber auch, weil es Menschen gibt, die das von mir erwarten und die ich nicht enttäuschen will. Mein Freund ist sehr erfolgreich in seinem Ingenieursberuf, wie kann ich da ständig arbeitslos sein? Er sagte mir zwar, er liebt mich nicht wegen meines Berufes, aber man möchte auch nicht allzu schlecht dastehen. Es belastet ja auch, dass er die erste Zeit die komplette Miete zahlen muss, auch wenn er es kann, aber ich möchte es nicht von ihm verlangen.

Mein ehemaliger Chef sagte auch, dass er mit uns beiden sehr zufrieden war.

Verzweifelt bin ich wirklich. Ich war davor so glücklich und jetzt sitz ich wieder mit ständigen Angstgefühlen und Herzrasen hier und breche ständig in Tränen aus, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll und ich es nicht aushalte, einsam in meiner Wohnung zu sitzen. Heute Abend kann ich zum Glück zu meinem Freund und ich bin froh, wenn der Umzug endlich über die Bühne ist. Er sagte schon, dass es mir dann sicherlich besser gehen wird.

Ich hab auch Angst vor dem, was mich erwarten wird. Ich habe Angst, neue Kollegen zu bekommen, mit denen ich nicht klarkomme oder die mit mir nicht klarkommen. Mir fehlt nun mal einfach das sichere und selbstbewusste Auftreten. Ich war einmal für nur zwei Wochen als Leiharbeiterin in einer Firma, bis diese gemerkt haben, dass ich nicht ihrem Profil entsprochen habe, was sie gesucht haben, weil sie sich nicht für meine Unterlange interessiert haben und ich hatte eine Kollegin, die es wirklich geschafft hat, mir mit ihrer Art Angst zu machen, was bisher noch nie passiert ist. Die Person war nur ein paar Jahre älter als ich, aber kalt wie eis. Egal, wie oft ich es versucht habe, sobald sie in meine Nähe kam, habe ich fürchterliches Herzklopfen bekommen und meine Hände haben gezittert und sie hat das natürlich gemerkt. In meiner letzten Firma waren alle Kollegen total nett und lustig. Was es bringen soll, Kollegen fertig zu machen, habe ich bis heute nicht verstanden.

Es stört mich ganz gewaltig, dass mein Vater so mit seiner Gesundheit umgeht. Manchmal glaube ich sogar, er macht das mit Absicht, damit er früh stirbt. Reicht eigentlich schon, dass meine Mutter nicht sehr alt werden wird. Mittlerweile glaub ich aber, dass sie meinen Vater überlebt. Nur was ist dann? Dann ist sie in ihrem Pflegeheim 40 km von mir entfernt und ich kann nicht jeden Tag nach der Arbeit zu ihr fahren. Dann werde ich sie in ein Pflegeheim in meiner Nähe holen müssen oder meine Schwester holt sie in eins in ihrer Nähe. Ich hab meiner Mutter schon oft gesagt, dass mein Vater dringend abnehmen muss und sie sagt nur entweder, er versucht es ja ständig, aber das ist nicht so einfach oder ich soll ihn sein Leben so leben lassen, wie er möchte. Nur warum lässt man dann mich nicht so leben wie ich möchte? Ist ja wohl klar, dass man nicht abnehmen kann, wenn jeden Tag zwei riesige Mittagessen ist, sich nicht bewegt und die Süßigkeiten nicht weglässt. Ich kann es verstehen, dass man sich mit Arthrose so wenig wie möglich bewegen möchte, aber das macht es halt nicht besser.
 

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