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Ich fühle mich von meinem Chef gründlich veräppelt!

G

Gast

Gast
Liebes Forum,

ich (33 und weiblich) bin seit einem knappen Jahr an meinem jetzigen Arbeitsplatz in einem kleinen Büro in der Werbebranche beschäftigt. Schon seit ein paar Monaten wusste ich, dass mein Chef in Zahlungsschwierigkeiten steckt. Ich wusste nichts genaues, da er nur Andeutungen machte. Die Gehälter zahlte er noch, wenn auch mit Verspätung.

Ich war trotzdem schockiert, als ich vor einer Woche einen Zettel auf einem Schreibtisch liegen sah. Daraus war zu entnehmen, dass es zur Zwangsversteigerung seines Hauses, wo sich das Büro und 2 Wohnungen (auch seine) befinden, gekommen ist. Zu Hause sah ich im Internet nach und fand die entsprechende Information, dass der Termin für die Zwangsversteigerung Mitte Februar war. Gestern lag ein Zettel auf seinem Schreibtisch mit der Notiz: Telefonanschluss kündigen.
Ich gehe davon aus, dass er das Haus innerhalb der nächsten paar Wochen räumen muss.

Ich erwartete, dass mein Chef mir diese Woche mitteilen würde, wann der Job für mich beendet sein wird. Denn eigentlich müsste er mir ja auch eine Kündigungsfrist von 4 Wochen einräumen. Doch er erwähnte das Desaster mit keinem Wort und gab sich locker wie immer. Lästerte noch darüber ab, dass er jetzt auch seinen Auszubildenden rausgeworfen hat (er hat sich in den vergangenen Monaten von etlichen Mitarbeitern getrennt). Sprach über sein Glück in der Liebe und wieviele Jahre er mit dieser Frau zusammen war. Dinge, die wirklich irrelevant sind für mich!

Heute ließ er voll seinen Frust an mir aus. Eine Präsentation, die ich ausgearbeitet hatte, sei so dermaßen daneben, dass er so etwas grausiges noch nie gesehen habe. Ob das mein Ernst sei! Er habe sich schon gefragt, ob ich überhaupt Ahnung vom Computer habe und dass man das von einer Frau mit einigen Jahren Berufserfahrung wirklich erwarten könne! Ich sagte ihm, dass ich es nicht besser hinbekomme, weil mir da die Erfahrung fehle. Wie wir das nun regeln könnten. Er sah mich kalt an und meinte, er müsse sich nun überlegen, wie er verfahren würde. Er müsse darüber nachdenken. Für mich war das eine indirekte Androhung einer Kündigung, und das so kurz vor Toresschluss!
Als ich nach Hause ging, habe ich erst mal geheult, weil ich mich mit dem Chef überwiegend gut verstanden habe.

Es gibt niemanden, den ich fragen kann, wann dort Schluss sein wird. Außer mir gibt es noch eine Auszubildende, zu der ich aber keinen guten Draht habe. Ich kann den Chef doch nicht auf die Zwangsversteigerung ansprechen. Er denkt am Ende noch, dass ich in seinem Büro herumgeschnüffelt habe.

Ich bin sehr enttäuscht! Ist das ein Zeichen, dass der Chef kein Vertrauen zu mir hat, weil er nicht mit der Wahrheit rausrückt?
Verachtet er mich so sehr, dass er mir zum Schluss noch eins reinwürgen muss und mich als unfähig hinstellt?

Gruß,
ein Gast
 
Hallo Gast,

ich denke, es ist eher das Unvermögen deines Chefs, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Er macht allen, und auch sich selbst was vor, in dem er vom eigentlichen Problem ablenkt und einerseits von total unrelevanten Dingen erzählt, andererseits die Leute schlecht macht, denen er kündigen müsste.

Kannst du vielleicht offen mit ihm reden? Du musst ja nichts von der Zwangsversteigerung erwähnen, kannst ja fragen 'was ist eigentlich hier los, ich merke doch, dass etwas nicht stimmt'. Möglicherweise kommst du ihm damit den entscheidenden Schritt entgegen und er kann sich öffnen.

Versuch' mal, dich in ihn hineinzuversetzen. Sein ganzes Leben geht den Bach runter, Haus weg, Firma bald weg. Jeder geht mit so einer Ausnahmesituation anders um.

Unabhängig davon würde ich mich schon nach einer anderen Stelle umschauen.

Ich wünsche dir alles Gute! Anne
 
Was hast Du noch zu verlieren?

Wenn Du Pech hast bekommst Du schon die nächste Gehaltszahlung nicht mehr.

Frag ihn einfach wie die Zukunft aussieht in der Firma und ob die Firma weiter bestehen oder geschlossen werden wird.
 

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