Ich dachte immer die Zeit heilt wunden, aber dem ist nicht so. Die Zeit lässt langsam vergessen, aber sie wird nie wieder alles gut machen... Die letzten Jahre wurde ich extrem gemobbt und körperlich sowie psychisch fertig gemacht. Jetzt nach dem Schulwechsel dachte ich alles wird gut aber das wird es nicht. Mir geht es fast noch schlechter als vorher. Klar ist es toll, dass ich in der Schule jetzt besser bin und mehr anschluss finde, aber sobald ich daheim bin geht es mir extrem schlecht. Ich kann nicht schlafen, ich nehme ab, weil ich weniger oder teilweise gar nichts esse und ich verschließe mich immer mehr und hab ständig eine gedrückte Stimmung und jeder fragt mich was los ist und ich kann keine Antwort drauf geben. Ich bin einfach nicht mehr ich selber und das will ich nicht und ich schreibe hier weil ich Hilfe brauche.. Ich brauche einen Rat, dass ich das Überwinden kann, das ich meinem Freund und meiner Familie zuliebe wieder die alte werde. Könnt ihr mir helfen? Einfach einen Rat geben, wie ich wieder normal werden kann und was mit mir nicht stimmt. Danke
Hallo, L_M,
es tut mir leid, dass Du Dich unglücklich fühlst.
Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob du wirklich unglücklich bist oder ob Du Dich nicht einfach mit dem Unglücklichsein abgefunden hast und darin verharren möchtest.
Du isst nicht genug und schläfst zu wenig. Warum?
Wenn Du gemobbt wurdest – dann steht dahinter die Aussage: Du bist kein wertvoller Mensch.
Du kannst dieser Aussage zustimmen – oder sie ablehnen. Im Moment sieht es so aus, als ob Du diesen Menschen in Deiner Vergangenheit zustimmen würdest. In der Folge gönnst Du Dir zu wenig Schlaf und zu wenig Essen.
Du verschliesst Dich. Das empfinde ich als zusätzliche Strafe. Du drückst damit aus, dass Du diesen wertlosen Menschen Deiner Familie und anderen Menschen nicht zumuten möchtest.
Du bist die Person, die Du bist. Es ist lediglich die Frage, ob Du der Wertvorstellung der Menschen zustimmst, die Dich gemobbt haben.
Also ich würde widersprechen und mich über das Leben ohne diese Menschen, die Dich mobbten, freuen. Gönne es Dir auch!
Evt. spielt auch eine masochistische Ader mit. Dies würde bedeuten, dass für Dich Unglücklichsein etwas Schönes ist. Man kann sich so schön selbst über den Kopf streicheln und zu sich sagen: „ach, was bin ich doch bemitleidenswert.“ Also wenn Du das auch so empfindest, dann ist das in Ordnung, auch wenn ich nicht masochistisch veranlagt bin.
Jedoch denke ich, dass Dein Problem darauf beruht, dass Du den falschen Wertvorstellungen Deiner Ex-Mitschüler zustimmst. Du hast diese Aussagen Dir so zu Herzen genommen, dass Du das Leid akzeptiert hast – anstatt Dich davon zu befreien.
Mir fällt auf, Du willst nicht um Deinetwillen wieder fröhlich werden, sondern um dem Freund und den Eltern einen Gefallen zu tun. Solange Du nicht um Deinetwillen fröhlich sein willst, und ich betone dabei den Willen, wirst Du auch nicht wieder fröhlich sein können. Dir fehlt dann immer die Selbstakzeptanz. Und auf Grund fehlender Selbstakzeptanz gibt es Leid, kein Essen, wenig Schlaf.
Bei Dir stimmt alles, Du bist ein wertvoller Mensch, was Dir Dein Freund und Deine Eltern auch bestätigen. Nur Du verhältst Dich nicht danach. Das Herz fühlt das Eine, der Kopf denkt was anderes.
Meine Empfehlung: Lasse Dir nicht von Deinen Gefühlen etwas einreden, was Deine Ex-Mitschüler freuen würde – was aber nicht stimmt. Du darfst auch den negativen Gefühlen widersprechen!
LG, Nordrheiner