Hallo
@Corpse_Bride ,
nach allem was ich von Dir lese und ich kann mich natürlich irren, solltest Du Dich mal um ein Buch zum Thema "Das innere Kind" kümmern. Auch nach meiner Erfahrung gibt es in jedem Menschen noch mehr oder weniger ausgeprägte "kindliche Anteile", in denen sich die Erfahrung der damaligen Zeit "sammelt". Das hat nicht mit einem Krankheitsbild zu tun. Es ist einfach ein "Denkmodell", um dran besser veranschaulichen zu können, warum sich jemand scheinbar so irrational, zornig, bedürftig oder was auch immer verhält.
Bitte entschuldige, wenn ich jetzt von mir ausgehe, aber ich kann es so besser erläutern: ich habe nie verstanden, warum ich bis heute nur sehr schwer auf Menschen zu gehen kann, warum ich diese Angst davor nie losgeworden bin. Eines Tages lernte ich eine Heilpraktikerin kennen, der ich davon in einer "offiziellen Sitzung" davon erzählte. Sie stellte nur eine Frage: "Wer warst Du als junger Mensch?" und vor mir sah ich einen etwa 6-jährigen kleinen Kerl in Lederhosen, der traurig zu mir aufschaute. Von einer Sekunde auf die andere wurde ich von einer Traurigkeit und einer Verzweiflung erfasst, zu denen die Bilder aus meiner Jugend nicht passen wollten. Ich hatte doch eine glückliche Kindheit mit Geschwistern?
Aber dann kamen all diese Erinnerungen, all diese Gedanken und ich wusste plötzlich wieder, wie furchtbar einsam und unverstanden ich mich gefühlt hatte. Es ging immer um dies und das, nie um mich. Ja, es gibt viel schlimmere Schicksale, also "Jammern auf hohem Niveau"? Aus der Sicht eines Erwachsenen: ja. Aber nicht aus der Sicht des kleinen Kerls, der nicht verstand, warum dieses oder jedes geschehen MUSSTE. Ich wollte immer nur wissen "Warum?" und bekam nur ein "Darum".
Der entscheidende Punkt stand in diesem Buch vom inneren Kind: schon in jüngeren Jahren treffen wir Entscheidungen, die damals vielleicht Sinn gemacht haben: "Mich versteht niemand.", "Ich weiß nicht, was das soll.", "Ich kann euch allen nicht vertrauen", "Ihr wollt mehr von mir, als ihr mir gebt" oder was immer das für Sätze sind, die einem manchmal zögerlich oder auch ganz schnell wieder einfallen. Oft sind sie aus der Not heraus geboren. Ein Kind "lernt", wie es sich die Dinge holen kann, die es benötigt. Und wenn nichts anderes funktioniert, dann ist es eben "negative Aufmerksamkeit". Mach ein Problem daraus, dann sieht "man" Dich.
Der zweite entscheidende Punkt ist: Du kannst noch viele Jahre mit Ursachenforschung zubringen und wirst solange noch immer hungern, weinen, wütend und traurig sein, bis Du Dich als heutige Erwachsene um dieses kleine Mädchen wirklich kümmerst, ihm zuhörst, mit ihm weinst, mit ihm schreist und nicht weggehst. Nur Du kannst das. Meinen kleinen Kerl mit seiner Rotznase und seinem traurigen Gesicht in mir gefühlt in den Arm zu nehmen und ihn mit allem anzunehmen, was ihn ausmachte war einer der bewegendsten Schritte, um mich "ganz" zu fühlen.
Schau mal, ob Du ein Buch findest, denn das kann ein Prozess sein, den Du immer mal wieder neu angehen musst. Ich bin kein "Esoteriker" und halte nichts davon, dass Dich ein Buch finden wird. Ganz gewiss nicht. Das hat nichts mit "Geistern der vergangenen Weihnacht" zu tun. Es ist nur ein Denkmodell für Anteile unserer Psyche, die wir manchmal aus gutem Grund verdrängt haben. Probiere es aus, aber das alles kann Dich ziemlich "schlauchen". Ich war für Wochen nur noch auf "Halbmast".