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Hoppppla Aurelie.....

mikenull

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Hoppla Aurelie 11

Während ich auf der Reise im Notarztwagen bin, wieder ein Einschub - allerdings einer der ernsteren Sorte
In Dieuze - da war ich insgesamt etwa 6 Monate bei zwei Besuchen hatte ich sechs verschiedene Zimmerkollegen.
Einer davon war ein 84jähriger Mann aus Saargemuines. Er sprach ein hervorragendes Deutsch, war früher Elektrikspezialist beim monopolistischen Stromversorger EDF - konnte aber nicht mehr laufen. Ein Elektriker - endlich ein hochintelligenter Mensch mit dem ich mich über alles unterhalten konnte. Von Macron bis Merkel, von De Gaulle bis Hitler.
Und vor allem über eines meienr Hobbys, Solarzellen und die Stromversorgung im Haus. Wir lagen mehrmals abends im Bett und unterhielten uns stundenlang.
Nun war ja in Dieuze jeden Tag eine Stunde Kine, in der man versuchte, die alten Leute wieder auf die Beine zu bringen - mit wenig Erfolg übrigens, wenn man von Leuten wie mir absieht. Die meisten wollen ja nicht mehr.
So haben sie meinen Elektro-Kollegen im Polsterstuhl auch drei oder vier Mal ein Stockwerk tiefer gefahren und ihn an die Stangen ( Laufbahn ) gehoben. Er setzte seine ganze Hoffnung auf diese Turnerei, aber ich ahnte, daß daraus kaum was werden würde. Einfach weil die Zeit in der man sich mit dem Einzelnen beschäftigen konnte bzw wollte, zu kurz war. Denn die Leute wurden ja nach einer gewissen Zeit ins Altersheim abgeschoben - wo gar nichts mehr gemacht wurde.
In den folgenden Tagen ließ er irgendwie nach. Er schlief unruhig und einmal fiel er aus dem Bett. Allerdings ohne Folgen.
Nach etwa zwei Wochen saßen wir morgens beim Frühstück, ich hatte R.E.M. im DVD-Player aufgelgt, da sagte er zu mir, daß er Geld brauche und er sich das auf der Post in Dieuze holen wolle.
"So ein Quatsch", sagte ich " die Post ist einen Kilometer weg und Du kannst nicht laufen. Außerdem kommst Du niemals hier raus. Denn eines ist klar: Auch wenn das Personal völlig unakzeptabel ist, sie passen schon auf, daß sich niemand einfach so selsbtständig macht".
Er hiefte sich aus seinem Polsterstuhl hoch und stand plötzlich da. Ich rief sofort: "Setz Dich hin, sonst gibt es eine Katastrophe, setz Dich". Er ließ sich zurückfallen.
Auf em Flur putzte eine Krankenschwester den Boden. "Haben Sie gesehen, was er gemacht hat", fragte ich.
Sie bestätigte, alles gesehen zu hbane - eine weitere Reaktion blieb aber aus.
Ich fuhr nach ganz vorne zum Schwesternzimmer, die Ärztin war ja zu dieser Zeit noch nicht da.
Vorne saßen die restlichen vier Schwestern beim Kaffee und unterhielten sich. ( eine Diskussion oder Konferenz wie ich das nannte. Übrhaupt hatte ich für die Hälfte des Personals nur das Wort "Pull" - also Huhn übrog. Und das immer mit einem Lächeln.
"Mein Kollege steht auf. Und will laufen. Sie wissen aber alle, das er das nicht kann", sagte ich. Keine Reaktion!
Ich wurde wütend, fuhr aber zurück zu einer Französin, schräg gegenüber meinem Zimmer, wo ich mich jeden Tag längere Zeit aufhielt.
Ich erzählte ihr das bisher vorgefallene. Noch während dieser Unterhaltung tat es einen lauten Schlag. Mein Kollege hatte sich wohl an seinem Bett vorgetastet und war dann dicht an der Eingangstür umgefallen. Jetzt lag er da in einer großen Blutlache. Ich fuhr sofort wieder vor ins Schwesternzimmer und berichtete. Die Reaktion war nicht besonders schnell, denn es fiel ja täglich einer um, wie man mir erzählte.
Mein Kollege war aufs Gesicht gefallen und seine Brille hatte sich wohl in seinen Kopf gedrückt. Als die Schwestern einigermaßen die Folgen dieses Sturzes realisierten, ging alles etwas schneller. Jetzt endlich kam die Ärztin, eine Ambulanz wurde angefordert.
Der Kollege wurde nach Saarbourg zur Untersuchung gefahren.
Er war am Abend zurück. Dicke Halskrause, Kopfverband, Hände und Knie verbunden. An seinem Bett wurden allerlei elektronischen Geräte zur Überwachung aufgebaut. In der Nacht bzw. am frühen Morgen begann er beim atmen laut zu röcheln. Ich, der "Hobby-Arzt" fuhr nach vorne zur Ärztin. Es war damals die sportliche und wirklich schöne Sandra, von der ich hier an anderer Stelle schon geschrieben habe.
" Der Mann hat Wasser in der Lunge und muß abgesaugt werden", sagte ich, weil ich das von einem früheren Aufenthalt im Krankenhaus kannte. Tatsächlich war dann so; das Wasser wurde abgesaugt.
Die ganze Woche über war keine Ruhe mehr im Zimmer. Der Kollege stöhnte und heulte vor Schmerzen. Wurde regelmäig mit Medikamenten gegen diese Schmerzen beandelt - er sprach aber nicht mehr.
Am Samstagmittag bzw, Spätnachmittag kamen gleich vier Schwestern ins Zimmer, bauten alle Geräte ab und schoben den Mann in seinem Bett vor auf Zimmer 1. Das ist ein Einzelzimmer in das nur schwer Kranke kamen. Ich war mal wider allein in der Bude.
Am Sonntagmogen, vor dem Frühstück fuhr ich vor weil mich die Geschichte natürlich arg beschäftigte. Um die Türklinke von Zimmer 1 war eine Binde gewickel und danneben an der Wand befestigt, so daß niemad ins Zimmer konnte........
Wenig später fragte ich den jungen Krankenpfleger, mit dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte, was geschehen sei.
Er machte nur das Zeichen mit der flachen Hand vor seinem Hals.
Die folgenden zwei Tage möchte ich am liebsten vergessen. Ich war außer mir vor Wut. Sagte den Verantwortlichen
das der Mann völlig umsonst gestorben ist. Denn man hätte ihn nach meiner ersten Warnung locker im Stuhl fixieren können - dann wäre gar nichts passiert. Zu meinem Erstaunen stritt man die Verantwortung für seinen Tod noch nicht mal ab......


