CateElisesBiggestFan
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Ich bin jetzt mal ganz mutig und stelle den Anfang eines Romans über Mobbing, an dem ich gerade schreibe hier rein.
Würde mich freuen wenn ihr mir sagt, was ihr davon haltet.
Und bitte seid ehrlich, wenn ihr findet, dass ich kein Talent zum Schreiben habe und es ganz furchtbar findet, dann sagt mir das auch, ich will ja wissen ob ich was kann oder eben nicht.
Draußen ist es noch stockdunkel, genauso finster wie es in meiner Seele gerade aussieht. Hinter mir liegen zweieinhalb wundervolle Wochen, in denen niemand mich als Quasimada beschimpft, angespuckt oder mit Steinen beworfen hat. Aber leider ist es mit den Ferien immer das Gleiche. Am ersten Tag denkt man noch, sie würden ewig dauern und diese Institution der Folterqualen, die sie Schule nennen, scheint weiter weg zu sein als der Mond. Doch schon bald wird der Morgen grauen, und das leider im wahrsten Sinne des Wortes, mein ganz persönliches Grauen vor dem mich niemand bewahren kann.
Ich wünschte, ich könnte einfach liegenbleiben, wieder einschlafen und dann beim Aufwachen sehen, wie die schneebedeckten Äste der Bäume im Schein der Wintersonne wie Diamanten glitzern
Mein Magen rumort heftig und nach zweieinhalb Wochen der Erlösung ist sie wieder da, die quälende Angst, die seit meiner frühen Kindheit meine einzige, bitterböse Gefährtin ist. Schon morgens wenn ich aufwache ist sie da und sie begleitet mich jeden Tag in die Institution der Folterqualen.
Ich mag diese sehr hartnäckige Gefährtin nicht und ich wünschte, sie würde mich endlich in Ruhe lassen. Aber leider ist sie jeden Morgen an meiner Seite, sie begleitet mich auf allen Wegen und sagt mir, dass mein Tag wieder die absolute Hölle sein wird, weil die anderen mich wieder nur quälen und demütigen werden.
Ganz vorsichtig klettere ich aus dem Bett, ich will Chicco nicht wecken. Unser graugetigerter Kater schläft immer bei mir im Bett, schon seitdem er vor zwölf Jahren zu uns gekommen ist. Siebzehn Jahre ist er jetzt, für eine Katze ist das ein stattliches Alter, das die meisten von ihnen gar nicht erreichen. Ich habe ihn so lieb, und alleine der Gedanke, dass er irgendwann nicht mehr da sein wird, treibt mich in den Wahnsinn. Ohne ihn könnte ich dieses beschissene Leben niemals ertragen. Schon im Kindergarten haben sie mich gedemütigt und ausgelacht und seitdem nicht mehr damit aufgehört. Ich war immer das schwarze Schaf in der Herde, diejenige auf der alle rumhacken.
Mist, ausgerechnet jetzt geht der blöde Radiowecker an und spielt "Highway to Hell". Wie ich dieses dumme Lied hasse! Nein, sowas will man echt nicht hören, wenn man sich gerade auf dem Weg in die ganz persönliche Hölle, im allgemeinen Sprachgebrauch "Schultag" genannt, befindet. Am liebsten würde ich den Wecker an die Wand pfeffern, aber ich schalte ihn einfach nur schnell aus, damit Chicco nicht wach wird.
Ich fühle mich wie erschlagen, weil meine böse Gefährtin, die Angst, mir die ganze Nacht keine Ruhe gelassen hat. Nicht mal ein starker Kaffee wird da helfen können. Und auch die Poster der sanft lächelnden, engelsgleichen Elise Massard an der Wand können mich an diesem wintergrauen Januarmorgen nicht aufheitern. Ich liebe ihre Filme und jedes Mal, wenn ich nach der Schule mal wieder total down bin, schaue ich mir einen davon an, manchmal sogar zwei.
"Kommst du bitte runter, Tina?", ruft Mama von unten herauf, "du musst dich beeilen, in einer Stunde fängt die Schule an!"
Verdammt nochmal, wieso kapiert sie nicht, dass ich kein Frühstück will? Am Morgen ist die Gefährtin Angst besonders stark, und dann lässt sie meinen Magen ganz heftig rumoren. Nachdem ich einen letzten wehmütigen Blick auf den schlafenden Chicco und meine Postersammlung geworfen habe, gehe ich lustlos nach unten in die Küche und setze mich an den Tisch, auf dem noch die fast leere Dose mit den Plätzchen, die Mama und ich am Abend vor Weihnachten gebacken haben, steht.
