ich kenne das. Oft entsteht dieses Denken durch Vergleiche mit Anderen. Was Schönheit ist, was "Perfektion" ist, wird zumeist von der Gesellschaft bestimmt. Nach dem Motto "du musst...sein, um...weil sonnst..." zum kotzen finde ich das.
Du schreibst, dass es jemanden gab, der dir immer sagte, du seist hässlich. Gab es nur diese Person? Oft ist es so, wenn es von jemand nahe stehendem kommt, glaubt man es eher. Habe aber die Erfahrung gemacht, dass oft Menschen, insbesondere Frauen, die subjektiv gesehen überhaupt nicht hässlich sind (sprich: den objektiven, tief in unserem Denken verankerten Kriterien für Ästhetik entsprechen), als hässlich betitelt werden, und dann passiert etwas erstaunliches: sie werden hässlich.
Aber nur in ihrem Kopf, da wo es am meisten anrichtet. Funktioniert übrigens auch mit "du bist dumm" oder "mit dir will niemand etwas zu tun haben".
Beurteilen kann ich dich natürlich nicht. Und ich distanziere mich davon, Ferndiagnosen zu stellen. Aber ich vermute, dass es anders ist als du denkst - du bekommst ja tatsächlich auch Bestätigung. Ja, es gibt da dieses "Schönheitsideal", man ist schön, wenn...
Aber niemand ist verpflichtet, dieses Ideal auch zu erfüllen, bzw niemand ist darauf angewiesen. Ich habe auch lange versucht, so zu sein, wie mir andere sagten, dass ich sein soll. Auch vom Aussehen her. Aber ich habe schnell gemerkt, wenn man das macht, distanziert man sich immer weiter von dem, der man tatsächlich ist. Mir hat es geholfen, den Dingen auf den Grund zu gehen, warum ich denke, dass an mir etwas falsch ist, das ich ändern muss. Kritisch zu hinterfragen, ob die Leute, die mich damals gehänselt haben, nicht versucht haben mir die Wahrheit klar zu machen, sondern einfach das passende Opfer gefunden hatten. Eine große Rolle gespielt hat bei mir, dass ich mich erst mal von dem größten negativen Einfluss distanziert habe. Ich habe mir die Hobbies gesucht, die mir Spaß machen, trage die Klamotten, die ich mag, das macht schon viel aus. Allgemein habe ich mich von gesellschaftlichen Zwängen losgesagt. Als Mann wird einem durchaus auch oft gesagt, wie man auszusehen hat, damit, bla bla.
Es gibt da zwei Sichtweisen: Wie andere einen wahrnehmen. Und wie man sich selbst wahrnimmt. Es kann sogar die Wahrnehmung von außen ändern, wenn man seine Sicht auf sich ändert, was man über sich denkt, sehen andere, sozusagen...ich glaube aber herauszulesen, dass die Leute dich ja eh anders sehen als "hässlich". Wie ich oben geschrieben habe, ist das IMHO eine von außen induzierte Denkweise. Mir sind schon viele Frauen begegnet, die meinten sie seien hässlich, obwohl sie eigentlich sämtlichen Schönheitsidealen entsprechen, völlig verrückt. Das ist dann ja quasi sowas wie innere Hässlichkeit. Das loszuwerden ist schwierig, damit habe ich auch Erfahrung. Mir hat es geholfen, ein wenig mich selbst zu finden, was mache ich wirklich gerne, welche Klamotten gefallen MIR (nicht anderen!), das hilft einem herauszufinden, was man eigentlich über sich SELBST denkt, und warum. Übrigens finde ich den Titel interessant, "schön genug". Schön genug für wen? Wieder mal ein gesellschaftliches Phänomen, schön genug sein, gut genug sein, reich genug sein....