Hallo Gast benstone,
rufen wir uns zunächst in Erinnerung, wie Du Deine Situation beschrieben hast.
Ich schreibe weil mir die Orientierung fehlt.
Ich weiss nicht was ich machen soll.
Mich beschäftigt so vieles ich kanns nicht sortieren.
Ich habe Angst vor Erniedrigung und Ablehnung.
Ich würde gerne mal zur Selbstverteidigung gehen aber die Angst vor Ablehnung und Bequemlichkeit stellt sich mir in den Weg.
Dann ist da die Frage "Was will ich im Leben?", dazu kommt die Frage "Worum geht es denn im Leben?". Geht es wirklich darum glücklich und zufrieden zu werden.
Warum fühle ich mich unzufrieden, wenn ich daran denke so zu Leben dass ich glücklich werde. Das ist doch paradox. Das sagt mir, dass ich mir das nicht gönne. Was ist mit mir?
Irgendwie komme ich nicht weiter ich spinne irgendwelche Gedanken weil mir sichtlich etwas fehlt…
Und diese Situation ist die, in der Du gelandet bist, obwohl Du Christ wurdest (nehme ich mal an....).
Erinnere Dich, warum Du Dich für ein Leben mit Jesus Christus entschieden hattest.... (ich kann den Grund nicht kennen).
Wie auch immer, Du bist in der oben beschriebenen Situation gelandet.
Aber trotzdem will ich mir gerne deine Werte für mich anhören Nordrheiner.
LG benstone
Nach meinem Empfinden, lieber Gast benstone, gibt es etliche Menschen, die zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Ich nenne sie mal Neu-Christen. Und dann passiert ein gravierender Fehler. Sie glauben, ab diesem Zeitpunkt so leben zu können, wie sie meinen dass Gott oder andere Christen es erwarten. Und viele Christen werden gerne bestätigen, dass dies auch so richtig ist und so sein muß. Ich finde das falsch (obwohl ich Christ bin).
Das Wesentliche Merkmal des Christen ist nicht seine christlich motivierte Anstrengung moralisch vorbildlich zu leben und aus eigener Kraft glücklich zu leben. Die christlich motivierte Anstrengung ist auch nur ein menschlicher Zug und diese Anstrengung ist nicht besser als die von Nicht-Christen, die ebenfalls nach moralisch-ethisch gutem Leben streben. In beiden Fällen bemüht sich der Mensch…. und dies jeweils nur aus eigener Kraft….
Der eine Mensch ist hierin besonders stark und erfolgreich, der andere weniger.
Und wo Du mit Deinen Anstrengungen gelandet bist, hast Du recht gut beschrieben.
Die Werte, über die ich Dir nachfolgend schreibe, lauten:
Vertrauen, Barmherzigkeit und Treue.
Hierzu folgende Erinnerungs- und Denkhilfen:
1) „Warum habt ihr Angst? Ihr habt zu wenig Vertrauen“ (Matth. 8,26)
2) „Überlegt doch mal, was es bedeutet, wenn Gott sagt: Ich fordere von Euch nicht, dass ihr mir irgendwelche Opfer bringt, sondern dass ihr barmherzig seid.“ (Matth. 9, 13)
3) Jesus sagte zu den Juden, die zum Glauben an ihn gekommen waren: „Wenn ihr bei dem bleibt, was ich euch gesagt habe, und euer Leben darauf gründet, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8, 31+32
Daraus lese ich folgendes (für Dich) ab: Ein Kleinkind versucht z.B. der Mutter in der Küche zu helfen. Das sieht oft sehr niedlich aus. Aber es wird nie die Arbeit tun können, zu denen es erst befähigt ist, wenn es ein bestimmtes Alter (eine bestimmte Reife) erlangt hat. Alle Versuche, aus eigener Kraft die Arbeiten der Mutter zu übernehmen, enden mit einem Scheitern. Ich sage Dir: Gott wird Dich niemals überfordern oder etwas von Dir verlangen, was außerhalb Deiner Kräfte steht. Das würde eine liebende Mutter von ihrem Kleinkind doch auch nicht. Also ist
Vertrauen wichtig, dass Gott nie mehr von Dir verlangt, als in Deinen Kräften steckt. Und versuche nicht etwas zu tun, was nicht Deine Aufgabe ist.
