Wenn du eine sehr schwere Depression und Angststörung hast, ist in erster Linie eine darauf zugeschnittene Psychotherapie wichtig. Daneben würde ich dir empfehlen, dich zunächst in Foren wie diesem oder ähnlichen nur schriftlich mir anderen Menschen auszutauschen. In der Anonymität ist das wahrscheinlich einfacher als im realen Leben. Auch hier wirst du aber nicht nur gute Erfahrungen machen; es gibt User, die selber gestört sind oder voller Minderwertigkeitskomplexe stecken und daher alles, was du schreibst, in den falschen Hals bekommen und dir das Wort im Munde herumdrehen. Solche Beiträge werden dann von einer ganzen Horde ihrer Fans obendrein "ge-liked". Das muss man "ab" können. Da du die Userinnen und User nicht persönlich kennst, ist dies aber eher zu verschmerzen, als wenn es dir im realen Leben passiert.
Im Rahmen der Psychotherapie sollte auch das Thema "Kontakte finden im realen Leben" angegangen werden. Konzentriere dich zunächst nur auf Kontakte, stelle nicht den Anspruch, dass daraus eine Freundschaft oder gar Partnerschaft erwachsen muss. Wahre Freunde zu finden, ist extrem schwierig, je älter man wird. Ich habe mich von dem Wunsch verabschiedet, mir reicht es mittlerweile, überhaupt Sozialkontakte zu haben. Die meisten Freundschaften, die man in der Kindheit und Jugend zu haben glaubte, zerbrechen oder verflüchtigen sich früher oder später sowieso. Das ist normal, wenn auch bedauerlich, und dafür musst du die Schuld nicht bei dir suchen.
Die meisten Menschen schotten sich auch gegen alles Negative, Schwierige und Problematische ab, wechseln dann brüsk das Thema und geben einem zu verstehen, dass sie dies "nicht so nah an sich heranlassen". Wenn man natürlich nur jammert und klagt, ist es kein Wunder, dass andere Menschen auf Abstand gehen. Aber ich halte es für eine sehr ungute Entwicklung, dass man immer "gut drauf" sein muss, egal, welche Probleme man gerade hat oder was einen beschäftigt - wehe wenn nicht, dann ziehen sich die meisten von einem zurück und man vereinsamt. Du hast im Grunde nur die Wahl zwischen Verstellung und totaler sozialer Isolation.
Ich kann dir nur empfehlen, durch das Forum oder Selbsthilfegruppen nach Menschen zu suchen, die auch ihr Päckchen zu tragen haben und nicht erwarten, dass du immer fröhlich und "positiv" bist. Man braucht Menschen, von denen man sich verstanden fühlt, und das sind bei den vom Glück weniger Begünstigten eben nicht die immer fröhlichen Strahlemänner und -frauen, die nahezu alles haben, was ein erfülltes Leben ausmacht. Bei näherem Hinsehen ist das sowieso meist nur Fassade.
Das Wichtigste ist, dass du dich erst einmal um dich selbst und dein Wohlbefinden kümmerst. Das schließt Anteilnahme und Hilfsbereitschaft gegenüber anderen nicht aus. Aber man darf diese nicht übertreiben, sonst führt es nur dazu, dass man als bedürftig wahrgenommen, ausgenutzt und nicht für voll genommen wird. Die wenigsten Menschen machen sich vertieft Gedanken um Mitmenschen, die vom Schicksal gebeutelt sind. Sie sind auch nicht dazu bereit, sich auch nur von Zeit zu Zeit um einen solchen Menschen zu kümmern, und sei es nur durch einen Anruf oder ab und zu mal ein Treffen. Dabei könnten sie ja mit zu vielen Problemen konfrontiert werden, die ihre friedliche Behaglichkeit stören. Also muss man selbst gut für sich sorgen, damit man psychisch nicht vor die Hunde geht. Überlege auch einmal, aus welchen Dingen du Kraft schöpfen kannst (Musik, bestimmte Bücher, Filme, ein Hobby, Tiere, evtl. der religiöse Glaube etc.), für die du nicht auf die Gesellschaft eines anderen Menschen angewiesen bist.
Eine begleitende Psychotherapie halte ich bei schweren Depressionen dun Angststörungen allerdings für unerlässlich.