B
Bumblebee*
Gast
Ich habe ihm damals nicht bei allem die Wahrheit gesagt, ihn nicht in alles eingeweiht. Nachdem das passierte hat mich der Täter noch lange danach unter Druck gesetzt. Ich wollte mich in Luft auflösen, sicher sein. Ich konnte doch nicht vertrauen. Ich habe versucht meinen Namen zu ändern. Es musste schnell gehen. Ich hatte Angst, der macht das wieder mit mir, ich musste weg. Aber das hat sich alles ewig hingezogen. Einen Namen zu ändern ist gar nicht so leicht. Es braucht Gutachten, "gute Gründe", etc. Eine solche Namensänderung kostet viel Geld und ist zudem unwiderruflich. Aber mein Name ist doch auch irgendwie ein Teil von mir. Aus der Not heraus bekniete ich einen Freund, genau genommen meinen Exfreund, dass er mich heiratet, mir seinen Namen gibt und er tat dies. Ich bin auf dem Papier verheiratet. Eine Scheidung dauert. Aber es gab mir die Möglichkeit, die Option, zu meinem Namen nach all dem Spuk zurückzukehren. Man muss das nicht verstehen, das erwarte ich nicht. Aber er fand heraus, dass ich eben nicht offiziell meinen Namen änderte, sondern über diese Heirat. Ich habe mich so mies gefühl, mich geschämt. Wer heiratet schon aus so niederen Beweggründen. Zumal dies höchst illegal ist, eine Scheinehe. Mein Ex wollte mir helfen, wir fanden eine gemeinsame Lösung.Ohne genau zu wissen was da war kann man das ja von Außen nicht beurteilen.
Aber wenn man angeschlagene ist tendiert man dazu die Schuld auch bei sich zu finden.
Ob das objektiv auch so ist ist ne andere Sache.
Ich erzählte meinem besten Freund nie etwas von meinem jüngeren, verstorbenem Bruder. Ich hatte Angst, er denkt dann schlimm von mir. Zugleich musste ich meinen älteren Bruder schützen. Niemand sollte erfahren, dass es ihn gibt, damit der Täter niemals auch noch ihm etwas tun kann. Meine Angst auch noch meinen geliebten grossen Bruder durch meine Schuld in Gefahr zu bringen ließ ihn mich leugnen. Mein Vater starb früh in meinem Leben. Meinen Bruder ließ ich mit ihm sterben, damit er niemals in Gefahr durch mich gerät. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht, wie sehr ich meinem besten Freund vertrauen kann, ich tat mir ja eh so schwer damit zu vertrauen. Ich lebte niemals gut damit. Ich fühlte mich so schlecht damit, aber ich hätte es nicht ertragen, wäre mein Bruder meinetwegen in Gefahr. Ich weiß, das klingt alles total irre, ist es auch. Ich konnte in dieser Zeit nicht klar denken, stand selbst unter Bedrohung und wollte doch nur mein Umfeld, meine Familie beschützen.
Mein bester Freund selbst brachte mich auf die Idee doch einfach zu heiraten, damit ich Schutz habe. Aber ich bin ein so schlimm vorsichtiger Mensch und aufgrund meiner frühen Vergangenheit wollte ich niemals irgendwem etwas schuldig sein. Ich habe oft versucht herauszufinden bzw. herauszuhören, wie es um die finanzielle Situation meines besten Freundes bestellt ist. Ich wollte am Ende nicht auch noch unterhaltspflichtig sein. Ach, es ist alles so unendlich kompliziert. Er selbst war auch nicht ganz ehrlich zu mir. Mein Gefühl, dass er mir nachspioniert hatte sich zuletzt auch in dieser Aussprache bestätigt. Mich traf das mindestens genauso hart, weil er mein ohnehin schon erschütterte Bauchgefühl das etwas komisch ist klein geredet hat und so getan hat, als bilde ich mir das alles nur ein.
