Hi Fleu!
Ich glaube, man muss sich in diesem Thema gar nicht für ein Extrem oder das Andere entscheiden.. wie so oft gibt es denk ich einen "goldenen Mittelweg". Natürlich ist es schlecht für die Beziehung, ständig die Fehler des Partners herauszustreichen und wegen Kleinigkeiten einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber genauso schlecht wäre es doch, jede Unzufriedenheit immer runterzuschlucken und nie ein offenes Gespräch darüber führen zu können.
Ich finde, Kritik ist ja erst einmal nichts schlechtes. Jemand, der niemals kritisiert wird, hat vielleicht Schwierigkeiten, zu erkennen, wie er und seine Verhaltensweisen auf andere wirken. Verhaltensweisen, die vielleicht gar nicht unbedingt "zu ihm" gehören, sondern die er sich einfach angewöhnt hat, ohne speziellen Grund. Und Kritik ist, oder kann auch, eine Chance sein, Verbesserungspotential in sich zu entdecken. Vielleicht kann man eher es als Meinungsverschiedenheit bezüglich gewissen Werten sehen. Beispiel: wenn ich meinen Partner kritisiere, weil er schlecht/zu wenig sauber macht, dann haben wir verschiedene Werte, was Sauberkeit und Ordnung angeht.
Natürlich kommt es darauf an, erstens: was oder wie oft man kritisiert, und zweitens: wie man kritisiert.
In meiner eigenen Partnerschaft ist es mein Ziel, nie "ins Blaue hinaus" zu kritisieren, sondern mir genau zu überlegen, was mich warum stört, und es dann in einer ruhigen Minute liebevoll zur Sprache zu bringen, wenn ich dann immer noch denke, dass es wirklich so wichtig ist.
Das klingt jetzt hochtrabender als es gemeint ist
Übrigens denke ich, jemanden zu kritisieren, heisst nicht, dass man ihn nicht nimmt (und sogar gut findet), wie er ist. Es kann auch einfahc nur ein Hinweis sein auf etwas, was einen noch ein bisschen glücklicher machen würde. Zumindest bei mir ist das so. Ich sollte vielleicht mal ein Beispiel bringen: Mein Freund hat die nervige Angewohnheit, Türen einfach hinter sich zuzuziehen, statt die Klinke runterzudrücken. Das führt dazu, dass das Türeschliessen manchmal recht laut ist, und ich dadurch aufwache, wenn er nachts aufs Klo geht oder so. Und meine Erfahrung damit ist: Kritik (am besten noch wütend und mitten in der Nacht vorgebracht) bringt da überhaupt nichts. Manchmal sage ich es ihm, aber auf eine nette Art und Weise, am nächsten Morgen, einfach nur so als Hinweis. Manchmal sage ich nichts und schlafe einfach wieder ein, und so hat es sich ein bisschen eingependelt: er denkt öfter daran, leise zu sein, und ich schlafe schneller ein, wenn er es mal vergisst.
Ich war früher allgemein schneller gereizt wegen solchen Dingen.. irgendwann habe ich so ein bisschen diese "ist doch eigentlich gar nicht so wichtig" Einstellung angenommen. Ich weiss leider nicht genau, wie das gekommen ist, deshalb kann ich dir keine konkreten Tipps dazu geben. Ich habe einfach viel darüber nachgedacht.