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Ich bin unwichtig

M

Marakein

Gast
Hallo,

ich fühle mich gerade sehr schlecht und hoffnungslos und frage mich ob sich das Leben noch lohnt... ich kann bei all dem was ich erlebt habe einfach nicht glauben, dass es noch mal wieder schöner wird in meinem Leben.

Ich hatte im Januar einen Nervenzusammenbruch und bin seitdem in Therapie... der Grund warum ich euch nerve ist dass ich meine Therapeutin erst wieder übernächste Woche sehe und ich das Gefühl habe, diese zweiwöchigen Sitzungen sind viel zu wenig und viel zu kurz, aber ich denke das denkt jeder über seine Therapie... Ich versuche mich mal kurz zu fassen, aber ich weiß nicht genau wie ich die Sache auf den Punkt bringen soll.

Den Zusammenbruch hatte ich weil ich als Kind von meinen Eltern mißhandelt wurde, ich wurde geschlagen, mir wurden furchtbare Dinge gesagt, einmal wurde ich aus dem Auto geschmissen das war das schlimmste Erlebnis meines Lebens... und das traurige ist dass ich heute als fast 30-jährige Frau eine solche Angst vor Ablehnung habe dass ich manchmal glaube den Verstand zu verlieren.

Ich habe mich von Menschen immer ferngehalten, alleine ist sicherer, das denke ich noch heute. Ich habe mir extra immer so Selbstdarsteller-Freunde gesucht, die mich als ihr Publikum mögen aber bloß nie nach mir fragen. Gleichzeitig habe ich unter dieser ganzen Einsamkeit in meinem Leben furchtbar gelitten und tue es gerade auch. Ich bin hin und her, ich bekomme Panik wenn sich jemand für mich interessiert aber leider sehr darunter, dass ich niemandem wichtig bin. Wenn ich eine beste Freundin habe, beruht das nie auf Gegenseitigkeit, das ist auch jetzt gerade so. Ich habe nur eine Freundin in der Gegend hier, wir treffen uns nur einmal im Monat - sie ist meine beste Freundin. Manchmal denke ich sogar, ich liebe sie irgendwie. Nicht sexuell, aber ich bin so unheimlich gerne bei ihr. Dabei ist sie total schnippisch, spricht ständig davon wie sehr sie doch ihre Freunde /ihre beste Freundin vermisst (sind weggezogen, genauso wie meine anderen Freunde) und nutzt mich nur aus. Meine Versuche, neue Freunde zu finden durch Vereine und Kurse scheitern gerade komplett. Ich habe gerade mein Studium erfolgreich abgeschlossen, von der 1 für mein Studium habe ich noch niemandem erzählt, weil ich schon so viele Freunde durch Neid verloren habe, erst vor kurzem wieder. Dabei versuche ich immer, alle guten Leistungen zu verheimlichen. Aber deswegen sitze ich gerade den ganzen Tag da und habe viel zu viel Zeit alleine zum Nachdenken...

Dann habe ich im Februar einen Mann kennen gelernt den ich sehr toll fand, ich muss dazu sagen, ich bin wegen dieser Ablehnungssache komplett beziehungsunfähig, einen richtigen Partner hatte ich noch nie, und da obwohl ich extrem hübsch bin (das weiß ich weil es mir sehr oft gesagt wird, ich oft angestarrt/begrabscht wurde/werde etc). Ich habe irgendwann angefangen mich sexuell auszutoben, weil mir dieser Zugang zu Menschen leichter fällt, die Gefahr abgelehnt zu werden ist extrem gering und man muss keine Gefühle investieren, um die Nähe von Männern zu bekommen, nach der ich mich in Wirklichkeit gesehnt habe. Bei diesem Mann war es anders, es war erst das zweite Mal in meinem Leben dass ich Sex mit einem Mann hatte der mir wirklich gefallen hat, es war der persönlichste und zärtlichste Sex in meinem Leben, und dabei kannten wir uns erst ein paar Wochen und waren noch in der Dating-Phase. Das blöde ist, danach bin ich aus Angst auf Distanz gegangen und er dachte wohl, ich sei eher freundschaftlich an ihm interessiert. Bzw heute weiß ich, er hatte auch einfach nicht mehr Interesse an mir. Ich hatte die ganze Zeit Angst aufdringlich zu sein, obwohl er immer sehr nett auf mich reagiert hat (ich habe sehr oft Angst ich nerve alle, weil ich das von meinen Eltern andauernd hören musste obwohl ich weiß es ist nicht war). Und jetzt hat er eine Neue kennengelernt mit der er sich wunderbar versteht, ich war schockiert als ich davon erfuhr und habe mich sehr blamiert als ich ihm eine Szene gemacht habe, er dachte nämlich das zwischen uns hätte sich schon längst erledigt, und er hat auch gesagt er hat kein Interesse an einer Beziehung mit mir, mehr als nett hin- und herschreiben, mehr hätte er als Mann darüber nicht nachgedacht..?!??? Ich weiß gar nicht was ich davon halten soll, wir haben gekuschelt, wir waren im Bett, er hat angefangen mich über Beziehungen auszufragen, hat er das alles vergessen? Ich könnte schwören es hat einen Zeitpunkt gegeben da war er sehr interessiert an mir, jeden Morgen hatte ich eine Nachricht, den ganzen Tag geschrieben, stundenlang telefoniert... aber jetzt weiß ich nicht mehr was ich glauben soll...

