Ich glaub eine Antwort wirst du dafür nie finden, bzw. die wirst du dir nur selber geben können.
Auch wenn man denkt, dass man damit abgeschlossen hat, Erinnerungen lassen sich schwer löschen.
Meiner Meinung nach ist so ein "Abschließen" auch eine Trauerarbeit um sich selbst, den Verlust von etwas, einem Teil von sich selbst, "betrauern" und dann weitergehen. So wie das mit dem Verlust eines Verstorbenen ist, vergessen wird man es nie, es schmerzt mit der Zeit nur nicht mehr so sehr.
Auch spielt mit dazu was man eine Verbindung zu sich selbst "damals" hatte. Ich habe viele Probleme aus meiner Kindheit schwer verarbeiten können, da ich eine starke Bindung zu mir selbst hatte damals, ich war für mich, meine Bedürfnisse, mein Wohlergehen, das wichtigste. Dem einen fällt es leichter, dem anderen schwerer. Ob man das "verarbeitet" hat, nun, das wird man wissen. Wenn man sich daran erinnert und nicht mehr mit Schmerz, sondern auch mit einer Hoffnung daran zurückdenkt. Auch, dass die Trauer einen nicht mehr vereinnahmt und lähmt. Wenn man nicht mehr so ein großes Bedürfnis hat zurückzugehen, sondern nach vorn zu blicken.
Mir half vor allem Tagebuch zu schreiben. Wenn ich meine Tagebücher mit 16/17 lese und dann vor ein paar Wochen oder Tagen, dann sehe ich, wie sich meine Gedanken verändert haben, dass ich nicht mehr so eine Wut oder Traurigkeit in mir habe. Vielleicht kennst du das Gefühl, das man vorallem im Brustbereich hat, wenn man wirklich Wut und Trauer verspürt, das ist so ein Gefühl das ich ständig hatte. Heute habe ich das nicht. Somit weiß ich, dass ein Teil von mir zwar gegangen ist, aber etwas Neues kam. Und ich konnte auch andere "Teile" loslassen. Ich habe als Kind und als Jugendlicher ebenso ziemlich viel erleben müssen, ich wurde quasi dazu gezwungen, dass sich etwas in mir entwickelt, was ich nicht akzeptieren konnte. Das war was mich am meisten vereinnahmte. Das nicht verstehen, wieso gerade ICH damit umgehen MUSS, wieso das Leben mich so straft. Ich konnte es irgendwann akzeptieren, dass wir uns nicht aussuchen können was mit uns getan wird, aber dass wir mit den Dingen, die zu uns kommen, auch lernen müssen uns selbst, bzw. Teile von uns, die wir lieben, loszulassen, damit Neues kommen kann. Und sich auch nicht vor den schlechten Dingen zu verstecken, sondern sie mit den guten zu ... "heilen", sozusagen.
Jeder geht anders mit seiner Wut, seiner Trauer, dem Nichtverstehen, um, aber das war was ich gelernt habe, und womit ich sagen kann, dass ich es zwar nicht im herkömmlichen verarbeitet habe, aber dass ich heute nicht mehr mit Schmerz zurückdenke. Es gibt aber noch Momente, auch wenn sie sehr selten sind, da denke ich zurück und die Tränen schießen mir in die Augen. Das bedeutet für mich aber nicht gleich, dass ich es nicht verarbeitet habe, oder "rückfällig" geworden bin. In solchen Momenten habe ich meist ein Gefühl, das mich an die Gefühle von damals erinnern. So funktioniert das Gehirn, und ich traue meinem Gehirn, dass es zwar gute Absichten hat aber gerade keinen anderen Ausweg findet, als mich daran zu erinnern.
Es ist ein Schutzmechanismus des Gehirns, empfinde ich Trauer oder Einsamkeit, katapultiert es sich quasi zu dem Moment zurück an dem es dieses Gefühl am intensivsten empfunden hat. Das Gehirn kann sich besser an negatives erinnern, als an positives. Deswegen verfalle ich nicht gleich in eine Wut, oder in Trauer, das wäre kontraproduktiv. Ich schlage dann meistens in Tagebüchern von mir nach, was ich damals wirklich gedacht habe. Denn Gedanken und Gefühle sind manchmal zwei verschiedene Dinge. Ich gebe mir also auch eine Erinnerung, die mein Gehirn nicht in dieser Weise gespeichert hat, nämlich was wirklich passiert ist. Das hilft mir in der Art zu wissen, dass die Situationen damals ganz anders waren, viel intensiver, schlimmer, und nichts mit dem zutun haben was zu diesem Zeitpunkt passiert.