Ich möchte mich zuerst einmal bedanken. Als ich den Text abgeschickt hatte, habe mich gefühlt wie der größte Schmutz und einen riesen Shitstorm erwartet, aber die Antworten sind überraschend gesittet bis sehr nett ausgefallen. Ich kann nicht einschätzen, wie Menschen reagieren, wenn ich über mich (nicht meine Fassade) spreche. Aus meiner Vergangenheit kenne ich nur negative Reaktionen bis Boshaftigkeiten.
Du brauchst jemand, der auf dich eingeht, deine Bedürfnisse beachtet, einfach gut zu dir ist und dir Aufmerksamkeit schenkt. Damit du endlich erlebst, dass jemand für dich da ist.
Ich habe jemanden gefunden, der so gut zu mir ist. Er ist die einzige Person, auf die ich mich verlassen kann. Ich kann mich allerdings nicht 100% emotional darauf einlassen. Ich bin vielleicht zur Hälfte dabei (was mehr ist, als ich jemals zugelassen habe), die andere Hälfte sträubt sich. Ich habe das Gefühl, dass ich mich sonst emotional abhängig mache. Wenn sich diese Beziehung auflösen würde (egal warum), würde ich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlagen. Ich habe nicht wirklich jemanden, der mich auffangen könnte, deswegen muss ich selbst dafür sorgen. Meine Unabhängigkeit ist meine Stabilität...
Ich würde nicht zwangläufig sagen das du ein Narzisst bist. [...]
Ich möchte dir nicht widersprechen, wenn du sagst, dass ich nicht narzisstisch bin, aber ich will auf ein paar Punkte eingehen.
Soweit ich mich belesen habe, gibt es nicht "den" Narzissmus. Er kann sich auf verschiedene Weisen ausdrücken. Dass man also unbedingt so und so handeln muss, um als Narzisst diagnostiziert zu werden, kann man also pauschal nicht sagen, deswegen kann man nicht zu jedem x-beliebigen Therapeuten, sondern braucht jemanden, der sich dieses Gebiet zur Aufgabe gemacht hat. Finde ich hier nicht.
Ich kenne meine Kompetenz und brauche niemanden, der sie mir bestätigt. Obwohl ich weiß, welche Kompetenz ich habe, bin ich extrem unsicher darin, sie zu vorzuführen. Bewerbe ich mein Können, fühle ich mich immer, als würde ich übertreiben oder lügen. Darüber hinaus bin ich dennoch sehr glaubhaft und wirke sicher. Man nimmt mir alles ab. Personaler schmelzen in meiner Hand wie ein Stück Butter. Niemand würde an meinem Gelaber zweifeln. Niemand.
Ich kann nicht mit Kritik umgehen, wie gesagt. In meinem ganzen Leben (bis vor Kurzem), habe ich alles abgeblockt und andere Menschen einfach ignoriert, wenn sie mich kritisiert haben. Ich habe ganze Freundschaften aufgegeben, weil es für mich nicht möglich war, etwas an mir zu ändern. Inzwischen nehme ich Kritik an, aber nicht um mich zu ändern, sondern um bei anderen ein bestimmtes Verhalten zu erzielen. Ob das narzisstisch ist oder nicht, es ist bescheuert, das weiß ich.
Was das belohnen betrifft. Ich wurde viel bestraft und geschlagen. Belohnungen gab es nur selten, Geschenke nur zu Weihnachten (nur eins, nichts teures, irgendein Brettspiel o.ä.). Gleichzeitig wurde ich öfter vor anderen Leuten gedemütigt und schlecht gemacht
von meinen eigenen Eltern, paradoxerweise haben sie aber auch mit mir angegeben, wie klug ich nicht wäre etc. Ich habe es damals nicht verarbeiten können, es hat Verwirrung in mir ausgelöst. Ich weiß nur, dass ich nie gut genug sein konnte. Selbst bei guten Noten hätte ich mich mehr anstrengen können und bei sehr guten Noten wurde mir vermittelt, dass es erst ausreicht, wenn ich immer überall so gut wäre. Aber seis drum, mit meinen Eltern bin ich fertig.