Im Grunde genommen ist das Leben nicht anders als ein Plätzchen. Am Anfang schmeckt es noch wunderbar süß und knusprig, aber mit zunehmendem Alter wird der Geschmack immer fader. Bei mir haben bereits fünfzehn Lebensjahre gereicht, um diese Erkenntnis, die andere erst mit Mitte Dreißig haben, zu gewinnen.
Von meinem Platz aus kann ich den üppig geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer sehen. Zwei Wochen ist der Heilige Abend jetzt her, aber es erscheint mir wie eine Ewigkeit. Damals lag diese besondere Magie der Feiertage in der Luft und ich hatte das wunderbar überwältigende Gefühl, dass diese schönen Ferien niemals enden würden.
"Was ist los?", fragt Mama und blickt mich besorgt an, "du machst ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Freust du dich denn gar nicht, deine Freunde wiederzusehen? Nach den Ferien habt ihr euch doch bestimmt viel zu erzählen? Wieso lädst du nicht mal Katja zu dir ein? Nachdem du bei ihr auf der Halloweenparty warst, gehört sich das doch so. Bring sie einfach mal wieder mit."
Mama und Papa wissen nicht, dass ich keine Freunde habe. Ich habe es ihnen nie gesagt, weil ich ihnen diesen Kummer ersparen wollte. Sie haben genug eigene Sorgen auf der Arbeit und wegen Omas Demenz. Oma kennt mich und die Eltern nicht mehr und das tut verdammt weh. Als wir sie besuchten, dachte sie, ich wäre ihre Schwester Gerda, die seit fast siebzig Jahren tot ist. Ich leide sehr darunter, dass ich für meine liebe Oma jetzt eine Fremde bin.
Katja aus der Parallelklasse ist nur deswegen mit zu uns gekommen, weil ich ihr dafür 20 Euro von meinem Taschengeld gegeben habe. Sie hat auch gesagt, dass sie wieder meine Freundin spielt, wenn ich ihr dafür noch mal Geld gebe. Aber das kann und will ich nicht. Im Februar kommt ein neuer Film mit Elise Massard ins Kino, und den will ich mir unbedingt anschauen.
Und viel Taschengeld bekomme ich nicht weil Mama und Papa beide nicht so viel verdienen.
Ich habe nur noch 15 Euro, gerade genug um ins Kino zu gehen. 30 weitere Euro sind für die Einladung zu Katjas Party, die sie mit der Post geschickt hat, draufgegangen. Natürlich durfte ich dort nicht erscheinen, ich stand an diesem Abend stundenlang im Wald in der Kälte rum und bin dann erschöpft und frierend traurig nach Hause gegangen. Aber Mama und Papa habe ich dann ein strahlendes Lächeln präsentiert und ihnen gesagt, dass die Party total super war.
"Klar, ich kann sie gerne mal wieder einladen", erwidere ich und bemühe mich, meinen gequälten Gesichtsausdruck in ein fröhliches Lächeln zu verwandeln, "und ich freue mich ja auch schon ein bisschen, die anderen endlich wiederzusehen."
"In ein paar Tagen hast du dich wieder an die Schule gewöhnt, ich weiß, nach den Ferien ist das immer schwer, das war bei mir früher auch so", sagt Mama und stellt einen Teller mit einem üppig belegten Brot vor mich hin, "jetzt iß bitte dein Frühstück. Du kannst doch nicht mit leerem Magen zur Schule gehen. Und heute Mittag mache ich Kartoffelpuffer mit Apfelmus, die magst du doch so gerne."
Salami und Kräuterfrischkäse, normalerweise liebe ich diese Kombination. Aber jetzt dreht sich mir alleine bei dem Gedanken was essen zu müssen schon der Magen um.
Gefährtin Angst ist wirklich hartnäckig, sie peinigt nicht nur meine Seele sondern auch meinen Magen. Mama hats gut, sie muss erst nächste Woche wieder arbeiten gehen. Ich dagegen muss heute schon raus in die kalte, mir feindlich gesonnene Welt.
"Ich habe leider gar keinen Hunger, Mama. Kannst du mir das Brot für die Schule einpacken?"
"Beiß doch wenigstens ein oder zweimal rein, damit du was im Magen hast. Nicht, dass dir noch schwindelig wird, weil du nichts gefrühstückt hast"; sagt sie und stellt eine dampfende Tasse mit Kaffee neben den Teller, "ich mache dir für die Schule ein neues Brot."
