Ich fühle mich wertlos und hänge in der Vergangenheit

Ich habe schon sehr lange das Gefühl, wertlos zu sein. Irgendwie möchte ich immer gewinnen bzw. der Beste sein und alles andere ist für mich das gleiche wie komplett zu scheitern. Ich kann mich nicht über meine Erfolge freuen, empfinde sie nicht als etwas besonderes und es interessiert mich nicht mal, wenn ich Komplimente von Außen für meine Leistung kriege. Aber wenn ich nie zufrieden mit mir bin, kann ich vieles ja auch gleich lassen. Wie werde ich das also los?

Im Zusammenhang dazu nehme ich mir auch viele Dinge aus der Vergangenheit übel. Ich habe einige Freunde sehr schlecht behandelt und das kann ich mir nicht verzeihen. Die Personen haben mir schon vergeben, meinen es war doch nicht so schlimm, aber ich denke unsere Beziehung wäre um einiges besser gelaufen, wenn ich nicht immer alles kaputt machen würde. Das schlimmste ist, mich verfolgt nicht nur meine Vergangenheit, sondern ich mache manche Fehler immer wieder. Wie soll ich da klar kommen?

Hast du in einer Therapie darüber gesprochen..?

Deine Gefühle werden mit deiner Vergangenheit und Familie im Zusammenhang stehen...

Ein geliebtes Kind muss nicht immer der Beste sein um Zuneigung zu bekommen..

Mit meiner ersten Therapeutin kam ich nicht zurecht, jetzt suche ich schon länger jemand neuen. Ich habe das alles schon mal gehört, aber es fällt mir schwer das zu verinnerlichen. Ich verdiene vieles einfach nicht.

Ich finde, die meisten Menschen haben keinen wirklichen Wert. Aber sie sind trotzdem auf der Welt. Wenn andere das recht haben zu Leben, hast du das auch. Wenn du denkst, etwas nicht zu verdienen, dann nimm es nicht an. Du musst dich deinen Schuldgefühlen nicht aussetzen

Hallo Shirley Ann,

das klingt wirklich so, als hätte Dir jemand in Deiner Vergangenheit das eingeredet - vielleicht, dass Du nur gut genug bist, wenn Du die Beste bist, dass Du nur geliebt wirst, wenn Du Erfolg hast, wenn Du gut, wenn Du die Beste bist? Kann das sein? Dann würde ich auch zu einer Therapie raten und den Maßstab, den Du an Dich legst, nicht an den Therapeuten legen.

Jeder Mensch hat einen Wert, jeder Mensch macht Fehler und wenn er sie einsieht und daran arbeitet, sie nicht ständig neu zu machen, dann ist das schon toll. Das machen so viele Leute nicht. Du bist sehr selbstkritisch, kannst Dir nicht verzeihen, während andere das schon längst getan haben. Die Vergangenheit ist vorbei, Du kannst sie nicht ändern, Du kannst sie nur loslassen und aus den Lektionen lernen.
Vielleicht würde Dir ein spiritueller Weg helfen zusätzlich zu einer Therapie? Meditation z.B., Beten, Dankbarkeitsübungen (mal aufschreiben, wofür Du alles im Leben dankbar bist, dass Du lebst, gesund bist - hoffe ich - etc. etc.

Wir versuchen oft, wenn wir ein Problem haben, es zu bekämpfen, wir unterdrücken es, wollen es weghaben. Aber diese Gedanken und Gefühle sind ein Teil von uns - unserer inneres Kind- die uns etwas sagen wollen und die einen Grund haben, in uns zu existieren, ob wir sie wollen oder nicht, aber sie sind da. Je heftiger wir sie wegstoßen, umso stärker kommen sie wieder. Solange wir uns ihnen nicht widmen, werden sie bleiben, bis wir verstehen, was sie sagen wollen. Nur was man akzeptiert und annimmt, kann man ändern.

