Vielleicht musst du aufhören, einer Norm entsprechen zu wollen. Ich hab letztes Jahr ein Buch gelesen, das mir in der Hinsicht ziemlich die Augen geöffnet hat...wenn ich bloß wüsste, wie's hieß... ach ja, "Nimm dir einfach mehr vom Leben".
Nimm Dir einfach mehr vom Leben: Amazon.de: Helmut Lautner: Bücher Das Cover und der Titel sind grauenhaft, es ist aber das beste Buch, was ich in der Richtung gelesen habe. Noch nie habe ich einen solchen Ansatz in einem solchen Buch entdeckt und noch nie ist es mir so wie Schuppen von den Augen gefallen.
Klar kenn ichs, dass man sich drüber aufregt, nicht mal einfach normal funktionieren zu können. Man fragt sich ununterbrochen, wieso andere einfach ganz normal leben können und nicht unter diesen ganzen Einschränkungen leiden müssen, mit denen man selber zu kämpfen hat. Wieso können andere Cornflakes, Kuchen und Burger in sich reinstopfen, Bier saufen, Nächte durchzechen und haben ne Haut wie n Babypopo und eine Figur, für die ich morden würde, und ich muss jedes Reiskorn zählen und dauernd dämliche Diäten machen, weil mein blöder Körper rumspackt und ich einfach nicht rausfinden kann, WIESO. Ich wünschte, ich könnte auf nen Knopf drücken und er würde nen Bon ausspucken, auf dem draufsteht, wo jetzt schon wieder das Problem ist.
Aber die Frage nach dem "Wieso" ist einfach sinnlos, genauso wie die Vergleiche mit anderen völlig sinnlos sind. Sinnlos ist alles, was einen persönlich nicht weiterbringt und/oder zurückwirft. Aufregen über eigene Makel ist genauso, als würde man sich aufregen, weil man nicht als Pferd geboren wurde oder nicht in Hogwarts studieren kann. So schlage ich nun die Brücke zu dem Buch: Es erklärt ganz gut, wie man sich dauernd an Problemen aufreibt, die lediglich im eigenen Kopf existieren, weil man die Realität nicht akzeptieren will. Man denkt, es sollte, man sollte, der Körper sollte. Offenbar soll es aber nicht, sonst wär es ja so. Und ist es denn wirklich so sch***, wie man denkt?
Hab festgestellt, dass das Aussehen bei den meisten Sachen kein Hindernis ist.
Und selbst bei den Dingen, die man als Hindernis betrachtet, z.B eine Beziehung haben, Schwimmen gehen oder was auch immer, besteht diese Blockade lediglich im Kopf. Würde man das gar nicht beachten, könnte man ja einfach losgehen, Beine hat man ja immerhin (wer weiß, wie lange noch). Bei Beziehungen genauso, es hindert meistens nicht der Makel an sich, sondern nur dass man selber sich verhält, als wär man behindert. Das schreckt die Leute ab.
Kurz gesagt: Man könnte einfach feiern gehen, sich mit Freunden treffen und sich vielleicht wirklich mal auf ein Hobby konzentrieren und einem Verein beitreten ohne ständig im Hinterkopf zu haben dass man doch eh aufgrund seines Äußeren negativ bewertet wird und schräg angeschaut wird.
Boah..gelbes Hemd, blaue Hose und rote Schuhe. Der Fotograf gehört geschlagen...
Du sollst dir ja nichts vormachen. Du sollst auch weiterhin nach Lösungen für Probleme suchen. Dabei dann allerdings deine Zeit/Energie so einteilen, dass möglichst viel Positives für dich am Ende dabei herauskommt. Das ist die einzige Bilanz, die ich für mich aufstelle - ich trenne in Aktivitäten die gute und schlechte Gefühle verursachen und versuche, nur erstere auszuüben.
Zweifel und Sorgen hab ich trotzdem haufenweise, aber ich erlaube mir z.B. auch nicht mehr, stundenlang zu googlen und mich verrückt zu machen wegen meiner Probleme, oder das Haus nicht zu verlassen deswegen. Ist nicht drin. Das ist es nicht wert und eine Überdramatisierung.
Für Interessen etc kannst du ja einfach stumpf aufstellen, was dir Spaß macht. Sch** auf längerfristig. Auch wenns nur ne Stunde Spaß macht, ist es gut. Alles, was Spaß macht, ist gut. Alles, was ablenkt, ist gut. Alles, was Erfolge bringt, ist gut. Lieber zocke ich drei Stunden und fühle mich dabei gut, als drei Stunden lang Symptome zu googlen.
Vielleicht verabschieden sich z.B. deine Hautunreinheiten, wenn du älter wirst, und vielleicht verändert sich dein Körperbau dann noch. Dann hast du die ganze Zeit umsonst verschwendet