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Ich befürchte, in eine Essstörung zu rutschen.

G

Gast

Gast
Hallo,

ich schreibe hier, weil ich gerade ein großes Bedürfnis habe, diese Gedanken irgendwie aus meinem Kopf zu kriegen, und weil ich im Moment keine andere Möglichkeit dazu sehe als dieses Forum..

Ich will einfach versuchen, es kurz zusammenzufassen.
Ich bin jetzt 20, übrigens weiblich, seit letztem Jahr studiere ich (Jura). Ich war noch nie übergewichtig, in meiner Jugend eher das Gegenteil.
Ich habe am Anfang meines Studiums etwa 5, 6 kg zugenommen, war/bin damit immer noch mehr als gut im Rahmen, wiege etwa 57 kg bei 1,67m.
Während und nach dieser Zunahme hab ich aber angefangen, mich nicht mehr wohl in meiner Haut zu fühlen. Mein ganzes Leben hatte ich nie Probleme, in irgendwelche Klamotten zu passen - jetzt passte das Zeug nur noch in M, nicht mehr in S. Alte Hosen waren zu eng und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben ein bisschen Hüftspeck.
Ich hab mir damals, vor etwa einem Jahr, vorgenommen, diese 5 kg wieder abzunehmen.

Und jetzt muss man wissen - wenn ich etwas tue, dann tue ich es richtig. Ich habe einen grauenhaften Hang zum Perfektionismus. Wenn mich etwas interessiert, verschwende ich Stunden daran, sauge alle Informationen in mich auf, will es perfekt machen.. so auch das Abnehmen. Ich wollte keine Crash-Diät machen, ich wollte meine Ernährung dauerhaft umstellen, gesünder leben, die für mich richtige Kalorienanzahl am Tag aufnehmen, nicht zu viel, nicht zu wenig, möglichst noch das richtige Verhältnis von Fett, Kohlenhydraten und Proteinen, ich wollt's perfekt machen..

Und ich musste feststellen, dass mein Körper keine Maschine ist, und dass diese übertriebene Kontrolle vom Essverhalten dazu führt, dass ich immer wieder in regelrechte Fressanfälle rutsche, in denen ich alles in mich hereinstopfe, was ich im Kühlschrank habe, alles an Süßzeug, das ich noch irgendwo finden kann.
Das passiert nicht regelmäßig, Gott sei Dank auch nicht allzu oft, ungefähr einmal pro Monat. Danach fühle ich mich grauenhaft, schäme mich für mich selbst, habe auch schon mehrmals versucht, zu erbrechen, bin aber auf dem Weg zur Toilette wieder "aufgewacht", hab gemerkt, was ich tue, und hab mich stattdessen heulend im Bett verkrochen..
In diesen Momenten hab ich mir schon mehrmals geschworen, mit dieser irrsinnigen Kontrolle aufzuhören, einfach ganz normal zu essen, mir keine Gedanken mehr um Kalorien und Fettgehalt zu machen und keine Ernährungstagebücher mehr zu führen, meine Zeit nicht mehr im Internet in irgendwelchen Diätforen zu verschwenden, weil es alles so irrsinnig ist, weil ich nicht zu dick bin, weil ich trotzdem stundenlang nur an diesen Scheiß denke, weil ich mein Leben danach richte...
Und das klappt dann auch. Eine Woche, oder zwei, manchmal drei.

Oft beginnt es dann wieder harmlos. Ich sage mir, ich esse ab jetzt normal: Wenn ich eben hungrig bin, und zwar das, was ich möchte. Ich mache viel Sport (hab ich schon vor dem Diätwahn gemacht, sodass das davon wohl recht unabhängig ist), sodass ich mir das leisten kann.
Dann sehe ich, dass ich nach einer Woche ein paar Gramm weniger habe, und fange wieder an zu "optimieren" - da ein paar Kalorien weglassen, hier ein bisschen Fett... sodass ich weiter abnehme. Und das steigert sich. Ich plane zwei Tage im voraus, was ich essen möchte. Ich überlege mir, wo ich Kalorien sparen kann, damit ich am Wochenende mit Freunden beim Pizzaessen ordentlich reinhauen kann. Ich rechne alles genauestens aus. Ich fühl mich gut dabei. Ich hab was zu tun. Ein, zwei Wochen lang klappt das. Bis zum nächsten Fressanfall eben.