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mikenull

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Hoppla Aurelie 12


Auf der Fahrt nach Nancy ging mir natürlich so einiges durch den Kopf. Wieder kein Handy dabei - würden mich die Nachbarn finden? Was für eine Notoperation sollte gemacht werden? Zum erstenmal gab es auch die Gedanken an ein mögliches Ende......
Das "CHU Braboir" in Nancy ist eine der besten Kliniken in Frankreich. Groß mit der Universität in der Mitte, viele große neue Bauten, Parkplätze etc. Helikopter Flugplatz. Preis pro Nase um die 1500 Euro täglich.

Die Ambulanf fuhr ohne Halt direkt in einen großen Vorraum eines der Op-Sääle. Drei grüngekleidete Schwestern - sinnigerweise maskiert - halfen mir auf die schmale und harte OP-Bahre. Meine beiden Notärzte aus Saarbourg verabschiedeten mich. ( Hurra, wir haben ihn lebend hierher gebracht ) Der Operateur begrüßte mich. Ebenfalls in grün, schlecht rasiert ( das war gerade Mode in Frankreich ) jung, so um die 35 leichter afrikanischer Einschlag.
"Wir schneiden nichts ab. Wir fahren von ihrer Hüfte aus rein und versuchen die Ader sauber zu kriegen", sagte er.
Gut, das Prozedere kannte ich ja schon. Wieder in Jesus-Stellung und ab gings in das Land ohne Träume.

Dieses Mal war die Narkose wohl wieder perfekt, denn ich wachte ohne Nebenwirkungen auf. Wunderschönes Zimmer mit Blick auf den Hubschrauber-Landeplatz. die Autobahn. und die gewaltige Größe der Klinik.
Eine bildhübsche Krankenschwester erklärte mir alles. Das Zimmer war mit einem relativ großen Bad ausgestattet, Dusche, Telefon, TV, und was miich besonders begeisterte, eine Gegensprechanlage ins Schwesternzimmer.
An der rechten Hüfte hatte ich einen Druckverband mit einer Länge von etwa 25cm.

Eine weitere Schwester, ebenso hübsch und immer lächelnd fragte mich, was ich zum Frühstück haben wollte; also morgen. Ich beschloss , mich da nicht kleinlich zu verhalten: 1 Brot, 4 Toastbrote, 3 x Butter, Marmelade,
einen großen CafeOle und zwar halb und halb, also halb Kaffee, halb Milch. Und als Abschluß einen Orangensaft. Es wurde alles notiert und ich dachte: Mal sehen wie sie das alles ohne Zucker hinkriegen.

Es kam gegen 8 Uhr am nächsten Morgen alles was ich gewünscht hatte. Eine Stunde später kam wieder eine Schwester, maß Blutdruck, Fieber und Zucker. Dann traten etwa 10 Personen ein, alle in weiß. Die Visite, aha.
Die Op sei gut verlaufen und ich solle mich den Tag über in den Stuhl setzen, damit mein Blut in Bewegung komme.
Einen Rollstuhl würde ich heute bekommen und wenn irgendwas wäre, solle ich klingeln.