Lustlos beiße ich in das Brot, kaue und schlucke, spüle mit Kaffee nach. Das Kauen fällt mir schwer und ich kann weder Kräuterfrischkäse und Salami schmecken, weil ich alles zu hastig hinuntergewürgt habe. Ich wiederhole das noch dreimal, damit Mama nicht auf die Idee kommmt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sie soll nicht merken wie schlecht es mir gerade geht.
Das Radio läuft, irgendein Song über Sommer und Liebe, der so gar nicht zu dem winterlichen Dunkelheit passen will und in mir eine tiefe Sehnsucht nach den sechs Wochen langen Sommerferien weckt.
Dann telefoniert ein Moderator mit verschiedenen Jugendlichen, die heute, vor dem ersten Schultag nach den Ferien, ihre Mitschüler und Lehrer grüßen können. Wie kommen die bloß auf so eine schwachsinnige Idee?
Ich verschlucke mich beinahe an meinem Kaffee, als ich im Radio auf einmal die Stimme meines ärgsten Peinigers, Michael Fleck, höre.
"Ich möchte Martina Müller aus Fremmersbach grüßen, die in meine Klasse geht. Wir alle haben dich in den Ferien vermisst, Tinchen, besonders ich. Wir beide haben wirklich in der Schule immer so viel Spaß zusammen, ich kann mit niemandem so gut gemeinsam lachen wie mit dir. Ich freue mich schon, dich heue wiederzusehen. Du bist wirklich ein ganz tolles Mädchen."
Der Moderator, dieser Dummschwätzer, sagt ernsthaft, wie süß er diesen Gruß findet und fragt, ob Martina sein Schwarm wäre.
"Wir mögen sie alle total gerne, sie ist das beliebteste Mädchen in der Klasse....alles andere bleibt mein Geheimnis"; erwidert Michael.
Mir läuft es eisig kalt über den Rücken, denn ich erkenne sofort die subtile Drohung, die hinter diesem vermeintlich freundlichen Gruß steckt. Dieser fiese Kerl ist tatsächlich so dreist, mir weitere Mobbingattacken, als vermeintlich netten Gruß getarnt, anzukündigen. Und seine Stimme klang dabei so freundlich, dass keiner, der nichts von dem Mobbing weiß, die Bosheit dahinter erahnen kann. Michael wusste genau, dass nur ich diese heimtückische Botschaft verstehen würde.
Würde mich freuen wenn ihr mir sagt, was ihr davon haltet.
Und bitte seid ehrlich, wenn ihr findet, dass ich kein Talent zum Schreiben habe und es ganz furchtbar findet, dann sagt mir das auch, ich will ja wissen ob ich was kann oder eben nicht.
Draußen ist es noch stockdunkel, genauso finster wie es in meiner Seele gerade aussieht. Hinter mir liegen zweieinhalb wundervolle Wochen, in denen niemand mich als Quasimada beschimpft, angespuckt oder mit Steinen beworfen hat. Aber leider ist es mit den Ferien immer das Gleiche. Am ersten Tag denkt man noch, sie würden ewig dauern und diese Institution der Folterqualen, die sie Schule nennen, scheint weiter weg zu sein als der Mond. Doch schon bald wird der Morgen grauen, und das leider im wahrsten Sinne des Wortes, mein ganz persönliches Grauen vor dem mich niemand bewahren kann.
Ich wünschte, ich könnte einfach liegenbleiben, wieder einschlafen und dann beim Aufwachen sehen, wie die schneebedeckten Äste der Bäume im Schein der Wintersonne wie Diamanten glitzern
Mein Magen rumort heftig und nach zweieinhalb Wochen der Erlösung ist sie wieder da, die quälende Angst, die seit meiner frühen Kindheit meine einzige, bitterböse Gefährtin ist. Schon morgens wenn ich aufwache ist sie da und sie begleitet mich jeden Tag in die Institution der Folterqualen.
Ich mag diese sehr hartnäckige Gefährtin nicht und ich wünschte, sie würde mich endlich in Ruhe lassen. Aber leider ist sie jeden Morgen an meiner Seite, sie begleitet mich auf allen Wegen und sagt mir, dass mein Tag wieder die absolute Hölle sein wird, weil die anderen mich wieder nur quälen und demütigen werden.
