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Heraustreten aus der Opferrolle

Yenlowang

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

wie trete ich aus der Opferrolle?

Kann mir jemand von Euch beschreiben, wie man sich aus der Opferrolle befreit?

Ich will nicht mehr so leben!

Immer rumzujammern und immer mit diesen Gedanken und Ängsten nie genug getan zu haben leben. Ich habe viel erlebt, mir ist viel widerfahren, was mich an mir zweifeln lässt, allerdings habe ich seit vorgestern eine Antwort auf ein "Warum" meines Lebens. Eine Antwort auf eine der zentralen Fragen meiner jüngeren Vergangenheit.

Mir geht es seit dem besser, ich bekomme so langsam meine Fähigkeit Gefühle zu zeigen wieder. Ich kann wieder bei traurigen Liedern, traurigen Filmen hemmungslos weinen. Das habe ich lange Zeit vermisst, weil ich es nicht konnnte.

Aber, je mehr ich von mir finde, umso mehr will ich aus dieser Rolle des Betrogenen, des Mißachteten ausbrechen. Je mehr will ich nach vorne schauen, ohne Angst, ohne Mißtrauen.

Aber mir fehlt ein Anstoß (denke ich zumindest).

Es war bisher immer leicht für mich, mich mit Menschen zu unterhalten und zu sagen: "Das mache ich nicht, weil ich das, oder das und jenes vor Jahren erlebt habe/mir widerfahren ist. Ich will das nicht nochmal erleben..."

Ich habe mich in der Zeit nach der Trennung in Mitleid und Beachtung gesuhlt, weil ich gemerkt habe das es leichter ist über das zu sprechen was mir weh tut, als über Dinge zu sprechen die mir gut tun, bzw. Spass machen.

Vielleicht habe ich auch verlernt, über Dinge zu sprechen die mir gut tun, die ich machen will... Ich kann es teilweise nicht verbalisieren, was mir gut tut, bzw. was ich machen möchte. Meine Freundin fragt mich, was ich für Bedürfnisse habe. Aber ich kann es nicht sagen, weil ich nicht weiß ob das denn egoistisch von mir ist, oder ob das Bedürfnisse sind, die ich äußern kann. Ich weiß auch nicht ob Offenheit, Treue, Ehrlichkeit als Bedürfniss gilt oder eher nicht.

Und die Menschen mit denen ich gesprochen habe, haben mir Zuspruch und Trost gespendet und waren teilweise ergriffen von meiner Offenheit und meinem Schmerz den ich in mir trage.

Als meine Exfrau damals weg war und ich in einem absolut leeren riesigen Wohnzimmer saß (es hingen nur noch 2 Gardinen an den Fenstern) und die nackten Wände anstarrte ist in mir was zerbrochen. Ich konnte mich an nichts mehr erfreuen, an nichts mehr denken, außer daran, was man mir angetan hat. Und als ich anfing mit Menschen darüber zu reden, merkte ich, das ich etwas bekam, was ich Jahre, ja sogar Jahrzehnte lang nicht mehr gespürt habe, Beachtung...

Das tat sooo wahnsinnig gut...

Beachtung, nicht für das was ich getan habe, sondern für das was aus mir gemacht wurde. Rückblickend betrachtet hat es allerdings für mich in einigen Situationen den schalen Beigeschmack von Mitleid und nicht von Beachtung. Weil ich es wahrscheinlich zu oft und vor allem zu offen dargelegt habe.

Aber da ich durchaus in der Lage bin, ein Gespräch was ich führe, noch während ich es führe von außen zu betrachten, gefalle ich mir mittlerweile immer weniger in der Rolle die ich dabei einnehme, die ich nach außen darstelle...

Das Opfer...

Ich weiß eigentlich selber, das ich soviel mehr bin. Ich habe es geschafft, meiner Exfrau zu sagen: "Es geht nicht mehr, ich kann so nicht mehr leben. Mit Dir!"

Ich konnte zwar nicht sagen: "Ich weiß Du hast mich betrogen. Ich kann nicht mehr mit Dir zusammen sein!" Aber ich war immerhin in der Lage es zu beenden.

Warum kann ich es jetzt dann nicht? Warum kann ich nicht sagen: "Heute ist ein toller Tag. Egal was passiert, ich bin gut so wie ich bin, ich weiß das ich mir nichts vorzuwerfen habe.

Ich weiß nach dem "SMS-Gespräch" mit meiner Ex-Frau auch was ich falsch gemacht habe. Warum sie mich betrogen hat. Diese Warum hat mich eine lange Zeit beschäftigt, allerdings als sie mir mitteilte warum, habe ich gewusst, das ich es eigentlich schon immer wusste. Ich brauchte scheinbar bloß die Bestätigung dafür...

LG
 
B

Benjamin-29

Gast
Hi Yenlowang
Aber da ich durchaus in der Lage bin, ein Gespräch was ich führe, noch während ich es führe von außen zu betrachten, gefalle ich mir mittlerweile immer weniger in der Rolle die ich dabei einnehme, die ich nach außen darstelle...
Ich glaub, damit hast du schon damit angefangen, dich aus der Rolle zu lösen. Also, du hast erkannt wie es ist und du willst es ändern.
Du schreibst, dass du mit dieser Rolle dein Bedürfnis nach Beachtung erfüllt hast. Jetzt kannst du überlegen, wie du dieses Bedürfnis mit einem anderen Verhalten, das für dich nicht so nachteilig ist, erfüllst.

Die Opferrolle ist halt bequem, weil man Verantwortung abgeben kann - es ist leichter jemand Anderen oder den äußeren Umständen die Schuld zu geben, als bei sich selbst zu suchen. Der Nachteil ist nur, dass man sich damit auch selbst blockiert.

Ich hatte mal eine Kollegin, die einen Auftrag verbockt hatte. Unsere Chefin hat ihr aber trotzdem ein neues Projekt gegeben.
Die Chefin sah es so: Es war der Fehler der Chefin, dass sie meiner Kollegin eine Aufgabe gegeben hatte, mit der diese überfordert war.
Die Chefin hätte die Schuld auch auf meine Kollegin schieben, sie rausschmeissen und jemanden Neues einstellen können. Die Neue hätte aber auch Schwächen gehabt -wie jeder Mensch- und möglicherweise hätte sich das Problem wiederholt. Es war darum gut, dass die Chefin Verantwortung übernommen und die Aufgaben beim nächsten Projekt besser verteilt hat.

Wäre die Chefin in die Opferrolle gegangen, hätte sie sich auf den Standpunkt "Meine Angestellten sind so unfähig" gestellt.
 

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