Tatsächlich brachte man mir damals einen Dupont-Rollstuhl, in dem ich noch heute große Teile des Tages verbringe, mein Eigentum. Nun muß man wissen, daß der Bau des Krankenhauses in dem ich lag, in Quadraten aufgebaut ist. Will heißen daß um dieses Viereck alle Zimmer beiderseitig angeordnet sind, aber sich um dieses Quadrat zumindest ein weiteres gebaut ist. Kein Wunder das ich mich da mehrmals verfahren habe und nur mit Mühe zurückfand. Wahrscheinlich rennt der Architekt des Hauses heute noch drin rum und findet nicht mehr raus.

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mikenull

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Hoppla Aurelie 13

Tja, und irgendwann war sie im Dienst - die Namengeberin meines Beitrages. Bildschön, schwarhaarig viellleicht knappe 30, nicht deutschsprechend, wahrscheinlich verheiratet. Aber alles nicht wichtig. Das Bild der perfekten Krankenschwester. Immer gut aufgelegt, immer lächelnd bis lachend und immer Zeit für mich. Ihre Eigenheit war die Tatsache, daß Sie auf 5m Laufstrecke mehr oder weniger laut ein "Hooooppppla" von sich gab. Ich habe x Kugelschreiber im Krankenhaus verloren, Sie war sofort da und hat mir ausgeholfen. Sie kam auf meinen Anruf in der Nacht um drei Uhr und brachte eisgekühltes Carola in der kleinen Flasche.

Gegenüber meinem Zimmer wurde eine 88jährige Frau eingeliefert, die einen munteren Eindruck machte. Wir winkten uns öfters mal zu. Ihre etwa 50jährige Tochter km jeden Tag zu Besuch. Sie erzählte mir dann, daß ihre Mutter starke Diabet hat unnd die Ärzte schneiden wollten. Ihre Mutter sich aber gegen jede Amputation aussprach.
Ich hatte, wie immer wenn ich irgendwo anders hinkomme, Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang. Bei einer Visite morgens machte mir eine Ärztin den Vorschlag, einen künstlichen Darmausgang zu legen - was ich wirklich dankend ablehnte.
Inzwischen war die Frau von gegenüber bettlägrig geworden und es tauchten mehr Besucher - vermutlich die Enkel bei ihr auf. Einem jungen Mann, der sehr gut deutsch sprach, habe ich die Webseiten-Adresse von hilferuf.de gegeben und ich hoffe, das er hier mitliest. ( Hallo, und Danke für alles! )

Als ich mich im Krankenhaus mal kurz verirrt hatte und völlig aus Versehen in der Cafeteria gelandet bin hat man mich gesucht, weil irgendeine Untersuchung gemacht werden sollte. Als ich wieder auf der Chirurgie Vasculaire auftauchte, hat man ein Verbot ausgesprochen. Nämlich das Zimmer nicht mehr verlassen zu dürfen.

Ich sann natürlich sofort auf eine geeignete Gegenmaßnahme, und habe auch was gefunden. Ich ließ zuerst das Mittagessen stehen und später auch das Abendessen. Ich habe denen auf ihre erstaunten Nachfragen gesagt, daß es sich keineswegs um einen Hungerstreik handelt, sonder ich zufällig kurz vor Mittag eine Diät begonnen hätte.
( bei dem guten Essen war das eine reife Leistung! ) Die Tochter der Nachbarin, der es inzwischen schlechter ging, bestärkte mich sehr. ( auch hier meinen Dank! ) Sie konnte ja in die Cafeteria und an die Automaten und bracht mir Kaffee mit. Übrigens - das ziehe ich vor - ist ihre Mutter nach etwa vier Wochen gestorben. An Diabetis. Kurz davor sind an einem Tag wohl alle aus der Familie noch zu Besuch gekommen und ihre Tochter hat in den letzten Wochen bei ihr im Zimmer auf einer Matratze geschlafen. Meine ganze Hochachtung und meinen ganzen Respekt für diese Frauen.
Im Stillen habe ich damals beschlossen, im Fall der Fälle genauso zu handeln.

( 1 Bild zeigt mein Bett im Braboir. Auf der Fensterbank ein Foto von Frech )
( 2 Bild zeigt einr Speisekarte die dem Essen jeweils beiliegt )


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mikenull

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Hoppla Aurelie 14

Übrigens habe ich diese phantastische Aurelie Wochen später im französischen TV gesehen: Da ging es um einen Streik der SAMU ( das ist wohl das Personal der echten Ambulanz ) Dort war sie auf einem Podest als Abordnung der Uni-Klinik zu sehen, Hoooopla )

Das Essen in diesem Hopital ist erste Sahne. Alle Gerichte einzeln in Schalen mit Plastikfolie verpackt, mindestens jeden zweiten Tag gekochten Fisch. Dazu Reis in X Variationen, Kartoffeln, Nudeln, verschiedene Salate, ausschließlich Joghurt Natur oder Bio. ( natürlich alles für Diabetiker ) verschiedenes Obst. Alles wirklich perfekt.

