Liebe KidRock,
ich weiß nicht, ob ich dir ein paar hilfreiche Worte hier lassen kann... Bei mir ist es ja die erste Schwangerschaft und ich geh an dieses Thema reichlich naiv ran.
Ich kann mir gar nicht so recht vorstellen, dass das ein wirkliches Problem sein kann.
Aber eines ging mir beim Lesen dieser Threads durch den Kopf. Es wird immer und immer wieder betont, wie wichtig es ist, den freien Willen des Kindes zu achten. Kann es sein, dass dich das alles auch deshalb so verwirrt, weil dir als erfahrene Mutter klar ist, dass genau das nicht immer möglich sein wird?
Was, wenn das Kind einen schmerzenden Ausschlag am Po oder im Intimbereich bekommt. Dann will es mit Sicherheit nicht dort angefasst und eingecremt werden, weil das weh tut. Und doch müssen Eltern genau das tun. Oder Zäpfchen, Fiebermessen... Und auch an weniger heiklen Stellen des Körpers, kann es notwendig sein, das Kind gegen seinen Willen zu berühren.
Der Wille des Kindes ist also definitv nicht die oberste Richtschnur dafür, welche Berührungen okay sind und welche nicht. Logischerweise kommt dann das Argument: "Klar gibt es auch Ausnahmen! Wenn das Kindeswohl eine solche Berührung erforderlich macht, dann ist das selbstverständlich in Ordnung!"
Damit stehn wir aber im Grunde wieder am Anfang. Was jetzt genau zum Wohl des Kindes ist und was nicht, lässt sich eben in vielen Fällen nicht so einfach entscheiden. Die Meinungen darüber gehen manchmal auch weit auseinander.
Nun kann man natürlich sagen, "Pfeif' auf die Meinung der anderen! Mach was du für richtig hältst!" In deinem Beispiel, wo es um komische Blicke geht, halte ich das auch absolut für richtig. Andererseits sind wir doch irgendwie oft auf die Meinung anderer angewiesen... Ich bin noch total unerfahren, was Kinder betrifft. Ich muss mich also auf die Meinung anderer verlassen. Ich brauche ganz viel Input von anderen, um mir überhaupt eine eigene Meinung bilden zu können. Und glaube, es ist auch richtig, seine Ansichten immer wieder mal zu hinterfragen, auch wenn man sich bereits eine (gut begründete) Meinung gebildet hat. Das muss nicht auf Wankelmut hinauslaufen, muss nicht bedeuten, dass man nicht zu seiner Meinung steht. Im Gegenteil. Wenn man eine innere Sicherheit hat, muss man nicht verzweifelt an einer einmal gebildeten Ansicht festhalten, sondern kann sich offen umsehen und immer wieder neue entscheiden, ob man seine Meinung ändert oder nicht. Da ist für mich eine "gefestigtere" Haltung, als wenn man sich an einmal gebildete Meinungen klammert. Aber ich schweife ab....
Ich wollte noch konkret was sagen zu dem (vielleicht nicht so eindeutig abgrenzbaren) Bereich von Berührungen, die evtl. auch Missbrauch oder Belästigung sein können. Die klarste Abgrenzung, die mir einfällt, ist die, darauf zu achten, dass eine Berührung dem Erwachsenen nicht mehr Spaß macht, als dem Kind. Bei (medizinisch) notwendigen Berührungen, haben die Eltern doch daran auch überhaupt keine Freude, wenn sie wissen, das muss jetzt sein, auch wenn es unangenehm fürs Kind ist. Beim Küssen und Kuscheln mit Babys, kann man glaub ich kaum was falsch machen. Und man braucht auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man das als Erwachsener total genießt, diesen Körperkontakt mit seinem Kind. Wer da pädophile Neigungen, Missbrauch o. ä. vermutet, ist doch normalerweise völlig auf dem falschen Dampfer. Aber sobald ein Kind irgendwie zeigen oder äußern kann, dass es etwas nicht mag, darf ich nicht einfach mit der Begründung weitermachen, dass doch das schön sei.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich denke, dass man nichts von diesen Verhaltensweise irgendwie davon abhängig machen sollte, ob man in der Öffentlichkeit ist, oder nicht. Da sollte es m. E. auch wieder nur darum gehen, was das Kind möchte und nicht, was andere denken. Irgendwann mögen Kinder vielleicht nicht mehr vor ihren Freunden von Mama umarmt und geküsst werden. Das ist dann völlig okay. Aber ein Kind distanzierter als sonst zu behandeln, nur weil jemand komisch guckt... Ich glaub, das ist nicht richtig... Ich kann nachvollziehen warum es dir schwer fällt, aber ich möchte dich ermutigen (klingt komisch von mir als unerfahrenem Küken...), dich davon nicht verunsichern zu lassen. Du weiß doch besser, was deine Kinder mögen und brauchen. Und wenn dann jemand denkt, dass du sie zu sehr "verhätschelst", kannst du vielleicht drüber nachdenken, ob da wirklich was dran ist. Wenn ja, wäre es aber nur logisch, das Verhalten auch zu Hause zu ändern. Wenn nein, darfst du weiter machen wie immer
Wann ist es denn bei euch so weit?
Ganz liebe Grüße
M.