mikenull
Urgestein
Hoppla Aurelie 11
Während ich auf der Reise im Notarztwagen bin, wieder ein Einschub - allerdings einer der ernsteren Sorte
In Dieuze - da war ich insgesamt etwa 6 Monate bei zwei Besuchen hatte ich sechs verschiedene Zimmerkollegen.
Einer davon war ein 84jähriger Mann aus Saargemuines. Er sprach ein hervorragendes Deutsch, war früher Elektrikspezialist beim monopolistischen Stromversorger EDF - konnte aber nicht mehr laufen. Ein Elektriker - endlich ein hochintelligenter Mensch mit dem ich mich über alles unterhalten konnte. Von Macron bis Merkel, von De Gaulle bis Hitler.
Und vor allem über eines meienr Hobbys, Solarzellen und die Stromversorgung im Haus. Wir lagen mehrmals abends im Bett und unterhielten uns stundenlang.
Nun war ja in Dieuze jeden Tag eine Stunde Kine, in der man versuchte, die alten Leute wieder auf die Beine zu bringen - mit wenig Erfolg übrigens, wenn man von Leuten wie mir absieht. Die meisten wollen ja nicht mehr.
So haben sie meinen Elektro-Kollegen im Polsterstuhl auch drei oder vier Mal ein Stockwerk tiefer gefahren und ihn an die Stangen ( Laufbahn ) gehoben. Er setzte seine ganze Hoffnung auf diese Turnerei, aber ich ahnte, daß daraus kaum was werden würde. Einfach weil die Zeit in der man sich mit dem Einzelnen beschäftigen konnte bzw wollte, zu kurz war. Denn die Leute wurden ja nach einer gewissen Zeit ins Altersheim abgeschoben - wo gar nichts mehr gemacht wurde.
In den folgenden Tagen ließ er irgendwie nach. Er schlief unruhig und einmal fiel er aus dem Bett. Allerdings ohne Folgen.
Nach etwa zwei Wochen saßen wir morgens beim Frühstück, ich hatte R.E.M. im DVD-Player aufgelgt, da sagte er zu mir, daß er Geld brauche und er sich das auf der Post in Dieuze holen wolle.
"So ein Quatsch", sagte ich " die Post ist einen Kilometer weg und Du kannst nicht laufen. Außerdem kommst Du niemals hier raus. Denn eines ist klar: Auch wenn das Personal völlig unakzeptabel ist, sie passen schon auf, daß sich niemand einfach so selsbtständig macht".
Er hiefte sich aus seinem Polsterstuhl hoch und stand plötzlich da. Ich rief sofort: "Setz Dich hin, sonst gibt es eine Katastrophe, setz Dich". Er ließ sich zurückfallen.
Auf em Flur putzte eine Krankenschwester den Boden. "Haben Sie gesehen, was er gemacht hat", fragte ich.
Sie bestätigte, alles gesehen zu hbane - eine weitere Reaktion blieb aber aus.
Ich fuhr nach ganz vorne zum Schwesternzimmer, die Ärztin war ja zu dieser Zeit noch nicht da.
Vorne saßen die restlichen vier Schwestern beim Kaffee und unterhielten sich. ( eine Diskussion oder Konferenz wie ich das nannte. Übrhaupt hatte ich für die Hälfte des Personals nur das Wort "Pull" - also Huhn übrog. Und das immer mit einem Lächeln.
"Mein Kollege steht auf. Und will laufen. Sie wissen aber alle, das er das nicht kann", sagte ich. Keine Reaktion!
Ich wurde wütend, fuhr aber zurück zu einer Französin, schräg gegenüber meinem Zimmer, wo ich mich jeden Tag längere Zeit aufhielt.
Ich erzählte ihr das bisher vorgefallene. Noch während dieser Unterhaltung tat es einen lauten Schlag. Mein Kollege hatte sich wohl an seinem Bett vorgetastet und war dann dicht an der Eingangstür umgefallen. Jetzt lag er da in einer großen Blutlache. Ich fuhr sofort wieder vor ins Schwesternzimmer und berichtete. Die Reaktion war nicht besonders schnell, denn es fiel ja täglich einer um, wie man mir erzählte.
Mein Kollege war aufs Gesicht gefallen und seine Brille hatte sich wohl in seinen Kopf gedrückt. Als die Schwestern einigermaßen die Folgen dieses Sturzes realisierten, ging alles etwas schneller. Jetzt endlich kam die Ärztin, eine Ambulanz wurde angefordert.