Einmal ist mir auf einem der Gänge ein junger Mann der am rechten Unterschenkel eine Prothese trug. Das Teil aus Alu und Carbon. Der lief damit schneller wie ich mit dem Rollstuhl hinterher kam.

Mein größtes Problem zu dieser Zeit bestand aus der Tatsache das ich manchmal fürchterliche Träume hatte. Ausgelöst durch die mehrfache Behandlung mit Morphium. Darauf komme ich noch zurück, denn es gab zuvor eine weitere Station bzw, ein Hospital in dem ich sechs Mal operiert worden bin. Davon aber später.....
Ja, ich beschreibe einmal so einen Traum. ( ich wußte übrigens aus meinem ersten Aufenthalt in einem deutschen Krankenhaus, daß ich anfällig gegen Morphium als Schmerzmittel bin )

Ich war wach und lag in meinem Bett. Mit beiden Armen festgebunden. ( diese Bindung kam in fast allen meinen Träumen vor ) Rechts neben mir eine große Kühltruhe. Die ganzen Decken und Wände sahen aus wie in einer Tropfsteinhöle. Ich klingelte nach einer Schwester. Es kamen gleich zwei. ( das waren echte, also im Braboir beschäftigte ) "Bindet mich sofort los", sagte ich. Die Antwort kam schnell: "Das werden wir sicher nicht tun".
"Ich habe Durst".
"Ich bringe ihnen einen Kaffee".
Ich dachte, da müssen sie mich ja losbinden.
Der Kaffee kam. Ich weiß nicht, ob ich viel davon getrunken habe. Tatsache ist aber, daß ich einen Mund voll nahm und es der einen Schwester direkt ins Gesucht spuckte. Ich weiß nun nicht wie das damals war. Ich bin der Ansicht daß diese zurück spuckte. Ich zerrte natürlich an den Gurten, die aber stabil waren. Ich rief nach Dr.Pfeiffer.
( das war ein Arzt in einem anderen Hoptal! Was ich natürlich nicht wußte ) Eine Stimme von weiter weg sagte: Wir kommen gleich und werden sie befreien. Wir bringen die GSG 9 mit".
Ich weiß heute nicht mehr, ob mich das beruhigte - Real hatte ich damals vor der Fesselung mehrere elektronische Geräte zerstört bzw. umgeworfen.
Dann lief ich wohl zur Höchstform auf. Eine der beiden Schwestern hatte nicht die übliche weiße Krankenhauskleidung an - oder vielleicht doch - sie trug jedenfall auf dem Kopf und am Oberkörper eine Art halbdurchsichtiges Zeug in Blau.
"Wissen sie was? Haben sie schon mal in den Spiegel gesehen? Sie sind das Hässlichste was ich je gesehen habe. Noch nich tmal mein Hund würde auf sie steigen". Ich halte mich jetzt zurück und schreibe nichts weiter dazu - in Wirklichkeit sprach ich noch vie, viel gröbere Beleidigungen aus.

Natürlich habe ich mich einen Tag später entschuldigt - und ich hatte von da an auch speziell mit der einen ein gutes Verhältnis, weil sie wohl verstanden hatte, woher das kam. Die andere mit dem Blauzeug habe ich später nur ein einziges Mal ganz kurz gesehen.
Sehr viel später habe ich in Dieuze einen Mann kennengelernt, der zufällig auch hier in der Gegend wohnt. Der sagte: Diese Beleidigungen - das warst nicht Du. Hast Du den Exorzisten gesehen? Da ist Zeug rausgekommen das irgendwo in Dir gespeicht war".

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mikenull

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Hoppla Aurelie 15

Ein paar Tage nach der Einlieferung und der Op bin ich mitten in der Nacht aufgewacht. Aus der Wunde an der Hüfte triefte Blut. Der Druckverband war völlig durchnässt. Ich klingelte. Nach der Nachtschwester kam die Notärztin eilig. Ich sah zum erstenmal die Wunde. Gut oder mehr wie 20cm lang, schokierend aber noch mehr die Tiefe von etwa 3cm.
Die Ärztin hatte alles entfernt, steckte zwei Schaumstoffstücke in Herzchenform hinein und dann einen neuen Druckverband drüber. Mich erstaunte meine Trockenheit - irgendwie war ich völlig emotionslos.

Etwa eine Stunde später war der Verband wieder vom Blut durchnässt. Wieder kam die Notärztin.
"Gibts eigentlich diese Morphiumspritzen nicht mehr? Ich habe sowas früher schon mal bekommen. Das war wunderschon. Kam in den Oberschenkel und wirkte nach ein paar Sekunden", fragte ich.
"Nein, sagte sie: "bei ihnen geht das direkt in die Wunde rein". Ich sprach mit der Frau - obwohl die sichtlich völlig am Ende war - so im Plauderton. Ich dachte, daß neben mir ihre Mutter liegt, an der sie herumdokterte. ( wahrscheinlich war ich schon wieder in so einem Traum.....)

