Tamagochi6
Aktives Mitglied
Hallo liebe Community,
Ich möchte liebend gern meine derzeitige Situation schildern, weil ich mich überfordert mit all dem fühle. Ich weiß nicht mehr wohin mit mir.
Also folgendes: Ich bin jetzt 22 Jahre alt und wohne bei meinem Freund. Ich bin noch Azubi, verdiene nicht allzu viel. Für eine eigene Wohnung auf keinen Fall ausreichend.
Ich bin vor wenigen Monaten aus meinem Elternhaus geflüchtet und sollte am besten nie wieder kommen. Als ob ich ein Toter wäre. Der Auszug fühlt sich richtig und falsch zugleich an. Falsch, weil ich vollständig von meinem Freund abhängig bin, wir in seiner 52qm Wohnung aufeinanderhocken, ich einfach in sein gemachtes Nest gekommen bin. Für mich nicht optimal, ich lasse mich nicht gerne durchfüttern. Es fühlt sich auch nicht an wie zuhause. Es ist eben seine Wohnung, nicht unsere. Ich fühle mich wie ein Gast, kam spontan zu ihm und möchte jetzt nicht sagen wie es in seinen vier Wänden zu laufen hat.
Gut war die Flucht wegen meinen Eltern. Und da fängt das eigentliche Problem auch schon an. Ich denke häufig an sie und mein Leben bei ihnen. Und ich hasse es. Rückblickend wird mir erst richtig bewusst wie scheiße es wirklich war. Ich bin nicht unbedingt der super Sohn wie Eltern es sich wünschen. Und meine haben sich sehr viel gewünscht. Für Individualität gab es dort keinen Platz. Mit mir konnten sie nie prahlen, weil sie bei mir nichts fanden was ihnen gefiel. Ich konnte ihnen nicht den Status verleihen, den sie sich wünschten. Ich war ein Junge, der Barbie Filme gucken wollte, sich die Fingernägel lackieren wollte und die Kleider von der Mutter anprobiert hat. Das gefiel ihnen nicht, das dürfte ich nicht. Sie versuchten mir meine "mädcheninteressen" mit Schlägen und Strafen auszutreiben. Ich behielt aber auch als ich älter wurde das Interesse an Mode, pastell und so... Und entdeckte mein Interesse für Jungs... Was sie gar nicht möchten. Bestrafung, Verbote, offenkundiger Hass, das war total normal für mich.
Am Anfang war ich ein super Schüler, das war der einzige Punkt, in dem ich meine Eltern zufrieden stellen konnte. Dann begann aber starkes Mobbing seitens meiner Mitschüler und meine Noten verschlechterten sich konstant. Meine Eltern wollten von dem Mobbing natürlich nichts wissen. Selbst schuld, wenn man eine Schwuchtel ist... Als könnte ich was dafür. So wurde ich mit der Zeit zu einer Art Schulverweigerer. Ich habe mein komplett eigenes System entwickelt, weil ich das damals extrem in Frage gestellt habe. Ich habe meinen Fokus einzig auf mich selbst und die Identitätsfindung gelegt. Alles andere zweifelte ich so stark an, dass ich es nicht schaffte mich mit Schule zu befassen. Meine Interessen, meine Klamotten, meine Musik waren mein Ventil in der Zeit. So wurde auch mein äußeres Erscheinungsbild immer extremer. Die Ablehnung und Bestrafung meiner Eltern dementsprechend noch größer. Sie erzählten auch nie von mir, taten teilweise so, als wäre ich nicht deren Sohn. Das trieb mich noch weiter von der ihnen und der Schule weg. Sie hassen mich und hassen mich noch heute. Zugegeben, ich war mit meiner Schulverweigerung ein ziemliches Problemkind. Ich war zwar immer anwesend, ansonsten nichts. Alle zerrissen sich den Mund, sprachen von meiner Faulheit. Aber das ist etwas ganz komplexes, da herrscht eine unerklärliche Blockade. Mit Faulheit hat sowas nichts zu tun. Man will ja eigentlich, aber irgendwie geht es nicht. Das ganze ging von Klasse 5 bis Klasse 10. Zum Glück hatte ich eine super Lehrerin, die meinen Eltern eine Ansage gemacht hat, dass ich auf ein Kolleg wechseln sollte. Das war meine Rettung. Von einer 4,2 direkt auf eine 1, 4 nach dem Schulwechsel.
An der Schule waren die Leute tolerant und kreativ. Ich fühlte mich wohl, zog mich heimlich immer hübsch an. Meine Eltern waren enttäuscht, dass ich nicht mehr auf dem Gymnasium war und danach "nur" eine Ausbildung anfing. Das gaben sie mir auch zu spüren. Ich glaube es gibt keinen einzigen Tag, an dem sie jemals stolz auf mich waren.