Ich bin einfach so unerfahren in Gefühlsdingen, ich habe mich in den letzten zehn Jahren langsam an andere Menschen herangetastet, habe Freunden immer mehr über mich erzählt, Männer auf emotionaler Ebene kennengelernt, in guten Phasen sehe ich dass ich extreme Fortschritte gemacht habe.

Aber momentan ist meine Situation so, ich bin schon seit Oktober letzten Jahres furchtbar einsam und verlassen, ich habe mich im Februar und März sogar prostituiert weil ich starke Geldprobleme hatte und niemanden den ich um Hilfe hätte bitten können, es war auch, um der Einsamkeit und Depression zu entkommen weil ich die ganze Zeit an meine Kindheit denken musste aber auch, um mich selbst zu bestrafen, mich schlecht zu behandeln so wie es alle anderen auch taten. Ich war komplett einsam in dieser Zeit und hatte wochenlang mit niemandem gesprochen. Es weiß auch niemand der mich kenn davon (aber es interessiert ja auch keinen).

Jetzt am Dienstag werde ich 30 und niemanden interessiert es. Ich habe mir den Tag freigenommen, aber niemand will sich mit mir treffen. Ich überlege schon seit Monaten, ob ich feiern soll, es gibt ein paar Freunde die mich zwar im Stich gelassen haben aber manchmal wieder den Kontakt suchen, sie wohnen sehr weit weg und ich denke wenn ich sie einlade, werden sie nicht kommen.

Mein Leben war bisher einfach die meiste Zeit über furchtbar, ich wurde geschlagen und angefeindet, gemobbt in der Schule, von Männern nur benutzt und weggeworfen und von Freunden ausgeschlossen. So viele Menschen sind gestorben aus meinem Bekanntenkreis, ich habe schon mehrere nahe Angehörige auf einem sehr harten Weg in den Tod begleitet, auf der einen Beerdigung ist sogar einmal jemand anderes gestorben.... Es sind auch schöne Dinge passiert, aber ehrlich, das waren einzelne schöne Tage und dazwischen monatelang Leere oder Schlimmes... seit einem Jahr denke ich mehrmals täglich "ich hasse mein Leben".

Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Freunde und einen Partner. Ich möchte einfach nur ein bisschen etwas Schönes haben! Meine guten Leistungen bedeuten mir nichts, ich würde alles was ich weiß und kann sofort eintauschen! Es hat einfach gerade nichts mehr eine Bedeutung für mich... ich weiß nicht ob ich mich je wieder freuen kann. Es war einfach alles so furchtbar und es wurde nie so richtig gut. Diesen Mann vor kurzem habe ich kennengelernt an einem Abend als ich überlegt habe mich umzubringen, er hat mir gesagt er würde mich halten und trösten und war so lieb, und ich habe wirklich geglaubt, jetzt, am Tiefpunkt, wird endlich alles gut! Aber das war noch nicht einmal der Tiefpunkt! Ich kann einfach nicht akzeptieren dass er der in seinem Leben alles erreicht hat was er sich wünscht, der tausend Freunde hat und eine super heile Welt, dass er jetzt auch noch eine tolle Frau gefunden hat und mir nicht einmal das gegönnt ist!