Zwei Tage später dann der große Auftritt eines deutschsprechenden Arztes: "Monsieur Mikenull, welches Datum haben wir heute"? Ich mußte kurz nachdenken, sagte ihm dann aber das Datum.
"Nein, wir sind schon zwei Tage weiter".
"Und wie haben sie das gemacht"?
"Wir haben gedacht, daß ihr Zucker zu hoch ist und ihnen ein dämpfendes Mittel gegeben. Und da sind sie uns ins Koma gefallen".
"Seltsam, ich bin noch nie umgekippt. Wenn ich unterzuckert bin, merke ich das früh, wenn ich ein kleines Flimmern in die Augen kriege. Das geht aber schnell wieder weg, und beim autofahren kann ich es sogar hinausschieben".
"Das wissen wir alles", sagte er.
Man muß natürlich wissen, daß in einem Krankenhaus dieser Qualität die totale Überwachung des Patienten stattfindet. Da wird alles notiert.

Wieder Tage später tauchte bei der Visite die kleine, langhaarige Ärztin auf ( die mit dem "künstlichen Darmausgang )
"Wir machen ihnen beide Beine weg", sagte diese, und "wir wollen bis in zwei Tagen ihre Entscheidung "!
"Die können sie gleich haben: "Lieber tot als Zweiter. Nein und nochmals nein".
Tatsächlich nickten mir die deutschsprachigen Ärzte zustimmend zu.

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mikenull

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Hoppla Aurelie 16

Ich habe bisher über eine weitere Station - also noch ein Hospital nichts geschrieben. Ich war nach dem Besuch des Altersheims in Morhange zunächst noch eine Zeitlang im "Luis Pasteur" ebenfalls in Nancy. Allerdings liegt dieses Krankenhaus mitten in der Stadt. Hier konnte ich die etwa 50 O-Busse hören die am frühen Morgen den Betrieb aufnahmen. O-Busse haben wie die Bahn eine Oberleitung aus der sie mit Strom versorgt werden. Und Nancy ist möglicherweise die letzte Stadt in Europa die über ein O-Bus Netz verfügt.

In diesem Hopital wurde ich insgesamt sechsmal operiert. Und zwar von jenem Dr.Pfeiffer.den ich schon ( in einem anderen Zusammenhang ) erwähnt habe. Bei diesen Operationen ging es immer darum, die Blutkanäle zu reinigen.
Damals war aber die Wunde an der Hüfte relativ klein.
Ich erinnere mich, daß der Arzt ein ziemlich gutes Deutsch sprach und mir oft entgegenkam. Ich hatte zu der Zeit fürchterliche Schmerzen im rechten Bein. Und zwar immer dann, wenn ich gewaschen oder auch nur gedreht wurde.
Vor mehreren OPs verzichtete Dr.Pfeiffer z.B. auf meine schmerzhafte Kletterei auf die harte Bahre und narkotisierte mich bereits im normalen Krankenhausbett.

Nun gab es aber auf der Station einen anderen Arzt, ich will mal sagen: Der hatte für Deutsche nichts übrig.
Er kam irgendwann in mein Zimmer, ließ mich das Krankenhaus-Hemd ausziehen, öffnete das Fenster ( es war Winter ) und holte dann mehrere seiner Schwestern ins Zimmer.
"Monsiour Mikenull, Sie beleidigen meine Krankenschwestern, wollen Sie in der ZUkunft so wie jetzt behandelt werden"?
Ich entschuldigte mich sofot bei den anwesenden Damen, erinnerte aber auch daran, daß ich dies vermutlich im Morphin-Rausch gesagt habe.
Es war dann aber keineswegs Ruhe. Zum täglichen Waschen und Verbinden der Wunden ließ er nur seine Lernschwestern auf mich los, die alles andere als sanft mit mir umgingen. Ich habe oft vor Schmerzen geschrien.
Es gab allerdings auch zumindest zwei Krankenpfleger, die mich, nach eigenen Worten, verstanden.
Einmal stand dieser Arzt vor meiner offenen Zimmertür, und sagte zu einer weiteren Person: Wenn man hier in diese Gegend kommt riecht es immer nach Bordell". ( wohlgemerkt in deutscher Sprache! ) Ich fasste mich schell: Dazu muß man aber öfters im Bordell sein, um den Geruch zu kennen".
Dann war es ruhig.
Ist es verständlich, wenn ich diese Zeit vergessen will?

Zurück ins Braboir, daß ja nach meiner Ansicht außerhalb der Stadt liegt.
Eines Morgens bei der Visite wurden mir Bilder des rechten Fußes gezeigt. ( wegen meiner kaputten rechten Hüfte konnte ich den Fuß nicht selbst sehen ) Überhaupt tauchten oft beim Neuverbinden Ärzte und Schwestern auf, die meine Wunden fotografieren wollten. Ich genehmigte das immer;vermutlich wurden die Bilder an der Uni verwendet.
"Es ist unausweichlich, daß wir ihnen den Fuß unterhalb des Knies abnehmen müssen. Wir hätten nächste Woch Donnerstag einen OP-Termin frei. Bitte denken sie nach und sagen sie uns bis dahin ihre Entscheung".