Ganz vorsichtig klettere ich aus dem Bett, ich will Chicco nicht wecken. Unser graugetigerter Kater schläft immer bei mir im Bett, schon seitdem er vor zwölf Jahren zu uns gekommen ist. Siebzehn Jahre ist er jetzt, für eine Katze ist das ein stattliches Alter, das die meisten von ihnen gar nicht erreichen. Ich habe ihn so lieb, und alleine der Gedanke, dass er irgendwann nicht mehr da sein wird, treibt mich in den Wahnsinn. Ohne ihn könnte ich dieses beschissene Leben niemals ertragen. Schon im Kindergarten haben sie mich gedemütigt und ausgelacht und seitdem nicht mehr damit aufgehört. Ich war immer das schwarze Schaf in der Herde, diejenige auf der alle rumhacken.
Mist, ausgerechnet jetzt geht der blöde Radiowecker an und spielt "Highway to Hell". Wie ich dieses dumme Lied hasse! Nein, sowas will man echt nicht hören, wenn man sich gerade auf dem Weg in die ganz persönliche Hölle, im allgemeinen Sprachgebrauch "Schultag" genannt, befindet. Am liebsten würde ich den Wecker an die Wand pfeffern, aber ich schalte ihn einfach nur schnell aus, damit Chicco nicht wach wird.
Ich fühle mich wie erschlagen, weil meine böse Gefährtin, die Angst, mir die ganze Nacht keine Ruhe gelassen hat. Nicht mal ein starker Kaffee wird da helfen können. Und auch die Poster der sanft lächelnden, engelsgleichen Elise Massard an der Wand können mich an diesem wintergrauen Januarmorgen nicht aufheitern. Ich liebe ihre Filme und jedes Mal, wenn ich nach der Schule mal wieder total down bin, schaue ich mir einen davon an, manchmal sogar zwei.
"Kommst du bitte runter, Tina?", ruft Mama von unten herauf, "du musst dich beeilen, in einer Stunde fängt die Schule an!"
Verdammt nochmal, wieso kapiert sie nicht, dass ich kein Frühstück will? Am Morgen ist die Gefährtin Angst besonders stark, und dann lässt sie meinen Magen ganz heftig rumoren. Nachdem ich einen letzten wehmütigen Blick auf den schlafenden Chicco und meine Postersammlung geworfen habe, gehe ich lustlos nach unten in die Küche und setze mich an den Tisch, auf dem noch die fast leere Dose mit den Plätzchen, die Mama und ich am Abend vor Weihnachten gebacken haben, steht.
Im Grunde genommen ist das Leben nicht anders als ein Plätzchen. Am Anfang schmeckt es noch wunderbar süß und knusprig, aber mit zunehmendem Alter wird der Geschmack immer fader. Bei mir haben bereits fünfzehn Lebensjahre gereicht, um diese Erkenntnis, die andere erst mit Mitte Dreißig haben, zu gewinnen.
Von meinem Platz aus kann ich den üppig geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer sehen. Zwei Wochen ist der Heilige Abend jetzt her, aber es erscheint mir wie eine Ewigkeit. Damals lag diese besondere Magie der Feiertage in der Luft und ich hatte das wunderbar überwältigende Gefühl, dass diese schönen Ferien niemals enden würden.
"Was ist los?", fragt Mama und blickt mich besorgt an, "du machst ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Freust du dich denn gar nicht, deine Freunde wiederzusehen? Nach den Ferien habt ihr euch doch bestimmt viel zu erzählen? Wieso lädst du nicht mal Katja zu dir ein? Nachdem du bei ihr auf der Halloweenparty warst, gehört sich das doch so. Bring sie einfach mal wieder mit."
Mama und Papa wissen nicht, dass ich keine Freunde habe. Ich habe es ihnen nie gesagt, weil ich ihnen diesen Kummer ersparen wollte. Sie haben genug eigene Sorgen auf der Arbeit und wegen Omas Demenz. Oma kennt mich und die Eltern nicht mehr und das tut verdammt weh. Als wir sie besuchten, dachte sie, ich wäre ihre Schwester Gerda, die seit fast siebzig Jahren tot ist. Ich leide sehr darunter, dass ich für meine liebe Oma jetzt eine Fremde bin.
Katja aus der Parallelklasse ist nur deswegen mit zu uns gekommen, weil ich ihr dafür 20 Euro von meinem Taschengeld gegeben habe. Sie hat auch gesagt, dass sie wieder meine Freundin spielt, wenn ich ihr dafür noch mal Geld gebe. Aber das kann und will ich nicht. Im Februar kommt ein neuer Film mit Elise Massard ins Kino, und den will ich mir unbedingt anschauen.
Und viel Taschengeld bekomme ich nicht weil Mama und Papa beide nicht so viel verdienen.