Und jetzt habe ich solche Angst nochmal einen Mann kennen zu lernen, noch mal so verletzt zu werden, ich dachte jahrelang ich könnte nicht lieben und jetzt wünschte ich ich könnte es nicht... und ich schäme mich so dass ich so viele Gefühle habe obwohl wir uns gerade erst kennengelernt haben, ich komme mir so albern und lächerlich vor...

Ich weiß einfach nicht wohin mit mir, ich fühle mich als wäre ich ein einziger Fehler, jemand den es nicht hätte geben dürfen, mein Vater hat oft genug gesagt ich sei ein Unfall, und langsam glaube ich das immer mehr... und ich soll jetzt nach einem Job suchen und neu anfangen, aber ich habe gar keine Kraft dazu, ich wechsle ständig meinen Wohnort meine Freunde, versuche neu anzufangen, aber besser geworden ist es nie... meint ihr das lohnt sich noch?

Sorry für den langen Text...
 
T

tuny

Gast
Hallo Marakein,

dein Leben erzählt eine Geschichte, die exemplarisch für die Erfahrungen so vieler Menschen steht.

Es erzählt die Geschichte eines Mädchens, dessen Vertrauen in die wichtigesten Personen des kindlichen Lebens, die eigenen Eltern, zutiefst erschüttert wurde. Die Eltern bedeuteten einst alles, sie waren der Fixpunkt des ganzen Lebens. Sie waren die Absolutsetzung der Beziehung zur ganzen Welt, sie waren der personifizierte Gott. Eine solche Vernichtung des Vertrauens an dieser allerhöchsten Stelle bedeutete für das Mädchen eine Vernichtung des Vertrauens zur gesamten Welt und zur gesamten Existenz. "Wenn ich vom höchsten aller Prinzipien, von der Personifizierung Gottes in Form meiner Eltern abgelehnt werde, wenn dieses Höchste den Wert meiner gesamten Existenz in Frage stellt... Was bleibt denn dann, auf das ich mein Leben in Vertrauen und Liebe gründen könnte?" Dies war die eine Frage des Mädchens.

Und so machte sich das Mädchen auf die Suche nach etwas, das genau diese Absolutsetzung wiederlegen könnte, so dass eine andere Wirklichkeit sich zeigte. Eine Wirklichkeit voller Vertrauen, voller Liebe. Eine Existenz, die vom Höchsten und Absoluten nicht nur geduldet, sondern gewollt ist. Die Suche galt dem allerhöchsten Prinzip, welches das Mädchen ins Leben gerufen hatte. Eine ausgestreckte Hand die sagt: "Schön, dass du da bist. Wir haben auf dich gewartet. Ohne dich fehlte hier etwas wichtiges."

So machte sich das Mädchen auf in tiefer Zerrissenheit. Den Wunsch nach dieser anderen Welt auf der einen Seite, aber die Erfahrung auf der anderen Seite. Und so wuchs in ihr der Zweifel: "Wenn doch meine Wertlosigkeit, die ich einst lernte, absolut ist... Sind dann nicht alle Zeichen der Liebe und der Freude in meinem Leben nichts als Illusion? Werden sich nicht alle Zeichen, die auf die Existenz dieser anderen Welt, in welcher ich geliebt und gewollt bin, als bloße Einbildung oder gar Fallen entpuppen? Ist es wirklich sicher, diesen Zeichen zu vertrauen und mich in die Arme eines Geliebten oder den wohltuenden Raum einer guten Freundschaft zu begegnen? Oder sind diese Zeichen nicht eher gemeint wie das Licht eines Fliegenfängers? Wird mich das blinde Vertrauen nicht so schwächen, dass ich dann erst recht verletzbar bin. So wie ich damals vertraute und verletzt wurde.

Und so wuchs um das Mädchen ein Panzer aus Vorsicht. Sie dachte sich: "Wenn ich mich den Zeichen der Liebe nur ganz langsam nähere. Wenn ich jederzeit bereit bin, mich gegen den drohenden Angriff zu schützen und zu flüchten. Dann, vielleicht dann kann ich das Reich der Liebe endlich finden." Der Preis den sie zahlte, war die Unbeweglichkeit und die abschreckende Wirkung dieses Panzers auf alle, die so wie sie, das Reich der Liebe suchten.
Außerdem wusste das Mädchen genau, dass der Panzer eines Tages abgelegt werden muss. Denn das Reich der Liebe nur durch das Guckloch im Panzer zu erblicken, ohne je wirklich daran teilhaben zu können.