Das war`s - und es kam natürlich nicht überaschend.

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mikenull

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Hoppla Aurelie 17

Während ich also ein paar Tage im Braboir in Nancy zum Überlegen bekam ( Schienbein ab oder tot sozusagen ) möchte ich hier einen weiteren Einschub bringen, der sich später in Dieuze zugetragen hat - und der wahrscheinlich eine andere Facette von "mikenull" zeigt.

Dieuze, Hopital St.Jaques im Juli 2018.
Ich war mal wieder für ein paar Tage allein im Zimmer. Ich hatte da bereits 2 Kollegen überstanden, die aber harmlos, da nur leicht verwirrt und bettlägrig waren. Mit meinem Dupont konnte ich im Hopital herumfahren und sogar täglich bis zu fünmal die Getränkeautomaten ein Stockwerk tiefer besuchen. Dafür brachte mir Dominique jede Menge kleine Münzen aus meinem Haus. ( Das war das Rückgeld von meinen Aldi-oder Lidl Besuchen.
Irgendwann in diesem Monat wurde ein Mann eingeliefert, der die deutsche Sprache zumindest verstand. Reden konnte er nicht, es war mehr ein Lallen und Schreien in Französisch, das aber auch die Schwestern kaum verstanden.
Er saß in der Regel in seinem Polsterstuhl, konnte aber ganz selten auch mal im Rollstuhl aufs WC fahren. Ich hatte zu Beginn ein gutes Verhältnis zu ihm, brachte ihm sogar vom Automat Pepsi Cola oder 7 up mit. ( ich selbst trank nur Cafe Au Lait ohne Zucker, versteht sich.)
Nun hatte er gleich zu Beginn die Fernsehgebühr ( um die 3 Euro täglich ) bezahlt, was mir eigentlich völlig wurscht war. Was sollte mich im franz.Fernsehen auch interssieren? Außerdem gab es 5m weiter einen Fernsehraum eigentlich fast mein Zimmer, denn ich war oft der Einzigste der dort schaute. ( Sportkanal sogar zweimal mit Spielen der Deutschen. )
Gut, kurz vor der Tour de France machte er mir durch Gesten klar, daß ich ihm Geld geben müsse, wenn er die Berichte darüber ( die langen Live-Übertragungen ) einschalten würde. Ich lehnte das zunächst ab, weil ich mir die Tour sowieso im Fernsehraum ansehen wollte. Als ihm das gar nicht passte und er mich böse anschrie, winkte ich ihm mit einem 5-Euro Schein.
"Wenn ich Dir Geld bezahle", sagte ich" dann will ich auch mitbestimmen was gesehen wird. Also her mit der Telecomande".
Er streckte mir die Fernbedienung entgegen.
Ich nahm sie, aber sagte auch:"Wenn ich bestimme, wirst Du wenig bis gar nichts von der Tour sehen. Dann gibts nur Arte für Dich",
Daraufhin heulte er wieder los. Ich gab ihm die Fernbedienung zurück und klebte den 5er direkt an seinen Kleiderschrank....
So schaute ich die ganze Tour bequem im Fernsehraum.
Ihn ließ das aber nicht los. Wenn ich wöhrend der Tour-Übertragung ins Zimmer rollte, schaltete er sofort das Programm tatsächlich auf Arte, begann aber zu heulen, bis ich wieder draußen war. Leise wurrde er nur in der Nacht, hustete aber andauernd und beschwerte sich sofort mit Geheul, wenn ich hustete. Die Schwestern bekamen das alles mit. "Wielange, glauben Sie, halte ich das noch aus"? fragte ich eine Schwester"? Schulterzucken.
Dann eskalierte es weiter. Sein Schreien, wenn er mich nur sah wurde immer lauter.
In einer kleinen Pause hakte ich, nun ernster geworden, ein:"Dir gehts nicht gut, ich denke Du hast Krebs. Rachen, oder so. Aber Dein Schreien ist sogar melodisch. Wir versuchen mal zusammen ein Lied einzuüben. Ich denke da an "San Franzisco" das ist modern und selbst Halliday hats gesungen. Ich stimmte an: If you going to San Franzisco....
Für einen kurzen Augenblick mußte er grinsen. Aber dann ging das Geheule weiter. "Ich verstehs ja, Du hast Schmerzen, aber Du hast auch nicht mehr langezu leben. Dein Krebs ist Scheiße aber was solls".
Er zeigte mir den Vogel. Ich tat das ebenfalls, fuhr aber auf ihn zu, fuhr mit meiner Faust auf sein Gesicht zu, konnte aber noch bremsen. "Pass auf, wenn Du diese einmal abkriegst, liegst Du da unten unter deinem Bett. Und noch was: Ich weiß nicht warum da so ist. Leg Dich nicht mit mir an, das geht in die Hose oder ins Altersheim".
Zwei Tage später rachte ich ihm von unten eine Pepsi-Dose mit und schloß einen taktischen Frieden mit ihm. Was er natürlich nicht wußte.
Wieder Tage später - noch während der Tour, kam er dann in seinem Rollstuhl hinausgefahren ins Fernsehzimmer. Er bedeutet mir zurück in unser Zimmer zu kommen. Ich ließ mir Zeit fuhr dann aber die wenigen Meter rüber. Auf dem Boden neben meinem Esstisch lag mein Messer! ( Ich hatte ein sehr scharfes Messer dabei, nicht groß, aber sehr, sehr scharf. Ich benutze es z.B. zum Brezeln aufschneiden, die mitgebracht wurden. Er wußte das, weil ich ihm damit eine Flasche Wasser so aufgebohrt hatte, daß er einen Trinkhalm anbringen konnte )
Ich nahm das Messer auf und sah sofort meine Chance. Ich fuhr neben mein Bett an meinen Nachttisch. Leerte ihn, warf alles was drin war auf mein Bett.
Dann sagte ich:" Es ist alles da, klauen tust Du scheinbar nicht, aber Du wirst einsehen, daß ich das unserer Ärztin sagen muß. Entweder wolltest Du mich killen, oder Selbstmord machen". Sein Geheul schwoll an, ich ließ mich aber nicht mehr beirren, nahm das Messer und fuhr vor zur Ärztin. Die sah sofort ein, daß der Mann gefährlich war ( dabei wollte er vermutlich nur eine Wasserflasche selbst durchbohren )
Am nächsten Tag kam eine private Ambulanz und holte ihn mitsamt seinen Sachen ab. Das Auto mit ihm fur Richtung Morhange Altersheim also.
Ich fragte noch am selben Tag eine Schwester: "Der Mann ist doch jetzt nicht foffentlich wegen mir ins Altersheim gekommen"?
""Aber nein". war die grinsende Antwoe+rt.

