Was bedeutet eigentlich: Es stimmt etwas mit XY nicht?
Ist das nicht auch schon sehr pauschal, so dass man es eigentlich nicht beantworten kann?
Fakt ist: Wenn jemand keine Partnerschaft hat, hat das Gründe. Und die Frage sollte eher lauten: Was bedeuten diese Gründe im konkreten Einzelfall für den potentiellen Partner und für den Menschen selber?
Muss jeder mit jedem Grund gut klar kommen, nur um nicht oberflächlich zu sein? nein!
Muss so ein Grund ein Werturteil sein? auch nicht.
Wenn jemand zB keine Partnerschaft findet, weil er krankhaft schüchtern ist, so ist das ein Grund: Kein Grund, ihn gesellschaftlich auszugrenzen und ihn zu missachten, aber ein Grund, warum er sich schwer tut, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und eine Partnerschaft zu finden.
Und natürlich wird es leute geben, die sagen: "Ne, mit jemandem, der SO schüchtern ist, kann ich keine Partnerschaft eingehen". Das sollte man ja wohl frei entscheiden dürfen, ohne deswegen gleich oberflächlich oder sonst was zu sein. Bedeutet das nun, dass mit dem Schüchternen "was nicht stimmt"? Ja und nein. Wenn man etwas anderes bekommt als man will, stimmt zumindest im "System" was nicht: Und wenn man nicht in der Lage ist, sein "System" anzupassen, obwohl man unter dem Ist-Zustand leidet, kann man das durchaus als Defizit bezeichnen. JEDOCH: Ist das kein Werturteil!
Wenn ich mit dem Rauchen aufhören will und es nicht schaffe ist das auch ein Defizit, aber kein Werturteil.
ich finde, sowas kann man wirklich nur differenziert betrachten und im Einzelfall.
Natürlich gibt es Leute, bei denen sieht man von außen und 10 Meter gegen den Wind, warum die keinen Partner finden und man sieht auch, dass sich das wohl nicht so schnell ändern wird.
Und es gibt menschen, da fragt man sich, wieso die eignetlich niemanden finden, weil es augenscheinlich überhaupt keinen Grund gibt.
Aber es gibt IMMER einen Grund: Und sei es nur simples Pech.
Ich selbst bin der klassische Spätzünder und ich kenne, anders als zB Insta, wirklich auch ne Menge Leute, die weit über 30 einfach keinen Partner finden, obwohl sie es sich wünschen. Bei ALLEN (inkl. mir selbst) gab es ersichtliche Gründe. Ich hatte in dem Moment keine Probleme mehr bei der Partnersuche, als ich mir eingestanden habe, DASS ich diese Gründe die ganze Zeit konsequent ignoriert habe: Als ich das "Defizit" wirklich angepakt habe, hatte ich innerhalb weniger Wochen eine stattliche Auswahl an Männern, wo ich mich nur entscheiden musste. Natürlich beißt man sich da in den Hintern und denkt sich: Ich Depp- warum hab ich mich so viele Jahre gequält, wenn es so einfach gewesen wäre. Aber das ist halt ein Prozess den man durchlaufen MUSS. Es hilft nichts, sich dahinter zu verstecken, dass Männer/Frauen halt doof sind und die Welt ungerecht (hab ich lange gemacht: Hat nichts gebracht). Aber wenn man den Stier bei den Hörnern packt, DANN kommt man auch vorwärts. Und natürlich kann man es einem Freundeskreis, einer Gesellschaft nicht unbedingt verdenken, wenn sie es als Defizit betrachtet, dass jemand, die offensichtllichen Stellschrauben nicht dreht und sich lieber weiter beklagt.
Mein bester Freund- ein Mensch auf den ich nicht kommen lasse und hinter dem ich 100% stehe- findet keinen Partner: Obwohl er nett, gebildet humorvoll ist und ein Bild von einem Mann. Eigentlich müsste man meinen, dass er 10 an jedem Finger hat. Aber er findet keinen Partner, weil er sich bei der Suche dermaßen blöd anstellt und sich selbst sabotiert.
Und klar könnte ich als seine beste Freundin jetzt sagen: Die böse Gesellschaft ist so unfähig und oberflächlich und erkennt dieses Goldstück von einem Mann nicht. Ich kann aber auch Roß und Reiter beim Namen nennen und sagen: Wer sich so ungeschickt verhält, der KANN ja nicht zu Potte kommen: Da kann weder die Gesellschaft was dafür noch sonst wer.
Ich denke, das größte Problem ist, dass Partnerlose das ganze SELBER als makel und als Schande betrachten und es deswegen nicht ganz sachlich und nüchtern anpacken können. Wenn man sich den Fuß bricht, dann sagt man ja auch nicht: "Oh mir ist das so peinlich, dass ich den Berg runter gekugelt bin: Vielleicht hat der Schmerz ja andere Gründe". Dann sagt man: OK: Fuß gebrochen= Arzt muss her!
Würde man ähnlich sachlich auch bzgl seiner eigenen Persönlichkeit und seinen Schwächen Bestandsaufnahme machen und dann die entsprechenden Punkte anpacken, wäre vieles leichter. Da muss man halt auch mal ehrlich gegenüber sich selber sein: Es ist ja keine Schande, Schwächen zu haben und sich diese auch einzugestehen.
Dann würde man auch nicht zu viel Zeit damit vertrödeln, die Schuld woanders zu suchen sondern würde das Problem an der Wurzel packen.
Aber dazu muss wohl erst im EIGENEN Kopf klar werden, dass es keine Schande ist, zu scheitern oder etwas nicht so schnell zu schaffen wie andere.