(entschuldigt die Umlaute, aber krieg gerade mein keyboard mapping nicht hin)
Toni Brendon hatte die ganze Situation sichtlich aus der Fassung gebracht.
Seit nunmehr fast drei Jahren, fast so lange schon wie er in diesem Loch wohnte, - wobei hausen dem wohl naeher kaeme - hatte keine Frau mehr einen Fuss in seine Wohnung gesetzt, was sich sichtbar in dem Zustand niederschlug, in welchem sich seine Behausung befand.
Hier fehlte eindeutig der Ordnungssinn einer Frau.
Seitdem ihn seine Frau Brenda vor genau zwei Jahren, sieben Monaten und 13 Tagen Knall auf Fall verlassen hatte - dieses scheussliche Datum hatte sich ihm eingebrannt - nachdem sie ihn zusammen mit der kleinen blonden Kassiererin vom oertlichen Supermarkt im gemeinsamen Ehebett erwischt hatte, war sein Leben vollends aus den Fugen geraten und befand sich in einer kontinuierlichen Abwaertsspirale, aus der er sich einfach nicht mehr hatte befreien koennen.
Dabei sah er sich von seiner Frau durch ihren Schritt voellig zu unrecht abgestraft, war es doch damals nicht einmal zum Vollzug gekommen, weil er wohl schon zu besoffen gewesesen war, so dass der Geist wohl willig, aber das Fleisch alkoholbedingt zu schwach gewesen war, um seinen Mann stehen zu koennen. Und ueberhaupt, diese kleine Schlampe war das doch alles nicht Wert gewesen. Ein kleiner Ausrutscher eben, wie er in den besten Ehen mal vorzukommen pflegte. Nichts weswegen man gleich hysterisch werden, seine sieben Sachen packen und auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden brauchte.
Danach ertraenkte er seinen Kummer in Alkohol bis seine Kumpels Eddie und Hotte ihn zumindest ein wenig vom Suff wegbekamen, indem sie oefter bei ihm vorbeischauten, ja sogar zwei-, dreimal mit irgendeiner Frau aus ihrem Bekanntenkreis zusammenbrachten, um ihn zu verkuppeln.
Mein Gott, ein Toni Brendon ist doch auf solche Fisematenten nicht angewiesen! Was haben sich denn seine Kumpels dabei bloss gedacht.
Na, denen hatte er gezeigt, was er davon hielt, und die Weiber waren schneller vergrault als sie aufgetaucht waren.
Trotzdem schaetzte er die ruehrende Sorge seiner Freunde und genoss die inzwischen regelmaessigen Skatabende in seiner Wohnung mit ihnen.
Selbstverstaendlich stoerte sich keiner von ihnen dreien an den rumstehenden Flaschen, nicht geleerten Aschenbechern, herumliegenden Waeschestuecken, verstreuten Zeitungen, mit undefinierbaren Gegenstaenden gefuellten Plastiktueten und die alles gnaedig eindeckende dicker werdende Staubschicht.
Was war ein Leben ohne Weiber nicht herrlich unkompliziert.
Seit seiner ersten Freundin noch auf der Schule war ihm dieses so sonderbare Wesen der Frauen ein ewiges Raetsel geblieben.
Warum um alles in der Welt nur, wollten sie einen staendig in irgendwelche Gespraeche verwickeln, stets wissen, was man gerade dachte.
Wie entspannend war es doch mit seinen Kumpels einen gepflegten Skat zu dreschen und ausser den Reizansagen zufrieden zu schweigen und so vollkommen den umgebenden Dreck aus der Wahrnehmung ausblenden zu koennen.
Warum bloss waren Frauen zu dieser stressfreien selektiven Wahrnehmung nicht in der Lage.
All das schwirrte ihm jetzt durch den Kopf und es lief ihm eiskalt den Ruecken herunter, als er sich vergegenwaertigte, dass er es hier auf seiner versifften Couch mit einem echten jener elfenhaften Wesen, aus Fleisch und Blut, aus einem anderen Universum zu tun hatte, welches eine uebersinnliche Macht in seine Hoehle verbracht haben musste.
Mein Gott, ihr muss doch laengst sein erbaermlicher Zustand aufgefallen sein.
Nicht nur die evidente Verwahrlosung seiner Behausung, sondern auch jene seines durch Bier und Burger aufgedunsenen Koerpers.
War das alles ein abgekartetes Spiel seiner Freunde und sie hatten ihm an Ende eine jener Edelnutten vorbeigeschickt ueber deren Inserate gleich neben dem Sportteil der Zeitung sie beim Skat des oefteren Scherze gemacht hatten.
Nein, nein, nein. Das passte alles nicht zusammen.
Erstens haetten sie, selbst wenn sie zusammenlegten, das Geld dafuer gar nicht und selbst wenn, waeren sie dafuer viel zu knauserig, so wie er seine Freunde kannte.
Und dann, was sollte der Junge dabei, er war doch kein Paedophiler, mal ganz abgesehen davon, dass die Sache strafbar waere und ihn, wenn er davon in den Nachrichten hoerte, Wut und Ekel packten.
Und dann dieses engelshafte Laecheln, dass einem die Knie weich wurden.
Nein, so laechelte keine Prostituierte, und er hatte schon ein paar kennengelernt, um sofort erkennen zu koennen, dass das nicht dem geschaeftlichen Mimikrepertoir einer Kaeuflichen entstammte.
Was um alles in der Welt wollte diese Frau von ihm...