Hallo ihr lieben, erstmal danke ich euch allen von ganzem Herzen. Ich hätte nicht mit so viel Antworten gerechnet und bin sehr dankbar dafür. Es hat sich jetzt einiges geändert und ihr habt auch ein paar Fragen gestellt, die ich euch gerne beantworten würde und gleichzeitig ein kleines Update geben.
Erstmal vorweg: So streng kulturell leben meine Eltern auch nicht, dass ein Ehrenmord in Frage käme. Das schlimmste was wirklich passieren könnte, wäre, dass meine Familie komplett missachtet und ignoriert.
(Die Cousine meines Vaters z.B. hat auch den "falschen Mann"(in den Augen ihrer Eltern) geheiratet und ihre Familie ignoriert sie schon seit mehr als 10 Jahren auch komplett bis auf die Familie meines Vaters (also unsere) und die meiner Tante väterlicherseits.)
(Ich bin mittlerweile ein Jahr älter.) Also ab Juni hatte ich einen Ferienjob bei einem großen Unternehmen und habe dementsprechend einiges an Geld verdient. Was meine Eltern betrifft sind sie sehr locker damit umgegangen, dass ich einen Ferienjob gemacht habe, was ich mich persönlich nicht überrascht, weil sie eben definitiv möchten, dass ich weiß wie das Berufsleben aussehen kann ohne die richtige Bildung und sie auch möchten, dass ich immer Geld auf der hohen Kante habe. Den Job hatte ich für 3 Monate und weil ich mit dem Auto meiner Eltern zur Arbeit fahren durfte und ich generell z.T. noch Schuldgefühle hatte wegen des Anlügens, habe ich ihnen in ihrem Laden ausgeholfen (Gastronomie). Sprich nach meinem Arbeitstag ein paar Stunden am Tag ausgeholfen durch zB Liefern oder ähnlichem, was ich aber ohnehin auch schon vor der Enthüllung meiner Beziehung tat.
In der Zwischenzeit habe ich mich für die Uni beworben und tatsächlich meinen Traumstudienplatz bekommen. Nun studiere ich nicht weit weg von zuhause jedoch zumindest an einer Uni, die ein wenig mehr als eine Stunde von zuhause liegt. Deswegen habe ich dort auch eine Wohnung gemietet. Meine Eltern haben auch das sehr locker genommen. Einer meiner älteren Brüder, der an derselben Uni studiert hatte, hatte auch eine Wohnung in der Stadt (jetzt nicht mehr) und er wurde von meinen Eltern gebeten jedes Wochenende nach Hause zu kommen, wenn er denn könnte. Genau das gleiche haben meine Eltern auch mich gebeten, was verständlich ist.
Es wirkt so als würden sie einem evtl die zT Freiheit rauben, aber meine Mutter macht sich wirklich viele Sorgen, wenn sie nicht weiß ob es ihren Kindern gut geht, weswegen sie damals, als mein Bruder unter der Woche nicht zuhaus war, ihn jeden Tag anrief, um mit ihm zu reden oder meinen anderen Bruder, der mal im Ausland war für ein Semester, mit dem sie dann mehrmals täglich geredet hatte.
Zudem habe ich auch Verständnis dafür die Wochenenden mal zuhause verbringen zu "sollen", da meine Eltern in ihrem Laden wegen der Pandemie unterbesetzt sind und wir als Großfamilie den Betrieb als Familienbetrieb führen. Da meine Brüder momentan in ihren Endzügen des Studiums sind und derweil Praktika machen, hat kaum jemand Zeit, um meinen Eltern zu helfen. Zudem verschlechert sich der Gesundheitszustand meiner Mutter zunehmend, dass auch sie den Haushalt kaum mehr alleine führen kann (sie ist ca. 45 und hat 6 Kinder). Außerdem musste die Wohnung, die ich zurzeit miete, renoviert werden, wobei mein Vater mir sehr geholfen hat, weswegen es mir auch deshalb nichts ausmacht, an Wochenenden nach Hause zu kommen, wenn ich Zeit habe.
Meine Eltern haben betont, dass ich den Fokus aufs Studium legen soll, sprich wenn ich am Wochenende nicht nach Hause kommen kann deswegen, soll es so sein. Natürlich soll ich auch Spaß haben, aber die Bildung ist ihnen eben sehr wichtig, da sie selbst damals mit nichts ins Land kamen und heute Tag für Tag 12h+ arbeiten, damit wir es besser haben können. Also ihre Bitte ist verständlich. Wir sollen nicht wie sie enden.
Ich bin auch noch immer heimlich mit meinem Freund(22) zusammen. Ihn hat die Zeit natürlich schwer getroffen, in der wir uns nicht sehen konnten und es mir wirklich schlecht ging, zudem hatte er selbst auch Unistress und war total überladen. Der Arzt meinte er wäre am Punkt angekommen, wo man von einem Burn out reden könnte und auch reaktiven Depressionen. Dadurch dass seine Oma auch noch Krebs bekommen hat und diesen nicht überleben wird und sie einer der Personen war, die ihn mitgroßgezogen hat, war das auch nicht sonderlich förderlich in seiner Situation. Wir haben die Zeit dennoch als Team ganz gut (den Umständen entsprechend) durchgestanden und freuen uns umso mehr auf die Zeit, die jetzt noch folgt. Er selbst studiert an derselben Uni und wohnt auch in derselben Stadt. Ein paar Freundinnen von mir, die jetzt auch in der Stadt wohnen, sind dann auch erreichbarer für mich und ich hoffe einfach, dass die Zeit anders wird.
Abgesehen von diesen Neuerungen gibt es nicht viel. Ich hatte eigentlich keine Zeit, um mich mit Freunden treffen zu können oder andere Dinge zu tun und weiß auch gar nicht, ob ich das gedurft hätte. Der (anstrengende und zeitintensive) Ferienjob hat die Zeit um einiges erträglicher gemacht (auch wenn das komisch klingt), aber so hatte ich immerhin etwas Zeit ohne Familie und habe dort sogar alte Freunde wiedergesehen. Ich denke, dass sich die Situation durch die Zeit und den Job um einiges gebessert hat, jedoch habe ich noch nicht ausprobiert in welchen Zügen genau (z.B. Freunde treffen wieder erlaubt? Vertrauen sie mir wieder? etc.)
Ich weiß, dass das naiv klingt, aber ich belasse es erstmal so.Denn ich darf ausziehen, was mein Hauptziel war und auch wenn es nicht sonderlich weit weg ist, bin ich immerhin etwas weiter weg von zuhause und das erspart einige Beschränkungen und gibt mir ein wenig Luft zum Durchatmen.
Ich weiß jedoch, dass wenn sich so etwas noch einmal abspielen sollte, ich aufjedenfall rechtlichen Beistand brauchen werde oder ähnliches und ihr mir hoffentlich dabei auch zur Seite stehen werdet.
Wie gesagt danke ich euch und hoffe ich konnte so einige Missverständnisse klären. Wenn ihr noch Fragen habt oder Anregungen, bin ich aufjedenfall noch da (auch wenn etwas verspätet).
Liebe Grüße