Der Kollege wurde nach Saarbourg zur Untersuchung gefahren.
Er war am Abend zurück. Dicke Halskrause, Kopfverband, Hände und Knie verbunden. An seinem Bett wurden allerlei elektronischen Geräte zur Überwachung aufgebaut. In der Nacht bzw. am frühen Morgen begann er beim atmen laut zu röcheln. Ich, der "Hobby-Arzt" fuhr nach vorne zur Ärztin. Es war damals die sportliche und wirklich schöne Sandra, von der ich hier an anderer Stelle schon geschrieben habe.
" Der Mann hat Wasser in der Lunge und muß abgesaugt werden", sagte ich, weil ich das von einem früheren Aufenthalt im Krankenhaus kannte. Tatsächlich war dann so; das Wasser wurde abgesaugt.
Die ganze Woche über war keine Ruhe mehr im Zimmer. Der Kollege stöhnte und heulte vor Schmerzen. Wurde regelmäig mit Medikamenten gegen diese Schmerzen beandelt - er sprach aber nicht mehr.
Am Samstagmittag bzw, Spätnachmittag kamen gleich vier Schwestern ins Zimmer, bauten alle Geräte ab und schoben den Mann in seinem Bett vor auf Zimmer 1. Das ist ein Einzelzimmer in das nur schwer Kranke kamen. Ich war mal wider allein in der Bude.
Am Sonntagmogen, vor dem Frühstück fuhr ich vor weil mich die Geschichte natürlich arg beschäftigte. Um die Türklinke von Zimmer 1 war eine Binde gewickel und danneben an der Wand befestigt, so daß niemad ins Zimmer konnte........
Wenig später fragte ich den jungen Krankenpfleger, mit dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, was geschehen sei.
Er machte nur das Zeichen mit der flachen Hand vor seinem Hals.
Die folgenden zwei Tage möchte ich am liebsten vergessen. Ich war außer mir vor Wut. Sagte den Verantwortlichen
das der Mann völlig umsonst gestorben ist. Denn man hätte ihn nach meiner ersten Warnung locker im Stuhl fixieren können - dann wäre gar nichts passiert. Zu meinem Erstaunen stritt man die Verantwortung für seinen Tod noch nicht mal ab......
BITTE HIER KEINE KOMMENTARE!
Während ich auf der Reise im Notarztwagen bin, wieder ein Einschub - allerdings einer der ernsteren Sorte
In Dieuze - da war ich insgesamt etwa 6 Monate bei zwei Besuchen hatte ich sechs verschiedene Zimmerkollegen.
Einer davon war ein 84jähriger Mann aus Saargemuines. Er sprach ein hervorragendes Deutsch, war früher Elektrikspezialist beim monopolistischen Stromversorger EDF - konnte aber nicht mehr laufen. Ein Elektriker - endlich ein hochintelligenter Mensch mit dem ich mich über alles unterhalten konnte. Von Macron bis Merkel, von De Gaulle bis Hitler.
Und vor allem über eines meienr Hobbys, Solarzellen und die Stromversorgung im Haus. Wir lagen mehrmals abends im Bett und unterhielten uns stundenlang.
Nun war ja in Dieuze jeden Tag eine Stunde Kine, in der man versuchte, die alten Leute wieder auf die Beine zu bringen - mit wenig Erfolg übrigens, wenn man von Leuten wie mir absieht. Die meisten wollen ja nicht mehr.
So haben sie meinen Elektro-Kollegen im Polsterstuhl auch drei oder vier Mal ein Stockwerk tiefer gefahren und ihn an die Stangen ( Laufbahn ) gehoben. Er setzte seine ganze Hoffnung auf diese Turnerei, aber ich ahnte, daß daraus kaum was werden würde. Einfach weil die Zeit in der man sich mit dem Einzelnen beschäftigen konnte bzw wollte, zu kurz war. Denn die Leute wurden ja nach einer gewissen Zeit ins Altersheim abgeschoben - wo gar nichts mehr gemacht wurde.
In den folgenden Tagen ließ er irgendwie nach. Er schlief unruhig und einmal fiel er aus dem Bett. Allerdings ohne Folgen.
Nach etwa zwei Wochen saßen wir morgens beim Frühstück, ich hatte R.E.M. im DVD-Player aufgelgt, da sagte er zu mir, daß er Geld brauche und er sich das auf der Post in Dieuze holen wolle.
