Hallo,
ich bin neu im Forum und würde gerne, um meine aktuelle Lebenslage zu schildern zunächst ein bisschen von mir und meiner Familie erzählen.
Ich bin 19 Jahre alt und habe einen zwei Jahre älteren Bruder. Das Verhältnis zwischen uns ist von jeher sehr schlecht gewesen. Mein Bruder neigt seit der Pubertät zu regelrecht cholerischen Anfällen, während der er mir gegenüber immer sehr beleidigend und zum Teil auch handgreiflich wurde. Ich nehme mal vorweg, dass ich seit kurzem in Therapie bin, wodurch ich erfahren habe, dass das Verhalten meines Bruders vermutlich auf eine sehr starke Eifersucht zurückzuführen ist, die sich in den ersten Jahren nach meiner Geburt ergeben hat. Ich „raubte“ ihm die Aufmerksamkeit und die Zuneigung unserer Eltern, worauf er anfing in mir den ewig Schuldigen für alle Ungerechtigkeiten im Leben zu sehen. Er entwickelte allmählich Hass auf mich und unterdrückte mich wo es nur ging. Es war für mich nie möglich mit ihm zu diskutieren, unabhängig davon, wie stichhaltig meine Argumente auch gewesen sind, er war aus Prinzip immer im Recht und wollte das auch unbedingt so durchsetzen. Mir blieb von daher auch aufgrund seines belastenden Verhaltens (Gebrüll, Schläge, Beleidigungen) nichts anderes übrig, als jedes Mal nachzugeben und ihm sein Recht zu überlassen. Wenn ich unsere Eltern einschalten wollte hat das die Lage nur verschärft, weil mein Bruder sofort wieder Ungerechtigkeit empfunden hat und sein Hass erneut geschürt wurde. Ich bin somit meine gesamte Jugend über mehr oder weniger machtlos der Unterdrückung meines Bruders ausgesetzt gewesen und hatte kein wirkliches Rückgrad im Leben. Irgendwann habe ich beschlossen meinem Bruder grundsätzlich aus dem Weg zu gehen. Mittlerweile finden Verwandtschaftsbesuche nur noch getrennt statt, Malzeiten größtenteils auch und in der Öffentlichkeit würdigt man sich keines Blickes mehr.
Das Verhältnis zu meinem Bruder hat sich selbstverständlich maßgeblich in meinem Charakter niedergeschlagen. Ich bin, jedenfalls in der Öffentlichkeit, ein sehr unsicherer und passiver Mensch mit geringer sozialer Kompetenz. Bis in die Oberstufe kam ich damit auch gerade noch so über die Runden, doch insbesondere im vergangenen Jahr begann ich, sehr stark darunter zu Leiden. Die Klassenverbände in der Schule wurden aufgelöst und ich konnte mich nicht gut in die neuen Kurse integrieren. Der Notendruck wegen dem Abitur nahm zu, aber ich kriegte in der Schule kein Wort raus, was nicht an mangelndem Wissen lag. So entwickelte sich zunehmend eine Ängstlichkeit im Schulunterricht. Schließlich beschloss ich dann eine Therapie anzufangen, da ich praktisch überhaupt keine Lebensfreude mehr verspürt habe.
Meine Psychologin erklärte mir, dass ich womöglich meine Verhaltensmuster gegenüber meinem Bruder verinnerlicht hätte und nun in allen Problemsituationen die gleiche vermeintlich hilfreiche Strategie des Zurückweichens anwenden würde. Obwohl ich jetzt seit zwei Monaten die Therapie begonnen habe, bin ich mir unsicher, ob sie mir wirklich weiterhilft. Mir fällt es sehr schwer mich richtig zu öffnen, dass heißt, alles zu erzählen, was mich wirklich bedrückt. Möglicherweise liegt es daran, dass in meiner Familie schon immer alles verschwiegen worden ist und man nie dazu kam ein offenes Wort miteinander zu reden.
Das beste Beispiel ist, dass meine Mutter lesbisch ist, was der Grund dafür war, dass meine Eltern sich vor ca. zehn Jahren getrennt haben. Im Grunde wissen wir das alle genau, aber es wird nie ausgesprochen. Ich habe selbst erst lange gebraucht, um diese Tatsache zu akzeptieren und habe mittlerweile nur noch Angst, dass es meine Freunde und Bekannten erfahren und meine Familie als seltsam empfinden. Ich würde mich deshalb nie trauen, Bekannte in die Wohnung meiner Mutter einzuladen. Bei meinem Vater ist die Hemmschwelle nicht ganz so hoch, doch auch dort lade ich nur äußerst ungern Leute ein, weil ich nicht möchte, dass sie die Verhältnisse in meiner Familie näher kennen lernen. Durch diese ganze Geheimniskrämerei fühle ich mich enorm unter Druck gesetzt, doch andererseits bin ich absolut nicht in der Lage etwas daran zu ändern.
Ich kann auch kein Mädchen näher kennen lernen, weil ich sie nicht an mich ranlassen möchte. Ich hätte einfach Angst vor Ablehnung. Mir ist bereits eine potentielle Beziehung dadurch kaputt gegangen, weil ich irgendwann als es ernster wurde einfach nicht mehr den Kontakt aufrechterhalten habe…
so! das war jetzt wirklich sehr lang…aber es tut gut sich das von der Seele zu schreiben.
Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Ratschläge geben, was ihr in meiner Situation tun würdet. Ich wäre für jeden Kommentar sehr Dankbar!
ich bin neu im Forum und würde gerne, um meine aktuelle Lebenslage zu schildern zunächst ein bisschen von mir und meiner Familie erzählen.
Ich bin 19 Jahre alt und habe einen zwei Jahre älteren Bruder. Das Verhältnis zwischen uns ist von jeher sehr schlecht gewesen. Mein Bruder neigt seit der Pubertät zu regelrecht cholerischen Anfällen, während der er mir gegenüber immer sehr beleidigend und zum Teil auch handgreiflich wurde. Ich nehme mal vorweg, dass ich seit kurzem in Therapie bin, wodurch ich erfahren habe, dass das Verhalten meines Bruders vermutlich auf eine sehr starke Eifersucht zurückzuführen ist, die sich in den ersten Jahren nach meiner Geburt ergeben hat. Ich „raubte“ ihm die Aufmerksamkeit und die Zuneigung unserer Eltern, worauf er anfing in mir den ewig Schuldigen für alle Ungerechtigkeiten im Leben zu sehen. Er entwickelte allmählich Hass auf mich und unterdrückte mich wo es nur ging. Es war für mich nie möglich mit ihm zu diskutieren, unabhängig davon, wie stichhaltig meine Argumente auch gewesen sind, er war aus Prinzip immer im Recht und wollte das auch unbedingt so durchsetzen. Mir blieb von daher auch aufgrund seines belastenden Verhaltens (Gebrüll, Schläge, Beleidigungen) nichts anderes übrig, als jedes Mal nachzugeben und ihm sein Recht zu überlassen. Wenn ich unsere Eltern einschalten wollte hat das die Lage nur verschärft, weil mein Bruder sofort wieder Ungerechtigkeit empfunden hat und sein Hass erneut geschürt wurde. Ich bin somit meine gesamte Jugend über mehr oder weniger machtlos der Unterdrückung meines Bruders ausgesetzt gewesen und hatte kein wirkliches Rückgrad im Leben. Irgendwann habe ich beschlossen meinem Bruder grundsätzlich aus dem Weg zu gehen. Mittlerweile finden Verwandtschaftsbesuche nur noch getrennt statt, Malzeiten größtenteils auch und in der Öffentlichkeit würdigt man sich keines Blickes mehr.
Das Verhältnis zu meinem Bruder hat sich selbstverständlich maßgeblich in meinem Charakter niedergeschlagen. Ich bin, jedenfalls in der Öffentlichkeit, ein sehr unsicherer und passiver Mensch mit geringer sozialer Kompetenz. Bis in die Oberstufe kam ich damit auch gerade noch so über die Runden, doch insbesondere im vergangenen Jahr begann ich, sehr stark darunter zu Leiden. Die Klassenverbände in der Schule wurden aufgelöst und ich konnte mich nicht gut in die neuen Kurse integrieren. Der Notendruck wegen dem Abitur nahm zu, aber ich kriegte in der Schule kein Wort raus, was nicht an mangelndem Wissen lag. So entwickelte sich zunehmend eine Ängstlichkeit im Schulunterricht. Schließlich beschloss ich dann eine Therapie anzufangen, da ich praktisch überhaupt keine Lebensfreude mehr verspürt habe.
Meine Psychologin erklärte mir, dass ich womöglich meine Verhaltensmuster gegenüber meinem Bruder verinnerlicht hätte und nun in allen Problemsituationen die gleiche vermeintlich hilfreiche Strategie des Zurückweichens anwenden würde. Obwohl ich jetzt seit zwei Monaten die Therapie begonnen habe, bin ich mir unsicher, ob sie mir wirklich weiterhilft. Mir fällt es sehr schwer mich richtig zu öffnen, dass heißt, alles zu erzählen, was mich wirklich bedrückt. Möglicherweise liegt es daran, dass in meiner Familie schon immer alles verschwiegen worden ist und man nie dazu kam ein offenes Wort miteinander zu reden.
Das beste Beispiel ist, dass meine Mutter lesbisch ist, was der Grund dafür war, dass meine Eltern sich vor ca. zehn Jahren getrennt haben. Im Grunde wissen wir das alle genau, aber es wird nie ausgesprochen. Ich habe selbst erst lange gebraucht, um diese Tatsache zu akzeptieren und habe mittlerweile nur noch Angst, dass es meine Freunde und Bekannten erfahren und meine Familie als seltsam empfinden. Ich würde mich deshalb nie trauen, Bekannte in die Wohnung meiner Mutter einzuladen. Bei meinem Vater ist die Hemmschwelle nicht ganz so hoch, doch auch dort lade ich nur äußerst ungern Leute ein, weil ich nicht möchte, dass sie die Verhältnisse in meiner Familie näher kennen lernen. Durch diese ganze Geheimniskrämerei fühle ich mich enorm unter Druck gesetzt, doch andererseits bin ich absolut nicht in der Lage etwas daran zu ändern.
Ich kann auch kein Mädchen näher kennen lernen, weil ich sie nicht an mich ranlassen möchte. Ich hätte einfach Angst vor Ablehnung. Mir ist bereits eine potentielle Beziehung dadurch kaputt gegangen, weil ich irgendwann als es ernster wurde einfach nicht mehr den Kontakt aufrechterhalten habe…
so! das war jetzt wirklich sehr lang…aber es tut gut sich das von der Seele zu schreiben.
Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Ratschläge geben, was ihr in meiner Situation tun würdet. Ich wäre für jeden Kommentar sehr Dankbar!
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