Als sie herausfanden, dass ich einen Freund habe, der dazu noch viel älter ist als ich, war komplett vorbei. Stress, Vorwurf, beleidigung, Jähzorn jeden Tag. Ich verließ heimlich das Haus, ich zog mir heimlich Sachen, die gefallen. Dann sah mein Vater mich mit einer Freundin, sah die auffälligen Sachen, die ich trug. Daraufhin zerrte er mich nach Hause wo es dann richtig lodging. Eskalation pur, er wurde wieder gewalttätig, diesmal gegen seinen Erwachsenen, nicht mehr heranwachsenden Sohn. Das Verhältnis ist einfach zu angespannt, es war klar, dass es keine Sekunde mehr zusammen unterm Dach geht. All die Gewalt, die Unterdrückung meiner Persönlichkeit, die Abneigung, die sie bei mir hatten holen mich ein. Ich fühle mich furchtbar, weil ich bei mir selbst aufsteigende innere Aggression wahrnehme. Ich bin leicht gereizt, schnell gestresst, aber vor allem zutiefst unzufrieden mit mir selbst. Ich bin auf dem richtigen Weg und aus mir wird am Ende doch noch was. Ich habe die Kurve gekriegt, aber ich bin trotzdem so verdammt unzufrieden mit mir. Ich kann das Gefühl nur schwer beschreiben. Ich bin nie komplett, nie genug und vor allem super seltsam. Ich empfinde den Hass gegen mich, den auch meine Eltern gegen mich empfunden haben. Gleichzeitig bin ich wütend auf sie, dass ich mich jetzt so fühlen muss. Innerlich bin ich so super unausgeglichen, unsicher... Das fühlt sich unerträglich an. Der einzige Halt, den ich gefühlt finden kann ist mein Freund. Er glaubt nicht, dass ich schlecht bin, aber auch das kann mich nicht überzeugen.
Jetzt ist hier ein sehr langer Thread raus geworden. Ich bin jedem dankbar, der das hier gelesen hat und ein offenes Ohr für mich hat. Es tut gut seine Gefühle mitzuteilen und in Worte niederzuschreiben. Als wäre man plötzlich etwas leichterm
Ich möchte liebend gern meine derzeitige Situation schildern, weil ich mich überfordert mit all dem fühle. Ich weiß nicht mehr wohin mit mir.
Also folgendes: Ich bin jetzt 22 Jahre alt und wohne bei meinem Freund. Ich bin noch Azubi, verdiene nicht allzu viel. Für eine eigene Wohnung auf keinen Fall ausreichend.
Ich bin vor wenigen Monaten aus meinem Elternhaus geflüchtet und sollte am besten nie wieder kommen. Als ob ich ein Toter wäre. Der Auszug fühlt sich richtig und falsch zugleich an. Falsch, weil ich vollständig von meinem Freund abhängig bin, wir in seiner 52qm Wohnung aufeinanderhocken, ich einfach in sein gemachtes Nest gekommen bin. Für mich nicht optimal, ich lasse mich nicht gerne durchfüttern. Es fühlt sich auch nicht an wie zuhause. Es ist eben seine Wohnung, nicht unsere. Ich fühle mich wie ein Gast, kam spontan zu ihm und möchte jetzt nicht sagen wie es in seinen vier Wänden zu laufen hat.
Gut war die Flucht wegen meinen Eltern. Und da fängt das eigentliche Problem auch schon an. Ich denke häufig an sie und mein Leben bei ihnen. Und ich hasse es. Rückblickend wird mir erst richtig bewusst wie scheiße es wirklich war. Ich bin nicht unbedingt der super Sohn wie Eltern es sich wünschen. Und meine haben sich sehr viel gewünscht. Für Individualität gab es dort keinen Platz. Mit mir konnten sie nie prahlen, weil sie bei mir nichts fanden was ihnen gefiel. Ich konnte ihnen nicht den Status verleihen, den sie sich wünschten. Ich war ein Junge, der Barbie Filme gucken wollte, sich die Fingernägel lackieren wollte und die Kleider von der Mutter anprobiert hat. Das gefiel ihnen nicht, das dürfte ich nicht. Sie versuchten mir meine "mädcheninteressen" mit Schlägen und Strafen auszutreiben. Ich behielt aber auch als ich älter wurde das Interesse an Mode, pastell und so... Und entdeckte mein Interesse für Jungs... Was sie gar nicht möchten. Bestrafung, Verbote, offenkundiger Hass, das war total normal für mich.
