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Gefangen in mir selbst durch depression

tine113

Neues Mitglied
Ich will es einfach mal los werden bzw schreiben.

Ich bin 23 Jahre alt und leide seit 13 Jahren unter schweren Depression.
Ich habe nie eine 'gute phase' oder eine 'normale phase',
Nein, mir geht es entweder schlecht oder verdammt schlecht. Ein 'gut' kenne ich nicht und schon gar nicht wie es normal sein könnte.
Auslöser war unter anderem meine Mutter, die mich nie haben wollte und es auch immer gezeigt hat. Sie hat quasi den Grundstein gelegt. Der Ausbruch kam dann mit 9 Jahren als sich meine Eltern trennten und das mobbing in der schule anfing. Dann Tauchte meine Mutter unter und war einfach verschwunden.
Währenddessen wurde das mobbing immer schlimmer und ich anfing mich zu ritzen. Ich wollte nur noch sterben aber ich war zu feige um die klinge richtig tief durch zu ziehen.
Kurze Zeit später sind wir um gezogen in eine andere Stadt.
Ich hab es nicht mehr geschafft in der schule klar zu kommen. Erst mit 20 hab ich auf der abendreal schule meinen Abschluss nach geholt.

Ich bin sogar seit 5 Jahren in einer festen Beziehung.
Dadurch wurde mir aber erst einmal klar, wie kaputt ich eigentlich bin.
Ich habe absolut kein selbstbewusst sein oder Selbstwertgefühl. Hab vor allem Angst und vermeide dadurch alles. Ich trau mir nie etwas zu oder kann irgendwas alleine entscheiden (selbst wenn es ums einkaufen geht). Ausserdem habe ich überhaupt keinen antrieb oder Kraft um irgendwas zu machen.

Vor einem Jahr habe ich endlich nach Hilfe gesucht.
Ich war schon für 8 Wochen in der tagesklinik und nehme antidepressiva.
Mittlerweile schaffe ich es schon kleine Strecken mit der bahn zu fahren oder einkaufen zu gehen. Das war vorher undenkbar gewesen.
Aber ansonsten ist nichts.
Ich merke wie ich innerlich immer mehr durch drehe.
Gefangen in mir selbst, alleine und hilflos.
Ich will doch nur ein normales Leben führen, so wie andere es auch tun. Ich will raus gehen, Dinge erleben, meinem Freund die Beziehung geben, wie er es sich wünscht. Freunde haben und jede Menge an wunderschönen Erlebnisse haben. Arbeiten gehen und für mich selbst sorgen können.
Ich will das alles so sehr, aber ich kann nicht. Es geht einfach nicht.
Und es wird auch niemals so werden.
Ich werde immer so gestört bleiben, gefangen in mir selbst, ohne Hoffnung und allein...
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Schade, daß es Dir - noch - so schlecht geht. Auch wenn es schöne Fortschritt zu sehen gibt.

Alle Achtung, daß Du in der Abendschule Deinen Abschluß gemacht hast. Du bist also beharrlich und fähig. Prima. Meine Hochachtung.

Bahnfahren, Einkaufen - wow - ich kenne genug, die damit zu kämpfen haben und es noch nicht allein schaffen.

Schön, daß Du eine langjährige Beziehung hast. Versteht Ihr Euch gut? Fühlst Du Dich wohl in der Beziehung?


Du hattest eine sehr, sehr schlechte Startposition ins Leben.
Es ist daher doch völlig normal, daß Du noch ein paar Runden hinterherhängst. Setz Dich da nicht zu sehr unter Druck. Solche Verletzungen heilen nun mal nicht in wenigen Jahren, psychische Prozesse brauchen ihre Zeit.

Dehalb sag bitte nicht so absolut, es werde sich nie etwas verbessern und lösen. Solche absoluten Sätze senden ein Signal aus. Auch an Dich selbst. Es ist einfach so, daß es Dir - noch - schwerfällt, an die Besserung zu glauben.

Nur so zur Einordnung: Ich bin jetzt seit 3 1/2 Jahren in ambulanter Psychotherapie und habe zusätzlich ganz viel Unterstützung durch Heilpraktikerinnen, Schamanen, Qi-Gong- und Meditationslehrer. Mir ging es nach ca. 1/2 Jahr wöchentlicher Psychotherapie etwas besser, nach 1 Jahr noch besser, im Verlauf des 2. Jahres immer besser, aber teilweise auch wieder so schlecht, daß ich suizidgefährdet war. Nach 3 Jahren ging es gut, aber war noch immer nicht stabil. Jetzt bin ich schon eine ganze Weile sehr kraftvoll und zuversichtlich, aber ich werde die kommenden Monate noch Unterstützung brauchen. Es dauert. Es braucht viel Geduld. Aber das ist es wert.


Was ich nicht ganz verstanden habe an Deinem Beitrag: Du sagst, Du hast Dir vor einem Jahr Hilfe geholt. Sprichst aber von nur 8 Wochen Tagesklinik. Kannst Du das etwas besser erklären? Bist Du jetzt bereits insgesamt 1 Jahr in ambulanter Psychotherapie? Oder waren das nur die 8 Wochen? Und Du bekommst ansonsten nur Medikamente?
 

tine113

Neues Mitglied
Erst mal freut es mich natürlich für Dich, dass es besser wird :daumen: :)

Ich habe erst vor einem Jahr angefangen, nach Hilfe zu suchen und Ich nehme seit dem an meine Medikamente.
Und Anfang des Jahres war ich für 8 Wochen in der tagesklinik.
Ansonsten steh ich derzeit nur auf Wartelisten
Wartelisten.

