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Habe ich im Leben noch eine Chance?

G

Gast

Gast
Hallo,

bitte liest euch das bis zum Ende durch. Ich hoffe irgendjemand da draußen, hört mich, kann mir helfen.

Ich bin w, 32 Jahre. Da meine Eltern arbeiten mussten, wurde ich als Baby an Tagesmütter gegeben. Meine Mutter sagt, es war nur für eine kurze Zeit. An die eine kann ich mich noch erinnern, müsste so 2-3 gewesen sein, es lag eine Schokolade auf dem Tisch, sie ging mir eine Flasche machen, ich aß die Schokolade, als sie zurück kam scheuerte sie mir eine, die wäre ihrem Sohn gewesen... Das ist eine meiner ersten Erinnerungen. Ich wartete oft, bis mein Vater kam um mich abzuholen. Im Kindergarten wurde ich Haare ziehend aufgeweckt, da ich Mal wieder gebettnässt hatte. Mit den Hänseleien seitens meiner Cousinen und Cousins fing es auch sehr früh an. Man sang Lieder darüber, wie naiv ich doch war, das bettnässen... Man lachte immer nur. Ich konnte als Kind auch nie etwas für mich behalten, wenn meine Eltern sagten, sag das nicht weiter, musste ich es weiter sagen. Als ich 6 war wurde mein Vater schwer krank, ab dem Zeitpunkt war er nur noch in Kliniken, im Bett oder bei seiner Mutter. Meine Mutter war chronisch überfordert, aggressiv, ablehnend. Die freie Zeit die sie hatte, verbrachte sie zum Ausgleich in politischen Vereinen. Mein 4 Jahre jüngerer Bruder, den gab´s auch noch. Ich machte ihn ständig zur Sau, verarschte ihn, rief ihn vom Balkon aus mit seinen Kosenamen, die ganze Straße konnte es hören. In der Schule war ich nur aggro. Ich fauchte alles und jeden an. Sagte Schimpfwörter, wenn jemand Mal dagegen was sagte, wurde ich klein wie eine Maus. In welcher Clique ich auch war, ich war immer die naive, das Opfer und ich war in vielen Cliquen. Wenn ich mich Mal wehren wollte, stopfte man mir das Maul. Ich war immer aufsässig, aufmüpfig, aggro.

Mit 17-18 geriet ich in die Finger meiner Cousine, ihre Clique kiffte, ich auch. Da ich eh schon unsicher war und mit dem Zeug noch unsicherer wurde und alle es merkten, drosch man drauf. Wenn 6 Leute im Wohnzimmer zusammen saßen wurden über mich Witze gerissen, gelacht usw. Wenn ich Mal ein Wort raus bekam, machte man dieses Wort zum Thema und lachte darüber. Ich machte das 3 Jahre mit. Zusätzlich zu dieser Zeit, unternahm mein Vater einen Suizidversuch, er überlebte. 6 Monate später überlebte meine Mutter nach einem Monat Koma eine Gehirnblutung. Während dieser Zeit war ich durch die Drogen nicht wirklich da. Ich kaufte mit meiner Freundin Sachen ein auf Lastschrift mit EC Karte obwohl das Konto nicht gedeckt war und gab sie zurück um in bar Geld zu erhalten. Manchmal ging ich mit den Einkaufstüten auf die Intensivstation zu meiner Mutter. Alle Verwandten waren dorten, ich gab ihnen noch mehr Futter um mich später auszugrenzen. Ach ja, mit 16 schickte man mich nach London, um einen Sprachkurs zu machen wegen einer Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau. Während den 3 Monaten dorten, habe ich sexuelle Übergriffe von 3 verschiedenen Männern gemacht, der eine war der Schwiegervater meiner Tante, war betrunken, wollte mich plötzlich küssen. Der Direktor der Schule, betatschte meine Beine und meine wenn ich wolle würde er mir eine Villa kaufen und ich könnte da leben...... Und er andere, egal. Ich rief meine Mutter an und erzählte ihr das, sie sagte ich wäre selber dran Schuld wenn ich mit Miniröcken und Dekoltee rum laufen würde. Zudem haben meine ganzen Onkel Sachen über mich verbreitet was nicht gestimmt hat. Wegen dem Kiffen und dem Mobbing landete ich aufgrund von einer Psychose in der Klinik. Später hieß es ich hätte eine paranoide/halluzinatorische Schizophrenie. Ich habe nie Stimmen gehört oder Dinge gesehen die nicht da waren. Ich dachte nur immer jeder lacht mich aus. Tja, es folgten ununterbrochen 2,5 Jahre lang Krankenhausaufenthalte, man hat mit 8 Neuroleptika und verschiedenen Benzos und AD´s experimentiert. Ich hatte ständig Nebenwirkungen, habe das Zeug nicht vertragen, bis dann ein Neuroleptika nicht so viel Nebenwirkungen zeigte, bei dem blieb ich dann 10 Jahre lang (aufgrund einer fraglichen Diagnose). Ich nahm in 7 Monaten 30 KG zu. Während den Klinikaufenthalten habe ich Sachen erlebt... Da ich mich nicht wehren konnte. Das selbe Spiel mit Mobbing, ausnutzen ging dorten weiter. Ich schloss Freundschaften mit falschen Leuten. Irgendwie machte ich immer Dinge die nicht zu mir passten, nur um dazu zu gehören. Ich passte mich ein Leben lang an. Ich machte Dinge, ich schäme mich so sehr.