Gott wirkt in uns nicht nur das Wollen, sondern auch das Vollbringen. (Phil. 2,13). Wir müssen also nicht aus eigener Kraft vollbringen…. Denn das versuchen Menschen, die nicht Jesus nachfolgen, auch und evt. auch mal besser, als Christen. Immer dann, wenn wir aus eigener Kraft etwas tun wollen, werden wir früher oder später scheitern. Auch hier heisst das Stichwort
Vertrauen. Wir sollen vertrauen, dass Gott z.B. Türen öffnet und Wege gangbar macht. Wir müssen nicht krampfhaft nach Lösungen oder nach unserem Glücklichsein suchen.
Was wir tun können, ist z.B. auf unser Herz achten, dass wir gegenüber anderen Menschen
barmherzig sind. Verlieren wir den Anderen aus den Augen, dann verlieren wir den Menschen aus den Augen, den Gott ebenso liebt wie uns. Ohne Barmherzigkeit verlieren wir quasi Gott aus den Augen.
Wenn wir die Bibel lesen, dann versuchen wir zu verstehen. Aber selbst Christen, die täglich in der Bibel lesen, verstehen nicht alles. Wir haben evt. für alles eine Erklärung, aber nur wenn uns Gott durch seinen Heiligen Geist die Augen öffnet, verstehen wir diese oder jene Bibelstelle so, wie Er sie (für uns) gemeint hat. Wenn Du einen Schüler der 5. Klasse des Gymnasiums den kompletten Stoff bis zum Abitur zeigst, wird er alles lesen können, aber nur sehr wenig verstehen. Das ist auch ok so.
Aber um zu verstehen, was in diesem oder in jenem Augenblick für uns wichtig zu verstehen ist, sollten wir dabei bleiben und lesen. Wir können nur bei dem bleiben, was Jesus gesagt hat, wenn wir lesen… Wir müssen uns nicht selbst die Augen öffnen um zu erkennen, was gemeint ist, das geschieht automatisch durch die Wahrheit (durch Jesus = ich bin der Weg, die Wahrheit…). Und wenn wir etwas nicht verstehen, dann ist es eben so. „Dabei bleiben“ übersetze ich mit „
treu sein“.
Christen sind Schüler und nicht Meister. Und wir werden immer Schüler bleiben. Wir werden nie alles auf einmal lernen, sondern immer nur eine Lektion nach der anderen. Und ich denke, Gott wird uns nicht die Lektion Nr. 3 zum Lernen aufgeben, wenn die Lektionen 1 u. 2 noch nicht verstanden sind. Gott überfordert uns nicht. Wir müssen nur dabei bleiben.
Dabei bleiben = treu sein, ist unser Part. Unsere Ungeduld oder die überzogenen Erwartungen anderer Christen sind da nicht hilfreich.
Fazit: 1) Aus eigener Kraft etwas (für Gott) tun, ist kein christlicher Weg. Versuche nie mehr zu tun, als in Deinen Kräften steht! Gott überfordert Dich nicht - das machst Du ggf. selbst. Und das ist falsch.
2) Vertrauen: Vertraue, dass Gott tut, in Dir und in Deinem Umfeld, was Dich weiterbringt. Gott ist wie ein Vater, der die Aufgaben tut, die dem Kleinkind nicht möglich sind. Die Aufgabe von Kindern ist, dem Vater zu vertrauen. Der Vater vollbringt. Er macht was Er zu tun gedenkt, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Nicht früher - nicht später. Das Kind vertraut auch in der Wahl des richtigen Zeitpunktes.
3) Bleibe treu: Sei Barmherzig und bleibe mit einem offenen Herzen für Gott und für Deinen Nächsten und setze Barmherzigkeit (Nächstenliebe) in die Tat um. Mit einem offenen Herzen erkennst Du, wer Dein Nächster ist.
LG, Nordrheiner