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Häufige Jobwechsel vs. ewig gleicher Job - was wollen Arbeitgeber eigentlich?

Pingunin

Mitglied
Guten Abend,
ich habe 7 Jahre in einer Behörde als Sachbearbeiter gearbeitet, anschließend habe ich sowohl Behörde als auch Aufgabengebiet gewechselt, 1 Jahr habe ich dort gearbeitet, aufgrund des Fahrtweges habe ich nochmal gewechselt, bin jetzt knapp 1,5 Jahre dort. Trotzdem ich eine Stellenzusage für Ende des Jahre habe, habe ich noch einige Bewerbungen laufen, bei denen jetzt durch Corona sämtliche Gespräche geballt kommen, die ich auch wahrnehme.

Interessant ist, dass ich in meiner 7 jährigen Berufsdauer in der ersten Behörde noch guten Kontakt habe zu einigen Kollegen, die jetzt inzwischen fast 10 Jahre dort sind und sich ebenfalls weg bewerben.

Wir haben uns auf sogar die gleichen Stellen beworben und hatten Vorstellungsgespräche bei gleichen Arbeitgebern - alles öffentlicher Dienst.

Natürlich haben wir uns ausgetauscht, wie es lief. Da ich so einen ultimativen vergleich noch nie hatte, umso spannender, dass wir beide eingeladen wurden trotz des unterschiedlichen Werdegangs und beiden unterschiedliche Fragen in fast vorwurfsvoller Art gestellt wurden.

Während man meinem Bekannten und ehemaligen Kollegen vorwarf, er sei ja nach 10 Jahren unflexibel, habe nur wenige Fortbildungen nachweislich besucht und man sei skeptisch, ob er es schaffe, sich in kurzer Zeit ohne dass der vorherige Stelleninhaber noch im Amt wäre, es schaffe, sich einzuarbeiten.

Mir hingegen warf man vor, dass ich aufgrund der häufigen Stellenwechsel ja garnicht wisse, was ich wolle und keine klare Linie habe im Lebenslauf. Man wisse auch nicht, was ich erwarte, wenn ich jetzt in knapp 3 Jahren den dritten Wechsel hätte.

Es gab dann noch ein Assessment, in das nur ich eingeladen wurde, das steht noch aus.

Ich frage mich, ob Arbeitgeber irgendwie einen Plan haben, was sie überhaupt wollen, das war jetzt ja purer Zufall, dass zwei Bewerber mit unterschiedlichen Werdegängen sich kennen und austauschen.

Einerseits wird erwartet, dass man flexibel, lernbereit und auch aufgeschlossen ist, dann wird einem das wieder zum Vorwurf gemacht. Aber ebenfalls vorwurfsvoll wurde einem begegnet, wenn man ewig in einer Stelle ist.

Ergo muss man also wechseln, nicht etwa wenn es für einen persönlich passt, sondern wenns für einen geschliffen und gefeilten Lebenslauf genehm ist und irgendwelchen Karriereempfehlungen (die ja auch unterschiedlich sind) passt?

Versteht kein Mensch, vor allem, wenn man es erklären kann, also durch langen Fahrtweg oder man möchte mehr lernen, ...... keine Ahnung.

Hat jemand schon einmal etwas Ähnliches erlebt? Interessant und spannend finde ich auch - was ich sogar in einem Gespräch gefragt habe, wo ich den Job sowieso nicht wollte - diese Dinge sind ja faktisch im Lebenslauf herauszulesen, wenn man keinen "sprunghaften" oder "einzementierten" Bewerber haben möchte, weil man ihnen skeptisch gegenüber ist ...... weshalb lädt man sie dann ein?!
 

Zauberfee78

Aktives Mitglied
Das sind die sog. Fangfragen in Bewerbergesprächen. Du wirst auf die auffälligen Punkte in deinem Lebenslauf angesprochen, damit ein potenzieller Arbeitgeber sieht, wie du dich in Stresssituationen verhältst.
 

Jolina87

Aktives Mitglied
zum Teil will man mit Blöden Fragen einfach nur sehen wie der Bewerber reagiert.
MMn das beste wechseln ist alle 3-5 Jahre denn ganz verkehrt sind die vorurteile nicht.

Wer ewig nur bei einem AG sitzt da besteht die Gefahr das die Person wenig flexibel ist sich an neue Software und vorallem neue Teams und Abläufe anzupassen. Jeder AG tickt ja schließlich anders.
Die gefahr würde ich aber erst ab deutlich über 5 Jahren sehen.