Mit 27 fing ich meine zweite Ausbildung an, ich war die Älteste in der Klasse, im Blockunterricht zitterte ich jedes Mal von 08:00 - 16:00 und betete, dass der Dozent mich bloß nicht aufruft. Jeder wusste, dass etwas mit mir nicht stimmte. Ich war Mal in der Gruppe dann in der. Ich erzählte vielen meine Geschichte, was man dann gegen mich verwendete. Auf Arbeit, wenn ich Mal was sagte, hieß es: "Hat hier jemand die Null gewählt" oder ähnliches. Ich war oft krank, trank viel, spielte in Casinos, nahm andere Drogen. Ich gab mich sehr oft Männern hin unter Drogen, Alk und Medikamenten. Dann lernte ich einen im Netz kennen. Ich wusste von Anfang an da stimmt was nicht, trotzdem machte ich mit. Er kam immer nur wegen dem Einen, sagte schöne Dinge und ging wieder, beteurte mir er würde mich lieben und wir würden heiraten. Nach 4 Wochen lud er mich nach Hamburg ein, wir waren am Kiez, da war ein Mann der Blickkontakt mit meinem "Freund" hielt, der andere schüttelte den Kopf, so in der Art wie nein. Ich fragte ihn, ober er ihn kennt. Er sagte nein, er hätte ihn nur angesehen weil er jemand bekanntes sei... Irgendwann fing er an zu erzählen er wäre bei den Health angels und würde Schutzgeld einholen und müsste sich ne Zeit lang verstecken, sonst käme er in den Knast. 2 Wochen später rief er mich vom "Knast" aus an, ich fragte ihn wie er von dorten aus mit dem Handy telefonieren könne, er sagte die Freundin eines Insassen hätte es in ihrer Vagina rein geschmuggelt... Irgendwann ging ich nicht mehr ans Telefon und das war´s.
6 Monate später lerne ich wieder einen im Netz kennen. Der bemerkte auch sehr schnell meine Bedürftigkeit und versprach mir Dinge. Zwei Wochen später zog er bei mir ein. Ich bot ihm das an, da er immer wieder von den nicht ertragbaren Zuständen Zuhause sprach. Seine Mutter wolle ihn raus schmeißen, die Polizei wäre auf dem Weg bla bla. Eigentlich sollte er erst für eine Woche kommen, doch er blieb. Er machte mich nieder, drei Tage später fing das schon an. Das was ihn am meisten an mir störe wären mein Geruch und mein nicht vorhandener Hals.... Ich musste jeden Tag mehrmals hinhalten. Ich weinte dabei, wehrte mich aber nicht dagegen. Er sagte ich wäre seine Frau, das wäre meine Aufgabe. Er kiffte täglich, dann kam Alkohol dazu, er wurde aggressiv. Ich kündigte die Arbeit wegen ihm und wir zogen 500 Km weiter weg. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren auf Arbeit und ich arbeitete mit Menschen. Eines Tages durfte ich zu meiner Familie, sie besuchen, man merkte das was nich stimmte und ich wurde weg geholt. Direkt in die Klinik, erneut falsche Behandlung, man brachte mich in die Suchtklinik. Danach einen Suizidversuch. Ich lebe seit einem Jahr wieder Zuhause. Kann nicht arbeiten. Mache Terrorattacken auf alle in meiner Familie. Man hält meine Nichten von mir fern, ich könnte schaden. Sie waren mein einziger Lichtblick. Meine Mutter hatte vor einem Jahr einen Nierenkrebs, wurde entfernt, bei dem Stress Zuhause kann jederzeit was erneut ausbrechen. Meine Eltern haben auch Schlafstörungen und Depressionen.