Sein Vertrauen zu mir hat durch alles sehr gelitten, was ich natürlich zu 100% verstehen konnte. Doch als all dies zu Sprache kam, ich ihm alles auf den Tisch legte, ihm zuliebe Dinge in mir wieder hochholte, die ich lange verschlossen hatte, sagte er mir, dass er mir nicht böse ist. Sein Verhalten aber ließ mich das Gegenteil spüren und so waren die letzten Monate unserer Freundschaft von Schuldgefühlen und Misstrauen geprägt und von etlichen Ups und Downs. Er sagte mir immer wieder, dass es nun an mir sei auf ihn zuzugehen. Tat ich dies, gab er mir das Gefühl nicht erwünscht zu sein. Ich fragte ihn oft, ob er diese Freundschaft überhaupt noch möchte, aber ich bekam keine Antwort. Stattdessen sollte ich auf ihn zu gehen, "Taten sprechen lassen". Und ich versuchte dies. Monatelang. Aber egal, was ich tat, es war nie richtig. Es fühlte sich schlimm an, wie ein Machtspiel. Dabei wollte ich nie wieder, dass auch nur irgendjemand jemals wieder so viel Macht über mich hat. Ich habe so viel gehofft und gekämpft, so viel erklärt, so viel geredet und habe dabei wieder einmal mich und meine Grenzen vergessen. Das konnte ich nicht mehr.
Ich hatte selbst durch das alles an Vertrauen zu ihm verloren. Auch weil er mir immer sagte, dass wir beste Freunde seien, unsere Verbindung nicht so leichtfertig erschüttert werden könne und ich ihm wichtig sei.
Ich war damals noch in der Klinik, als ich den Täter anzeigte. Es war sehr anstrengend. Unmittelbar nach der Anzeige ließ mich mein bester Freund fallen. Mit der Anzeige gab es kein Zurück mehr und ich fühlte mich so wahnsinnig im Stich gelassen. Aber weil ich nicht mehr wusste wie sehr ich ihm noch vertrauen konnte, hielt ich ihn komplett aus dem Prozess geschehen raus. Er brachte mir selbst noch die Post meiner Anwältin, weil ich diese zu ihm schicken ließ, da es hier in der wg nicht immer so sicher ist, dass Post auch ankommt. Meine Anwältin sprach auch nochmal mit meiner Therapeutin aus der Klinik bzgl. des Entlassberichts, damit mir da keine Steine in den Weg gelegt werden. Als ich sie am Telefon hatte, fragte sie mich, wie sie mit meinem besten Freund verfahren solle, der sie wohl des öfteren Kontaktierte. Ich bat sie darum, ihm keine Auskunft über das ganze Geschehen zu geben. Mein Vertrauen war einfach zu sehr angeschlagen.
Auch meiner Therapeutin sagte ich, dass an diesen Freund keine Auskunft mdhr erteilt werden darf. Denn ich hatte irgendwie das Gefühl, dass meine Therapeutin mehr wusste, als sie hätte wissen können. U.a weil ich auch irgendwie wusste, dass dieser beste Freund hier mitliest. Die Glaskugel meiner Therapeutin wahrscheinlich kein Zufall. Mein Gefühl wurde immer misstrauischer. Ich wurde immer unsicherer. Da ist auf der einen Seite der kalte, sehr distanzierte Freund, der jedweden Versuch auf ihn zuzugehen mit einer Verletzung beantwortete. Und auf der anderen Seite der helfende Freund, der sich trotz seiner Distanz zu mir nicht aus meinem Leben raus hält.
Als ich ihn dann vorgestern fragte, ob es sein könne, dass ich ihn die letzten Monate missverstanden habe. Ich seine Hilfsbereitschaft als ein auf mich zugehen Verstand, es aber lediglich Hilfsangebote waren, weil er als Rittern in der schimmernden Rüstung, nicht aus seiner Haut konnte, bekam ich keine klare Antwort. Stattdessen faselte er irgendetwas von einer Email und dass er keinen Kontakt mehr möchte, weil er dieses Urteil nicht findet... Ich es selbst noch nicht habe, ich es ihm also noch gar nicht hätte zeigen können.
Was für eine Geschichte. Es ist so traurig, so verletzend, so enttäuschend und so verworren...