Wenn du schon Narzissten in der Familie vermutest ist die Wahrscheinlichkeit das du ebenfalls eine NPS haben kannst recht hoch, [...]
Es ist zwar nicht diagnostiziert, aber ich bin mir da sehr sicher. Die Personen in meiner Familie, die es betrifft, sind so von sich eingenommen, dass man sich wie im falschen Film fühlt. Alle anderen sind schlecht und werden kritisiert, sie selbst machen ALLES besser und sowieso richtig. Alles was man selbst gut findet, wird schlecht geredet. Seien es Urlaubs- oder Lebenspläne, Bekanntschaften, Freundschaften, der eigene Körper, die neue Frisur... alles. Auf der anderen Seite beweihräuchern sie sich und erwarten Bewunderung. Ihre eigenen Verfehlungen werden komplett verleugnet.
Ganz normale Handlungen führen zu extremster Eskalation. Ich geb mal ein Beispiel: Ich habe mal im Wohnzimmer Bücher abgestaubt und wieder ins Regal einsortiert. Dabei wurde ich "erwischt". Daraufhin ist die Person
explodiert, weil sie das als Kritik verstanden hat. Ob ich glauben würde, dass sie das selbst nicht könne? Ob ich sie für dumm halten würde? Etc. Und nein, es gab keinen Putzplan o.ä. Ich habe es sauber gemacht, weil es ein Gemeinschaftsraum war und es mal wieder Zeit war. Meiner Meinung nach eine ganz normale Sache, die man macht, wenn man zusammen in einem Haus wohnt.
Von Kritik will ich gar nicht anfangen. Du könntest diesen Menschen fragen, ob er bitte den Fernseher leiser stellen könnte. Daraufhin würde er ausrasten und fragen, ob man damit sagen wolle, er wäre schwerhörig. Dass er ganz bestimmt nicht schwerhörig wäre und man selbst eben zu empfindlich und man sich mal nicht so anstellen solle. Auf eine sehr herabfällig Art und Weise. (Sorry, dass so holprig klingt, ich bin nicht gut darin, solche Situationen nachzuerzählen.) Das ist im Grunde nicht einmal Kritik, aber ALLES was man sagt, wird als Kritik aufgefasst und brutalst abgeschmettert.
Solche Situationen waren der Alltag. Ich habe daraufhin sämtliche Bemühungen heruntergefahren, mich im Hintergrund gehalten und wenig geredet um das Eskalationspotential zu senken. Aber selbst das war Grund genug, um mich anzugreifen. Das wurde mir fortan als Faulheit ausgelegt.
Narzissten haben kaum Empathie. Genauer gesagt Emotionale Empathie. Da sich der Teil des Gehirns dahingehend nicht (richtig) entwickeln konnte. Das bedeutet das sie nicht in der Lage sind, Emotional auf andere so zu reagieren wie "normale" Menschen.
Ja. Das gibt mir jetzt zu denken. Ich war als Kind der Meinung, ich wäre eine richtig Nette, Hilfsbereite. Aber meine Freundinnen haben mir, nachdem ich ihnen anscheinend lange Zeit ziemlich auf die Nüsse gegangen bin, mal sehr deutlich ihre Meinung verklickert. Davor hatte ich ein komplett anderes Bild von mir. Wirklich komplett.
Ich habe eigentlich schon das Gefühl, dass ich viel Empathie habe. Aber ich hatte auch schon Situationen, in denen ich offensichtlich komplett falsch lag. Ich habe oft das Gefühl, dass ich die Realität nicht so wahrnehme wie andere. Mir ist es oft passiert, dass ich mit Menschen über etwas geredet habe und SEHR oft zur Antwort bekam: "Ja, aber du bist ja auch anders/eine Ausnahme." Und das war nicht als Kompliment gemeint (ich weiß, dass viele Männer sowas zum Flirten sagen), sondern im Rahmen von einer x-beliebigen Diskussion.
Ich kann nicht einschätzen, wie gut oder schlecht ich bin.