Ich habe nur noch 15 Euro, gerade genug um ins Kino zu gehen. 30 weitere Euro sind für die Einladung zu Katjas Party, die sie mit der Post geschickt hat, draufgegangen. Natürlich durfte ich dort nicht erscheinen, ich stand an diesem Abend stundenlang im Wald in der Kälte rum und bin dann erschöpft und frierend traurig nach Hause gegangen. Aber Mama und Papa habe ich dann ein strahlendes Lächeln präsentiert und ihnen gesagt, dass die Party total super war.
"Klar, ich kann sie gerne mal wieder einladen", erwidere ich und bemühe mich, meinen gequälten Gesichtsausdruck in ein fröhliches Lächeln zu verwandeln, "und ich freue mich ja auch schon ein bisschen, die anderen endlich wiederzusehen."
"In ein paar Tagen hast du dich wieder an die Schule gewöhnt, ich weiß, nach den Ferien ist das immer schwer, das war bei mir früher auch so", sagt Mama und stellt einen Teller mit einem üppig belegten Brot vor mich hin, "jetzt iß bitte dein Frühstück. Du kannst doch nicht mit leerem Magen zur Schule gehen. Und heute Mittag mache ich Kartoffelpuffer mit Apfelmus, die magst du doch so gerne."
Salami und Kräuterfrischkäse, normalerweise liebe ich diese Kombination. Aber jetzt dreht sich mir alleine bei dem Gedanken was essen zu müssen schon der Magen um.
Gefährtin Angst ist wirklich hartnäckig, sie peinigt nicht nur meine Seele sondern auch meinen Magen. Mama hats gut, sie muss erst nächste Woche wieder arbeiten gehen. Ich dagegen muss heute schon raus in die kalte, mir feindlich gesonnene Welt.
"Ich habe leider gar keinen Hunger, Mama. Kannst du mir das Brot für die Schule einpacken?"
"Beiß doch wenigstens ein oder zweimal rein, damit du was im Magen hast. Nicht, dass dir noch schwindelig wird, weil du nichts gefrühstückt hast"; sagt sie und stellt eine dampfende Tasse mit Kaffee neben den Teller, "ich mache dir für die Schule ein neues Brot."
Lustlos beiße ich in das Brot, kaue und schlucke, spüle mit Kaffee nach. Das Kauen fällt mir schwer und ich kann weder Kräuterfrischkäse und Salami schmecken, weil ich alles zu hastig hinuntergewürgt habe. Ich wiederhole das noch dreimal, damit Mama nicht auf die Idee kommmt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sie soll nicht merken wie schlecht es mir gerade geht.
Das Radio läuft, irgendein Song über Sommer und Liebe, der so gar nicht zu dem winterlichen Dunkelheit passen will und in mir eine tiefe Sehnsucht nach den sechs Wochen langen Sommerferien weckt.
Dann telefoniert ein Moderator mit verschiedenen Jugendlichen, die heute, vor dem ersten Schultag nach den Ferien, ihre Mitschüler und Lehrer grüßen können. Wie kommen die bloß auf so eine schwachsinnige Idee?
Ich verschlucke mich beinahe an meinem Kaffee, als ich im Radio auf einmal die Stimme meines ärgsten Peinigers, Michael Fleck, höre.
"Ich möchte Martina Müller aus Fremmersbach grüßen, die in meine Klasse geht. Wir alle haben dich in den Ferien vermisst, Tinchen, besonders ich. Wir beide haben wirklich in der Schule immer so viel Spaß zusammen, ich kann mit niemandem so gut gemeinsam lachen wie mit dir. Ich freue mich schon, dich heue wiederzusehen. Du bist wirklich ein ganz tolles Mädchen."
Der Moderator, dieser Dummschwätzer, sagt ernsthaft, wie süß er diesen Gruß findet und fragt, ob Martina sein Schwarm wäre.
"Wir mögen sie alle total gerne, sie ist das beliebteste Mädchen in der Klasse....alles andere bleibt mein Geheimnis"; erwidert Michael.
Mir läuft es eisig kalt über den Rücken, denn ich erkenne sofort die subtile Drohung, die hinter diesem vermeintlich freundlichen Gruß steckt. Dieser fiese Kerl ist tatsächlich so dreist, mir weitere Mobbingattacken, als vermeintlich netten Gruß getarnt, anzukündigen. Und seine Stimme klang dabei so freundlich, dass keiner, der nichts von dem Mobbing weiß, die Bosheit dahinter erahnen kann. Michael wusste genau, dass nur ich diese heimtückische Botschaft verstehen würde.
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