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mikenull

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Hoppla Aurelie 18

Der bewußte Donnerstag war da - meine letzte Operation. Denn natürlich war mein Entschluß klar: Noch diese OP mitmachen, aber keine weitere. Und so kam es dann auch. Ich ließ mir noch einmal ausdrücklich versichern, daß das rechte Kniegelenk dran bleibt, mußte wieder meine Daten durchgeben und - na ja, das OP-Hemd war nicht schwarz, sondern blau.
Als ich wieder aufgewacht bin, hatte ich an der Schnittstelle ( eigentlich wirds ja mit der Kreissäge gemacht ) Schmerzen Das ging volle drei Tage so. Auf meine Anrage bei der täglichen Visite, bekam ich für den Abend des dritten Tages, eine - die erste in meinem Leben - Schlaftablette zugesagt. Aha, dachte ich, an das Zeug ist heute nicht mehr so einfach zu kommen. Und es war wie bei der Narkose. Man nimmt das Ding, denkt "da passiert ja gar nichts" und mit einem Schlag ist man weg im Land der Nichtträume.
As ich am Morgen des nächsten Tages völlig schmerzfrei aufwachte, mußte ich sofot an meine Mutter denken, die ja an Leberzirrhose gestorben war. Jetzt verstand ich ihren Tod zum ersten Mal.
Das bestärkte mich aber auch, so wenig wie nur möglich Medikamente zu nehmen.
Wenn ich mich jetzt nicht im Krankenhaus irre, kam am vorletzten Tag eine Schwester vorbei und fragte mivh anhand von Vorschlägen, was ich am letzten Tag essen wolle. Natürlich schlug ich meine persönliche Speisekarte vor - mit Fisch,( Cabillaud ) Bratkartoffeln, Chicoree-Salat, diabetischem Obstsaft, Vanille-Pudding.
Am nächsten Tag gings liegend im Ambulanzwagen zurück nach Dieuze. Tschüs Aurelie!

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mikenull

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Hoppla Aurelie 19

Das Krankenhaus in Dieuze hat unten einen kleinen Garten mit Pavillion, Teich mit Goldfischen. Daneben im Haus die erwähnten Getränkeautomaten. ( heute auch nicht mehr ) Die Raucher treffen sich dort immer, weil natürlich drinnen nicht geraucht werden darf.
Normalerweise fuhr ich da nicht in den Außenbereich, außer es waren Leute da, die mich interessierten.
Jan war so einer. Der wohnt bei mir in der Gegend, hat einen 272 PS Audi und spricht ein hervorragendes Deutsch. Wir trafen uns oft da unten und irgendwann fragte ich ihn, was eigentlich zu tun sei, wenn man in Frankreich eine Rente haben will.
Das Ganze nach der Erkenntnis, daß ich nichts bekommen würde. Denn im Mai fragte ich Dominique was eigentlich diese Frau Brokat inzwischen in Bezug auf deutsche und französische Rente für mich erreicht habe. Die Frau hatte mir ja immer mitteilen lassen, daß sie beides für mich ausführen würde.
Dominique antwortete mir, was Frau Brokat inzwischen festgestellt hatte: Sie haben nichts einbezahlt, also kriegen sie auch nichts. "So ein Unsinn:" antwortete ich: Ich war beim Militär, habe zwei berufe gelernt und ich habe gearbeitet und damit auch Rentenbeiträge bezahlt".
Meine schreckliche Erkenntnis war, das diese Frau Brokat erstens gar nichts gemacht hatte, inzwischen weitere 6 Monate verstrichen waren und ich wohl alles selbst in die Hand nehmen mußte.