"Aber", so verstand sie, "würde nicht gerade das ablegen des Panzers die absolute Entscheidung bewirken, ob das Reich der Liebe echt oder doch eine Falle ist?" Ihr wurde klar, dass sie das Reich nur wirklich betreten konnte, wenn sie sich ganz nackt und verletzlich hinein begab, es ist nur ohne jeden Schutzpanzer zugänglich. Die Eintrittskarte in dieses Reich ist Ehrlichkeit, Nacktheit, Verletzlichkeit und absolutes Vertrauen. Und sie dachte sich: "Wenn es in mir das Verlangen nach einem Reich der Liebe gibt, ist nicht dieses Verlangen schon ein sicheres Zeichen für dessen Existenz. Waren vielleicht die Eltern garkeine Personifizierungen des Absoluten, waren sie garnicht Gott?

Da stand sie in ihrem Panzer und wusste, dass sie sich nun entscheiden muss. Der Panzer hatte ihr einen guten Dienst geleistet, denn er hatte sie aus der Position der Sicherheit heraus viele Hinweise auf das Reich der Liebe wahrnehmen lassen. Sie dankte ihrem Schutzpanzer und...

An dieser Stelle wird dein Leben die Geschichte weiter schreiben...
 

Wandel

Aktives Mitglied
Hallo Maraikein,

Ehrlichkeit.

Die Quintessenz des menschlichen Wesens. Wenn du nicht ehrlich bist dann bist du nicht du selbst.

Bereits als wehrloses Kind wurde dir eingetrichtert, dass es nicht gut ist so wie du bist. Du wärst ein Unfall. Dass du in der Schule gemobbt wurdest war die logische Folge. Wer hätte dir den erklären können, dass man für sich aufstehen und kämpfen kann? Du hast es nie gelernt..

Um den Schmerz zu unterdrücken hast du einen fiktiven Charakter erfunden. Du identifizierst dich mit diesem Charakter, doch er ist nicht wirklich du. Er enthält Aspekte von dir, doch er leugnet die tiefen Wunden deiner Vergangenheit. Jegliche Erfahrungen die du im Leben machst, schlagen sich bloss auf diesen Charakter nieder. Dadurch empfindest du weniger Schmerz, denn der Schmerz gilt nicht dir sondern diesem Alias. Aber auch Freude gilt nur diesem Alias. Und so sind die frohen Tage rar und jeder frohe Moment ist abgeschwächt, wie ein Sonnenstrahl der sich seinen Weg durch die Bewölkung kämpfen muss.

Nun bist du eine erwachsene Frau und kein Kind mehr. Wenn du willst, dass sich das Leben für dich lohnt, dann musst du diesen Charakter ablegen damit du dich selbst bist. Du musst jedem Moment mit deinem ehrlichsten Ich begegnen und bereit sein, deine verletzlichen Seiten als Teil von dir zu präsentieren. Ich sage nicht "sei du selbst", denn niemand geschweige denn du selbst, weiss wirklich wer du bist. Doch du wirst dich selbst sein, wenn du aufhörst dich zu verstellen.

Nimm zuerst kleine Schritte. Meistens fällt es gar nicht auf, wie wir uns verstellen. Ich habe z.B. oft meine Ankunftszeit schöngeredet, wenn ich mich mit Kollegen verabredet habe. Statt ehrlich zu sagen, dass ich 20min zu spät sein werde habe ich die Zeit auf nur etwa 5min runtergetäuscht, weil ich Angst davor hatte was meine Kollegen sagen würden. Ganz oft verstellt man sich auch bei Vorlieben. Wenn jemand dich für eine Mahlzeit begeistern will und du sie ganz übel findest, dann sag das (natürlich in höflichem aber unmissverständlichen Ton). Wichtig ist auch, dass man sich dafür nicht entschuldigt. Wenn man etwas nicht mag, dann mag man es nicht. Punkt aus. Keine weiteren Gründe nötig. Das sind Anfänge! Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wo du dich verstellst. Dann kannst du einen Schritt nach dem anderen machen.

