Familie / Ehe - keine Zukunft???

Guten Morgen!

Ich komme vom Dorf und der Großteil der Leute, die ich kenne, haben große Familien. Natürlich läuft dort bei weitem nicht alles rund, aber unter dem Strich hat jeder, den ich kenne, seinen festen Kreis und am Ende ist Blut immer dicker, als Wasser.

Meine leibliche Familie besteht dagegen eigentlich nur aus meiner Mutter. Vater abgehauen, neues Leben begonnen und mir vor ein paar Jahren mal auf den Kopf zugesagt, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will (nur aufgrund angeblicher Erzählungen von Leuten ihm gegenüber über mich - weiß nichts konkretes und es ist eigentlich auch nichts Schlimmes vorgefallen). Onkel väterlicherseits hat mich schon als Kind spüren lassen, dass er mich nicht leiden kann. Hatte immer Angst, wenn er kam und habe mich extrem unwohl gefühlt, wurde aber von meinen Eltern immer abgetan. Geschwister habe ich keine, Kinder auch nicht (obwohl alles versucht). Ergebnis: ich fühle mich überall ausgeschlossen, außen vor, einsam, hasse mich seit jeher selbst und kann keine liebevolle Bindung zu mir selbst aufnehmen (ich vermute, dass ganz tief drinnen die Konstellation mit meinem Onkel dahinter steckt - du bekommst als kleines Kind offen gezeigt, dass du von einem engen Familienmitglied gehasst wirst und niemand schreitet ein...).

Ich bin verheiratet und liebe meine Frau auch nach Jahren immer noch. Meine Frau stammt aus anderen Verhältnissen und war schon als Kind oft auf sich allein gestellt. Sie kennt nicht die typische Situation vom Dorf mit großen Familien, dazugehörigen Feiern, gegenseitiger Hilfe, usw. Sie ist nicht sonderlich interessiert an anderen Menschen, vielmehr merke ich regelmäßig, dass sie andere schnell (oft ungerechtfertigt) in negative Schubladen steckt oder sehr negativ sieht und diese Menschen dann sofort für sich "abhakt". Wir hängen eigentlich nur zu Hause rum, haben nur einige eher oberflächliche Bekanntschaften.

Somit habe ich zwar einen Menschen direkt an meiner Seite, jedoch habe ich das Gefühl, dass meine Frau meine Einsamkeit noch verstärkt, in dem sie Menschen "abwehrt" und keine Nähe zulässt. Einige wenige Freundschaften von mir sind so über die Jahre auch eingerostet.

Ich habe seit längerem das Gefühl, dass ich in eine Zukunft ohne soziale Kontakte, enge Bezugspersonen und Ereignisse schlittere und eines Tages völlig einsam sein werde. Aufgrund der Probleme mit mir selbst bin ich ohnehin schon selbst kein großer Menschenfreund und war eigentlich nie beliebt - obwohl ich dass immer gerne gewesen wäre.

Ich habe mit meiner Frau schon mehrfach darüber gesprochen. Sie versteht meine Gefühle, zuckt aber am Ende mehr oder weniger die Achseln darüber, da sie es nicht anders kennt und sagt, so glücklich zu sein.

Weiß jemand Rat? Ich fühle mich seit längerem mit dem Rücken zur Wand und weiß nicht mehr, wie es in meinem Leben weitergehen soll...


LG Thomas

Das ist halt der Unterschied zwischen Dorf- und Stadtmentalität. Manche (wie Du) finden Gemeinschaft und Zusammenhalt in ländlichen Gegenden toll, anderen geht der ständige Gerüchtezirkus samt stetiger Ausspioniererei von Seiten jedes Nachbarn im Dorf so auf den Wecker, daß sie lieber in die anonyme Großstadt umziehen, um ihre Ruhe zu haben (wie Deine Frau). Wenn Du die Diskrepanzen zwischen Euch nicht als so groß ansiehst, daß Du eine Trennung in Betracht ziehst, wäre der einfachste Weg für Dich, neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu schließen, ein Hobby, das Dich vielleicht auf Ausstellungen, Fachmessen und andere Treffen von Gleichgesinnten führt, oder eine ehrenamtliche Tätigkeit mit den ganzen Neukontakten, die Du dort knüpfen kannst.