In meiner Beziehung läuft es nicht so toll. Ich liebe ihn wirklich vom ganzen Herzen. Aber mein Verhalten durch die Depressionen sind für ihn natürlich mega anstrengend. Es hat auch ewig gedauert bis ich selber gemerkt habe, das ich in einer ganz anderen Welt lebe als er, meine Gedanken, mein empfinden, mein Verhalten, meine Sichtweisen, einfach alles. Und dadurch versteht er auch alles falsch bzw nimmt es anders wahr als ich.
Ausserdem kann man mit mir auch nichts machen.
Immer bin ich antriebslos und hab keine kraft...
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Ja, es dauert, bis man von der Warteliste aufrutscht auf einen festen Therapieplatz. Das ist wirklich fürchterlich so lange warten zu müssen.

Sprich doch mal mit Deinen Ärzten, vielleicht können Sie Dir helfen.

Mir hat mein Gynäkologe geholfen. Er hatte erkannt, wie verzweifelt ich bin und für wie aussichtslos ich alles halte. Und daß ich komplett wegzusacken drohe. Er hat mir einen Therapeuten empfohlen und den vorher angerufen, um ihm seine Einschätzung mitzuteilen, daß ich dringend Hilfe benötige.

Außerdem haben mir gerade in der Anfangszeit zwei Heilpraktikerinnen sehr geholfen.

Kannst Du über die Tagesklinik aktuell keine Unterstützung bekommen?


Dein Freund wird nicht umsonst seit 5 Jahren mit Dir zusammen sein. Er kennt Dich doch so. Hat Dich so kennengelernt. Mach Dir da mal kein schlechtes Gewissen. Du mußt nicht "normal" sein, funktionieren. Du darfst auch ruhig mal anstrengend sein, solange Du liebevoll bist.


Hast Du mal prüfen lassen, ob die Antriebs- und Kraftlosigkeit ausschließlich auf die Depression zurückzuführen ist? Manchmal gibt es ja zusätzlich noch andere Ursachen - Schilddrüse, Mangelerscheinungen etc. Wenn eine Krankheit identifiziert ist, neigt man ja dazu alle Symptome, ausschließlich damit in Verbindung zu bringen und verbaut sich damit vielleicht andere Verbesserungsmöglichkeiten.
 

tine113

Neues Mitglied
Die von der tagesklinik waren nur der Meinung, dass ich eine berufliche reha machen soll aber das wurde vom Arbeitsamt abgelehnt. Ich sei noch nicht stabil genug und muss deswegen erst eine medizinische massnahme machen. Da habe ich für nächste Woche eine so genannte 'probewoche' und dort wird dann auch ein Antrag dafür gestellt...

Und wegen der Beziehung... Ich hab manchmal das gefühl, dass er sich nur nicht traut mit mir Schluss zu machen, weil ich nicht stabil genug bin.

Wegen dem antriebslos sein, wurde schon getestet ob es durch eine andere Krankheit kommt, aber ist nichts. Bin körperlich gesund.
 

Kontor

Aktives Mitglied
Hm Schwierig. Kann da nur von meiner persönlichen Erfahrung sprechen. Schwere Depressionen habe ich auch , zumal auch eine Persönlichkeitsstörung. War schon mehrmals in behandlung , jedoch hat erst die letzte Therapie "gut angesetzt". Oder anders gesagt , hatte im Juni meinen Suizidversuch ,landete dann auf der intensiv und von dort aus auf die geschlossenen. Auf der geschlossenen habe ich dann beschlossen eine Tiefenpsyschologische Therapie zu beginnen,die 8 -12 wochen geht . Die Therpaie konnte sogar eher beginnen , da einer abgesprungen war und die Oberärztin von meiner Station sich dafür einsetzte das ich eher dran kam.

Für mich persönlich muss ich sagen hat es mir viel gebracht. Dort ging es zwar da hin wo es manchmal auch wehtat , aber es ging auf denn Kern zurück. Im gegenteil zu denn anderen Stationen wo meist nur Oberflächig bissel was gemacht wird und nach paar wochen schluss ist.

Hoffe ich konnte dir damit etwas weiter helfen.

Lg
 

tine113

Neues Mitglied
Kontor: Schön das es dir was bringt und es besser wird.
Soweit ich weiß, wird diese tiefenpsychologie nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommenen.

Ich hab halt auch Angst davor, dass es wahrscheinlich ne chronische bei mir sein wird. Und da hab ich öfters gehört das die nicht behandelbar ist...
 

bird on the wire

Aktives Mitglied
Doch. Es gibt in Deutschland 3 Therapieformen, die bei entsprechender Diagnose übernommen werden:
  • Psychoanalyse
  • tiefenpsychologischfundierte Psychotherapie
  • Verhaltenstherapie

Ich mache auch eine tiefenpsychologisch fundierte.


Ob und wie Deine Nöte behandelbar sind, das weiß doch eigentlich keiner im Vorhinein so richtig. Mach Dir da mal keinen Kopf. Es passiert so viel. Es wendet sich vieles zum Guten.
 
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