In Kliniken will ich nicht, die Medis tun mir nicht gut, ausserdem lass ich alles mit mir machen. Verhaltenstherapeuten sagen ich wäre zu labil. In der Wohnung kann ich nicht mehr bleiben, ich schäme mich für meine Ausraster, man kann mich gar nicht mehr ernst nehmen. Soziale Kontakte habe ich keine mehr. In meiner Umgebung weiß jeder alles über mich, ich habe es erzählt. Ich schäme mich so sehr. Ich kann mir nichts merken. Bin extrem ambivalent. Habe keine eigene Meinung, verstehe keine Zusammenhänge. Habe Angst ständig was komisches zu sagen, wodurch ich erst Recht komisch werde und wirke. Ich fühle mich wie eine Außerirdische. Nur der Hund hält mich noch.

Bitte, bitte was kann ich tun?
 
G

GrayBear

Gast
Hallo liebe Gast-Schreiberin,

das alles hört sich verdammt mies an. Wo Du am besten beginnen solltest, ist schwer auszumachen, denn alles scheint irgendwie falsch zu laufen. Ich kann Dir für einen Anfang eigentlich nur zwei Tipps geben: Struktur und Kontinuität.

Struktur: Plane für Dich selbst einen Tages- und Wochenablauf der einige "Eckpunkte" enthält, die Dich entsprechend Deinen Kräften fordern und auch belohnen, z.B. Montag und Donnerstag Schwimmen gehen, oder eine Stunde spazieren gehen, Mittwochs ein Stunde in die Bibliothek zum lesen, Dienstags einkaufen. Wenn Du Deine Zeit frei planen kannst, solltest Du dir bestimmte Uhrzeiten vorgeben, die Du einhalten kannst und willst. Diese Strukturen helfen Deinem Körper und Deinem Geist Energie aufzubauen und es baut auch Aggressionen ab. Die ersten zwei bis drei Wochen ist es hart, sich an diese Versprechen zu halten und alles in Dir wird sich vielleicht dagegen wehren, aber danach wird es leichter und Du wirst merken, dass sich etwas zum Besseren verändert.


Kontinuität: leider ganz wichtig ist zu Beginn, dass Du Dich an feste Zeiten hältst, z.B. 8:00 Uhr Aufstehen, bis 9:00 Uhr frühstücken oder auch früher, wenn Du ein Morgenmensch bist. Lege Deine Termine so, dass Du nicht in Stress gerätst, sonst kommen all die Ausreden. Diese Kontinuität verhindert die ständigen inneren Diskussionen, was wann wie gemacht werden soll, Du tust es einfach, weil es so vereinbart ist und Punkt.

Du hast einen Hund? Das ist sehr gut. Durch regelmäßige Hundespaziergänge lernst Du vielleicht andere Hundemensschen kennen und ihr könnt hin und wieder gemeinsam laufen, wenn sich die Hunde vertragen, was sehr oft der Fall ist. So könntest Du eigene soziale Kontakte aufbauen und das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Du hast eine schwierige Zeit vor Dir, aber im Vergleich zu dem, was Du hinter Dir hast, dürfte es auch einige gute Phasen geben, in denen Du Dich schrittweise wieder entdecken kannst. Du hast eine schlechte Meinung von Dir und das ist leider auch bis zu einem gewissen Punkt verständlich, aber dämlich scheinst Du nicht zu sein, wenn ich das so sagen darf, dass erkennt man an Deinen Zeilen. Du bist ein Mensch und hast das Recht, Dein Leben zu leben. Leider dienen wir alle auch anderen Menschen, in dem wir so sind, wie wir zu sein glauben. Meistens ist das nur ein Teil unserer Möglichkeiten.

Ich kann schlecht beurteilen, wie hatnäckig Du Deinen "Terrorattacken" und Deinen "Launen" verpflichtet bist. Kannst Du solche Ausbrüche wirklich nicht mehr steuern? Es stimmt, dass viele Medis Nebenwirkungen haben und es sehr auf die richtige Dosierung ankommt, aber sie sollten nur der letzte Ausweg sein, um wieder gesündere Strukturen zu schaffen.