"So ein Quatsch", sagte ich " die Post ist einen Kilometer weg und Du kannst nicht laufen. Außerdem kommst Du niemals hier raus. Denn eines ist klar: Auch wenn das Personal völlig unakzeptabel ist, sie passen schon auf, daß sich niemand einfach so selsbtständig macht".
Er hiefte sich aus seinem Polsterstuhl hoch und stand plötzlich da. Ich rief sofort: "Setz Dich hin, sonst gibt es eine Katastrophe, setz Dich". Er ließ sich zurückfallen.
Auf em Flur putzte eine Krankenschwester den Boden. "Haben Sie gesehen, was er gemacht hat", fragte ich.
Sie bestätigte, alles gesehen zu hbane - eine weitere Reaktion blieb aber aus.
Ich fuhr nach ganz vorne zum Schwesternzimmer, die Ärztin war ja zu dieser Zeit noch nicht da.
Vorne saßen die restlichen vier Schwestern beim Kaffee und unterhielten sich. ( eine Diskussion oder Konferenz wie ich das nannte. Übrhaupt hatte ich für die Hälfte des Personals nur das Wort "Pull" - also Huhn übrog. Und das immer mit einem Lächeln.
"Mein Kollege steht auf. Und will laufen. Sie wissen aber alle, das er das nicht kann", sagte ich. Keine Reaktion!
Ich wurde wütend, fuhr aber zurück zu einer Französin, schräg gegenüber meinem Zimmer, wo ich mich jeden Tag längere Zeit aufhielt.
Ich erzählte ihr das bisher vorgefallene. Noch während dieser Unterhaltung tat es einen lauten Schlag. Mein Kollege hatte sich wohl an seinem Bett vorgetastet und war dann dicht an der Eingangstür umgefallen. Jetzt lag er da in einer großen Blutlache. Ich fuhr sofort wieder vor ins Schwesternzimmer und berichtete. Die Reaktion war nicht besonders schnell, denn es fiel ja täglich einer um, wie man mir erzählte.
Mein Kollege war aufs Gesicht gefallen und seine Brille hatte sich wohl in seinen Kopf gedrückt. Als die Schwestern einigermaßen die Folgen dieses Sturzes realisierten, ging alles etwas schneller. Jetzt endlich kam die Ärztin, eine Ambulanz wurde angefordert.
Der Kollege wurde nach Saarbourg zur Untersuchung gefahren.
Er war am Abend zurück. Dicke Halskrause, Kopfverband, Hände und Knie verbunden. An seinem Bett wurden allerlei elektronischen Geräte zur Überwachung aufgebaut. In der Nacht bzw. am frühen Morgen begann er beim atmen laut zu röcheln. Ich, der "Hobby-Arzt" fuhr nach vorne zur Ärztin. Es war damals die sportliche und wirklich schöne Sandra, von der ich hier an anderer Stelle schon geschrieben habe.
" Der Mann hat Wasser in der Lunge und muß abgesaugt werden", sagte ich, weil ich das von einem früheren Aufenthalt im Krankenhaus kannte. Tatsächlich war dann so; das Wasser wurde abgesaugt.
Die ganze Woche über war keine Ruhe mehr im Zimmer. Der Kollege stöhnte und heulte vor Schmerzen. Wurde regelmäig mit Medikamenten gegen diese Schmerzen beandelt - er sprach aber nicht mehr.
Am Samstagmittag bzw, Spätnachmittag kamen gleich vier Schwestern ins Zimmer, bauten alle Geräte ab und schoben den Mann in seinem Bett vor auf Zimmer 1. Das ist ein Einzelzimmer in das nur schwer Kranke kamen. Ich war mal wider allein in der Bude.
Am Sonntagmogen, vor dem Frühstück fuhr ich vor weil mich die Geschichte natürlich arg beschäftigte. Um die Türklinke von Zimmer 1 war eine Binde gewickel und danneben an der Wand befestigt, so daß niemad ins Zimmer konnte........
Wenig später fragte ich den jungen Krankenpfleger, mit dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, was geschehen sei.
Er machte nur das Zeichen mit der flachen Hand vor seinem Hals.
Die folgenden zwei Tage möchte ich am liebsten vergessen. Ich war außer mir vor Wut. Sagte den Verantwortlichen
das der Mann völlig umsonst gestorben ist. Denn man hätte ihn nach meiner ersten Warnung locker im Stuhl fixieren können - dann wäre gar nichts passiert. Zu meinem Erstaunen stritt man die Verantwortung für seinen Tod noch nicht mal ab......
BITTE HIER KEINE KOMMENTARE!
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