Wenn du eine intime Beziehung mit dem Leben aufbauen willst, dann musst du deine intimen Aspekte mit dem Leben teilen. Nur so teilt das Leben seine intimen Aspekte mit dir. Liebe, Freude und Sehnsüchte sind deshalb sehr starke Gefühle, weil sie tief im menschlichen Gehirn verankert sind. Erst wenn alle Blockaden entfernt sind erleben wir das Leben in seiner intensivsten Form. Der Weg dorthin ist mit Ängsten übersät. Doch gerade für dich ist es wichtig, dich deinen Ängsten zu stellen, und dich nicht wegen deinen Ängsten zu verstellen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Ehrlichkeit gegenüber dir selbst und Ehrlichkeit gegenüber anderen. Letzten Endes betrügt man sich immer selbst. Doch eines Tages, wenn du genug weit Fortgeschritten bist, wirst du in der Lage sein deine Liebe anzubieten, und zwar von ganzem Herzen. Ich wünsche dir bis dahin viel Erfolg :)
 
G

Gast

Gast
Du bist genauso wichtig oder unwichtig wie jeder andere Mensch.
Da du viel rumgepoppt und dich prostituiert hast, wird es schwer, eine Beziehung auf nicht-rein-sexueller Ebene einzugehen.
Aber wenn du jemanden willst, der dich als Gesamtpaket wahrnimmt, wirst du ihn finden.
Sexuelle Attraktivität birgt halt auch Risiken.
Man bleibt schnell an der Oberfläche.
 
M

Marakein

Gast
Hallo ihr 3,

ich danke euch so unheimlich dass ihr meinen unheimlich langen Text gelesen habt und euch Zeit genommen habt, zu antworten! Ich musste eure Antworten gerade erstmal sacken lassen, denn sie enthalten viel Neues, was ich so noch nicht gesehen habe!
Vielen Dank dafür!

@Stimme der Vernunft
so habe ich es noch nie gesehen, dass ich die Sache ja wirklich überlebt habe. Es gibt Menschen die gehen so daran kaputt dass sie gar nicht lebensfähig sind, und im Gegensatz dazu kriege ich mein Leben sehr gut geregelt und bin sehr erfolgreich gewesen, insofern ich mich von Beziehungen von anderen Menschen ferngehalten habe... So betrachtet bin ich manchmal auch sehr stolz darauf, dass ich trotz allem so weit gekommen bin. Ich habe ja wirklich schon Fortschritte gemacht.

Leider vergesse ich tatsächlich oft die guten Dinge die es gab. Ich analysiere die Fehler die ich gemacht habe tagelang und schon überlege ich, umzuziehen, neu anzufangen, mir diesmal bessere Freunde zu suchen und mit denen alles besser zu machen. Dabei sind nicht alle meine Freunde schlechte Menschen... oft erzähle ich nicht viel über mich, wie können diese Menschen mir dann nah sein... ich sehe dann dass sie anderen helfen und Gutes tun, aber ich habe in ihrem Leben einfach nicht diesen Stellenwert, weil sie gar nicht wissen wer ich wirklich bin...

@Wandel das führt mich zu deiner Antwort
ich verstelle mich nämlich tatsächlich oft, tue so als wäre alles in Ordnung gewesen - und schon habe ich nichts mehr über mich zu erzählen oder ich muss mir viel herbeilügen... was ich auch schon getan habe, aber dann hat man eine enge Freundin, die einen nicht versteht weil sie einen ja gar nicht wirklich kennt... das hilft auch nicht. Es ist nur so blöd wenn meine Kommilitoninnen erzählen, was für nette Dinge doch der Vater für seine 'Prinzessin' mal wieder gemacht hat, "Papas sind doch toll nicht wahr?" wird man dann gefragt, tja was soll man da dann sagen... und dann lügt man halt.

Und solche Mädchen werden dann auch von Männern als Prinzessin behandelt, als sei das so selbstverständlich. Als könnten sie das Krönchen auf dem Kopf förmlich sehen, und als könnten sie sehen, dass es bei mir halt fehlt... und schon sagen sie, sie bräuchten sich nicht zu rechtfertigen, wenn sie mich schlecht behandeln...

Ich habe in all den Jahren wirklich alles verleugnet, ich wollte so wie die anderen sein. Erst durch den Zusammenbruch habe ich bemerkt, ich muss es mir eingestehen dass ich eben anders bin. Jetzt versuche ich, neue Freunde zu finden und dabei ganz offen zu sein. Natürlich will ich nicht mit der Tür ins Haus fallen aber ich will nicht mehr lügen. Aber ich bin momentan so labil, oft schaffe ich es kaum aufzustehen, ich sollte eigentlich gerade Bewerbungen schreiben aber mir fehlt die Kraft dazu... und vor allem der Halt.

