ImmerMeer
Mitglied
Hallo,
ich habe hier schon ein paar Lebenskrisen mit euch geteilt. Immer hatten sie auch irgendwie was mit meiner Versagensangst bei der Arbeit zu tun.
Vor 6 Jahren bin ich in eine neue Stadt gezogen und habe geheiratet, recht schnell ein Kind bekommen und mich scheiden lassen, weil mein Ex-Mann mich mit unserem Sohn im Stich gelassen hat und wir uns einfach nicht gutgetan haben. Das neue Leben in der neuen Stadt mit neuem Job und eben Baby hatte ich eigentlich mit meinem damaligen Mann gemeinsam geplant. So habe ich lange gebraucht, um mich halbwegs einzuleben und mit dem Schock, alleinerziehende Mutter zu sein, klarzukommen. Inzwischen habe ich Freunde gefunden und mag unsere Wohnung und die Stadt hier sehr. Aber ich fühle mich auch verloren, habe immer das Gefühl, vieles nicht gut genug zu machen.
Früher war ich ein selbstbewusster, fröhlicher, erfolgreicher Mensch. Das ist mir leider abhanden gekommen.
Ich hatte im August 2017 die Schule gewechselt, mich damit stark übernommen - und bin mit einer Depression in die Krankschreibung und dann in ein zweites Jahr Elternzeit gegangen, das im Januar diesen Jahres endete. Mein Sohn ist nun 5 - ich komme gut mit ihm zurecht. Das Jahr Auszeit von der Arbeit hat uns gutgetan.
Nun aber zum eigentlichen Problem - seit Anfang Februar arbeite ich nun wieder - an der Schule, an der ich so an meine Grenzen gekommen bin. Ich wurde als Vertretung (3-4 Monate) für eine Klassenlehrerin eingesetzt, auch wenn ich nur 12,5 Unterrichtsstunden pro Woche unterrichte. Die Schüler (Geistigbehindertenschule, Berufsschulstufe, 15-18 Jahre alt) sind in Ordnung - es ist niemand dabei, mit de ich nicht kann, aber einzelne Jungen haben öfter mal "null Bock" und geben dementsprechende Kommentare.
Ich mache keinen katastrophalen Unterricht, aber habe riesige Schwierigkeiten, den Schülern Grenzen zu setzen - auf "Regelverstöße" zu reagieren ... oder eben darauf hinzuweisen, dass Unterricht ist und sie sich nicht auf die Tische lümmeln sondern mitmachen sollen. Es ist fast immer eine Pädagogische Fachkraft mit in der Klasse, die dann die Schüler ermahnt. Ich bin oft viel zu sehr auf meine Angst/meinen Unterrichtsplan im Kopf konzentriert und reagiere spät oder gar nicht.
Heute fragte die Päd. Fachkraft mich, ob ich da eine andere Erwartung als sie an die Schüler habe, weil sie feststellt, dass immer sie diejenige ist, die etwas zum Verhalten sagt - nicht ich.
Diese Gehemmtheit meinerseits war schon seit dem Referendariat mein Problem. Ich würde gern besser in meinem Job sein - und schaffe es irgendwie nicht. Immer wieder denke ich "ich bin einfach nicht richtig in dem Job" - und suche nach anderen Stellen - aber da gibts wenig Möglichkeiten. Mit Menschen arbeiten möchte ich ja. Unterrichten an sich macht mir auch Spaß ... aber ich aber ich habe ganz oft schon früh eine riesige, lähmende Angst.
Ich bin so hin- und hergerissen zwischen durchhalten und versuchen, aus den Fehlern zu lernen und dem Gedanken "ich kanns einfach nicht und bin ne Belastung für meine Kollegin und die Schüler" ...
Gern möchte ich die Vertretungsmonate schaffen und nicht nochmal aufgeben - aber nun sitze ich hier und weine - bin froh, dass ich noch etwas Zeit habe, bis ich meinen Sohn abholen muss ... frage mich, woher ich wieder etwas Lebensfreude bekommen kann - und vor allem, wie ich mit dieser Angst und Traurigkeit darüber, dass sie mich so lähmt, umgehen kann.
Dass Weglaufen keine gute Lösung ist, weiß ich, aber der Drang ist stark. Ich möchte nicht weinend von der Arbeit kommen ... Mein Psychologe sagt, ich solle mich darauf besinnen, was ich schaffe - aber ich fühle mich so unfähig.
Ich wünsche mir, dass ich mal fröhlich und stolz von der Arbeit heimkommen kann - und denke irgendwie, dass ich dafür eine leichtere Arbeit bräuchte. Es würde sicherlich auch gehen, wenn ich nur "gute" Stunden hätte (Kunst, Werken, Musik, Chor, Fördern in kleinen Gruppen ...), in denen das Umgehen mit dem Verhalten der Schüler wenig Raum einnimmt, weil sie an sich schon motiviert sind - und in denen ich nicht so "performen" muss. Ich kann gut Material gestalten und Stunden halten, in denen die Schüler viel eigenständig arbeiten und ich nach Bedarf begleite - das ist aber in Deutsch/Mathe/Sachkunde oft nicht möglich. Und leider kann ich mir eben als Lehrerin nicht aussuchen, welche Stunden ich halte.
Meine Gedanken zu einem eventuellen Jobwechsel gehen in Richtung Betreuung - ich könnte mir vorstellen, als Pädagogische Fachkraft zu arbeiten (mit weniger Gehalt dann) oder Gruppen in der Werkstatt für Behinderte zu betreuen ... allerdings würde ich manches auch sehr vermissen ...
