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Ich bekomme nichts hin und fühle mich unerwünscht

G

Gast

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Hallo

Ich muss mir mal hier Luft machen, weil ich tagtäglich scheitere. Ich meine damit die altersgerechte Bewältigung des Alltags. Ich bekomme nichts auf die Reihe. Ich kann gerade mal arbeiten gehen. Öfters werde ich schon blöd von der Seite angesehen oder angemotzt für alle meine Unzulänglichkeiten, die alle einer gewissen Faulheit oder geistigen Verwirrtheit angelastet werden. Über die Faulheit lässt sich ja noch streiten und ich muss wohl einigen Mitmenschen manchmal in diesem Punkt rechtgeben, weil ich mich nicht aufraffen kann, die dringenden Alltagsdinge zu erledigen. Meist ist es so, dass ich nach der Arbeit zu müde bin, um andere Dinge zu regeln. Ich vergesse auch mal, wichtige Dokumente einzustecken, wenn ich auf der Arbeit noch eine Institution anrufen möchte. Und ich hasse mich regelrecht dafür. Momentan habe ich mir eine Stunde aufräumen jeden Morgen auferlegt, für die ich dann zwei oder drei Stunden vor der Losfahrzeit zur Arbeit aufstehe. Ich she teilweise keinen anderen Ausweg, weil man nach dem Schlaf noch am muntersten ist. Bisher habe ich gerade einmal ein paar Tage dieser Art hinter mir und weiß genau, dass ich alles lahm mache, in Zeitlupe sozusagen. Am Samstag oder Sonntag alles zu erledigen, ist auch nicht unbedingt die Option, weil ich sonst nie einen freien Kopf von der Arbeit habe. Ich arbeite zum Teil auch am Wochenende.


Heute bin ich dann zweimal auf gesellschaftliche Ablehnung gestoßen. Das erste Mal geschah im Bus, als ich meine zerfledderte Fahrkarte vorzeigte. Bei anderen Leute sieht die immer so neu aus, selbst nach Jahren. Ich hatte sie schon in zwei Einzelteilen, weil ich ziemlich oft Bus fahre und die Fahrkarte sehr oft vorzeigen muss. Die Busfahrer machen mich dann gerne an. Sehr gern sind sie auch pampig, wenn ich mit einem Schein ankomme, falls ich meine Karte nicht eingesteckt habe. Das mag jetzt eine nicht so schlimm erscheinende Episode zu sein, aber ich trau mich ja gar nicht die schlimmeren Dinge zu erzählen, weil ich so down bin. Das Schlimmste ist noch das Unverständnis der anderen Menschen, die immer alles so ordentlich und gut machen. Sie behandeln mich, als wäre ich etwas ganz Ekelhaftes. Ihr Vorstellungsvermögen reicht gar nicht so weit, dass es einem Menschen so schlecht gehen kann im Leben oder alltagsspezifisch alles nicht hinbekommen wird, sodass alle möglichen Dinge einem passieren, die eigentlich nicht sein sollten. Selten bleibt mal einer ruhig. Ich bin dann gebrandmarkt als die psychisch Kranke.

Ich habe eine Diagnose, doch das hat keinen Einfluss auf meine Kompetenz im Beruf und viele Kollegen merken wohl auch kaum, wie es um mich steht. Manche sind mir sogar gar nicht so unähnlich, denke ich manchmal. Dennoch wird ihr Zuhause besser aussehen als meins.

Die Konsequenz aus meinen Alltagsproblemen ergibt sich im Freundschaftsbereich. Ich lade niemanden zu mir ein. Ich bin ständig auf der Hut, um "perfekt" zu erscheinen. Niemand soll was merken. Wenn meine schlimmen Seiten sich wieder zeigen, vertusche ich mit Riesenaufwand, wo es wieder hapert. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, als ganzer Mensch gemocht zu werden. Ich bekomme viel Zuspruch von anderen Menschen, viele Leute reagieren positiv auf mich, doch sie kennen mich nur von der einen beruflichen Seite. Ich kann natürlich nicht einschätzen, was sie wirklich noch bemerken oder ganz und gar denken. Ich bin auch ständig unsicher. Jede Bemerkung kann zur Kränkung führen und ich fühle mich wie der letzte Mensch auf Erden. Aus diesem Grund hinterfrage ich mein Verhalten bei jeder zwischenmenschlichen Beziehung, die ein wenig ins Schwanken gerät und warte darauf, dass mir diese Person sagt, dass sie mich nicht mehr sehen möchte. Meinen Alltag verbringe ich meist allein. Ich kann mir Treffen mit anderen organisieren, doch die finden am Wochenende statt und sind oberflächlicherer Natur. Ich finde es teilweise extrem krass, wie viele Partner andere Menschen im Leben so haben, denn allein schon einen zu bekommen, ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Er würde mich nur aburteilen und er lebt normal und ich nicht.

Mein gesamtes Leben gab es besonders in der Kindheit und Jugend einschneidende Erlebnisse, die mich zum Außenseiter machten. Viele Menschen bezeichnen mich heute als jemand ganz Besonderen und sagen mir, wie nett ich bin,doch trotzdem ist das nichts, was mich ihnen näherbringt. Ich bin so einsam, obwohl ich einer Arbeit nachgehe, bei der man viel Kontakt mit seinen Mitmenschen hat. Wenn diese Leute wüssten, wie sehr ich vor ihren Urteilen Angst habe! Ich habe gelernt, die Angst zu verbergen und geradezu Entertainerqualitäten an den Tag zu legen. Ich muss mich noch nicht mal verstellen. Wenn ich andere sehe, sind sie da.

Manchmal weiß ich nicht, wie es weitergehen soll, weil ich oft denke, dass ich nie so gravierende Alltagsprobleme haben würde, wenn ich auch nur ein Familienmitglied hätte. Ich habe keins. Ich bin Waise geworden und seitdem gebe ich Energie für den Alltag ab und bekomme nur begrenzt sie zurück. Ich muss mir alle Freude selbst geben. Deswegen ist das Frühstück der Höhepunkt meines Tages. Fernsehen und Audiobücher rangieren auf Platz zwei. Alles andere ist mit Instabilität behaftet. Menschen verlassen und enttäuschen ständig. Ich habe gelernt´, mit den oberflächlichen Bekanntschaften zu leben. Bis zu meinem Umzug aus meiner Studienstadt wusste ich noch nicht einmal, dass mich dort viele Leute mögen. Sie wollten schließlich nie ihre Freizeit mit mir verbringen. Ich war überrascht, welche Reaktionen kamen, als ich dann weg war.
 
Hallo,
ich denke, wie dir geht es vielen Menschen. Viele sind unsicher und haben auch nicht gerade ein strotzendes Selbstbewusstsein. Und wie bei dir sieht man es ihnen gar nicht an, wie es bei ihnen im Inneren aussieht. Nur machen sich vielleicht nicht so viele solche Gedanken darüber. Ich denke, du solltest man mit deinem Hausarzt reden, vielleicht wäre eine Therapie genau das Richtige für dich.
 

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