@tuny das führt mich wiederrum zu dir:
Ich finde es so schwierig und auch ungerecht, dass jemand wie ich zuerst den Panzer ablegen und sich in eine absolut hilflose Situation begeben muss, bevor man Hilfe bekommt... dass man sich erst selbst lieben muss, um geliebt werden zu können.. was stimmt denn da mit den Menschen nicht? Die so normal und gesund sind und so viel stemmen könnten wenn sie wollten. Alle müssen sich an ihre Welt anpassen... keine Rücksicht auf Schwächen.

Ich habe versucht diesen Panzer abzulegen, als ich diesen Mann kennenlernte. Am Ende war ich zurückversetzt in diese Situation, in der mein Vater mich aus dem Auto warf und wegfuhr in diesem Waldstück und ich mir sicher war, jetzt müsse ich sterben, mein Leben sei vorbei... ich war wieder dieses kleine Kind, hatte Panikattacken tagelang, wenn dieser Mann, der selbst eine kleine Tochter hat zu der er sehr lieb ist, wüsste, wie sehr er mein inneres Kind mißhandelt hat... natürlich hat er das nicht mit Absicht gemacht. Aber diesen Panzer werde ich nie wieder abwerfen können.

Momentan denke ich eher, ich bin zwar weit gekommen, aber diese ganze Sache mit den Gefühlen für andere Menschen ist einfach nichts für mich. Ich will mich eher wieder zurückziehen, aber die Frage ist, was macht das Leben dann noch lebenswert? Gibt es irgendeine Möglichkeit, den Panzer zu behalten und trotzdem Liebe zu bekommen? Wird sich darauf wohl irgendjemand einlassen? Ich will nie wieder durch diesen Horror gehen wie in der letzten Woche....
 
T

tuny

Gast
Hey Marakein,

die große Tragik dabei ist, dass du hinter dem Panzer keine echten Begegnungen mit anderen Menschen haben kannst. Legst du den Panzer aber auch nur für eine Sekunde ab, so holt dich augenblicklich alles wieder ein. Dies führt wiederum dazu, dass andere Menschen von dir und deinen Reaktions- und Verhaltensweisen überrascht werden, und ebenfalls panzern. Denn die meisten sind wie du Suchende und Durstende die hofften, ihre Sehnsucht in dir und und deiner Großherzigkeit erfüllt finden zu können! In diesem Teufelskreis bestätigt sich die alte Erfahrung für alle stets von neuem. Auf dieser Ebene befindest du dich offensichtlich in einer Sackgasse, wo es aus diesem Konflikt kein Entrinnen gibt. Aber wohin dann mit deiner Sehnsucht nach Liebe und angenommen sein? Und warum hat es ausgerechnet dich ereilt, warum konnte bei dir nicht alles so sein wie bei den anderen? In beiden Fragen werde ich mich bemühen, dir die Richtung zu einer möglichen Beantwortung zu zeigen.

In dieser Situation, wenn alles Vertrauen in andere Menschen verloren ist, bleibt wohl als einziger Ausweg die Hinwendung zu höheren Ebenen der Existenz. Zur Spiritualität oder der Beziehung zu Gott. Dies nicht in Form eines allmächtigen Schöpfergottes oder eines belohnenden/stafenden Richters, sondern in Form einer allliebenden und allgütigen Form absoluten Personseins. Suche also den Raum in deinem Inneren, der dir den Zugang zu dieser absoluten Liebe und Güte, nach der du dich so sehr sehnst, öffnet. Es kann eine lange Suche sein, denn es lagern sich viele Schichten an schimmen Erfahrungen darüber ab, so dass es der mühsamen Arbeit eines Archäologen gleicht. Wenn du aber diesen inneren Raum der Geborgenheit, dieses Zugang zum Göttlichen in dir selbst findest, wirst du diesen Aspekt in anderen Menschen nicht mehr benötigen. Das ist im Kern der Gedanke, der hinter der Idee von der Selbstliebe steckt. Hier kannst du zum Vertrauen finden, ohne in der Außenwelt deinen Panzer ausziehen zu müssen und dich damit emotional selbst zu vergewaltigen. Zwinge dich zu nichts. Behalte deinen Panzer so lange an, wie du ihn brauchst. Du wirst wenn überhaupt aus ihm herauswachsen und ihn auseinandersprengen. In sofern ist der Rückzug ins eigene Innere vielleicht keine schlechte Idee.