Unter 3 Jahren dahingegen wirkt sprunghaft wenn man bedenkt das man bei neuen Tätigkeiten und anderen Gebieten ggf 6 Monate braucht bis man wirklich drinn ist.
Bedeutet wer nur 1 Jahr bleibt geht wenn er grade eingearbeitet ist und vollwertig mitarbeiten kann. Solche Kollegen bei denen man damit rechnen muss das die sofort wieder weg sind will auch keiner.

Im Grunde ist das aber nur relevant wenn du entweder gezwungen bist den Job jetzt/schnell zu wechseln oder wenn du Karriere machen willst.
Es gibt auch jetzt noch Leute die von der Ausbildung bis zur Rente bleiben und da ist nichts verkehrt mit.
Ich war etwa 4 Jahre beim alten AG und bin jetzt etwa 4 beim derzeitigen. Den ersten Job hätte ich nicht ein Leben lang machen wollen, zu anstrengend udn zu wenig Privatleben. Den derzeitigen ggf schon. Und da ich nicht in Führungspositionen will und mein Gehalt ok ist brauch ich auch keine x Wechsel.
 

Pingunin

Mitglied
Danke euch. Das mit den Fangfragen ist plausibel, weniger realistisch sind leider inzwischen die drei-fünf Jahre Regel. Meiner Erfahrung nach gibt es zumindest im öffentlichen Dienst keine Einarbeitung, da der Stelleninhaber oft monate schon weg ist und man sich selbst rein schaffen muss. Ich finde persönlich auch dass es keine fünf Jahre braucht um festzustellen ob einem etwas liegt oder das Team entspricht und außerdem können sich mit dem Wechsel eines Chefs oder Kollegen sehr schnell sehr viel verändern. Bei uns bestand ein Team mal aus acht Leuten, fünf kündigten und einer Dauerkrank und das binnen meiner ersten sechs Monate. Nach weiteren sechs hatte ich die wahl Burnout oder selber gehen. Entschied mich für letzteres.
Ich bin gespannt aber werde es ja erfahren. Die schönen Musterlebensläufe gibt es nicht mehr, auch wenn man in den verstaubten Abteilungen des öffentlichen Dienstes davon träumt, gleichzeitig bei geringer Bezahlung aber ultra lernbereite und flexible Leute haben will (die man natürlich in der Realität nicht bekommt oder dann nicht halten kann).
 

Jolina87

Aktives Mitglied
Und wenn du dich selbst rein schaffen musst brauchst du keine Woche-Monate bis du drinn bist?
Darum geht es ja, das du Zeit brauchst bis du 100 % drinn bist.
Und es geht auch nicht darum ob man 5 Jahre braucht um festzustellen das es gefällt oder nicht.

Ob es dir da gefallen hat ist dem Personaler völlig egal. Es geht darum was er meint aus deiner Historie für deine zukunft in seinem Unternehmen ableiten kann,

Es geht darum das 3 Jahre lang genug ist um zu zeigen das du durchhalten kannst und da was geleistet und gelernt hast und 5 Jahre sind Kurz genug damit du noch als Flexibel gilst.
Mal 2 Jahre, mal 7 aber im Schnitt 3-5 wenn du Kariere willst.

Wie gesagt wenn du keine Kariere willst ist es völlig ok früher oder später zu gehen aber dann hast du eben die Vorurteile der Personaler gegen dich was sich auswirken kann, nicht muss.

Bei 6 Monate, 1 Jahr 9 Monate, 2 Jahre erwartet der das du auch innerhalb von 2 Jahren gehst. Das muss nicht so sein aber das ist der Eindruck.
 
G

Gelöscht 71014

Gast
Es kommt sicherlich auch immer auf den Personalbedarf im Unternehmen an - braucht man eine verlässliche Person, dann sind Leute, die sich "andauernd" woanders bewerben nicht so passend (ich zähle dich nicht dazu, ich finde bei dir ist es noch ausgewogen), und andersherum: sucht man frisches Wissen von Mitbewerbern sind Leute, die seit 10 Jahren das selbe tun nicht die richtigen.
 
G

Gelöscht 75067

Gast
Klingt nach den typischen Stressfragen. Man hat bei euch beiden versucht aus der Reserve zu locken. Das machen für gewöhnlich Personaler, die selbst zu doof sind die tatsächliche Motivation und Qualifikation eines Menschen zu erkennen und deshalb auf Psychospielchen setzen.

Liegt dann in persönlicher Entscheidung, ob man wirklich für einen Typen arbeiten will, der das Haar in der Suppe sucht.
 

weidebirke

Urgestein
Meist muss man da gar nichts dahinter vermuten. Man nimmt die potentiell kritischen Punkte im Werdegang und fragt den Kandidaten danach.