Vor ein paar Stunden wars wieder so weit. Ich weiß nicht, wie ich Normalität in die Sache reinbringen kann. Ich bin es wirklich leid...

Ich habe zwei große Probleme, die mich immer wieder zu Fall bringen.

Das eine ist das Kalorienzählen, das ich so sehr verinnerlicht habe. Ich weiß von zig gängigen Lebensmitteln, wie viel Kalorien/Fett sie enthalten, das heißt, ich zähle oft ganz unbewusst, wenn ich etwas esse. Ich kann das kaum verhindern...

Andererseits ist da eine Langeweile in meinem Leben, die irgendwie gefüllt werden möchte...
Mein Leben ist toll. Ich komme in meinem Studium gut zurecht, ich habe keine Geldsorgen. Ich habe gute Freunde gefunden und seit mehr als einem Jahr einen wundervollen Freund, den ich sehr liebe. Aber ich habe zu viel Zeit. Ich muss kaum Vorlesungen besuchen und in den Semesterferien habe ich auch kaum etwas zu tun. Lernen frisst natürlich eine gewisse Zeit, aber meine Freizeit nimmt immer noch einen riesen Teil des Tages ein. Und da habe ich dann nichts zu tun. Nichts, das mich wirklich fesselt, nichts, mit dem ich diese Langeweile vertreiben kann.
Klar, ich lese ein paar gute Bücher, ich lerne nebenher eine Fremdsprache, ich treffe mich mit Freunden, ich besuche Konzerte. Ich mache viel Sport. Aber in nichts davon kann man sich hineinsteigern - außer dem Sport, aber wenn ich das tue, bin ich ganz schnell wieder beim Kalorienzählen und bei der krampfhaft gesunden Lebensweise...

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst, irgendwann ganz die Kontrolle zu verlieren. Ich fürchte mich davor, bulimisch zu werden. Und vor allem will ich dieses elende Kalorienzählen raus aus meinem Kopf...

Falls sich das irgendjemand ernsthaft durchgelesen haben sollte, bedanke ich mich sehr dafür. Falls jemand antwortet, danke ich noch mehr. Ich weiß gar nicht, was ich mir für eine Antwort erhoffe. Ich wollte all das einfach nur mal loswerden, weil ich mich nicht traue, mit irgendjemandem darüber zu reden...
 

kiablue

Aktives Mitglied
Dein eigentliches Problem ist wahrscheinlich nicht das Essproblem, da zeigt es sich nur, sondern Dein Kontrollbedürfnis. Irgendetwas in Deinem Leben hast Du nicht unter Kontrolle und wenn Du Deine Freizeit beschreibst, dann frage ich mich, warum musst Du alles so massiv ausfüllen, warum kann man nicht auch einfach mal gar nichts tun. Vielleicht hast Du das Gefühl, Dir entgleitet was, Du kannst irgendetwas, das Dir wichtig ist, nicht beeinflussen und um das zu kompensieren, eignet sich eine Essstörung hervorragend. Sie "bündelt" die Gedanken, die Waage zeigt, es verändert sich was oder eben auch nicht, aber auch wenn nicht, gibt das wieder ein Ziel, nämlich eben etwas zu tun, darüber nachzudenken, wie man das verändern kann und der Weg erscheint recht deutlich.

Wäre vielleicht wichtig herauszufinden, was fehlt Dir, wo hast Du das Gefühl, nichts tun zu können oder wo war es auch in der Vergangenheit so. Wofür brauchst Du diesen hohen Perfektionsanspruch, wofür brauchst Du die Kompensations- und Kontrollmöglichkeit Deines Essverhaltens. Ich denke, wenn Du weißt, worum es eigentlich geht, dann fällt es auch ein bisschen leichter, das zu steuern, der Rest ist Lernarbeit. Falsches (auch Ess-)Verhalten wieder zu verlernen, ist nicht so einfach. Es kommt dann darauf an, bewusst zu ignorieren, wie viele Kalorien was hat, sie nicht mehr zu zählen, wieder essen zu lernen. Manchmal schafft man das nicht allein, dann braucht man Hilfe dabei und ich wünsche Dir, dass Du früh genug erkennst, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, möglichst, bevor all das zur Sucht geführt hat. Es ist schwere Arbeit, wieder normal essen zu lernen, also zieh die Notbremse.

LG kiablue
 

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