Beschäftigen wir uns nun mit der Frage, warum ausgerechnet dir so etwas passiert ist und warum es anderen so gut geht. Warum ist die Welt ein solcher Ort, wo sich die Stärksten durchsetzen und wo solche Schicksale wie das deinige möglich sind? Und wenn es tatsächlich etwas Göttliches gibt, warum merkt man dann nichts davon? Warum werden die Karten nicht für alle fair gemischt? Warum wird Leid und Ungerechtigkeit nicht vom Eingreifen dieser höheren Macht verhindert? Und was hat das Ganze mit einem Sinn des Lebens zu tun? Über diese Frage wird wohl seit anbeginn der Menschheit nachgedacht. In den Religionswissenschaften spricht man von der Theodizee-Frage. Es gibt hier dutzende Antworten. Einige davon finde ich besonders reizvoll, weshalb ich sie an dieser Stelle erläutern möchte. Die erste ist eine Zusammenfassung von Eugen Drewermanns Lebenswerk:

Die physikalische und biologische Welt folgt im Wesentlichen mathematisch beschreibbaren Gesetzmäßigkeiten, sowie den Auswirkungen zufälliger Konstellationen von Ereignissen. Diese Naturgesetze waren es, welche die Entwicklung des Kosmos, des Planeten und schließlich die Evolution des Lebens ermöglicht haben. Vor allem durch Freud wissen wir heute, dass ein Großteil menschlichen Verhaltens unbewusst abläuft und auch das Unbewusste derartigen Gesetzen gehorcht. Die Neurologie liefert nun immer mehr Beweise für diese These, ein "freier Wille" wird von vielen Hirnforschern sogar gänzlich bestritten. Nun haben sich im Laufe der Evolution Schmerz und Angst entwickelt, da sie im Kampf ums Überleben unbestreitbar sinnvoll sind. Die Hypotek dieses Vorteils ist aber, dass wir mit Schmerz und Angst leben müssen. Die Antworten zur Beruhigung von Schmerz und Angst heißt: Vertrauen. Wir benötigen einen Raum, indem wir absolut vertrauen können, nicht verletzt werden.

Die Naturgesetze selbst, und das ist die Tragik, operieren nicht in Kategorien von Liebe, Güte und Vertrauen. Ein vom Hausdach herabstürzender Hammer wird nicht aus Mitleid einen Bogen um den Kopf eines Passanten herum fallen, um diesem kein Leid zuzufügen. Die Natur selbst hat keine Sensoren für menschliche Kategorien und Empfindungen. Sie bringt uns hervor und vernichtet uns wieder. Nun lernten wir vor allem durch die Hirnforschung, dass auch das Gehirn im wesentlichen solchen Gesetzmäßigkeiten unterliegt. So wundert es nicht, wenn deine Hoffnung nach diesem Raum der Liebe und des Vertrauens beim Umgang mit Menschen sehr leicht zerstört werden können.

Um nun mit dieser Gleichgültigkeit alles natürlichen Leben zu können, müssen wir den Naturgesetzen und auch den Gesetzen der Evolution, aus welchen wir selbst hervor gegangen sind, etwas entgegen stellen. Wir müssen unser tiefes Bedürfnis nach diesem schützenden Raum aus Liebe und Vertrauen in uns selbst finden, und dann in unserer Gesellschaft einen solchen Raum Realität werden lassen. Die Empathie, also das Wissen darüber, dass wir alle im selben Boot sitzen und die gleichen Ängste und Empfindungen teilen, ist unabdingbare Vorraussetzung dafür. Gott ist dabei so etwas wie die Absolutsetzung aller menschlichen Hoffnungen. Indem wir in uns selbst diesen Raum des göttlichen finden und Erforschen, können wir ihn in die Welt tragen. Dies beantwortet zugleich die Frage nach dem Lebenssinn. Die Aufgabe als Mensch ist es, seinen eigenen inneren Raum der Hoffnung zu entdecken, und all die im eigenen Leben erfahrenen Verletzungen somit in Empathie zu verwandeln. Du setzt dich dafür ein dass das, was du selbst erfahren musstest, in Zukunft verhindert wird. So interpretiert ist jedes Leid, was Menschen anderen Menschen antuen, immer ein Ausdruck dafür, dass in der Gesellschaft noch Bewusstheit über bestimmte Aspekte fehlt, denen es etwas entgegenzustellen gilt.