Am Anfang war ich ein super Schüler, das war der einzige Punkt, in dem ich meine Eltern zufrieden stellen konnte. Dann begann aber starkes Mobbing seitens meiner Mitschüler und meine Noten verschlechterten sich konstant. Meine Eltern wollten von dem Mobbing natürlich nichts wissen. Selbst schuld, wenn man eine Schwuchtel ist... Als könnte ich was dafür. So wurde ich mit der Zeit zu einer Art Schulverweigerer. Ich habe mein komplett eigenes System entwickelt, weil ich das damals extrem in Frage gestellt habe. Ich habe meinen Fokus einzig auf mich selbst und die Identitätsfindung gelegt. Alles andere zweifelte ich so stark an, dass ich es nicht schaffte mich mit Schule zu befassen. Meine Interessen, meine Klamotten, meine Musik waren mein Ventil in der Zeit. So wurde auch mein äußeres Erscheinungsbild immer extremer. Die Ablehnung und Bestrafung meiner Eltern dementsprechend noch größer. Sie erzählten auch nie von mir, taten teilweise so, als wäre ich nicht deren Sohn. Das trieb mich noch weiter von der ihnen und der Schule weg. Sie hassen mich und hassen mich noch heute. Zugegeben, ich war mit meiner Schulverweigerung ein ziemliches Problemkind. Ich war zwar immer anwesend, ansonsten nichts. Alle zerrissen sich den Mund, sprachen von meiner Faulheit. Aber das ist etwas ganz komplexes, da herrscht eine unerklärliche Blockade. Mit Faulheit hat sowas nichts zu tun. Man will ja eigentlich, aber irgendwie geht es nicht. Das ganze ging von Klasse 5 bis Klasse 10. Zum Glück hatte ich eine super Lehrerin, die meinen Eltern eine Ansage gemacht hat, dass ich auf ein Kolleg wechseln sollte. Das war meine Rettung. Von einer 4,2 direkt auf eine 1, 4 nach dem Schulwechsel.
An der Schule waren die Leute tolerant und kreativ. Ich fühlte mich wohl, zog mich heimlich immer hübsch an. Meine Eltern waren enttäuscht, dass ich nicht mehr auf dem Gymnasium war und danach "nur" eine Ausbildung anfing. Das gaben sie mir auch zu spüren. Ich glaube es gibt keinen einzigen Tag, an dem sie jemals stolz auf mich waren.
Als sie herausfanden, dass ich einen Freund habe, der dazu noch viel älter ist als ich, war komplett vorbei. Stress, Vorwurf, beleidigung, Jähzorn jeden Tag. Ich verließ heimlich das Haus, ich zog mir heimlich Sachen, die gefallen. Dann sah mein Vater mich mit einer Freundin, sah die auffälligen Sachen, die ich trug. Daraufhin zerrte er mich nach Hause wo es dann richtig lodging. Eskalation pur, er wurde wieder gewalttätig, diesmal gegen seinen Erwachsenen, nicht mehr heranwachsenden Sohn. Das Verhältnis ist einfach zu angespannt, es war klar, dass es keine Sekunde mehr zusammen unterm Dach geht. All die Gewalt, die Unterdrückung meiner Persönlichkeit, die Abneigung, die sie bei mir hatten holen mich ein. Ich fühle mich furchtbar, weil ich bei mir selbst aufsteigende innere Aggression wahrnehme. Ich bin leicht gereizt, schnell gestresst, aber vor allem zutiefst unzufrieden mit mir selbst. Ich bin auf dem richtigen Weg und aus mir wird am Ende doch noch was. Ich habe die Kurve gekriegt, aber ich bin trotzdem so verdammt unzufrieden mit mir. Ich kann das Gefühl nur schwer beschreiben. Ich bin nie komplett, nie genug und vor allem super seltsam. Ich empfinde den Hass gegen mich, den auch meine Eltern gegen mich empfunden haben. Gleichzeitig bin ich wütend auf sie, dass ich mich jetzt so fühlen muss. Innerlich bin ich so super unausgeglichen, unsicher... Das fühlt sich unerträglich an. Der einzige Halt, den ich gefühlt finden kann ist mein Freund. Er glaubt nicht, dass ich schlecht bin, aber auch das kann mich nicht überzeugen.
Jetzt ist hier ein sehr langer Thread raus geworden. Ich bin jedem dankbar, der das hier gelesen hat und ein offenes Ohr für mich hat. Es tut gut seine Gefühle mitzuteilen und in Worte niederzuschreiben. Als wäre man plötzlich etwas leichterm