Lass Dir nicht einreden, was Du alles bist und was nicht. Du scheinst Dir doch noch einen gewissen Durchblick erhalten zu haben. Solange Du Dich nicht ernst nimmst, wie sollen es dann andere tun? Sei nachsichtig mit Dir und strafe Dich nicht auch noch selbst. Mir hat jemand einmal gesagt, dass Schuld nur dazu da wäre, um es wieder tun zu dürfen. Soll heißen: schämst Du Dich in Grund und Boden und geisselst Dich innerlich, dann wird der Druck so groß, dass Du Dir einen weiteren Fehltritt "gönnst" und das Ganze beginnt von neuem. Schuld und Scham sind Konzepte, um Menschen "im Zaum zu halten". Du hast viel Scheiße erlebt, aber dies darf für Dich nicht die Ausrede für den Rest Deines Lebens sein, sonst wirst Du diesen Mist nicht hinter Dir lassen können. Lade Dir keine Schuld auf, die Du "abtragen" musst. Bitte die Menschen um Verzeihung und Verständnis, die Du schlecht behandelt hast und leiste Wiedergutmachung, wo es möglich und nötig ist, aber dann lass diese Schuld hinter Dir, denn die bleibt an einem kleben wie Teer und hält Dich klein.

Du bist nicht Deine Geschichte, das kann ich Dir versichern. Viele Menschen leben ihr Leben, wie ein Autofahrer, der nur in den Rückspiegel schaut. "Wenn da eben eine Kurve war, dann muss da wieder eine sein". Nein, Schicksal ist Blödsinn, aber ja, manchmal läuft einfach viel zu viel richtig mies. Du hast bis hier her überlebt und bist noch da. Mach einfach weiter und erschaffe Dir ein anderes, nämlich DEIN Leben mit DEINEN Strukturen. Ja, das ist oft scheiße schwer und manchmal gibt es nichts zu lachen, aber manchmal schon. Mach einen Schritt nach dem anderen und fange an, gut zu Dir zu sein.

Viel Geduld, Kraft und wenigstens jeden Tag einmal ein Grinsen. Und Ja, Du hast nicht nur eine Chance.
 
G

Gast

Gast
Lieber Spoony,

ich Danke Dir, dass Du dir die Zeit genommen hast um mir zu antworten...

Ja, ich lebe wieder bei meinen Eltern. Obwohl ich sie für alles verantwortlich mache, denn es fing schon in der Kindheit an, kann ich mittlerweile sehen, dass sie - vor allem meine Mutter auch wenn es nicht wirklich hilft, immer da ist. Ich habe große Angst sie könnte erneut einen bösartigen Tumor bekommen und ohne, dass ich etwas gut machen konnte, stirbt.

Meine Therapeutin machte gestern einen Test, ich hätte wohl Borderline. Sehr vieles trifft zu von der Symptomatik her. Aber treffen nicht viele Dinge auch auf viele Menschen zu? Einerseits bin ich leicht erleichtert, andererseits fühle ich mich behindert. Zudem ist das eine sehr schwerwiegende Störung, die kaum therapierbar ist.

Das mit dem sich selbst gut zu reden klappt nicht. Auf geführte Meditationen kann ich mich nicht konzentrieren. Dieses emotionale ständige hin und her macht mich kaputt.

Die Therapeutin meint damit sie mit mir eine Therapie anfangen kann (sind noch in den Probestunden), sollte ich erst in eine Klinik oder eine therapeutische Wohngruppe. Meine Mutter ist dagegen, für mich wäre es eine Flucht um mit meinem Bruder und Schwägerin nicht mehr konfrontiert zu werden. Ich weiß es nicht. Ich habe auch keine Zeit um mich ewig therapieren zu lassen, bald bin ich 40, ich wollte immer Mutter werden... Ich werde niemals normale zwischenmenschliche, vertauensvolle Beziehungen haben, alles triggert mich. Es ist zu früh um mich von der Normalität zu verabschieden und in eine Nische voller Einschränkungen einzutauchen...

Darf ich fragen was Du hast?
 
G

Gast

Gast
@ GrayBear

Ich danke Dir für Deine Worte. Es macht mir Mut, wie Du es beschrieben hast, Hoffnung auf etwas neues, vielleicht sogar eine 2. Chance zu haben, die mir nicht andere gestatten sondern ich mir selbst. Darum geht es, dass ich mir selbst verzeihe.

Danke Dir für Deine Tipps.
 

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