Eine noch weitergehende Antwort findet sich in "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch. Hier wird die Existenz der Schlechten und des Schmerzen damit erklärt, dass man ohne das Schlechte das Gute nicht erkennen könnte. Und da alle Wesen ein Teil Gottes und damit Schöpfer sind, geht es im Leben um die Erschaffung des eigenen Selbst, der eigenen Person. Da man ohne das Schlechte als Gegenpol sich selbst nicht als gutes und edles Wesen erschaffen kann, kommt die Welt nicht ohne es aus. Folglich greift Gott nicht ein, um schlechtes zu verhindern, aber er hilft als innerer Kompass, um den Weg seiner Selbstentfaltung zu finden. Um einen bestimmten Aspekt der Existenz erfahren zu können, wählen die Seelen vor der Geburt bestimmte Ausgangssituationen, um so im Laufe des Lebens bestimmte Entwicklungswege gehen zu können.

Ich denke das ist erstmal genug Stoff zum Nachdenken für dich. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gast

Gast
Guten Tag,

ich kann dich sehr gur verstehen und hätte sehr großes interesse daran, so einem menschen wie dir mal im echten leben zu begenen. ich habe ähnliche gedankengänge wie du, wenn auch nicht so eine schlimme kindheit. ich schwanke auch ständig zwischen freunde suchen, einen partner wollen und mich lieber doch von allen zurückzuziehen. zum glück habe ich ein paar freunde, die meine probleme kennen, aber so richtig verstehen tut sie niemand. manchmal komme ich mir vor, wie der einzige "psycho" in meinem umfeld. ich hätte auch gerne einen partner und ich hatte auch schon zwei, aber will jemand viel, renne ich weg, lässt mich jemand eher in ruhe fange ich an zu klammern und habe angst, verlassen zu werden. jetzt bin ich solo, weil ich weiß, so klappt eine beziehung nie. freundschaften sind auch schwierig für mich. ich bin immer wieder misstrauisch und rechne damit, verlassen zu werden. hinzu kommt, dass ich von meiner mutter als engste bezugsperson mit 30 immer noch abhängig bin. allerdings versteht sie meine gedankengänge kaum, was den kontakt nicht einfach macht. ich sehne mich nach liebe und geborgenheit, kann sie aber nicht ertragen durch zu viel angst doch wieder im stich gelassen zu werden :(
Viele Grüße und alles Gute!
R.
 
G

Gast

Gast
Du hattest ein hartes Leben, aber wie schon gesagt wurde du hast es überlebt, bist nicht eingeknickt. Andere hätten einfach aufgegeben. Aber du nicht, du bist stark weil du durchgehalten hast, auch wenn du das vielleicht nicht so siehst. Nun wären Freunde an der Reihe dir das Gegenteil zu zeigen. Leider gibt es da draußen so viele idioten, die nur an sich selbst denken und keine Ahnung haben was es heißt ehrlich zu sein, treu, loyal. Bis zu meinem Studium hatte ich leider auch ein schreckliches leben. ich hab nie darüber nachgedacht, das das nicht normal ist, das nicht jeder sowas durchgestanden hat, das das eine große leistung ist. ich tue mich auch sehr (!) schwer mit sozialen kontakten. was mir sehr geholfen hat, und was dir vielleicht auch helfen wird) sind brieffreunde. auch da gibt es leute die nicht zurückschreiben (was mir bisher och nie passiert sit gott sei dank) , aber viele haben so viel verständnis und teilen ein ähnliches schicksal. da ist man nicht allein. und sie bauen einen auf. und man kann sich ganz auf die worte und den inhalt konzentrieren. kann echt sein, muss sich nicht anpassen und verstellen. und man muss sich keine gedanken machen um den schwierigen part, gestik, mimik... für mich ist es sozusagen eine gute übung, ich wurde nicht gleich ins kalte wasser geworfen. aber lass dich bitte nicht klein kriegen...hol dir das zurück was dir andere menschen gestohlen haben. es ist dein leben und das solltest du genießen dürfen. natürlich kann man den ganzen mist nicht sofort reparieren, aber auch wenn es zeit braucht, bin ich der meinung es lohnt sich. Unwichtig bist du auf keinen fall! Ich finde du klingst nach einem wunderbaren interessanten menschen :)
 

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