Es gibt eine schöne buddhistische Übung - Dämonenübung - aus dem Buch von Tsultrim Allione: den Dämonen Nahrung geben. Wenn Dich das interessiert, schreib mich, dann erkläre ich mehr darüber. Kurz gesagt, geht es darum, unseren "Dämonen" (wie z.B. Wut, Eifersucht, Schmerz, Selbsthass, Traurigkeit etc. etc. etc.) zu begegnen, uns an die Stelle des Dämonen zu begeben und herausfinden, warum er da ist, was er sagen will. Eine interessante Übung, mit der man in der Tiefe arbeiten kann. Das sollte man aber nicht machen, wenn man psychische Probleme bzw. Krankheiten hat - dann sollte man sowas mit seinem Therapeuten besprechen, da natürlich Dinge hochgespült werden können, die wir verdrängt haben.

vielleicht wäre eine körperorientiertere Therapie gut für Dich? Etwas, womit man weniger mit dem Kopf arbeitet, der einem oft im Wege steht, sondern mit dem Körper und unmittelbarer mit den Gefühlen. Ich wünsche Dir, dass Du einen Weg findest, Dich anzunehmen und zu lieben. Nur mit Selbstliebe kann man sich ändern und auch andere lieben und verzeihen, sich und anderen. Lg, Nina

Shirley Ann meinte:

Ich habe einige Freunde sehr schlecht behandelt und das kann ich mir nicht verzeihen. Die Personen haben mir schon vergeben, meinen es war doch nicht so schlimm

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Dann hast Du Dich bereits entschuldigt - oder? Wichtig ist Du beim nächsten Mal nicht wieder in Dein schlechtes Verhalten zurückfällst. Echte Freundschaften erkennt man daran, dass sie nicht gleich am ersten Problem scheitern. Was ist das für eine Freundschaft, die nur von Friede, Freude und Eierkuchen lebt? Das ist eine Traumwelt.

Hm, also wenn ich mir etwas vornehme und es dann tatsächlich schaffe, freue ich mich entweder wenig oder gar nicht. Weil ich dann denke, ich habe es nicht richtig oder gut genug gemacht. Ich glaube an meinen Zielen liegt es nicht, sondern an meiner Grundeinstellung, dass ich in allem schlechter bin als andere.

In der Therapie haben wir schon festgestellt, dass das durch die fehlende Liebe meiner Eltern ausgelöst wurde. Aber so richtig verarbeiten kann ich das noch nicht. Ich war nie einer Meinung mit meinen Eltern, bis auf die Tatsache, dass man sich Liebe erst verdienen muss, und dass die eigene Leistung nicht zählt, wenn man nur einer von vielen ist. Ich würde das gern ablegen, weil ich unter dieser Denkweise leide, aber ich glaube noch sehr stark daran. Meditation und solche Übungen beruhigen mich zwar, aber ganz kriege ich diese Gedanken nicht los, egal wie sehr ich mich mit ihnen befasse.

Ich kann schlecht mit Konflikten umgehen, ich denke wenn man nicht einer Meinung ist, ist die ganze Beziehung zum Scheitern verurteilt. Ich bin selbst auch sehr nachtragend und ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Freunde mir manche Worte oder Taten von mir wirklich vergeben haben. Vor allem da man ja einmal einen Fehler machen kann, aber ich manchmal auch welche zweimal mache.

Hm, also es gibt im allgemeinen schon Menschen, die schlechter sind als ich, aber ich vergleiche mich nur mit meinen Freunden und die sind tatsächlich überall besser als ich. Ich hatte in der Schule meistens einen 2er oder 3er Schnitt, meine Freunde eher 1er, wenn wir jetzt bei dem Beispiel bleiben wollen. Und ich bin auch sonst bei allem die letzte, langsamste, dümmste, was auch immer. Mich interessieren ja die Menschen nicht, mit denen ich nichts zu tun habe, aber ich denke um mit meinen Freunden mithalten zu können muss ich mehr leisten. Mittlerweile habe ich auch einen verhältnismäßig einfachen Beruf und mache mich dafür runter, weil sich keiner meiner Freunde auf sowas einlassen würde