Beides hat doch seine Berechtigung. Man darf sich als AG fragen, ob jemand, der alle 1,5 Jahre seine Stelle wechselt, überhaupt bleiben wird. Und man darf sich bei der gleichen Stelle fragen, ob jemand, der lange auf einer Stelle war, flexibel genug ist, sich ohne wirkliche Einarbeitung in das Aufgabengebiet zu finden.

Und je nachdem, was die Kandidaten antworten, entscheidet man dann. Sagt der Wechsler "ja, ich liebe die Abwechslung und das hier klang halt grade interessant", wird man vielleicht doch lieber den Beständigen nehmen, will man die Stelle langfristig besetzen. Sagt der Beständige "ja, ich habe auch schon Angst, ob ich das schaffen kann, ist ja doch was ganz anderes und in meinem Betrieb hat man das immer so und so gemacht ...", dann guckt man sich vielleicht den anderen nochmal genauer an.

Das hängt manchmal auch vom Aufgabengebiet ab. Manche Aufgaben erfordern einen raschen, flippigen Intellekt, für den man vielleicht in Kauf nimmt, dass er vielleicht bald wieder geht, wenn er nur jetzt zackig anfängt zu arbeiten.
Bei manchen ist eine gründliche und tief gehende Einarbeitung wichtiger und man setzt lieber auf Beständigkeit.

Nix da mit Fangfragen oder Stresstests oder "sie wissen nicht, was sie wollen". Vorwürflich sind die Fragen nicht. Es sind Fragen, nichts weiter.

Das Wichtigste bei solchen "heiklen" Punkten ist doch, wie man selbst dazu steht und wie man sie vertritt. Es geht darum, sich selbst zu verkaufen und nicht, es dem Unternehmen recht zu machen.
 

Pingunin

Mitglied
Danke euch nochmals. Ich hinterfrage das ganze auch selbstkritisch und denke mir:

Ich war in einem Job sehr zufrieden und recht lange dort beschäftigt, ich hätte auch die 10 Jahre voll machen können, fragte mich damals aber immer, ob das sinnvoll ist, denn es war ultrabequem, 10min von zu hause, 15 Uhr Feierabend, quasi keinen Stress und top Bezahlung. Leider habe ich damals Kollegen erlebt, die bei gleichen Bedingungen nach 15 Jahren extrem unzufrieden waren, weil sie da nie wieder raus kamen und auch nicht gefordert waren. Ich dachte mir immer: So möchte ich nicht da stehen, keine Wahl mehr zu haben.

Dann hat die Führung gewechselt, die Richtung wurde anders und das schmeckte vielen nicht, Personal wurde eingespart, die Bedingungen sukzessive schlechter. Dann geht man, wenn man noch kann.

Jeder Jobwechsel ist Risiko, wenn man nicht gerade über Beziehungen rein rutscht, weiß man nicht mal wo man sitzt, das kann der zugige Großraumbüroplatz sein, neben einem Kollegen, der laut schnattert, man sich nicht konzentrieren kann, das kann gut sein, kann schlecht sein, wie detailliert man im Vorstellungsgespräch fragt, was einen erwartet, das ist mit Fingerspitzengefühl zu betrachten. Nichts fragen zeugt von "den interessiert es nicht", zuviel fragen bedeutet "der ist pingelig". Schmaler Grat.

Also nach vielen Jahren seinen Job zu wechseln kann eben durchaus einen Reinfall bedeuten, will ich sagen. Die Probezeit ist nicht nur eine Sache für Arbeitgeber, so meine Sichtweise, sondern ebenso auch eine Probezeit zu Gunsten des Arbeitnehmers. Meine Kündigungsfrist damals betrug 6 Monate nach langjähriger Beschäftigung, nach 2 Wochen ist in der Probezeit in der Regel Schluss.

Ich finde die Fragen als Stressprobe gut, inhaltlich ist es heute in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß jemanden nach 1,5 oder 2 Jahren Jobwechsel zu fragen, ob er nicht in der Lage sei sich zu integrieren, denn ich finde 2 Jahre in einem Job auszuharren, der unangenehm ist, ist mehr als "etwas aushalten nicht in der Lage zu sein".

Aber aufgrund der Jobzusage, die ich erhalten habe, komme ich tatsächlich zum Ende, dass es eine Stressfrage war. Allerdings mit dem faden Geschmack, ob man selbst bei einem Arbeitgeber beginnen möchte, in dessen Vorstellungsgespräch man sich schon irgendwie an die Wand gedrückt gefühlt hat. Mag sein, dass es eine Ausnahmesituation war, aber ich persönlich finde, ein Vorstellungsgespräch sollte auch irgendwie ein angenehmes Gefühl hinterlassen und kein dumpfes Aufstoßen.
 

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