Jan erklärte mir das System mit den Assistenten Sozial ( das habe ich hier schon angeschnitten ) und ich forderte über das Schwesterzimmer meine zuständige AS an. Die kam bereits am Nachmittag!
Leider ohne Deutschkenntnisse. Die dolmetschende Schwester gab ihr aber meine Forderungen bekannt: Französiche bzw. EU-Rente, bestimmte Sozialleistungen.
Sie ließ mir erklären, daß sie zunächst mal drei Wochen Urlaub habe, anschließend aber gleich mit einem deutschsprechenden Kollegen vorbeikäme.

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mikenull

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Hoppla Aurelie 20


In den folgenden drei Wochen passierte eigentlich nichts, außer das wir ( meine Schwester Andrea ) herausfanden das meine Unterlagen zur Rente ( der Versicherungsverlauf ) bei der deutschen Rentenversicherung in Berlin lagen. Ich rief dort an und man sagte mir, daß ich formlos die deutsche Rente beantragen könne - aber die Versicherungsnummer bräuchte - und zwar unbedingt.
Damit stellte sich die Arbeit der Frau Brokat als glatte mehrfache Lüge heraus, denn woher sollte die meine Versicherungsnummer haben?
Tatsächlich fand sich dann diese Versicherzngsnummer in Unterlagen die meiine verstorbene Mutter aufgehoben hatte.
Ich beschloss, entgegen den Empfehlungen von Bekannten, den velseitigen Rentenantrag selbst auszufüllen. Nach meinem formlosen Antrag ( der Rentenbeginn! ) kam dann der mehrseitige Antragsbogen aus Berlin.
Na ja, der war nicht so schwer zu beantworten. Wochen danach kam dann tatsächlich der Rentenbescheid - keineswegs eine hohe Rente - aber eine üppige Nachzahlung, weil eben der formlose Antrag als Rentenbeginn zählt. ( Von der Überlegung her, nahm ich richtigerweise an, daß die Zuständigen in Frankreich meinen Rentenbescheid wollten, um zu sehen, was sie drauflegen mußten )

Kurz danach taucht die für mich zuständige Assistentin Social auf, mit dem schönen Namen Emeline. Sie kam relativ pünktlich zum Termin und hatte einen Mann dabei, der perfekt Deutsch sprach. Erstaunlicherweise führte dieser Mann die ganze Verhandlung mit mir und ließ die Frau ziemlich im Regen stehen.

Wir redeten und scheinbar war er hauptsächlich daran interessiert meine Ansicht über meine Zukunft zu erfahren.
Ich sagte ihm meine Vorstellung deutlich. Nämlich, daß ich ( diese Vorschläge kamen natürlich schon vorher ) weder nach Deutschland zurück wolle, noch in Frankreich in ein Altersheim. Ich wolle eine Prothese, zur Not auch selber bezahlen, in mein Haus zu Hund und Katze.
Erstaunlicherweise zog er darauhin einen vorbereiteten Antrag heraus und sagte:"Jetzt wo ich sie kenne, ist zunächst die Prothese kein Problem. Dafür reicht ihre Unterschrift auf diesem Bogen".
Ich stellte ihm natürlich auch die Frage, warum ich wegen der "Lappalie" solange im Krankenhaus wäre? Da mußte selsbt er grinsen. Wir haben ihr Haus für sie gesperrt, zurück nach Deutschland wollen sie nicht, in ein Altersheim - das verstehe ich - gehören sie auch nicht, also bleiben sie vorerst noch hier.
"Das ist aber lustig". sagte ich: "Sie sperren mein Haus für mich und nun zahlen sie am Tage 300 Euro für diese Aufbewahrungsanstalt - warum schicken Sie mich nicht nach Paros oder an die Atlantik-Küste in ein gutes Hotel. Da könnte ich mein Essen frei bestellen und müßte keine dummen Schwestern beleidigen".

Man verabschiedete sich und ich las mir den Durchschlag des Papieres genau durch. Dann dämmerte es mir: Der Mann war nicht nur der Vorgesetzte der Emeline, sondern der Chef der UDAF ( der Sozialbehörde in Saarbourg ) selbst.


Zusatz: Ich habe hier ( also nach meiner Rückehr ins Internet ) eine gute deutsche Seite gefunden, die genau beschreibt was einem alles in Frankreich zusteht, wenns mal gesundheitlich nicht mehr so funktioniert:

missoc-ssg-FR-2019-de

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