Was denkt ihr dazu?
ich habe hier schon ein paar Lebenskrisen mit euch geteilt. Immer hatten sie auch irgendwie was mit meiner Versagensangst bei der Arbeit zu tun.
Vor 6 Jahren bin ich in eine neue Stadt gezogen und habe geheiratet, recht schnell ein Kind bekommen und mich scheiden lassen, weil mein Ex-Mann mich mit unserem Sohn im Stich gelassen hat und wir uns einfach nicht gutgetan haben. Das neue Leben in der neuen Stadt mit neuem Job und eben Baby hatte ich eigentlich mit meinem damaligen Mann gemeinsam geplant. So habe ich lange gebraucht, um mich halbwegs einzuleben und mit dem Schock, alleinerziehende Mutter zu sein, klarzukommen. Inzwischen habe ich Freunde gefunden und mag unsere Wohnung und die Stadt hier sehr. Aber ich fühle mich auch verloren, habe immer das Gefühl, vieles nicht gut genug zu machen.
Früher war ich ein selbstbewusster, fröhlicher, erfolgreicher Mensch. Das ist mir leider abhanden gekommen.
Ich hatte im August 2017 die Schule gewechselt, mich damit stark übernommen - und bin mit einer Depression in die Krankschreibung und dann in ein zweites Jahr Elternzeit gegangen, das im Januar diesen Jahres endete. Mein Sohn ist nun 5 - ich komme gut mit ihm zurecht. Das Jahr Auszeit von der Arbeit hat uns gutgetan.
Nun aber zum eigentlichen Problem - seit Anfang Februar arbeite ich nun wieder - an der Schule, an der ich so an meine Grenzen gekommen bin. Ich wurde als Vertretung (3-4 Monate) für eine Klassenlehrerin eingesetzt, auch wenn ich nur 12,5 Unterrichtsstunden pro Woche unterrichte. Die Schüler (Geistigbehindertenschule, Berufsschulstufe, 15-18 Jahre alt) sind in Ordnung - es ist niemand dabei, mit de ich nicht kann, aber einzelne Jungen haben öfter mal "null Bock" und geben dementsprechende Kommentare.
Ich mache keinen katastrophalen Unterricht, aber habe riesige Schwierigkeiten, den Schülern Grenzen zu setzen - auf "Regelverstöße" zu reagieren ... oder eben darauf hinzuweisen, dass Unterricht ist und sie sich nicht auf die Tische lümmeln sondern mitmachen sollen. Es ist fast immer eine Pädagogische Fachkraft mit in der Klasse, die dann die Schüler ermahnt. Ich bin oft viel zu sehr auf meine Angst/meinen Unterrichtsplan im Kopf konzentriert und reagiere spät oder gar nicht.
Heute fragte die Päd. Fachkraft mich, ob ich da eine andere Erwartung als sie an die Schüler habe, weil sie feststellt, dass immer sie diejenige ist, die etwas zum Verhalten sagt - nicht ich.
Diese Gehemmtheit meinerseits war schon seit dem Referendariat mein Problem. Ich würde gern besser in meinem Job sein - und schaffe es irgendwie nicht. Immer wieder denke ich "ich bin einfach nicht richtig in dem Job" - und suche nach anderen Stellen - aber da gibts wenig Möglichkeiten. Mit Menschen arbeiten möchte ich ja. Unterrichten an sich macht mir auch Spaß ... aber ich aber ich habe ganz oft schon früh eine riesige, lähmende Angst.
Ich bin so hin- und hergerissen zwischen durchhalten und versuchen, aus den Fehlern zu lernen und dem Gedanken "ich kanns einfach nicht und bin ne Belastung für meine Kollegin und die Schüler" ...
Gern möchte ich die Vertretungsmonate schaffen und nicht nochmal aufgeben - aber nun sitze ich hier und weine - bin froh, dass ich noch etwas Zeit habe, bis ich meinen Sohn abholen muss ... frage mich, woher ich wieder etwas Lebensfreude bekommen kann - und vor allem, wie ich mit dieser Angst und Traurigkeit darüber, dass sie mich so lähmt, umgehen kann.
Dass Weglaufen keine gute Lösung ist, weiß ich, aber der Drang ist stark. Ich möchte nicht weinend von der Arbeit kommen ... Mein Psychologe sagt, ich solle mich darauf besinnen, was ich schaffe - aber ich fühle mich so unfähig.
Ich wünsche mir, dass ich mal fröhlich und stolz von der Arbeit heimkommen kann - und denke irgendwie, dass ich dafür eine leichtere Arbeit bräuchte. Es würde sicherlich auch gehen, wenn ich nur "gute" Stunden hätte (Kunst, Werken, Musik, Chor, Fördern in kleinen Gruppen ...), in denen das Umgehen mit dem Verhalten der Schüler wenig Raum einnimmt, weil sie an sich schon motiviert sind - und in denen ich nicht so "performen" muss. Ich kann gut Material gestalten und Stunden halten, in denen die Schüler viel eigenständig arbeiten und ich nach Bedarf begleite - das ist aber in Deutsch/Mathe/Sachkunde oft nicht möglich. Und leider kann ich mir eben als Lehrerin nicht aussuchen, welche Stunden ich halte.
Meine Gedanken zu einem eventuellen Jobwechsel gehen in Richtung Betreuung - ich könnte mir vorstellen, als Pädagogische Fachkraft zu arbeiten (mit weniger Gehalt dann) oder Gruppen in der Werkstatt für Behinderte zu betreuen ... allerdings würde ich manches auch sehr vermissen ...
Was denkt ihr dazu?